Ihr Lieben, falls jemand aufgrund des Fotos oben schon Schnapp-Atmung hat: Bitte ruhig bleiben. Durchatmen! Ja, auf diesem Bild trage ich mein Baby nach vorne gerichtet. Ja, ich weiß, dass diese Art des Tragens oft Kritik auslöst. Deshalb ist dies ein Bericht, in dem wir mit Katrin, der Trageexpertin und Hebamme von Ergobaby, über das Nach-vorne-Tragen sprechen, um Halbwissen und Halbwahrheiten auszuräumen und um zu klären: Wie, ab wann und wie lange ist Nach-Vorne-Tragen okay?
Zuerst möchte ich euch aber meine persönliche Tragegeschichte erzählen: Bei meiner ersten Tochter war ich fast nur mit dem Kinderwagen unterwegs, fand Babytragen zu öko für mich. Beim zweiten Kind merkte ich schnell, wie sinnvoll Tragen sind, weil man dadurch die Hände frei hat. Meine große Tochter war damals drei Jahre alt und brauchte natürlich noch viel Hilfe – da war es ideal, wenn der kleine Bruder in der Trage war. Mein drittes Kind hat abendlich geschrien und kam nur eng an mich gekuschelt und nach innen gewandt in der Trage zur Ruhe. Es war wirklich erstaunlich, wie sehr sie der Körperkontakt beruhigt hat.
Und mein Baby jetzt habe ich von Beginn an viel getragen, weil es so wunderbar praktisch im Alltag ist – sei es bei einfachen Hausarbeiten, zum Einschlafen, beim Einkaufen. Diese Nähe tut uns beiden gut und oft ist es auch einfach notwenig, weil ich meine Hände für die Geschwister brauche…
Nun ist mein Baby schon siebeneinhalb Monate alt, wird immer mobiler und neugieriger. Er liebt es, die Welt zu entdecken und umso mehr zu Hause los ist, desto besser findet er es. Ich habe nun mehr und mehr gemerkt, dass er es beim Tragen toll findet, nach vorne zu schauen. Deshalb habe ich nun in den vergangen Wochen die Omni Breeze von Ergobaby getestet. In dieser Trage gibt es nämlich vier verschiedene Möglichkeiten, sein Baby zu tragen (Bauch, Hüft-, Rücken- und Fronttrageweise).
Für uns bietet sich in bestimmten Situationen auch die nach vorne gerichtete Weise an, denn so kann der Kleine nach wie vor aktiv am Familienleben teilnehmen, bekommt aber Körperkontakt und mein Rücken wird entlastet. Der Kleine ist also dabei, wenn ich die Hausaufgaben der Großen kontrolliere, einen Nachmittags-Snack vorbereite, die Wäsche zusammen lege oder wir gemeinsam am Tisch sitzen und über den Tag reden. All das ginge zwar auch mit Baby auf dem Arm, ist aber wesentlich anstrengender und irgendwann tuen auch Rücken und Nacken weh.
In der Trageberatung habe ich gelernt, wie man die Trage richtig einstellt und auf was ich achten sollte, damit es für alle Beteiligten bequem und ergonomisch ist. Und so habe ich in den letzten Wochen immer wieder mal kurz nach vorne gerichtet getragen. Ich finde und fand das super, weil ich so in vielen kleinen Alltagssituationen die Hände frei, aber das Baby am Körper hatte. Doch natürlich gibt es zu der nach vorne gerichteten Tragweite viele Mythen, jeder hat eine Meinung dazu, es geistert sehr viel Halbwissen in der Mama-Welt herum. Deshalb finde ich es sehr wertvoll, der Trageexertin und Hebamme Katrin meine Fragen zu diesem Thema stellen zu können.
Liebe Katrin, ein hoch diskutiertes Thema ist ja das „Nach vorne Tragen“. Das Kind werde überreizt und das sei sehr schädlich für die Hüfte. Wie siehst du als Ergobaby-Trageexpertin das?
Welche Trageposition die Richtige ist, entscheiden Eltern am besten je nach Situation, Alter und Wachheit ihres Kindes, den Möglichkeiten der vorhandenen Tragehilfe und ihren eigenen Körperproportionen. Generell ist ein variantenreiches Tragen ein großer Vorteil für die Entwicklung des Babys und reduziert gleichzeitig die Belastung der Eltern. So fängt man mit der nach innen gewandten Bauchtrageweise ab Geburt an und kann das Baby später, ab etwa sechs Monaten, auch auf der Hüfte und dem Rücken tragen (abhängig von der jeweiligen Tragehilfe).
Die Fronttrageweise (Blick des Kindes nach vorne) wurde früher, als es nur unergonomische Tragehilfen gab, nicht empfohlen. Mit Erfindung ergonomischer Tragehilfen (z.B. Ergobaby Omni Breeze), die eine ähnliche Anhock-Spreiz-Haltung wie nach innen gewandt ermöglichen, werden Eltern und Kind völlig neue Perspektiven und erweiterte Möglichkeiten für die Interaktion im häuslichen Bereich oder in einer reizärmeren Umgebung geboten. Daher sehen wir es eher auch nicht als richtige Trageposition, sondern als eine Aktivposition, in der man gemeinsam die Welt entdecken (z.B. Blumen gießen, Tiere füttern) und neue Dinge ausprobieren kann.
Worauf muss ich achten, wenn ich das Baby nach vorne trage?
Das Baby sollte bei der Verwendung dieser Position stets wach, aufmerksam und zufrieden sein. Sobald man merkt, dass es müde ist, sollte es herausgenommen oder umgedreht werden. Die unabhängige Expertenmeinung empfiehlt diese Position ab ca. fünf bis sechs Monaten für 10 bis 30 Minuten am Stück, je nach Alter des Kindes. Wichtig ist hier, dass das Kind wirklich groß genug für diese Trageweise ist, also mit dem Kinn über das Rückenpanel reicht. Man sollte das vorher also gut testen.
Ein weiterer großer Vorteil der Fronttrageweise ist, dass Eltern mit ihrem Kind auch bequem am Esstisch/im Restaurant sitzen können, während das Kind eine ergonomische Position einnimmt, obwohl es noch nicht selbständig sitzen kann. Dabei müssen die Eltern ihr Baby nicht stützen und haben zwei freie Hände, etwa für Geschwisterkinder, essen oder Bilderbuch vorlesen.
Gibt es auch Vorteile des Nach-Vorne-Tragens?
Es ist eine natürliche, intuitive Trage-Haltung: getragen werden wie auf Mamas und Papas Arm! Die Tragehilfe entlastet die elterlichen Arme und den Rücken und schafft zwei freie Hände, z.B. für Geschwisterkinder, fürs Vorlesen, für leichte Haus- und Küchenarbeiten und für gemeinsame Aktivitäten im Garten.
In Ergobaby Tragehilfen der Omni-Kollektion befindet sich das Kind in der Fronttrageweise in der ergonomischen Position: Das heißt, die Beine sind angehockt, leicht abgespreizt und die Oberschenkel sind unterstützt.
Dies führt zu einer entspannten Rücken– und Kopfhaltung, ähnlich wie in einem Liegestuhl: der kindliche Rücken lehnt am Oberkörper der Eltern und der Kopf kann entspannt nach Bedarf abgelegt, aber auch aktiv gehalten werden. Genau die passende Position, um nach und nach geschützt und gehalten die Welt zu erkunden.
Wie profitiert das Kind noch davon?
Das Kind durchlebt im ersten Lebensjahr rasante Entwicklungsschritte. Die Fronttrageweise ermöglicht dem Kind das Greifen aus und über die Körpermitte mit seitlicher Gewichtsverlagerung. Die räumliche Wahrnehmung erfährt immer mehr Differenzierung und das Gesichtsfeld erweitert sich. Das Baby trainiert in dieser Position seine Motorik, Koordination (Hand/Hand, Hand/Augen, Hand/Fuß) und stimuliert kräftigend seine Muskulatur. Die Neugierde wächst.
Die 4 unterschiedlichen, variationsreichen Tragepositionen (Bauchtrageweise, Fronttrageweise, Hüft- und Rückentrageweise) in der Omni 360 und der Omni Breeze/Dream ermöglichen einen 360 Grad Rundumblick, individuell nach Bedarf und Entwicklungsstand des Kindes, vermitteln dem Kind unterschiedliche Bewegungsimpulse und Reize und fördern die Tiefenwahrnehmung. Das Baby erfährt so beim Tragen Bewegung, lernt diese wahrzunehmen und weiterzuentwickeln.
Macht es eigentlich einen Unterschied, ob die Kinder auf dem Arm, im Tuch oder einer Trage getragen werden?
Ja, das macht einen Unterschied, da Eltern und Kind beim Tragen eine Einheit bilden, sich jede Bewegung vom einen zum anderen überträgt und es ist immer eine Interaktion ist. Jedes ergonomische Tragen ist gut und hat seine Berechtigung – egal ob mit oder ohne Tragehilfe. Da macht es einfach der intuitive gesunde Mix und natürlich kommt es immer auf die jeweilige Situation und die Bedürfnisse des Tragenden und Kindes an.
So ist das kinästhetische Bewegen/Handling ohne Tragehilfe (Kinästhetik Infant Handling, wie Aufnehmen und Ablegen, Windel wechseln, An- und Ausziehen, in die Bauchlage bringen und zurück) im normalen Alltag genauso wichtig und immer eine Gestaltung von Beziehung, wie das Tragen auf längeren Strecken oder auch bei längeren Tragezeiten mit einer ergonomische Tragehilfe. Eltern können mit der Wahl einer ergonomischen Tragehilfe ihr Kind alters- und entwicklungsgerecht fördern, haben gleichzeitig die Hände frei und entlasten selbst ihren Rücken- und Schulterbereich.
Ob es nun aber eine ergonomische Babytrage (z.B. eine Full-Buckle-Trage wie die Ergobaby Omni Breeze) oder ein gewebtes bzw. elastisches Tragetuch (wie z.B. das Ergobaby Tragetuch Aura) wird, hängt ganz klar vom Alter des Kindes, den Bedürfnissen von Eltern und Kind und den Fertigkeiten des Tragenden ab. Eine ergonomische Babytrage ist schnell an- und ausgezogen, das Binden eines Tragetuchs erfordert hingegen etwas Übung und geschickliche Fertigkeiten.
Wichtig ist, dass beide Tragekonstruktionen zu den elterlichen und kindlichen Proportionen passen sollten, bequem sind und korrekt angewendet werden. Dann haben alle Spaß und können gemeinsam die Welt entdecken. Generell ist es daher sinnvoll, dass sich Eltern nach der Geburt von einer fachlich weitergebildeten Hebamme bzw. Trageberaterin individuell, bedürfnisgerecht und kompetent beraten lassen.
Ich trage mein Baby auch viel, spüre dabei aber dann schon auch meinen Rücken und die Schultern. Wie vermeide ich Schmerzen in diesem Bereich?
Es gibt allgemeingültige Empfehlungen und Kriterien für ergonomische Tragehilfen. Die Tragehilfe sollte sowohl dem Träger als auch dem Tragling gut passen und mitwachsen, damit die Beteiligten lange Spaß daran haben. Eltern haben viel Freude an einer guten Passform (ausprobieren!), gepolsterten Schultergurten, einem korrekt eingestellten Verbindungsgurt mittig der Schulterblätter (natürlich kann man die Schultergurte auch überkreuzen) und einem bequemen Taillengurt mit ergonomischer Lordosenstütze.
Bei der Bauchtrageweise benötigen die Eltern nämlich zwei Gegenpunkte (Mitte Schulterblätter und im Lendenbereich) zum kindlichen Gewicht vorne, um selbst in die Aufrichtung zu kommen und Fehlbelastungen oder Ausweichbewegungen zu vermeiden. Bei der Rückentrageweise ist es sehr bequem und komfortabel, gerade auch bei einer vorangegangenen Kaiserschnittgeburt, wenn der Gurt nicht am Bauch einschneidet, sondern das Gewicht des Kindes durch die Lordosenstütze flächig verteilt wird. Die korrekte Passform, Einstellung und Anwendung sollte nach Möglichkeit immer mit einer Hebamme/Trageexpertin besprochen werden. Sollten Erkrankungen bei Eltern und Kind vorliegen, die das Tragen beeinflussen, empfiehlt sich vorab immer die Absprache mit dem behandelnden Arzt*in oder der Therapeut*in.
Wichtig ist, direkt von Beginn an langsam die Tragezeit zu steigern, so dass sich der Körper der Eltern an die Belastung gewöhnen kann. Zusätzlich sollten natürlich Rückbildungs- und Rückenübungen nach dem Wochenbett, mind. 10 -15 min. am Tag, durchgeführt werden, damit Schmerzen präventiv entgegengewirkt wird.
Tragen ist Liebe – diesen Spruch liest man ja immer wieder. Heißt das umgekehrt: Wer sein Kind im Kinderwagen durch die Gegend schiebt, liebt sein Baby nicht?
Nein, natürlich nicht. Alle Eltern sollten auf ihre Intuition hören und es so praktizieren, wie es in ihren Alltag passt und sie entlastet. Babys sind von Natur Traglinge und die Natur hat ihnen eine Menge mitgegeben, um getragen werden zu können. Daher werden auch alle Babys auf dieser Welt getragen, egal ob auf dem Arm oder in einer Tragehilfe. Ergonomisches Tragen mit Tragehilfen entlastet die Eltern, weil das Gewicht des Kindes gleichmäßig auf den elterlichen Körper verteilt wird.
Natürlich setzt dies voraus, dass die Eltern rückengesund sind und die Mehrbelastung durchs Tragen auch schaffen. Die meisten Kinder fordern es aber sowieso ein, so dass man um eine gute Tragehilfe meistens nicht drumherum kommt. Tatsächlich macht es Sinn sich mehrere unterschiedliche ergonomische Tragehilfen anzuschaffen und beim Kinderwagen zu sparen. So gibt es z.B. auch Buggys, wie den Ergobaby Metro+ oder Metro+ Deluxe, die ab Geburt geeignet sind und über ein Neugeborenen-Nest verfügen. So kann man das Baby zwischendurch mal ablegen und schieben und ist trotzdem kompakt und flexibel unterwegs. Daher macht es für Eltern Sinn, sich vor dem Kauf der Babyausstattung zu überlegen, wie ihr Alltag mit Kind aussieht und welche individuellen Bedürfnisse die Familie hat.
MEIN FAZIT: Tragen ist toll, mit der Omni Breeze von Ergobaby macht es noch mehr Spaß für Eltern und Kind. Die Omni Breeze ist die atmungsaktivste Alleskönner-Trage von Ergobaby aus SoftFlex™Mesh-Gewebe, mit komfortabler Passform und luftdurchlässigem, ergonomischem Taillengurt mit Lordosenstütze. Wenn man die Variante „Nach vorne Tragen“ verantwortungsbewusst und altersgerecht (also überspitzt gesagt nicht mit einem Neugeborenen und nicht auf dem Weihnachtsmarkt, sondern ab ca. 6-7 Monaten in einer ruhigeren Umgebung für kurze Zeit) einsetzt, dann ist das durchaus eine sinnvolle Alternative. Danke für die informative, gute Aufklärung, liebe Katrin!