Ihr Lieben, neulich haben wir auf unserer Facebookseite einen Artikel geteilt, in dem es darum ging, dass Kinder auch Auszeiten brauchen. Und ob man deshalb die Kinder während der Ferien in den Hort oder die Kita schicken sollte. Es wurde viel über diesen Artikel diskutiert, auch darüber, dass viele berufstätige Eltern gar nicht die Möglichkeit haben, alle Ferien zu Hause abzudecken. Im Zuge der Diskussion meldete sich Anneke bei uns und schickte uns diese ehrlichen Zeilen. Vielen Dank dafür liebe Anneke!
Ich heiße Anneke und ich bin eine Landmama. Und zwar eine richtige Landmama. Meine Mutter war schon eine Landmama und ihre Mutter auch. Bei uns im tiefsten Ostfriesland arbeiten die Männer im Dreischichtsystem bei Enercon oder VW und die Mütter von (exakt zwei Kindern) bleiben zu Hause und kümmern sich um Haus und Hof, bis die Kinder drei Jahre alt sind und halbtags in den Kindergarten gehen. Dann geht Mama wieder arbeiten. Natürlich nur ein bisschen, versteht sich von selbst.
Ich übertreibe etwas. Natürlich gibt es hier auch alle anderen Familiemodelle, aber dieses traditionelle Modell ist auf jeden Fall noch sehr verbreitet.
Ich selbst bin nach einem Jahr Elternzeit wieder teilzeit in meinen alten Beruf eingestiegen. Ich konnte zwei ganze Tage arbeiten, einen Tag hat mein Mann unsere Tochter betreut, den anderen meine Mutter. Es ist mir sehr schwer gefallen, mich schon nach einem Jahr von meiner Tochter zu trennen. Anfangs verfluchte ich die Entscheidung, nur ein Jahr Elternzeit genommen zu haben.
Aber es stellte sich heraus, dass alles ganz gut funktionierte und ich war froh, keine Fremdbetreuung in Anspruch nehmen zu müssen. Außerdem baute meine Tochter so auch eine tolle Bindung zu Papa und den Großeltern auf.
Als sie 1,5 Jahre alt war, meldete ich sie für den Kindergarten an. Ein hinreißender Waldorfkindergarten, in den sie gehen sollte, sobald sie drei Jahre alt ist. Ich hatte direkt ein gutes Gefühl. Und meine Tochter fühlte sich auf Anhieb wohl und begann zu spielen und interessierte sich für die anderen Kinder. Ich war begeistert und wusste, dass sie dort in 1,5 Jahren bestens aufgehoben sein würde.
Und dann kam alles anders. Ich wurde wieder schwanger. Ich bekam Panik, dass ich zwei Kinder niemals bewältigen könnte und mir die Große keine Zeit lassen würde, das zweite Kind zu stillen oder mich überhaupt drum zu kümmern.
Meine Hebamme riet mir, die Große vielleicht doch in eine Krippe zu geben. Zeitlich wäre es ideal gewesen, die Große hätte nach den Sommerferien starten können und wäre bereits eingewöhnt gewesen, wenn im Herbst das Baby käme. Ich dachte trotzdem: So ein Quatsch. Ich gebe mein Kind nicht in die Krippe!
Am Abend erzählte ich meinem Mann von dem Gespräch mit meiner Hebamme. Er sagte, dass das gar keine schlechte Idee sei. Mein Mann ist übrigens Franzose, in Frankreich wird, wie wir alle wissen, mit dem Thema Kinderbetreeung ganz anders umgegangen. Das gab mir zu denken. Zwei Menschen, deren Meinung ich sehr schätzte, hielten es für eine gute Idee. Und dann hatte tatsächlich die Krippengruppe nur wenige hundert Meter von unserem Zuhause kurzfristig einen Platz frei. Ein Zeichen?!
Drei Wochen später ging meine Tochter in die Krippe. Und es fühlte sich richtig an. Sie ging an den drei Tagen, an denen ich nicht arbeitete. Ich brachte sie morgens nach dem Frühstück hin und sie konnte ein paar Stunden schön spielen. Sie bekam viele neue Eindrücke und fand schnell Freunde. Zum Mittagessen holte ich sie wieder ab.
In der Zeit, in der sie weg war, konnte ich mich um den Haushalt kümmern, einkaufen, und mich auch mal ausruhen und Kräfte sammeln. Es war einfach toll! Wie dumm ich war, mein Kind erst mit drei in den Kindergarten geben zu wollen, dachte ich mir.
Ende November wurde meine zweite Tochter geboren. Mein Mann war die ersten Wochen bei uns zu Hause und wir hatten alle einen sanften Start in das Leben zu viert.
Und dann kamen die Weihnachtsferien! Mein Mann musste wieder arbeiten und das nicht zu knapp. Über die Feiertage und zwischen den Jahren hat er Hochsaison und war zu Hause praktisch nicht mehr präsent. Die Krippe hatte in dieser Zeit geschlossen und ich war zwei Wochen praktisch alleine mit einem Neugeborenen und einer Zweijährigen. Ich will jetzt nicht rumjammern, so schlimm war es nicht. Aber die Tage zogen sich einfach wie Kaugummi, ich glaube, das kennt jede Mama. Und ich hatte schon morgens Angst davor, die Kinder abends ins Bett bringen zu müssen. Je länger wir aufeinander hockten, desto schlechter wurde die Stimmung.
Ich kann also nicht leugnen wie erleichtert ich war, als nach zwei Wochen die Krippe wieder los ging.
Als nun, ein halbes Jahr später, der Zettel aus der Krippe kam, dass sechs Wochen Ferien wären, bekam ich kurz Panik. Meine Tochter ist ein tolles Kind! Sie ist definitiv eins von der pflegeleichten Sorte. Und auch ihre kleine Schwester ist ein wahrer Goldschatz! Ich möchte nichts an diesen Kindern ändern. Aber trotzdem habe ich das Gefühl, sechs Wochen Sommerferien (in denen mein Mann beruflich auch wieder Hochsaison hat) kaum überstehen zu können.
Darum habe ich meine Tochter für drei Wochen Ferienbetreuung angemeldet. Ich weiß, ich sollte mich freuen, Zeit mit meinen Kindern verbringen zu können und ich sollte die kurze Zeit, in denen sie noch so klein sind, genießen.
Aber der Alltag mit den Beiden ist einfach auch verdammt anstrengend. Und wenn ich nicht hin und wieder eine Pause bekommen kann (man hat ja nicht mal die Nächte Ruhe), verliere ich früher oder später einfach die Nerven. Ich merke einfach, dass die Tage wesentlich besser laufen, wenn meine Tochter ein paar Stunden in der Krippe ist und ich in dieser Zeit Kraft sammeln kann. Ansonsten bin ich irgendwann einfach überlasten und schreie das Kind auch mal an, was mir dann wieder total leid tut.
Ich frage mich: Macht es mich zu einer schlechten Mutter, wenn ich das Kind auch in den Ferien in die Krippe bringe? Ich weiß: Einen Preis für die beste Mutter erhalte ich dafür definitiv nicht.
Aber: Muss ich als Mutter eigentlich immer super sein? Muss man allen Kinderkram immer gut finden, um eine gute Mutter zu sein? Ich mag Trubel im Haus und lachende tobende Kinder. Aber trotzdem nervt es mich, wenn überall Sand und Dreck rum liegt.
Ich liebe es, Geschichten vorzulesen und Bilderbücher anzugucken. Aber irgendwann, wenn das Kind beim Ins-Bett-Bringen immer noch ein Buch ansehen will, sehne ich mich danach, dass es endlich schläft.
Ich mag puzzeln und mit Bauklötzen spielen aber ich male und knete nicht gerne.
Geht es nicht allen Mamas so? Und noch ein Gedanke: Kann es sein, dass nicht jedes Alter der Kinder für alle Eltern gleich gut passt? Vielleicht genießen die einen besonders die Babyzeit, andere spielen am liebsten mit Kleinkindern. Und wieder andere finden es super, wenn die Kinder schon älter sind.
Aber klar, sowas darf man ja als Eltern nicht sagen. Eltern dürfen sich nicht beschweren. Denn dann wird gesagt: „Du hättest Dir ja keine Kinder anschaffen brauchen.“
Nun ist es aber so, dass man nie im Voraus weiß, wie es ist, ein Kind zu haben. Nicht selten sind Eltern überrascht und geben leise zu, dass sie sich das alles anders vorgestellt haben.
Sollen denn nur perfekte Menschen Eltern werden? Ist natürlich Quatsch, denn niemand ist perfekt. Vielleicht sollten wir uns einfach in das Abenteuer Familie reinstürzen, Situtationen anschauen, reflektieren und wenn man ein Problem hat, eine Lösung finden, die für alle passt. Ja, ich glaube, das wäre eine ziemlich gute Sache!
28 comments
Gute mama
Hi …
Ich würde dir den Preis für eine gute Mama sofort verleihen,denn du weißt was gut für dich und deine Familie ist. Nur wenn es uns Müttern gut geht,kann es auch unseren Kindern gut gehen. Auch ich musste das lernen und kam mir schlecht vor,wenn ich die Kinder in die Krippe gab und ich frei hatte. Auch ich habe ab und an diese Zeit gebraucht um Kraft zu tanken und die braucht man eben bei 2 kleinen Kindern (auch wenn sie pflegeleicht sind). Ich kann dich absolut verstehen. Vlg
Krippenbetreuung
Liebe Anneke, mit Interesse habe ich Deinen Beitrag gelesen. Ich habe selbst in verschiedenen Kitas gearbeitet – Krippe-Kindergarten, Vorschule und 1999 sogar noch im Hort – und kann verstehen, dass man als Mama oder Papa eine Auszeit von Kindern braucht. Was die Wenigsten aber wissen ist, dass Krippen-und Tagespflegebetreuung – also Gruppenbetreuung – Kindern unter drei Jahren massiv schadet; sowohl die psychische als auch die körperliche Gesundheit leiden massiv darunter. Es macht sich in der Psychosomatik und Infektanfälligkeit bemerkbar. Gerade scheinbar pflegeleichte Kinder leiden am meisten unter der Fremdbetreuung. Sie sind nur pflegeleicht und extrem angepasst, um ihr Nervenkostüm zu schützen und das bedeutet noch mal größte Kraftanstrengung. In Frankreich ist die frühzeitige Krippenbetreuung normal. Darüber gibt es einen interessanten Artikel von zeit.online der „Liebe auf Distanz“ heißt. Frankreichs Kinder lernen frühzeitig ein Funktionieren. Frankreich ist Weltspitzenreiter im Verbrauch von Antidepressiva. Ich arbeite gerade an einem Buchprojekt in dem ich meine eigenen Erfahrungen aus den Kitas aufschreibe und die Bildungspolitik und Bindungsforschung mit einfließen lasse. Überall, wo flächendeckende Ganztagsbetreuung ab oder sogar schon vor dem 1. Geburtstag angeboten und genutzt wird, sind hohe Infektanfälligkeiten, psychosomatische Probleme und im erwachsenen Alter Bindungsstörungen bei vielen (nicht allen, aber vielen) Krippenkindern, bzw. dann ehem. Krippenkindern zu beobachten. Das war auch in der ehem. DDR der Fall. Beruflich sind die meisten erfolgreich. Ich lege allen Krippenbefürwortern „Krippenkinder in der DDR“ von Agathe Israel ans Herz, „Schadet die Kinderkrippe meinem Kind?“ von Serge Sulz, „Risiken der frühen Krippenbetreuung“ von Dr. Erika Butzmann, zu der ich übrigens Kontakt habe und die mir für mein Buch ihren gesamten Vortragstext zur Verfügung gestellt hat. Genieße die Zeit mit Deinen Kindern, auch wenn es teilweise sehr anstrengend ist. Deine Kinder werden es Dir später danken. Gönne Dir Auszeiten, in dem z. B. die Großeltern oder gute Freunde die Betreuung stundenweise übernehmen. Ein Kind ist erst zwischen 3 und 4 Jahren (kommt auf die Sensibilität des Kindes drauf an) dem Kitaalltag am Vormittag (ganztägig ist auch für die Kindergartenkinder eine Überforderung) gewachsen. Alles Gute Dir und Deiner Familie:-)
Einfach ein toller Artikel
Ich kann mich sehr gut in dich hinein versetzen, jeden deiner Sätze und Fragen habe ich schon genau so gedacht.
Alle Eltern und Kinder sind unterschiedlich. Und egal, was andere machen, für uns muss es doch passen.
Viele Grüße an dich
Mir geht es genauso
Mir geht es genauso (lustigerweise auch in Ostfriesland). Die Große (2) geht in die Krippe, ich bin kn Elternzeit mit dem Baby (3 Monate) zu Hause. Der Kleine ist ausgeglichen, weil er vormittags seinen Raum bekommt (und seinen Schlaf), die Große erlebt was, was ihr auch wichtig ist. Ja, ich habe zuweilen auch ein schlechtes Gewissen, aber ich gehöre nicht zu den kreativen Müttern, die 1000 Bastel-Ideen haben. Hier muss immer Rücksicht auf das Baby genommen werden, das belastet die Große auch, endlos schaukeln geht zB kaum. Ich bin froh, dass mir die Elternzeit ermöglicht, die Große, wenn sie müde ist oder kränkelt, problemlos zu Hause zu lassen, aber nach einem Tag fordert sie schon die Kita, so auch jeden Montag.
In dem Ausgangsartikel ging es auch darum, gestressten Kindern eine Pause zu gönnen, nicht jedes Kind ist gleich und ich bin überzeugt, dass erstmal jede Mutter/jeder Vater schaut, wie es dem Kind gegenüber ggf Änderungen vornimmt. Würdest du deine Große in die Krippe geben, wenn sie jeden Morgen weint? Nein, denn du achtest auf sie und das ist alles, was es braucht.
„Perfekte Mutter“
Hallo Anneke,
es gibt, wie ich finde ein ganz wunderbares Buch “ Ich bin eine gute Mutter!“ von Corinna Knauff (campus). Wir sind die besten Mütter, die wir für unsere Kinder sein können. Perfekt muss das alles nicht sein! Wir alle geben unser Bestes. Jede/r auf ihre/seine Art….wir Mamas sollten weniger bewerten, sondern einander schätzen. Ich bin Mama von drei Kindern (4, 6 und 8) und berufstätig ….und kann die Situation sehr gut nachempfinden. Ich sende allen Mamas ganz viel Kraft.
Herzliche Grüße.
Kita ohne Schließzeit
Ich bin Mama eines fast 6 jährigen Sohnes. Er ist ein Wunschkind und mein Lieblingsmensch. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen haben wir unseren Sohn mit knapp einem Jahr in die Kita gegeben. Mein Mann und ich arbeiten schon immer in Vollzeit (sprich 40 Std./Wo) und bis vor kurzem hatte ich „nur“ 25 Tage Urlaub und somit keine 6 Wochen… Ohne Kita wäre das nicht möglich (denn auch Teilzeit muss man sich leisten können). In unserer Region ist es „normal“ dass beide Elternteile voll berufstätig sind. Ich habe es nie bereut, dass unser Sohn Vollzeit in die Kita geht. Das was er dort, vor allem im ersten Jahr, in kurzer Zeit gelernt hat, hätte ich ihm zu Hause niemals so beibringen können.
Wir haben das große Glück, dass unsere Einrichtung keine Schließzeiten hat und sich somit die Frage nach 6 Wochen am Stück zu Hause betreuen (was alleine aus beruflichen Gründen gar nicht möglich ist) nicht stellt. Wir Eltern sind angehalten unsere Kinder einmal im Jahr für 2 Wochen am Stück rauszunehmen. Das ist okay und verständlich, das ist unser Jahresurlaub und das ist auch das, worauf ein Arbeitnehmer Anspruch hat. Diese Zeit genießen wir und am Ende des Urlaubs fragt uns der Kleine wann er denn endlich wieder zu seinen Freunden kann. Und solange es ihm gut geht, weiß ich, dass wir mit unserer Entscheidung nichts falsch gemacht haben.
Krippenbetreuung
Liebe Romy, was hat Ihr Sohn denn in der Kita gelernt, was Sie ihm zu Hause nie hätten beibringen können? Kinder lernen zu Hause sogar mehr als in der Kita, da die Eltern individuell auf ihr Kind eingehen können und sich nicht gleichzeitig um 7 und mehr andere Kleinkinder kümmern müssen. Und lernen – die frühkindliche Bildung – überfordert auch die Kleinen. Alles was Kinder unter drei Jahren brauchen – das sind sich die Psychologen einig, ist BINDUNG an die primäre Bezugsperson (im Idealfall Mutter oder Vater), 1:1 max. 2 Kinder auf einen Betreuer, und im sicheren Hafen der Bezugsperson die Welt entdecken, ohne strukturiertes Bildungsprogramm. Hier mal ein Auszug aus „Schadet die Kinderkrippe meinem Kind?“ vom Psychologen Serge Sulz: Kinderkrippenampel, eine gute Krippe ist, wenn: Ab 30 Monaten (2,5 Jahre), 3-4 Stunden Betreuungszeit, Eingewöhungszeit 6 Wochen, 2 Kinder auf einen Erzieher, mit Betriebsferien 6 Wochen (wo das Kind bei den Eltern bleibt), Bindung geht vor Exploration und altersgemäße Neugier zum Lernen nutzen- keine Bildung-. Und zwei wichtige Links zum Thema Entwicklungpsychologie eines Kleinkindes: https://www.nestbau-familie.de/fakten/stress-fuer-kleine-kinder/stressfaktoren/ und https://www.gemeindenetzwerk.de/?author=418
Nur Mut
Ich habe das Gefühl, dass viele Eltern denken, ohne “Betreuung“ gar nicht klar zu kommen. Ich kann das nachvollziehen, glaube aber, es tut gut sich davon zu lösen, dass Kinder immer “bespasst“ werden müssen. Liebe Anneke, unsere Kinder haben wohl einen ähnlichen Altersabstand, ich weiss, wie hart das ist. Ich hatte für die damals 1,5-Jährige keinen Kitaplatz und dachte erst, ich schaffe das nie. Aber wir haben eine tolle Routine entwickelt, die Kinder haben schnell angefangen, miteinander zu spielen und im Nachhinein (also fünf Jahre später) muss ich sagen, es war eine sehr anstrengende, aber unglaublich intensive und tolle Zeit ohne Druck, Verpflichtungen, morgendlichem Anziehstress usw. Heute gehen beide Kinder in die Kita, bald auch Schule und lieben es. Und mir können auch sechs Wochen Ferien (bei der Grossen sind es sieben) nix mehr anhaben – trotz neuem Baby. Ich weiss auch hier, dass wir eine Ferienroutine entwickeln, die allen viel Raum und Entspannung lässt. Das geht so natürlich nur, weil ich wieder in Elternzeit bin. Grundsätzlich kann ich aber nur ermutigen: lasst mal ein bisschen Langeweile zu. Wenn alle so in den Tag reinleben (und das geht auch.mit Babies und Kleinkindern) entwickelt sich oft was unheimlich Tolles. Man muss sich nur darauf einlassen. Und sich zwischendurch auch ne Pause gönnen.
Oh ja. Langweile ist sooo
Oh ja. Langweile ist sooo wichtig. Die Kinder entwickeln dann Wahnsinn kreative Ideen. Das ist echt toll.
Ursprungsartikel
Den ursprünglichen Artikel fand ich eine Frechheir. Arrogant u Abwertend. Danke für diesen hier!
Auf jeden Fall gut so!
Ich wollte erst schreiben „richtig so“ aber das würde ja implizieren, dass andere Modelle falsch sind. Hier in Berlin (Stadtmama) ist es völlig normal, dass auch Mütter nach einem Jahr wieder arbeiten, ich sogar Vollzeit (meine Söhne sind 5 und 1, mein Mann arbeitet Teilzeit). Die Kita ist für die Kinder eine Bildungseinrichtung und keine Verwahranstalt, hier heißt sie übrigens auch nicht mehr Krippe 😉 Ich habe früher viel mit Kindern gearbeitet und schon da festgestellt, dass die ganz kleinen Babys nicht so meins sind, dass mich Kinder mit zunehmendem Alter mehr interessieren (jetzt auch meine eigenen). Hinzu kommt, dass mich Schwangerschaft und Stillzeit hormonell sehr aus dem Gleichgewicht bringen und ich froh bin, wenn der Kopf nach dem Stillen wieder klarer wird, aber auch das ist bei jeder anders!
Kita-Krippe
Liebe Marlene, mit Sorge beobachte ich, dass es auch in Berlin normal wird (hier habe ich in verschiedenen Kitas gearbeitet), die Kinder mit einem Jahr, oder auch schon vor dem 1. Geburtstag in die Krippe zu geben.(Übrigens auch in Berlin heißt es Krippe; es wird von Politik und Medien zwar immer nur von der Kita im Zusammenhang mit der Krippe gesprochen, aber die Kita „Kindertagesstätte“ umfasst ja alle drei Bereiche – Krippe, Kindergarten und Vorschule;-). Seit vier Jahren setze ich mich mit der Bindungsforschung auseinander, weil mir stets das Herz gebrochen ist, wenn die Babys und Kleinkinder während der Eingewöhnung bitterlich geweint und geschrien haben und später im Alltag, wenn Mama oder Papa schon nicht mehr dabei waren, ebenfalls nach Mama und Papa geweint haben, Essen verweigert, nicht spielen wollten, auch teilweise aggressiv wurden und irgendwann resignierten. Schon da war mir klar, dass es für Babys und Kleinkinder nicht gut sein kann frühzeitig in die Ganztagsbetreuung zu kommen. Ich bin froh, dass ich nicht mehr in Kitas arbeiten muss. Es ist auch ganz fatal, dass von einer „Bildungseinrichtung“ gesprochen wird. Kinder unter drei brauchen Bindung an ihre konstante Bezugsperson, am besten in der 1:1 Betreuung. Erst muss das Urvertrauen gebildet und gefestigt werden, dann kann später Bildung erfolgen. Erst mit der natürlichen Abnabelungsphase (zwischen dem 2. und 3. Geburtstag), wenn das Kind merkt, dass es nicht ein Wesen mit seiner Bezugsperson ist (im Idealfall Mutter oder Vater) kommt das Kind in die Autonomiephase und ist dann auch in der Lage Bildung aufzunehmen und Sozialverhalten zu lernen. Ein Kind ist erst zwischen 3 und 4 Jahren den Kitaalltag gewachsen. In der Krippenbetreuung wird dieses Entwicklungsstadium gestört (es sei denn, es wäre eine 1:1 max.2:1 Betreuung), weshalb es oft zu Entwicklungsverzögerungen kommt, die später in Psychosomatik, Infektanfälligkeit und Verhaltensauffälligkeiten und im erwachsenen Alter an Bindungsstörungen zu erkennen sind; Jugendliche neigen vermehrt zu Depressionen (das trifft nicht auf alle ehem. Krippenkinder zu, aber die Tendenz ist steigend). Beruflich sind die ehem. Krippenkinder meist erfolgreich. Hierzu drei gute Links im Internet : „Risiken der frühen Krippenbetreuung“ von Dr. Erika Butzmann, „swedish daycare“ von Jonas Himmelsstrand, sowie „Liebe auf Distanz“ von zeit.online über Frankreichs Krippenkinder. Alles Gute Dir und Deiner Familie:-)
Was möchtest Du Eltern raten
Was möchtest Du Eltern raten die Ihr Kind nicht selbst betreuen können ?
Danke Iris
dass du dir die Mühe gemacht hast, einen fachlich so fundierten Kommentar zu schreiben. Das ist der Stand der Forschung gepaart mit den Erfahrungen aus der Praxis. Wenn man Kinder also ohne echte Not (finanziell, psychisch) unter zwei Jahren in die Krippe geben möchte, muss man mit den Folgen für das Kind Leben können.
Urlaub für Alle
Man muss keineswegs eine perfekte Mutter/perfekter Vater sein. Man darf sich langweilen, gestresst fühlen etc. Man muss nicht alles toll finden Mut Kind. Was allerdings nicht geht, ist Kindern weniger Rechte, als Erwachsenen zuzusprechen. Das heißt ganz klar, dass ein Kind mindestens 6 Wochen Urlaub im Jahr verdient hat und das auch braucht. Kita ist anstrengend, auch wenn das die Erwachsenen nicht so sehen.
Bitte berücksichtigen, wenns darum geht, dass man ja auch mal auf sich schauen muss.
6 Wochen…
Hmm von den 6 Wochen ferien, geht mein Sohn (3 1/2) 3 Wochen in die Kita (keine Notgruppe, hat ganz normal auf) und ja ich bin zu Hause mit seiner Schwester (1 1/2) und dennoch geht er. Auch weil er WILL.
Muss ich jetzt deswegen ein schlechtes Gewissen haben? Ne
Du sagst Kinder brauche auch Urlaub ja. Aber wie sieht den dieser „Urlaub“ deiner Meinung nach aus? Dass das Kind irgendwann anfängt rum zu motzen, weil es nicht genug ausgelastet ist? Das es nur rum nörgelt, weil es ihm zu Hause langweilig ist ? Und das ist bei meinem Sohn schon nach ner Woche so. Er will halt lieber mit seinen Freunden etc spielen.
Wenn es doch in der Kita gut aufgehoben ist und das Kind einen Spaß daran hat, warum soll ich es zu Hause lassen? Und vorallem die ganzen Ferien ??
Die einem jeden deutschen
Die einem jeden deutschen Bürger zustehenden 6Wochen Erholungsurlaub können für ein Kind z.B. so aussehen, dass es lernt, sich auch mal zu langweilen und damit umzugehen. Kann anstrengend für alle sein, ist aber dringend für eine gesunde Entwicklung notwendig. Man darf nicht einfach von Erwachsenen auf Kinder schließen. Sich einzureden, dass man dem Kindern damit was Gutes tut, ihnen ganze drei Wochen Urlaub zu gönnen, ist aus meiner persönlichen und auch fachlichen Sicht nicht korrekt. Dann muss man dazu stehen, dass man das Elternwohl über das Kindeswohl stellt. Und zwar nicht in einer belanglosen Angelegenheit.
Urlaub
Die 6 Wochen Urlaub bekommt man, wenn man Vollzeit arbeitet – der Vergleich hinkt also schonmal bei Teilzeit-Betreuung. Und wieso sollten diese 6 Wochen jetzt im Sommer, am Stück, zugeteilt werden, wo doch auch schon von den 2 Wochen um Weihnachten die Rede war und man vielleicht auch so „zwischendrin“ mal die eine oder andere Woche Auszeit einplant? Davon mal ganz abgesehen, dass ihre Argumentation der Mutter gar keinen Erholungs-Urlaub im eigentlichen Sinne zugesteht. Da könnte man sich schon um ein wenig mehr Verständnis für andere Ansichten bemühen und die Vorwurfsfülle reduzieren …
Anmerkung
Es stehen jeden nach BUrlG nur 4 Wochen zu. Natürlich haben viele Leute mehr Urlaub als den gesetzlichen Mindestanspruch.
Es geht nicht darum, Kinder 6
Es geht nicht darum, Kinder 6 Wochen am Stück zu Hause zu lassen…..das erwartet niemand, auch Erzieher nicht! Aber es gibt so wahnsinnig viele Kinder, denen das ganze Jahr über höchstens die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr als Urlaub gegönnt wird……. Haben Eltern nicht auch mehr Tage Urlaub im Jahr? Für Kinder ist der Kitatag deren „Arbeit“…..sie sind länger am Tag dort als Eltern am Arbeitsplatz…..
Und wenn Eltern nicht wissen was sie mit ihren Kindern am Nachmittag machen sollen und Angst haben, dass sie sich langweilen und nörgeln, dann nehmt noch einen Kindergartenfreund mit ……es freuen sich zwei Kinder in dem Moment und die Erzieher sind auch mal über ein paar weniger Kinder froh…..denn wir trinken nicht nur Kaffee! Es gibt genug bürokratischen Kram, den wir ganz nebenbei erledigen sollen, dafür bleibt nämlich kaum Zeit und Ruhe.
Interessanter Artikel. Ein
Interessanter Artikel. Ein Thema, das mir auch oft durch den Kopf geht. Ich habe drei Kinder (4/3/1). Die beiden Großen gehen in den Kindergarten. Der Kleine ist zu Hause. Ich frage mich öfter warum die beiden Großen in den Kindergarten gehen (bis 14/14.30h), obwohl ich zu Hause bin. Wir haben das große Glück einen ganz tollen Kindergarten gefunden zu haben. Die beiden gehen wirklich sehr, sehr gerne!!! Warum dann nicht so?! Wir würden alle durchdrehen, wenn die Kinder und ich allesamt zu Hause wären… Es ist halt so. Super schön, die Kinder sind wunderbar, aber auch total anstrengend…
genau dasselbe…
…hier bei uns. Bin derzeit mit dem 2. Sohn schwanger und unser „Großer (1,7 Jahre) ist bis ca. 10 vor 4 Uhr in der Kita. Er powert sich da aus und hat abends trotzdem noch mind. 4 Std mit Mama und Papa, ehe es ins Bett geht. Ab und zu hab ich auch ein schlechtes Gewissen, dass er in die Kita geht, OBWOHL ich derzeit zuhause bin (krank geschrieben) aber andererseits denke ich immer, dass es ihm in der Kita ja gefällt, er so viel erlebt, was ich ihm nicht bieten kann und die Zeit ohne Kind (nur mit einem im Bauch) auch angezählt ist. In ein paar Wochen sind wir dann zu viert und dann bin ich glaub ich sehr froh, den Großen halbtags auch in die Kita geben zu können, um mich um Nr.2 zu kümmern.
Aber das leise Stimmchen im Hinterkopf, man könne doch auch den Großen Zuhause lassen, hab ich immer wieder. Ob er dann allerdings ausgelastet wäre, bezweifle ich…vor allem mit einer hochschwangeren Mama…
Also stehe ich zu unserer Entscheidung, auch wenn ich manchmal zweifle, aber auch das ist glaub ich normal.
LG
Barbara
Sehr verständlich
Hallo, auch ich sehe es so: Wenn das große Kind am Vormittag mit anderen Kindern gut beschäftigt ist, dann ist das doch ein Gewinn für alle! Mein großer Sohn war auch normal in der Kita, als ich mit der Kleinen im Babyjahr war. Freilich konnte er auch mal spontan zu Hause bleiben, aber alles in allem hat er die Zeit mit seinen Freunden auch gebraucht.
Warum rechtfertigen?
Mamas, macht, bitte! Nutzt die Ferienbetreuung aus, wenn es euch gut tut. Ob ihr in der Zwischenzeit lest, Yoga macht oder putzt, hat niemanden außer euch selbst zu interessieren, und schon gar nicht, wenn noch ein kleines Geschwisterchen Rundumbetreuung braucht. Ausgeruht und aufgetankt ist doch alles viel besser!
Toll!
Ein toller Beitrag! War sehr schön und aufbauend zu lesen.
…
Hallo Anneke,
du machst das super! Dein Kind hat immer noch genug freie Zeit zuhause, Du hast das auch und so muss das auch! Im Familiengefüge muss jeder auf jeden Rücksicht nehmen, auch die Kinder auf die Eltern! Eine Balance muss gehalten werden!
Am besten, du rechtfertigst Dich nicht, erklärst Dich nicht, das macht Deine Zweifel nur noch schlimmer! Alles wird gut werden, solange es euch allen damit gut geht….. Du sagst doch selbst, Deiner Tochter geht es in der Krippe gut – also, wo ist das Problem?
Mein Baby kommt im Herbst mit 11 Monate in die Kita! Und ja, ich habe natürlich auch Angst und Bedenken… aber: so ist es nun mal!
Alles Gute
Kathi
Mir geht es ähnlich
Ich kann die Gefühle der Autorin sehr gut nachvollziehen! Auch für mich wären sechs Wochen alleine mit beiden Kindern zu Hause eine sehr lange Zeit. Und auch ich hätte mich für die Ferienbetreuung entschieden. Der Satz „manchmal ziehen sich die Tage wie Kaugummi“ spricht mir aus der Seele.
Komischerweise ertappe auch ich mich des öfteren dabei, dass sich bei mir ein schlechtes Gewissen einschleicht, da mein großes Kind ganztags in den Kindergarten geht, obwohl ich mit dem 2. Kind in Elternzeit bin… Aber warum eigentlich? Man möchte doch jedes Kind auch mal alleine genießen. Und ob es für das Ältere immer schöner ist, mit Mama und Baby zu Hause zu sein, bezweifle ich. Meiner großen Tochter ist dann schon oft langweilig und sie erwartet Programm (das ich nicht immer bieten kann/möchte).
Wir Mütter sollten uns wohl davon lösen, unsere eigenen Entscheidung so häufig in Frage zu stellen. Fällt mir aber auch oft schwer…
Sehr schön und
wertschätzend allen Müttern gegenüber geschrieben, finde ich! Ich lese seit Monaten mit und fühle mich nach diesem Beitrag motiviert zu reagieren: mir gefällt die achtsame Sichtweise der Autorin – sich selbst und Anderen gegenüber, sehr angenehm! Alles Gute!HkcP1R