Gastbeitrag von Ina: „Abtreibung? Den Fehler mache ich kein zweites Mal!“

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Ihr Lieben, vor einiger Zeit hatten wir eine dreiteilige Serie, in der Frauen über ihre Abtreibungen berichtet haben. Die Artikel haben viele von Euch aufgewühlt – einige waren dankbar, dass wir dieses Tabu-Thema aufgriffen, andere fanden, dass unsere Gastautorinnen zu leichtfertig mit dem Thema umgegangen sind. 

Unsere Leserin Ina hat sich bei uns gemeldet und bot uns an, ihre Geschichte zu erzählen. Auch Ina hat eine Abtreibung hinter sich, wurde dann wieder schwanger und hat sich nun für das Kind entschieden. Wir danken Dir für Dein Vetrauen und wünschen Euch alles Glück der Welt. 

"Ich heiße Ina und habe neulich hier im Blog den Beitrag von Mimi gelesen. Mit einem ganz mulmigen Gefühl. Ja, auch ich habe abgetrieben – und nur ganz wenige Menschen wissen es. Mimi hat Recht, es wird einem wirklich "leicht" gemacht. Zudem ist das Zeitfenster, um die Entscheidung zu treffen, sehr begrenzt. Dabei muss man bedenken, dass man sich im absoluten Chaos der Gefühle befindet….

2012 kam es bei mir zu einer ungeplanten Schwangerschaft. Weil ich durch hormonelle Verhütungsmethoden Migräneanfälle bekam, entschied ich mich für die Temperaturmethode. Das ging ein Jahr gut – dann hielt ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand.

Ich hatte bereits eine fünfjährige Tochter und arbeitete vollzeit als Selbstständige. Mein Lebensgefährte (er ist nicht der Vater meiner ersten Tochter) und ich waren zu diesem Zeitpunkt drei Jahre zusammen. Seine Reaktion auf den positiven Test: „Na dann wissen wir ja, was zu tun ist!“

Damit meinte er den Anruf bei Pro Familia. Seine Entschlossenheit war für mich überraschend. Ja, auch ich hatte Zweifel, ob ich dieses Kind bekommen sollte. Aber trotzdem fand ich, dass man sich diesen Schritt genau überlegen sollte. Einfach so mal schnell abtreiben – das kam für mich nicht in Frage. 

Als mein Freund merkte, dass ich zögerte, sagte er: " Bekommst Du das Kind, bin ich weg!"

Auch seine Eltern waren alles andere als begeistert. Schließlich würde "so ein Kind" den Ruf ihrer ach so angesehenen Familie ruinieren und ich solle die Meinung ihres Sohnes akzeptieren! Und auch meine Eltern waren gegen die Schwangerschaft. Was ich dachte, wollte keiner wissen. 

Ich ließ mir einreden, dass es für ALLE das Beste ist, wenn dieses Kind nicht geboren wird. Irgendwann glaube ich das selbst und ging den Weg, den ich eigentlich gar nicht gehen wollte…

Kaum hatte ich die Abtreibung hinter mir, fiel ich in ein schwarzes Loch. Ich begriff, dass ich mich hatte unter Druck setzen lassen – und bereute das zutiefst. So sehr, dass ich den Kontakt zu meinen Eltern und auch den Eltern meines Freundes abbrach.

Ich war psychisch so am Ende, ich konnte nicht mehr arbeiten gehen, gab meine Selbstständigkeit auf und nach zwei weiteren Jahren ging auch die Beziehung zu meinem Freund in die Brüche. 

Mein Ex war zwar nicht der Vater meiner großen Tochter, aber hatte die Vaterrolle übernommen. Und trotz der Trennung wollte er die Kleine sehen. So verloren wir nie ganz den Kontakt – und nach einem Jahr Pause kamen wir wieder zusammen. Natürlich hatten wir dann Sex und wir verhüteten mit Kondom.

Vor 3 Wochen merkte ich ein "Ziehen" in der Brust und dachte an die bevorstehende Periode- die letztendlich ausblieb!

Ich hatte einen Kloß im Hals! Was mach ich jetzt?

Mit 40 Jahren und einer 10 jährigen Tochter? Mit einem Mann an meiner Seite, der mich schon einmal zu einer Abtreibung gedrängt hatte?

Ich ging zum Frauenarzt, der Ultraschall bestätigte die letzten Zweifel. Schwanger in der 6.Woche. 

Doch diesmal war ich fest entschlossen, das Kind zu bekommen. Ich wollte diesmal handeln, wie ICH es will . 

Am Abend erzählte ich meinem Partner von der Schwangerschaft. Ich war ganz klar, musste nicht heulen, hatte keinen Bammel. Ich sagte ihm, dass ich dieses Kind bekommen würde – auch ohne ihn. 

Und er? Er sagte, dass auch er nicht den gleichen Fehler zweimal machen wolle und dass er diesmal zu zu 100% hinter mir stehen wird!

Ich bin 40 und eine Risikoschwangere. Aber es ist doch ein riesiges Geschenk, dass ich all das nochmal erleben darf. Ich gebe nichts mehr auf die Meinungen von anderen. Sollen alle denken, was sie wollen. 

Dieses kleine Wesen in mir macht mich stark und glücklich. 

Meine Tochter ist derzeit im Ferienlager, nächste Woche kommt sie nach Hause. Ich freue mich so sehr auf sie und kann es kaum erwarten, ihr in den nächsten Wochen die frohe Botschaft zu überbringen!

Und wenn alles klappt, sind wir nächstes Jahr im April zu viert!

 

 

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5 comments

  1. Alles Gute für dich
    Liebe Ina,
    Ich habe eine fast ähnliche Situation hinter mir. Auch ich wurde von meinem Exmann, seinen Eltern und meinen Eltern zu einer Abtreibung gedrängt. Auch er sagte, er wäre weg, wenn ich das Kind bekäme. Und zu dem Zeitpunkt hatte ich gerade einen neuen befristeten Job angefangen.
    Ich kann sehr gut nachvollziehen, was du durchgemacht hast und wie du dich fühlst. Ich würde das auch nie wieder machen.
    Ich bin damals nach etwa 1,5 Jahren erneut schwanger von meinem Exmann geworden und habe dieses Baby bekommen. Es ist fast genau auf den Tag 2 Jahre nach der Abtreibung gekommen.
    Von meinem Exmann habe ich mich mittlerweile getrennt. Hätte ich wohl schon viel früher tun sollen.
    An mein „verlorenes“ Baby denke ich noch oft.

    LG J.

  2. Alles Gute!
    Ich wünsche Dir alles Gute für die Schwangerschaft. ich bin mit 41 Jahren noch ungeplant und spontan schwanger geworden, und alles ging gut.

  3. Alles Gute für dich!
    Liebe Ina, danke für deinen Beitrag. Auch ich habe die Beiträge mit Bauchschmerzen gelesen, weil auch ich eine Abtreibung hinter mir habe, die ich niemals wieder mache würde. Außer meinem Mann wissen nur 2 meiner engsten Freunde davon. Es stimmt, dass es einen sehr leicht gemacht wird.
    Mein Baby war 9 Monate alt, als icj feststellte, dass ich, trotz Kondom, wieder schwanger war. Ich war grade im vorletzten Semester meines Studiums, das sich aufgrund der ersten bewussten, gewollten und geplanten Schwangerschaft bereits über ein Jahr verzögert hatte. Mein Mann sagte, dass wir es mit 2 so kleinen Kindern nicht schaffen werden. Er müsse dann als Selbstständiger noch mehr arbeiten als bisher und wir hätten noch weniger Zeit füreinander, ich wäre noch mehr allein. Ich hatte bei unserem ersten Sohn schon keine große Unterstützung. Ich war einfach mit der Situation überfordert. Und so ließ ich mich, schweren Herzens, auf eine Abtreibung ein. Hinterher heulte ich die ganze Fahrt nach Hause und die nächsten 2 Tage am Stück. Ich habe seitdem nie wieder ein Wort darüber verloren. Nicht meinem Mann gegenüber und nicht den beiden Freunden gegenüber. Dabei denke ich sehr oft daran. Ich bin mir immernoch sicher, dass ich es fast allein mit 2 Kleinkindern nicht geschafft hätte. Manchmal denke ich, es frisst mich innerlich auf, während ich schreibe,laufen mir die Tränen. Und ich weiß genau, dass mich jetzt, knapp 2 Jahre später, nichts und niemand mehr dazu bringen würde, noch ein Baby herzugeben. Egal wie die Situation auch aussieht. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte mit irgendjemandem darüber reden. Aber auch das würde es wahrscheinlich nicht leichter machen.
    So genieße ich die Zeit mit meinem Kind und freue mich darüber, dass ich nur für ihn da sein muss und ich ihm meine ganze Liebe und Aufmerksamkeit geben kann und er mich nicht „teilen“ muss. Dieser Gedanke tröstet mich irgendwie ein bisschen.
    Ich wünsche dir und allen , die das selber erlebt haben wie wir alles alles Gute und dass ich lernt damit zu leben, auch wenn ich mein Sternchen nie vergessen werde.