Gastbeitrag von Anna: Wie ich die traumatische Geburt meiner Tochter verarbeitete

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Ich freue mich sehr, dass ich hier die Chance habe, Euch von der Geburt meiner ersten Tochter zu berichten. Diese hat mein Leben verändert…

Ganz wichtig: Dieser Bericht soll keiner Frau Angst machen – viel mehr soll er den Frauen Mut machen, die Ähnliches erlebt haben.

Ich war Anfang 20 und schwanger mit unserem ersten Wunschkind. Ich hatte eine problemlose Schwangerschaft, die letzten 4 Wochen zwar eine Gestose, doch die Klinik, in der ich entbinden wollte, sah keinen Grund zu handeln.

So kam ich 4 Tage nach Et mit Blasensprung ins Krankenhaus und freute mich, es endlich bald geschafft zu haben. Ich ahnte aber nach 4 Stunden in der Wanne, dass meine Hebamme, die mir in der letzten Untersuchung eine rasche Geburt prophezeite, sich geirrt haben muss.

Da mein Muttermund sich einfach nicht öffnete, bekam ich eine PDA. Die wirkte Wunder und ich bekam bald Presswehen. Aber nicht nur ein paar – und dann war das Kind da – sondern ich hatte neun Stunden lang Presswehen.

Mich verließ die Kraft, wurde immer schwächer und plötzlich kam Hektik im Kreissaal auf. Viele Ärzte kamen, es wurde geschnitten, mit der Saugglocke hantiert, zwei Hebammen pressten auf meinen Bauch…. und dann… war sie da. Mein Wunschkind.

Ich war erleichtert – doch ich spürte, wie stark ich verletzt bin. Als ich danach fragte, sagten sie Ärzte, ich hätte Glück gehabt, früher hätten Frauen eine solche Geburt nicht überstanden.

Ich wurde eine Stunde genäht, der junge Arzt zitterte so dabei, dass der Oberarzt irgendwann übernahm.

Mein Baby lag während dessen in meinem Arm und schrie genau so wie ich. Hatte ich noch geglaubt, nach der Entbindung wäre all der Schmerz vergessen, wurde ich nun eines besseren belehrt.

Ich fühlte mich einfach nur elend. Abgesehen von meinen schweren vaginalen Verletzungen, konnte ich keinerlei Freude über mein Kind empfinden. Denn ich hatte es nicht geboren – es war aus mir heraus gerissen und gedrückt worden.

Dazu kamen Still-Probleme. Zwei Tage lang ermahnten mich alle ständig, das Kind richtig anzulegen, aber es klappte irgendwie nicht. Dann wurde mit das Abstillen nahegelegt und gab mir die Tablette dazu.

Zuhause besserte sich mein Zustand nicht. Zum Entsetzen meiner Hebamme hatte ich Bluthochdruck im Bereich über 200 und es wurde der Notarzt gerufen.

Acht Wochen nach der Geburt ging es mir immer noch nicht besser. Wenn mich jemand beglückwünschte und fragte wie die Geburt war, so merkte ich schnell, dass da ein Tabu besteht, dessen Ausmaß mir nicht bewusst war. Niemand will so eine Geburtsgeschichte hören. Und wenn ich sie doch mal erzählte, erntete ich wenig Verständnis.

Psychisch ging es mir einfach schlecht, ich hatte ständig Angst. Auch davor, dass meiner Tochter etwas passieren könnte. Und so klammerte ich furchtbar. Wenn jemand von seiner schönen Geburt erzählte, brach ich in Tränen aus.

Je älter meine Tochter wurde, desto öfter kam die Frage nach einem Geschwisterchen. Für mich war allerdings klar, dass ich kein weiteren Kinder bekommen würde. Doch nach einiger Zeit merkte ich, dass ich doch gerne wieder schwanger werden würde. Ich wollte diese Zeit noch mal genießen und hatte die Hoffnung, dass ich so auch mein Trauma überwinden könnte.

Ich brauchte allerdings ganze sechs Jahre, um mich noch einmal zu trauen. Allerdings war für mich absolut klar, dass die Geburt ein geplanter Kaiserschnitt werden sollte.

Mit Unterstützung meiner Ärztin, Hebamme und in einer anderen Klinik, brachte ich letztes Jahr meine 2.Tochter zu Welt. Für mich war diese Geburt wie eine Therapie, weil die Ärzte und Hebammen mich im Vorfeld ernst nahmen. Ich konnte mit ihnen über meine Ängste sprechen und sagten auch, dass es das Wichtigste ist, dass ich mich mit dem Weg der Geburt wohl fühle.

Doch auch nach dieser Geburt hatte ich Stillprobleme. Und so akzeptierte ich, dass ich eine Flaschen-Mama bin.

Nach 6 Tagen konnte ich die Klinik verlassen. Absolut glücklich, mit mir im Reinen. Ich wünschte nur, ich hätte mir früher Hilfe geholt oder das erste Krankenhaus wäre sensibler mit mir umgegangen. Oft hilft es schon, wenn einfach jemand zuhört. Man muss sich das Erlebte von der Seele sprechen – sonst macht es einen fertig.

Heute geht es mir gut, ich liebe meine Töchter über alles und habe Frieden mit meiner Geschichte geschlossen….

——–

HIER GIBT`S HILFE FÜR BETROFFENE: 

Für Krisen rund um die Geburt empfielt sich der Verein Schatten und Licht, in Köln gibt es eine Selbsthilfe-Gruppe für Frauen, die eine traumatische Geburt hinter sich haben. In Berlin hilft die Beratungsstelle Familienzeit.

 

Foto: Symbolbild/Pixaby

 

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12 comments

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag
    Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich habe ebenfalls eine traumatische Geburt hinter mir. Hinzu kommt, dass mein Sohn 11 Wochen zu früh kam und wir bzw. er lange im Krankenhaus bleiben musste. Nun kämpfe ich ebenfalls mit Ängsten. Seit 2 Jahren nun schon. Mal besser, mal schlechter. Es schränkt mich aber sehr ein. Für mich war ebenfalls klar, keim zweites Kind. Auch wenn ich mir bis zum Tage der Geburt immer zwei gewünscht habe. Dein Artikel macht mir Mut vielleicht doch den Schritt zu gehen. Vielleicht wird die Angst besser…Allerdings habe ich momentan auch vor diesem Schritt viel zu große Angst…vermutlich brauche ich wie du noch ein paar Jahre…

  2. Danke
    Danke für deinen Bericht und die offenen Worte hier in den Kommentaren. Wenn ich von meiner Geburt erzähle, kriege ich auch immer Unverständnis. Ich habe halt das Gefühl keine normale Geburt erlebt zu haben. Meine Wehen fingen direkt mit 5min Abständen an. Nach 2 Std bin ich schon ins Krankenhaus und da ist dann auch die Fruchtblase geplatzt. Die Schmerzen waren unerträglich, ich konnte nicht stehen nicht sitzen, nichts. Hab dann eine PDA bekommen. Damit ich wieder zu Kräften kommen konnte. Als dann aber die PDA wieder abgestellt wurde und ich an den Wehentropf kam, waren die unerträglichen Schmerzen wieder da. Und kamen wie ein Hammerschlag. Es haben zwei Ärzte auf meinem Bauch rum gedrückt, zwei die meine versucht haben zu stabilisieren und eine die von hinten gegen den Rücken gedrückt hat. Ich war nur noch am Schreien (wie sehr ich mich danach geschämt habe), ich war in totaler Panik, habe um mich geschlagen, gebissen und alles. Dann kam der Punkt ich konnte und wollte nicht mehr. Ich sah an mir einfach alles vorbei ziehen. Ich wollte sterben. Es wurde schwarz. Ich war nur kurz weg, wurde zurück geholt. Eigentlich sollte ich zum Not Kaiserschnitt gebracht werden, aber die Hebamme wollte es anscheinend nochmal versuchen. Und mein Kleiner kam dann per Saugglocke zur Welt. Was mit mir gar nicht abgesprochen wurde, es wurde einfach gehandelt. Ich kann es aber verstehen, ich war auch einfach nicht mehr bei Sinnen. Ich versteh auch nicht wie Frauen die Schmerzen vergessen können. Es war für mich einfach der absolute Horror. Ich dachte wirklich ich sterbe, ich bin gleich weg.

  3. Fast so als würde ich meine
    Fast so als würde ich meine Geschichte lesen. Zwar musste man bei meiner Tochter damals nicht mit der saugglocke ran, aber sie ist nach Einleitung und pda während stundenlanger wehen und Eröffnung des Muttermundes erstmal zurück gerutscht und die ärztin hat sie runter gedrückt. Das waren schmerzen. Dann ist meine Tochter trotz Dammschnitt zweimal stecken geblieben. Ich hatte keine kraft mehr und wollte nicht mehr. Nachdem sie mir kurz auf die brust gelegt wurde ist mein Mann mit sie waschen und anziehen. Solange wurde ich genäht (währenddessen wurde einer Schülerin ausführlich gezeigt und erklärt, wie die ärztin näht). Im Geburtsbericht stand nachher sogar, dass ich Depressionen hatte während der Geburt. Im ruheraum dann wurde ich von der Schülerin angeschnauzt, dass ich mein Kind anlegen soll wenn ich stillen will. Da hat meine Tochter aber nach der schweren Geburt endlich geschlafen. Ich konnte auch nicht stillen und hab im Krankenhaus auch keine Hilfe bekommen. Wollte danach auch keine Kinder mehr. Als meine Tochter 2,5 Jahre alt war kam bei ihr die Frage nach einem Bruder ständig. Anfangs hab ich ihr noch erklärt, dass sie kein Geschwisterchen bekommt. Dann kam auch noch mein Mann. Und ein paar Monate später war ich dann doch schwanger. Totale Panik und Angst, wieder eine nicht so tolle Schwangerschaft inkl Diabetes. Dieses Mal bin ich auch in ein anderes Krankenhaus und meine Ängste wurden endlich ernst genommen. Auch bei 9wurde die zweite Geburt ein geplanter Kaiserschnitt (der kleine Mann war auch sehr groß, was auch zusätzlich ausschlaggebend war für den Kaiserschnitt). Ich hab mich dann auch gleich sterilisieren lassen, da ich einfach mit dem Thema abgeschlossen hab. Unser Sohn ist jetzt 3,5 Wochen alt und ich hatte nach einer Woche in der ich glücklich war, endlich stillen zu können, milchstau und seitdem fast keine Milch mehr, so dass ich mich dann auch wieder für die Flasche entscheiden musste. Dabei hatte ich wirklich gehofft, dieses Mal mehr Glück zu haben. Nun ja, wegen dem erst letztes Jahr erkannten geburtstrauma bin ich heute noch in psychologischer Behandlung.
    Auch ich werde immer komisch angeschaut wenn ich meine Geschichte erzähle. Aber ich rede trotzdem darüber, denn warum soll ich etwas beschönigen, was für mich schrecklich war. Und ich beneide jede Frau, die eine tolle Geburt hatte, gönne aber auch jeder ihr Glück. Ich wünsche keiner, dass sie so etwas durchmachen muss

  4. Du bist nicht allein
    Hallo Anna.
    Die Geburt meines ersten Kindes lief ähnlich deiner ersten Geburt. Es war furchtbar! Mir war klar, ich möchte noch ein Kind. Aber ich möchte keine Geburt. Leider konnte ich nicht lange darüber nachdenken, da ich bereits 6 Monate nach der ersten Geburt ungeplant wieder schwanger war. Alle redeten auf mich ein, dass die zweite Geburt immer anders ist, als die erste. Und ich solle ganz entspannt da ran gehen! So ein Blödsinn! Ja, die zweite Geburt war völlig anders. Nämlich das genaue Gegenteil: eine SturzGeburt. Alles ging so schnell, ich hatte null Chance psychisch hinterher zu kommen.
    Und nach dem Zweiten Kind war eigentlich klar, wir sind fertig mit Kindern! Hahaha! Ich wurde drei Jahre später wieder völlig ungeplant und trotz Verhütung schwanger! Die zwei ersten Geburten waren für mich so traumatisch (hatte sogar schwere Depressionen und die letzten zwei Jahre Antidepressiva nehmen müssen), dass ich nichts anderes zugelassen habe und für einen Kaiserschnitt gekämpft habe! Dieser Kaiserschnitt hat mich Frieden mit den ersten Geburten schließen lassen. UND das Beste: seit dem brauche ich keine antidepressivas mehr!

  5. Glückwunsch
    Glückwunsch dazu, dass du deinen Frieden gefunden hast, das ist das wichtigste!
    Auch ich musste länger versuchen (leider nur mit mir) klar zu kommen auf meine Geburt.
    Diese war längst nicht so wie die anderen hier beschriebenen, daher höre ich auch oft den Satz „Stell dich nicht so an, andere würden für so eine Geburt töten“, aber dennoch fand ich die Geburt meiner Tochter nicht schön und ganz und gar nicht so wie ich es wollte und mir vorstellte.
    Wir waren überfällig 41+0
    meine Frauenärztin war im Urlaub und ihre doch recht grobe und unfreundliche Vertretung schickte mich für den nächsten Tag ins KH zur Einleitung, da mein Fruchtwasser sich dem Ende neige.
    Erst waren wir noch aufgeregt, aber als wir im KH (für das ich mich ja entscheiden habe) auf ca. 10 verschiedene Meinungen trafen und wir nun nicht wusste was passieren wird, folgte schnelle Ernüchterung.
    Einer sagt, es sei genug Fruchtwasser da, aber ich sei ja schon überfällig, also könne man schon einleiten, heute sei schließlich ein ruhiger Tag, wer wisse schon wie es morgen oder übermorgen aussähe.
    andere sagten, der FA hat recht, sofort einweisen und los geht’s
    letztendlich hat man uns die entscheidung überlassen und wir standen wie die ochsen im Wald und wussten erst recht nichts was zu tun ist. wir waren doch schließlich keine Ärzte. Nach langem hin und her richtete man uns die Empfehlung der Oberärztin auf Einleitung aus. also gut. ich bezog mein Zimmer und wir haderten der Dinge die nun zu folgen schienen.
    Anders als erwartet (Wehencocktail, etc.) verpasste man mir sofort ein Prostaglandin Tampon, der auch sofort anfing zu wirken und ich von 0 auf 100 im Minutentakt Wehen bekam. als Schmerzlinderung bekam ich ein Tuch mit Lavendelöl an dem ich riechen sollte.
    Bis zur nächsten Untersuchung ca. 3 h war ich schon so fertig, das ich kaum noch laufen konnte, Ergebnis: nichts hat sich getan, geschlossener Muttermund und alles beim alten.
    auf meine frage was denn nun getan werden könne, sagte man mir, man bespreche das mit dem Oberarzt und es werde entschieden ob der Tampon vorm Muttermund bleibt oder man es anders versucht, da das Problem bei dieser Methode oft ist, das es zu heftige und nicht produktive Wehen auslöse. Leider hat der Oberarzt entschieden, das der Tampon bleibt, zumindest noch für weitere 3 Stunden. was soll ich sagen, nach weitern 3 stunden war der Muttermund immerhin 1 cm offen, nach gefühlt 100 tüchern mit lavendelöl wollte ich doch langsam etwas gegen die schmerzen haben, zäpfchen haben leider durch die heftigen Kontraktionen nichts gebracht.
    nach nun mittlerweile 7 stunden minütlicher wehen wollte ich einfach nur noch in diesen Kreißsaal. ich wollte schmerzmittel, aber wir fühlten uns einfach alleine, niemand war da, es war schichtwechsel, ich übergab mich im minutentakt passend zu den wehen, ich wollte nicht mehr. keine kümmerte sich, es war schrecklich.
    endlich im Kreißbett angekommen wollte ich eine PDA doch fehlanzeige, kein arzt zur stelle.
    Wir versuchten es mit Lachgas, aber das verschlimmerte die Situation eher, als das es eine Besserung brachte. Die herztöne meines Kindes ließen zu wünschen übrig, man unterbrach die wehen um die Fruchtblase aufzustechen und ihr blut im kopf im mutterleib zu entnehmen, danach gab man wieder wehenförderne mittel um es voranzutreiben, denn es sah nicht gut aus. man muss jetzt handeln.
    ebenfalls mit 2 Ärtzen auf meinem Bauch und unendlich vielen Verletzungen wurde unsere Tochter endlich nach 9 stunden und nur wenigen presswehen „geboren“.

    Ich war einfach nur froh und ließ die 1 stündige Nähsession über mich ergehen

    Letztendlich ging es von der Zeit her, aber dieses Gefühl keine Informationen zu bekommen, allein zu sein, keine Unterstützung zu erfahren und einfach kein Mitspracherecht zu haben bei der ersten Geburt, wo man sowieso schon einfach nur aufgeregt ist und nicht weiß was passieren wird, das war einfach schlimm, aber für viele zählt einfach nur die Angabe der Zeit der Wehen.

  6. Doch ich!
    Doch ich will sie hören! Oder den.den Geburtsbericht der echt ist. Natürlich ist eine Geburt schön. Äh nein, warte, dass baby welches so weich ist. So wunderbar riecht. So zauberhaft aussieht. Ja das ist wahrlich schön. Und ich könnte diesen Moment unendlich wiederholen. Aber die Geburt? Phhhhh. Zweimal habe ich per Not sectio entbunden. Zufrieden damit sein, dass doch alles gut ausgegangen ist soll ich sein. Zufrieden damit das wir beide leben und gesund sind soll ich sein. Joah. Das bin ich. Wahrlich. Aber die Geburt? Das habe ich bis heute nicht verdaut. Umso schöner zu lesen das man doch irgendwann damit Frieden schließen kann.

  7. Hallo,

    Hallo,
    Es freut mich für Dich, dass am Ende und jetzt alles gut für Dich ist.
    Letztendlich war es bei mir ähnlich, allerdings war es am Ende kein Problem. Ich hatte vorab einen Hypnobirthing Kurs gemacht..aber da meine Tochter nicht richtig ins Becken wollte kam die Verlegung vom Geburtshaus in die Klinik und auch am Ende der Kristellergriff und die Saugglocke.
    Aber das war ok so. Meine Wehen wahren einfach nicht stark genug. Aber ich habe mein Kind bis dahin gebracht, ich habe bis zu diesem letzen Akt 24 Stunden Wehen ohne PDA gemeistert und darauf bin ich verdammt stolz und das kann mir niemand nehmen.

    Im Hypnobirthing gibt es eine Affirmation „Bin bereit für jede Wende die meine Geburt auch nehmen mag.“ Das war für mich der Schlüssel, dazu kam aber auch, dass ich trotz der Unausweichlichkeit immer vom Klinikpersonal in die Entscheidung einbezogen wurde.

  8. Ohne Wehen
    Danke für deine Geschichte ich denke das ist etwas worüber auch im Vorfeld zu wenig gesprochen wird.
    Meine Tochter musste 4 Wochen vor Termin geholt werden, da sich bei mir ein schweres HELLP Syndrom entwickelt hatte. Um 13.30 waren wir in der Klinik und um 19 Uhr war der kurzfristig geplante Kaiserschnitt. Ich hatte keine einzige Wehe, wurde aufgeschnitten und mein Baby wurde rausgeholt. Zum Glück konnte eine Spinalanästesie durchhgeführt werden, aber ich hatte danach extreme Schmerzen und hab das alles nicht so richtig mitbekommen. Ich war danach sehr traurig keine „richtige“ Geburt gehabt zu haben und hatte immer wieder das Gefühl, das überall als so wichtig beschriebene Bonding in den ersten Minuten verpasst zu haben. Ich habe natürlich mit meinem Mann und auch mit anderen, z.b. Meiner Mutter darüber gesprochen aber es stand immer im Raum: ja aber man muss froh sein, dass alles gut ausgegangen ist, gerade noch rechtzeitig, früher hätte ich das nicht überlebt usw.
    3 Wochen nach der Geburt kam als Urlaubsvertretung eine andere Hebamme zu uns und sie hat mich das erste mal gefragt: und wie geht’s dir damit, also mit der Geburt an sich? Und dann ist alles aus mit herausgebrochen und ich war sehr froh alles erzählen zu können. Sie hat auch gemeint, dass man diese Gefühle zulassen darf. Ja man darf traurig sein einen Kaiserschnitt gehabt zu haben etc. wir haben auch das Thema „spätes Bonding“ besprochen.
    Sie hat mir auch die Adresse eines Psychotherapeuten empfohlen, der auf des Thema Geburtstrauma spezialisiert ist, dennoch aber zum Glück nicht mehr kontaktieren musste, da ich das Ganze mit der Zeit für mich
    Ich denk es ist wichtig bereits in Geburtsvorbereitungskursen anzusprechen, wie es eben auch laufen kann und nicht nur über die Ideal-Geburt zu sprechen.
    Liebe Grüße! Birgit

  9. Das könnte mein Geschichte sein….
    Vielen Dank für diesen ehrlichen Bericht. Was du erlebt hast habe ich fast eins zu eins genauso erlebt. Die Geburt meines ersten Kindes, die ich mir vorher so rosarot ausgemalt, und mit reiner Freude erwartet hatte, war ganz anders als geplant. Ich wurde ausgepresst, geschnitten, bin gerissen – ich fühlte mich unverstanden, misshandelt, wurde danach fast zwei Stunden ohne ausreichende Schmerzbetäubung zusammengeflickt, konnte mein Kind nicht halten weil ich damit beschäftigt war mich heulend am Kreissbett fest zu klammern…. Es folgte eine therapiebedürftige schwere reaktive Depression – und keiner will hören wie es einem WIRKLICH geht, also hält man irgendwann den Mund. Mein zweites Kind, von dem ich auch lang glaubte dass ich es niemals bekommen würde, kam auch per geplanter Sectio zur Welt – und ich war so wahnsinnig glücklich über dieses heilsame Erlebnis!!!!! Und dann kam vor nun 9 Wochen auch mein drittes Kind wieder per Sectio, und es geht uns mehr als gut. Ich wünschte dieses Thema würde offener behandelt in unserer Gesellschaft – deswegen danke ich dir umso mehr für diese Zeilen!!!! Herzlichen Grüße, Sandra

  10. Ohje
    Hallo!
    Ein wenig kann ich Dir nachfühlen. Auch die Geburt unserer Tochter war nicht schön und endete in einem Notkaiserschnitt. Die Hebammen haben dann mit Gewalt versucht das Kind dazu zu bewegen an der Brust zu trinken. Bis die Säuglingsschwester rein kam und dem ein Ende setzte. Abstillen. Flasche. Ruhe.
    Ich hatte die Story später der Kinderärztin erzählt. Sie meinte: wow, Sie sind die erste Frau die ich treffe die zugibt dass eine Geburt kein supertolles Erlebnis sein muss. Und ich geb Dir recht. Niemand will Stories von unschönen Geburtserlebnis hören.

  11. Absolut verständlich
    Hallo 🙂
    Ich kann das so gut verstehen. Ich habe vor zwei Monaten mein 2.Kind bekommen, eine Tochter. Während der Geburt hörten meine Wehen plötzlich auf und ich stand völlig unter Schock. Als sich beim CTG herausstellte, dass die Herztöne meiner Tochter in den Keller gingen, wurden mehrere Ärzte dazu geholt. Mit Saugglocke und Drücken auf meinem Bauch wurde meine wunderhübsche Tochter geboren – aber irgendwie nicht von mir. Als Ärzte und Hebamme mir anschließend gratulierten, fragte ich mich wozu, denn schließlich hatten SIE mein Kind rausgeholt, nicht ich.
    Auch die Fragen „wie war die Geburt?“ von Bekannten (oder auch Fremden) setzt mich nach wie vor unter Druck. Wollen sie das wirklich wissen oder erwarten sie nur ein „Danke, gut.“

    Dank sehr wichtiger Gespräche mit meiner tollen Hebamme konnte ich glücklicherweise die Geburtserlebnisse schneller verarbeiten und kann mir schon jetzt vorstellen irgendwann noch ein Kind zu bekommen – aber Angst vor der nächsten Geburt habe ich trotzdem.

  12. Wirklich eine traumatische
    Wirklich eine traumatische Erfahrung. Gerade, wenn man immer überall gesagt bekommt, dass nach der Geburt ja alle Schmerzen vergessen wären. Ich finde das ist völlig natürlich, dass da so eine psychische Belastung heraus resultiert. Umso schöner zu lesen, dass es einen Weg raus aus dieser gab. Alles Liebe für die Zukunft! Ich selbst habe noch keine Kinder, aber versuche ganz cool zu bleiben, wenn ich solche Sachen höre oder lese. Umso wichtiger ist es mir, mich mit den Möglichkeiten und co. vorab auseiannderzusetzen, um wenigstens vorher das Gefühl zu haben, ich hätte alles im Griff, was man in der Extremsituation vermutlich gar nicht hat. Dir wünsche ich alles Liebe für die Zukunft! <3 Es ist schön zu lesen, dass du es überstanden hast und es gibt wahrlich schlimmeres, als eine "Flaschen-Mama" zu sein. (: