Ihr Lieben, dieser Gastbeitrag ist ein ziemlich besonderer, denn er kommt von Pia Mortimer. Pia ist selbst Mutter von zwei Kindern und arbeitet online und in Hamburg als Coach für Weiblichkeit, Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt. Außerdem begleitet sie Frauen persönlich durch die Geburt und durch die Zeit des Wochenbetts.
Wir haben vorab viel über ihren Text gesprochen, weil das Thema Geburt ein so besonderes ist. Wie sensibel es wirklich ist, merkten wir beim Durchlesen ihres ersten Entwurfes, in dem ich (Lisa) mich angesprochen fühlte. Meine eigenen Geburten verliefen nicht so, wie ich mir das gewünscht hätte, und ich las Pias Text so, als hätte ich selbst nur nicht doll genug losgelassen. Wir haben hin- und hergeschrieben und uns am Ende auf diese Version hier geeinigt.
Es geht um Geburt und um den Umgang mit unseren Ängsten zu diesem Thema. Möge es vielen Frauen helfen, die selbst noch Geburten vor sich haben – oder gern noch einmal in die Erfahrungen ihrer vergangenen Geburten eintauchen möchten. Los geht´s:
Ich wache auf und tapse ins Bad.
Licht an, Hose runter, ach, Moment!
Das Knistertütchen fällt mit dem Schwangerschaftstest zwischen meine nackten Füße auf den kalten Fliesenboden.
Keine zehn Minuten später bin ich schwanger.
Klar, ich war es schon die letzten zwei Wochen, aber dieser zweite Strich da. Der ist neu.
Neu sind auch die Ängste, die dieser zweite Strich da mit sich bringt.
Neu sind all die Fragen und Sorgen, die zwischen meinen Ohren hin- und herflitzen.
Dann beginnen die Vorsorgen. Im Wartezimmer sitze ich nie allein. Links von mir Frau Anja-Angst-im- Nacken, zu meiner rechten Frau Sonja- Sorgenvoll. Zwei Mädels, die mich seit diesem zweiten Strich begleiten.
Oh, Moment mal. Dieser zweite Strich da, ist mehr als Pipi mit HCG. Dieser Test mehr als Plastik und mein Kind in mir schon jetzt mehr als ein Haufen Zellen. Die Mädels, die sich so selbstverständlich an meine Seite setzen, sind die Ängste aus Generationen voller komplizierten Geburten.
Generationen, in denen Geburten voller Angst und Schrecken erlebt wurden.
Generationen, in denen Frauen ihres urweiblichen Gebärwissens entmächtigt wurden.
Generationen, die weder sanft und selbstbestimmt empfangen, noch geboren haben.
Genrationen, die selbst weder sanft noch selbstbestimmt empfangen worden sind…
Mit dieser Erkenntnis, sitze ich irgendwie gerade ganz schön allein da, denke ich mir so im Wartezimmer, zwischen der Brigitte und dem dritten unerlaubten Anruf meines Sitznachbarn.
Ich werde aufgerufen.
Frau Dr. K. untersucht mich routiniert. Dann der erste Ultraschall. Langes Schweigen. Das Haus meines Babys sieht eher nach einem Haufen dunkler Wolken aus. Ich erkenne nichts. Weder in meinem Uterus, noch im Gesicht von Frau Dr. K., die mit ernster Miene auf den Monitor blickt.
Anja und Sonja gucken fast ein bisschen triumphierend, als ich die kalte Glibbermasse zitternd von meinem Bauch wische und versuche, diese eiserne Stille zwischen mir und der Ärztin nicht zu nah an mich ranzulassen…
Ich versuche, Fassung zu bewahren und möglichst intelligent zu nicken, während Frau K. einen Eimer Fremdwörter über mir ergießt, von denen ich 90% nicht verstehe.
Ich gehe mit einem dickem Kloß im Hals nach Hause, setze mich vor den Rechner und versuche die Bruchstücke des mir hängengebliebenen Fachchinesisch zusammenzubasteln…. Was sagt Google?
Worauf können wir uns in der Schwangerschaft verlassen?
Wer gibt uns Schutz und die Sicherheit, dass es dem Kind gut geht?
Wie können wir unseren eigenen, natürlichen Weg durch die Schwangerschaft und Geburt finden, während uns so viele Horrorbilder und Geschichten über traumatische, blutige Geburten geboten werden, dass wir – wie blind vor Angst – den Weg aus dem Labyrinth nicht finden?
Die Antwort ist blöd und schwer und vielleicht sogar unbefriedigend, weil sie dich als schöpfende, gebärende Frau in deiner Selbstverantwortung in den Mittelpunkt deines Geburtsprozesses stellt.
Alle Kraft, alle Sicherheit, alle Antworten sind in uns selbst!
Wir schauen zurück auf eine Jahrtausende alte Geburtskultur, in der Frauen intuitiv wussten, wann, wo und wie sie gebären werden. Wir können das schaffen. Wir schaffen das.
Vielleicht stehen deine Sonja und Anja mir gerade gegenüber, zeigen mir den Vogel und wollen daran erinnern, dass Frauen früher reihenweise bei der Geburt gestorben sind. Das mag stimmen. Aber es lag nachweislich nicht an den gebärenden Frauen, die durch ihren Kontakt zum Körper und der Hingabe an den Geburtsprozess ihr Baby gebaren, sondern hauptsächlich an den unhygienischen Umständen.
Also weiter: wir Frauen sind in der Schwangerschaft aufgefordert uns einen Weg durch den tiefen Dschungel aus Bildern, Szenen und Erzählungen zu machen, die uns von Geburten erzählen, wo Hebammen und Ärzte, Frauen schreiend, krampfend, blutend ein Kind aus sich herausziehen.
Ja, woher sollen wir dann wissen, dass eine Geburt auch in tiefer Ruhe, Einklang, Sicherheit, Selbstbestimmung, aus eigener Kraft und im eigenen Tempo stattfinden kann?
Woran sollen wir uns orientieren, wenn wir uns von dem abwenden sollen, was uns die Gesellschaft von Geburten erzählt?
Wohin nur mit dieser ganzen Angst?
Lasst uns für einen Moment der Angst ins Auge sehen.
Angst macht eng. Angst lässt deinen Körper verhärten.
Sie blockiert unseren intuitiven Zugang zum eigenen Körper, der genau weiß, was wir für unsere Geburt brauchen.
Angst lässt eine Menge Hormone durch unsere Adern rauschen, die unserem Körper ein Zeichen von Gefahr vermitteln.
Adrenalin ist bekannt als Angst- und Stresshormon. Wird dieses Hormon unter der Geburt ausgeschüttet, wird unser Körper intuitiv auf den Gefahr- und Fluchtmodus umgestellt. In der Folge werden alle Körperregionen mit Blut gefüllt, beispielsweise die Füße, die wir für die Flucht aus der Gefahrensituation gebrauchen können. Die Blutversorgung zur Gebärmutter hingegen wird gestoppt. Was daraus folgt? Der klassische Geburtsstillstand, der gerne als Komplikation bezeichnet wird und Ärzte und Hebammen einlädt, den Körper durch chemische Medikamente zur Austreibungsphase zu bewegen.
Unser Körper wird in dem natürlichen Schutzmechanismus übergangen. Statt am Ursprung anzusetzen, also unseren Körper von der Angst zu befreien, werden von außen Interventionen durchgeführt, unter denen der Körper unter Garantie nicht von selbst in die Entspannung zurück findet.
Fakt ist: Angst und Entspannung können nicht gleichzeitig im Körper sein. Es geht nicht darum, Anja und Sonja in dir zu verneinen, sie zu verdrängen – in der Hoffnung, sie mögen verstummen.
Es geht um einen achtsamen Bewusstwerdungsprozess all der Ängste, die in uns lebendig sind, damit sich der schwere, verstaubte Mantel aus Angst von unseren Schultern hebt – damit unser Weg in eine selbstbestimmte Geburt frei ist. Wir müssen lernen hinzusehen: ist es wirklich unsere Angst? Oder die Angst der Gesellschaft?
Wie würde es sich anfühlen, kraftvoll und selbstbestimmt im Zentrum des eigenen Geburtsprozesses zu stehen?
Wie würde es sich anfühlen, den Körper von den Geburtswellen führen zu lassen und intuitiv wahrzunehmen, welche Bewegung oder Geburtsposition dein Körper und dein Kind für eine sanfte Geburt brauchen?
Die Zeit ist reif für eine angstfreie, achtsame und selbstbestimmte Geburtskultur.
Hier kommen meine 3 Tipps für einen Umgang mit deinen Ängsten, damit du frei und selbstbestimmt gebären kannst:
1. Es geht nicht darum, Anja und Sonja in dir zu verneinen, sie zu verdrängen in der Hoffnung, sie mögen verstummen. Dies würde ebenso wenig funktionieren wie der Fakt, dass du an nichts anderen, als den rosanen Elefanten wirst denken können, sobald du es dir verbietest.
Mein erster Tipp also lautet: nimm deine Ängste bewusst wahr. In dem Moment, wo du dir deiner Ängste bewusst wirst, wirst du merken, dass eine Menge der Lähmung und Starre aus deinem Körper weicht.
Wenn dir eine Angst über den Weg läuft, begrüße sie. Sie gehört zu dir. Sie sind ein realer Teil deiner Realität und haben direkte Auswirkungen auf dein Körpersystem.
2. Woher kommen die Ängste?
Deine Angst, kann eine natürliche Schutzfunktion deines Körpers sein, der dich vor Unheil schützen möchte. Häufig haben unsere Geburtsängste mit dem Bild von Geburt zu tun, was uns die Gesellschaft in Form von Bildern, Szenen und Geburtsgeschichten erzählt hat.
Es geht um einen achtsamen Bewusstwerdungsprozess all der Ängste, die in dir lebendig sind, damit dein Weg für eine selbstbestimmte Geburt frei ist. Wenn du deinen Ängsten begegnen möchtest, ist die Frage warum, ein zweiter wichtiger Schritt auf dem Weg, dein Körpersystem zu verstehen und neu auszurichten.
3. Finde das Vertrauen in deinen Körper!
Dein Körper ist für Geburt geschaffen ist. Du brauchst für deine Geburt tatsächlich kein medizinisches Wissen. Was du brauchst, ist Raum und Zeit, eine gute Verbindung zu deinem Körper und Geburtsbegleiter (damit meine ich sowohl das medizinische Personal sowie deinen Mann oder eine Freundin), die dich darin unterstützen, in deiner Kraft und Hingabe an deinen Geburtsprozess zu sein. Menschen, die in Anerkennung und Respekt an deiner Seite sind, dir vertrauen, dich und dein Baby schützen und begleiten, ohne über deine Grenzen zu gehen.
Mein dritter Tipp also lautet:
Fülle deine Zeit mit Dingen, die dich in deine Kraft bringen und dein Gefühl für deinen Körper stärken!
Tanze mit deinem Baby im Bauch. Singe und fühlt, wie jeder Ton in deinem Körper vibriert. Geh spazieren und spüre bei jedem Schritt, dass die Erde dich und dein Baby hält und trägt. Meditiere und finde darin deine innere Ruhe und den Kontakt zu deinem Baby…
Der Zugang zum eigenen Körper, ist für jede Frau sehr individuell. Finde deinen eigenen Zugang, zu deinem wunderschönen weiblichen Körper!
5 comments
Zurück zur selbstbestimmten Geburt – vertraue deinem Körper
Mir spricht der Artikel aus der Seele! Denn exakt beide Gefühlsebenen im Positiven wie im Negativen, habe ich erlebt.
Ich bin Mutter von drei Kindern. Die Geburt meines ersten Sohnes war grauenvoll! Die zweite Geburt war immer noch sehr schmerzvoll, komplikationsteich! Beide Schwangerschaften waren geprägt von Unsicherheit, Angst und der vermeintlichen Sicherheit gemäß dem Motto “die Ärzte wissen was gut für mich und mein ungeborenes Kind ist“!
Was sich in der Klinik abgespielt hatte, ließ mich unter Tränen am zweiten Tag nach der Entbindung, mich selbst entlassen. Ich wollte nur noch raus aus der Klinik und das Erlebte hinter mir lassen!
Dann war ich vier Jahre nach der zweiten Geburt wieder schwanger. Und ab Beginn des positiven Schwangerschaftstestes wusste ich, diesmal soll es ganz anders verlaufen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren eine selbstbestimmte Geburt oder Begriffe wie Hypnobirthing oder eine schöne natürliche Geburt Fremdbegriffe.
Jedoch hatte ich ja ausreichend Zeit mich damit auseinander zu setzen, WAS sollte für mich und vorallem für mein ungeborenes Baby besser verlaufen! Ganz schnell war ich an dem Punkt angekommen, mir und meinem fraulichen Körper, dessen Natur zum Kinder gebären gemacht ist, wieder zu vertrauen. Das hieß für mich vor allem auch, eben nicht jede Untersuchung oder Ultraschall mitzumachen, wie es der Frauenarzt empfiehlt. Sich gegenüber einem Arzt zu behaupten, dass ich selbst weiß, was für mich und das Ungeborene gut ist, hieß oft Stärke beweisen. Nicht nur einmal musste ich meinem Frauenarzt diese Verweigerung (wie er es nannte) unterzeichnen – von einer Hausgeburt, wo die Risiken (lt Aussage meines FA`s!) zu hoch sind und er dringend davon abrät, mal ganz abgesehen! Ich muss dazu sagen, meine Schwangerschaft verlief absolut komplikationslos. Mein Frauenarzt und ich wurden also keine besten Freunde..
Während dieser Schwangerschaft setzte ich mich eingehend mit meinen Ängsten und dem negativ-Erlebten der vorangegangenen Geburten auseinander und bin den Ereignissen auf den Grund gegangen, habe recherchiert, Bücher gewälzt, mit Hebammen gesprochen – und konnte die Ängste tatsächlich lösen!
Bei meinen Recherchen stieß ich auf den Begriff “schöne selbstbestimmte Geburt“. Das klang zu schön um wahr zu sein! Eine schöne Geburt, das ging für meine Begriffe wirklich zu weit. Schließlich sind doch Geburt und Schmerzen, wie der Hund und sein Knochen, eng miteinander verknüpft! Und dennoch.. ich war so neugierig, ICH wollte es wissen! Also übte ich bewusste Entspannungs- und Atemtechniken, eignete mir dazu Wissen rund um den Geburtsvorgang, ja sogar die Biologie des weiblichen Körpers, an, erlangte Erkenntnisse! Wenn andere Frauen tatsächlich eine SCHÖNE Geburt erleben durften, dann muss doch etwas daran sein – ich WILL das auch!
Schlussendlich verlief die Geburt, nicht die ENTbindung (allein dies Wort sagt soviel) absolut so, wie ich es mir wahrlich immer gewünscht habe! Manchmal kann ich das selbst kaum glauben!
Meine kleine Tochter habe ich im heimischen Schlafzimmer im Geburtspool, unter Kerzenlicht, ätherischem Duft und angenehmer Musik, nahezu allein geboren. Dank meiner guten Vorbereitung und das zurück gewonnene Vertrauen in meinen fraulichen Körper, durfte ich diese schöne Geburt erleben! Zu keinem Zeitpunkt konnte ich behaupten Schmerzen empfunden zu haben. Zum ersten Mal verlor ich nicht die innere Verbindung zu meinem Kind, das mir zu jeder Zeit signalisierte, dass alles gut ist! Die Hebamme empfing meine Kleine mit der letzten Wehe. Besser konnte ich es nicht timen! Ich wusste, ich gehöre zu den Frauen, die sich in fremder Atmosphäre unter den Augen Fremder nicht völlig lösen können. Und so wollte ich bis zum Schluss allein mit mir und meinem Baby sein.
Diese schöne Geburt ließ mich endlich Frieden mit den beiden vorhergehenden schließen. Wie oft blicke ich auf die Stelle im Schlafzimmer, wo ich unsere Tochter zur Welt brachte und kann dieses Wunder selbst nicht begreifen vor Glück und absoluter Zufriedenheit!
Meine Message an euch Schwangere: Vertraut euch und eurem Körper, erlangt wieder mehr Selbstbestimmtheit zurück und lasst positive Bilder in Punkto Geburt in euren Köpfen zu! Genießt eure Schwangerschaft, frei von Ängsten und Unsicherheit.
Grenzerfahrungen…
Ich habe drei Geburten hinter mir. Wirklich Angst hatte ich nie, Vorfreude aber auch gar nicht. Im Nachhinein waren die Geburten aus medizinischer Sicht relativ problemlos. Unsere Kinder haben alle drei große Köpfe (37-39cm Umfang, Gewicht um die 4000g), so dass ich nicht sagen konnte, nach 2 Stunden Wehen war alles vorbei und gerne wieder. Ich empfand auch keinen Stolz für meinen Körper. Eher stufe ich es als Grenzerfahrung ein, die einem das Gefühl gibt, dass es nicht gut gehen muss und mein Körper gefühlt einen 8000m-Gipfel überwunden hat.
In den Wochen vor der Geburt (alle SS gingen bis mindestens 40+0) fragte ich mich, wie mein unförmiger Körper diese Geburt stemmen sollte. Jede Körperposition zeigte nach Minuten und Stunden erste Wehwehchen. Ich bin sonst sportlich und empfand die letzten Wochen der SS als körperliches Desaster, gerade wenn man im Alltag durch kleinere Geschwisterkinder gefordert ist.
Ich hatte bei jeder Geburt einen Blasensprung und nach 1-2 Stunden kamen die Wehen konstant im 2-Minutenrhythmus. Wie jetzt erst alle 10 Min und dann alle 5 Minuten und zwischendurch verschnaufen wie die meisten Ratgeber behaupten? Nicht bei mir…Kreislaufbeschwerden und Erbrechen kamen dazu. Davon hat keiner was gesagt. Dieses feste Geburtsbild im voraus durch Hebamme und Ratgeber in meinem Kopf verunsicherten meinen Körper. Kurz gesagt, es ging mir hundeelend und dabei stand ich ja erst am Anfang der Geburt. Die Stunden verstrichen im Krankenhaus. Jede Wehe, die man geschafft ist, ist eine weniger. Die letzte Geburt ohne Vorwehen in den Wochen davor war die schlimmste. Viel Fruchtwasser trotz Blasensprung, Kopf noch nicht im Becken und dann noch 90° verdreht. Das Köpfchen drückte gegen den Beckenknochen. Es ging über 12 h nichts vorwärts. Irgendwann bekam ich nur noch Krämpfe und die Kraft schwand. Diese körperliche Hilflosigkeit werde ich nicht vergessen. Dem Kind ging es zum Glück gut. Das war ein Tiefpunkt und ich bekam Schmerzmittel, damit ich mich etwas ausruhen konnte und die Wehen wurden etwas schwächer. Und das war gut so. Die Hebammen waren gut. Danach bewegen trotz starker Schmerzen und endlich die Drehung des Köpfchens ins Becken erreicht. Es ging bergauf und dann war er endlich schnell da. Immerhin nach 16 Stunden durchgehender 2-Minuten-Wehen… Keine Bilderbuchgeburt, wie sie doch gerne gerade bei Hausgeburten suggeriert wird.
Es sind nicht die Schmerzen, die ich im nachhinein fürchte. Es ist dieser Gewaltakt des Körpers, der einen an die Grenze des möglichen bringt. Ich habe keine direkte Angst vor der Geburt, finde aber, dass ich mir auch nichts Schönreden muss. Es ist, wie es ist und je nach Geburtssituation kann es angenehm oder tiefe Verzweiflung sein. Und die meisten empfinden die Stunden nach der Geburt als Geschenk. Wer redet schon vor einer Schwangeren von den verzweifelten Situationen während einer Geburt. Ich finde es nicht gerechtfertigt, Frauen zu sagen, ihr braucht keine Angst zu haben und mit positiven Denken schaffst Du das. Ich finde Aufklärung über vorwiegende gute und vereinzelt schwierige Geburten sind wichtig, damit man im Nachhinein nicht völlig enttäuscht ist. Gerade die Frauen mit spontanen Kaiserschnitt müssen kein schlechtes Gewissen haben, weil es der eigene Körper nicht schaffte. Es ist ein Geschenk der Medizin, dass es Methoden gibt, Kind und Mutter schnell zu helfen.
Jede Frau, die noch nie eine Geburt hatte, wird sich fragen, wie dieses Baby da durchpassen soll. Ja es funktioniert, aber neben angenehmen Geburten, gibt es auch schwierige. Man kann es nicht wirklich beeinflussen oder planen. Und jeder sollte sich bewusst sein, dass die Geburt Zuhause mit anschließendem Not-Krankentransport genauso die Hölle sein kann, wie eine Wassergeburt im Krankenhaus. Es wird Euer Baby und vor allem Euer Körper entscheiden, wie es laufen wird. Genauso kann man im Uniklinikum eine zügige Geburt mit einer rundum-zufriedenen Mutter haben. Belest Euch etwas, aber seid Euch bewusst, dass die Geburt eine Grenzsituation ist, deren Verlauf nicht wirklich planbar ist. Malt Euch nicht jede Situation im voraus aus. Wenn dann doch der Notkaiserschnitt ansteht, seid dankbar, dass jemand Euer und das Leben des Kindes gerettet hat. Oder wenn Ihr vom Kind auf dem Arm danach träumt, seid Euch auch bewusst, dass Ärzte das Baby bei Problemen aus Sicherheit sofort mitnehmen könnten, weil es medizinisch notwendig ist. Dass man Kinder allein Zuhause ohne großen medizinischen Hilfsmittel gebärt, sagt uns unsere Menschheitsgeschichte. Aber vergesst bitte nicht, dass damals einige Frauen und Babys auch während oder nach der Geburt gestorben sind. Das hat nicht nur etwas mit mangelnder Hygiene zu tun gehabt… Die Natur geht ihren Weg und dazu gehört auch die natürliche Auslese.
Den Ort der Geburt und die Vertrauenspersonen kann man versuchen zu planen. Den Geburtsverlauf zumindest bei einer spontanen Geburt an sich so gut wie gar nicht. Das Ziel ist ein glückliche Mama mit gesundem Baby, was jeder möchte und das wird zum Großteil auch erreicht egal wo. Der Rest ist Glück und Medizin.
Angst nein, Respekt ja! In 3 Monaten habe ich meinen 4. Geburtstermin…
LG
Keine Angst- das Ergebnis zählt
Ich habe mir während der Schwangerschaft immer mal wieder Sorgen um das Baby gemacht- aber nie Angst vor der Geburt gehabt. Das Baby muss raus, es wird Schmerzen geben, es werden nicht die schönsten Stunden meines Lebens, aber das Endergebnis zählt= dass unser Kind geboren wird. Ich hatte keine Angst vor der Geburt und sie verlief dann auch ruhig, man kann sagen, fast entspannt.
Welch Überhöhung
Lisa, ich verstehe, dass du deine Probleme mit diesem Text hattest. Ich habe sie auch. Und zwar deshalb, weil Texte wie diese dazu führen, dass Frauen, die vielleicht eben gerade nicht fürs Gebären geschaffen sind, sich als hundsmiserable Versager fühlen, die selbst schuld sind, dass sie einen Kaiserschnitt, eine Saugglockengeburt, eine Zangengeburt erlebt haben. Ich hatte zwei sehr unterschiedliche Geburten, einen Kaiserschnitt, eine Spontangeburt, die allerdings beide alles andere als schmerzlos waren. Und zwar nicht deshalb, weil ich Gewalt durch Mediziner unter der Geburt erlebt habe oder die „Wellen“ nicht positiv genommen habe, sondern weil die Kinder sich beide aufgrund anatomischer Gegebenheiten nur sehr mühevoll ins Becken gedreht haben. Da half auch kein Bauchtanz und keine Meditation. Es mag für Hypnobirthing-Anhänger ja so ein, dass Wehen nicht weh tun und alles nur eine Frage des Empfindens ist, für mich ist das anders. Meine Geburten waren schmerzhaft und blutig, aber trotzdem ein tolles Erlebnis. Nicht, weil ich mich durch sie als tapfere tolle Frau gefühlt habe, sondern weil ich danach zwei wunderbare Wesen in den Händen hielt, die mich zur Mama gemacht haben. Bald kommt Nummer 3, geplant als Hausgeburt. Weil ich aber weiss, dass es oft anders kommt als man plant und man sich selbst nicht zu sehr unter Druck setzen sollte für die „perfekte Geburt“ bin ich dieses Mal tiefenentspannt. Und wenn es ein Kaiserschnitt wird, liegt es nicht daran, dass ich verlernt habe, zu gebären, sondern daran, dass ich in diesem Moment entscheide, dass es der sicherste Weg für mein Kind ist. Selbstbestimmt und frei von Ängsten.
Toller Text!
Stimme dir voll und ganz zu. Meine Geburt war auch sch…. und ich finde, auch Angst gehört dazu!