Ihr Guten, wir lieben ja selbstbewusste und engagierte Frauen, Maria ist genau so eine! Mit ihrem Unternehmen Wetterpelle hat sie sich ihren Traum von der Selbstständigkeit erfüllt. Was sie bietet? Faire Fußsäcke aus Schafwolle für Babys und Kinder an, um sie geschützt bei Wind und Wetter im Kinderwagen, Lastenrad oder Fahrradanhänger zu transportieren. Wenn das mal nicht zur aktuellen Jahreszeit passt! Wir haben sie gefragt, wie sie darauf kam, zu gründen, was es mit dem Namen ihres Unternehmens auf sich hat und welche Tipps sie für andere Frauen mit Gründungswunsch hat.
Liebe Maria, du hast vor fast genau einem Jahr dein eigenes Einzelunternehmen auf die Welt gebracht: Wetterpelle. Wie kamst du auf den Namen und welche Produkte bietest du an und was macht deine Firma so besonders?
Ich kam tatsächlich nicht auf den Namen Wetterpelle – aber Himmel sei Dank meine Mutter 🙂 Wichtig war, der Name sollte das Produkt und vielleicht weitere nicht zu sehr beschränken, aber der Sinn sollte der gleiche bleiben – ich glaube, das ist ihr am besten gelungen und ich fühle es auch Jahre später noch immer.
Ich biete derzeit die ersten Fußsäcke für Babys und auch erstmalig für größere Kinder an – aus Wolle. Genauer gesagt aus ungefärbter Wolle deutscher Landschafe. Was macht Wetterpelle also so besonders – ich glaube, das startet bereits bei der Produktidee.
Seit Jahren finden sich Fußsäcke namhafter Firmen auf dem Markt, all diese haben eins gemein – sie werden mit chemischen Materialien gefüllt oder von außen beschichtet. Ein Großteil dieser Firmen agiert weder nachhaltig, noch werden die Fußsäcke fair produziert. Oft kommen sie aus dem Ausland, und reisen einmal um die Welt. Sie weisen eine typische Begrenzung des Alters und der Nutzung auf.
Im Bereich Fußsäcke bzw. Schlupfsäcke für größere Kinder ist auf dem Markt kein vergleichbares Produkt zu finden, weder von der Idee her, als auch aus dem Material Wolle. Es gibt kein Produkt, welches so konsequent in Deutschland, bzw. Mecklenburg Vorpommern produziert wird und die Wolle eines Landschafes verwendet, sowie eine Mitwachs-Funktion des Fußteiles mit sich bringt.
Die verwendeten Materialien sind von der Wolle bis hin zum Garn recycelt, nachhaltig und langlebig. Die Wolle ist ein nachwachsender Rohstoff, ein Beiprodukt der Landschafe, welcher effektiv genutzt werden kann. Es ist eine hohe Biodiversität gegeben, durch Stärkung der Einbeziehung von Landschafen in Biosphärenreservaten. Dadurch kommt es zu größerer Artenvielfalt, Ausgeglichenheit und Stabilität des Ökosystems. Der Einsatz von landwirtschaftlichen Maschinen wird nicht benötigt.
Wie kamst du auf die Idee, ein eigenes frauengeführtes Unternehmen zu gründen? Welche Bedenken hattest du im Vorhinein und waren die berechtigt?
Das hat sich ab einen bestimmten Zeitpunkt in meinem Leben irgendwie so ergeben. Ich war jahrelang unglücklich in meinem Beruf als Heilerzieherin, nicht unbedingt durch die Menschen um mich, eher durch das System dahinter. Die Welt ist kaputt und an entscheidenden Stellen sitzen Menschen, welche scheinbar keine Ahnung von der Realität haben und Entscheidungen treffen, die sich mir nicht erschließen. Ich war nicht mehr bereit, das mitzutragen und gleichzeitig bin ich alleinbegleitende Mama, welche bei weitem nicht die Ressourcen hat, sich kaputt zu machen, in einem aus meiner Sicht kranken System. Hinzu kam Corona, das zweimal leider ziemlich hart – inkl. Long-Coviddiagnose, ich wusste: Notbremse jetzt und sofort!
Die eigentliche Idee zu meinen Produkten entstand durch meine eigene „Not“ im Alltag mit Kind und Lastenrad – dann hatte ich nen ziemlich konkreten Plan von dem Wie und Was ich möchte und alles kam ins Rollen. Da war ganz viel Zauber und Begeisterung, ganz viel Mut, Wahnsinn und eine klare Vision. Das waren und sind glaub ich meine Begleiter 🙂 Irgendwer musste es tun.
Warum ist es dir so wichtig, dass alle Produkte „Made in Germany“ und bio sein?
Es gibt genug Mist auf der Welt und es gibt genug Produkte welche nicht hinterfragt werden. Leider, finde ich. Mir war von Anfang an klar, wenn ich das durchziehe dann nur nach bestem Wissen und Gewissen. Ich brauche keinen 2000. Pullover in der 500. Farbe aus dem gleichen Material, der irgendwo am anderen Ende der Welt gefertigt wird.
Und genauso gibt es wunderbare kreative Menschen, Firmen und Materialien, welche hier vor Ort entdeckt werden wollen. Ich möchte weiterdenken, Lösungen finden, und nicht meinen eigenen Fußabdruck durch mein Unternehmen vervielfachen. Arbeiten mit dem, was da ist und wo es ist! Dass das alles genau so umgesetzt werden kann, ist wundervoll! Regionaler geht es nicht.
Welche Produkte stehen als Nächstes in deiner Planung?
Ich glaube, das darf ich noch gar nicht soooo detailiert erzählen… Aber ich bin dran und hoffe, bereits im Januar 2024 mit einem weiteren Produkt eine regionale und nachhaltige Alternative aufzeigen zu können, mit dem gleichen Material und den gleichen Kooperationspartnern. Es wird ebenfalls ein Produkt sein, welches in alle gängigen Alltagsbegleiter mit Baby und Kind passt, bzw. als Erweiterung für die Schlupfsäcke genutzt werden kann.
Hast du selbst Kinder, wie lebst du?
Ja, ich darf Mama eines wundervollen Kindes sein. Ich lebe ziemlich einfach, minimalistisch und glücklich in Rostock.
Ging es bei der Gründung auch darum, Vereinbarkeit möglicher zu machen?
Absolut, ja! Ich habe andere Freiheiten gewonnen, auch wenn ich selbstständig bin mit Haut und Haaren und das bringt eine Freiheit mit sich, welche ich gern behalten möchte. Die Tage sind ebenfalls prall gefüllt mit Aufgaben, Haushalt, Einkaufslisten und so weiter… Aber ich kann das Tempo bestimmen und wenn ich merke, hier geht nichts mehr, weil alles zu viel oder Kind krank… dann ist das so, Druck raus, auch wenn man weniger Geld verdient. Ich stehe hinter mir, meinem Kind und meinem Unternehmen, und lauter Dingen, die mich erfüllen und vieles erst möglich machen. Das ist für mich ein unglaublicher Gewinn, auch gesundheitlich.
Was würdest du anderen vereinbarenden Gründerinnen an Tipps mit auf den Weg geben?
Go for it, wenn es sich gut anfühlt und man für seine Vorhaben und Ideen brennt! Entweder es wird lehrreich oder geil! Offen bleiben und trotzdem an seinen Plänen und Visionen dran bleiben – es gibt ja kein Falsch. Man lernt, man erweitert seinen Horizont auf soooo vielen Ebenen und letztendlich führen doch alle Mütter bereits eigene Unternehmen durch und mit Mutterschaft und Elternschaft, tagtäglich.
Wie stellst du dir die ideale Zukunft für dich und dein Unternehmen vor?
Ich träume mich zurück aufs Land, in ein kleines Haus oder eine Wohngemeinschaft, Wald und Wiesen als Nachbarn. Gerne weiter weg von den gängigen Standards, zurück zu den Wurzeln. Ich pflanze Bäume, hocke und wusele im Garten, Yann Tiersen weht durch die Luft. Natur, gesunde Mitmenschen, Essen und Trinken. Das macht mich unendlich glücklich – die Einfachheit der Dinge, wenn genau das nicht bereits jetzt so unglaublich bedroht wäre…
Ich habe Zeit und Kraft für mich, mein Kind, meine Herzensmenschen und mein Unternehmen, welches langsam und gesund wächst, es darf sich auf dem Markt als eine feste Alternative etablieren und weitere Produkte auf die Welt bringen. Wetterpelle und Kooperationspartner werden zentrale Ansprechpartner für Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz und Nachhaltigkeit in M-V. Biodiversität sehe ich als Wirtschaftsgrundlage von meinem Unternehmen, und empfinde es auch privat als eine lebensnotwendige Aufgabe sich dafür einzusetzen, bzw. sein Wissen weiterzugeben.
