Denn rational weiß ich ja: Die Kraftreserven sind eigentlich schon aufgebraucht, aber man blendet aus, dass eine Schwangerschaft auch mal lästig sein kann, man blendet aus, dass die Geburt schmerzen kann, man blendet aus, dass das erste Kind Jaaahre brauchte, bis es zum ersten Mal durchschlief. Und das ist gut so, denn sonst wäre nach dem ersten Kind ja für jede Frau Schluss. Das macht die Evolution schon ganz gut mit uns, dass wir nur an das Positive denken und danach streben.
Ich sage Dir was: Ich kann ein zweites Kind nur wärmstens empfehlen, wenn es denn möglich ist. Beim zweiten Kind weiß man schon, was einen ungefähr erwartet. Der Rhythmus des Alltags ist schon viel besser durchgetaktet als vor dem ersten Kind, der Haushalt ist bereits kindersicher, die Ängste, etwas falsch zu machen, viel kleiner. Und dadurch, dass das alles wegfällt, ist es viel leichter, das zweite Kind zu genießen.
Überhaupt der Vergleich zwischen dem Großen und dem Kleinen: Wow, ist das Große schon groß und, wow, ist das Kleine noch klein, denkt man dann den ganzen Tag. Und man wundert sich, wie viel so ein Kind in den ersten Wochen schläft. Das fällt einem beim ersten Kind vor lauter Aufregung ja gar nicht auf! Da denkt man dann: O weh, wenn es gleich aufwacht, und liegt es richtig und atmet es noch. All dieses Gedöns fällt beim zweiten Kind oft einfach weg.
Und ich sag Dir noch was, Caro. Dein erstes Kind wird immer die Nummer Eins bleiben. Zumindest chronologisch. Dein erstes Kind. Und das wirst Du ihm auch weiterhin vermitteln, Ihr hattet schließlich eine intensive exklusive Zeit miteinander, die Euch niemand mehr nehmen kann. „Du bist ja schon groß, Du darfst schon eine Brezel, das darf das Baby alles noch nicht.“ Ihr verbündet Euch also weiter, das große Kind und Du.
Wenn Du mich fragst, wie der zweite Geburtstag meines ersten Kindes verlief, kann ich Dir noch heute die Gästeliste aufzählen und die Geschenke noch dazu, es war damals noch Einzelkind, auch wenn mein Bauch schon zu explodieren drohte. Bei meinen Zwillingen müsste ich tatsächlich im Fotoalbum nachkramen, ich weiß nicht einmal mehr, wo wir den zweiten Geburtstag gefeiert haben. Die zweiten Kinder laufen so mit (nicht immer, aber oft!), das kann aber auch ein echter Vorteil sein. Ich bin selbst ein zweites Kind, ich habe meines Erachtens sehr davon profitiert, weil ich so ganz im Geheimen mein eigenes Ding machen konnte. Und am Ende ist es doch toll, wenn man Geschwister hat, mit denen man sich gegen die Eltern verbünden kann…
Also Caro, das war ja jetzt ein ganzes Plädoyer. Dabei dachte ich, nach all den konstruktiven und fairen und netten Kommentaren unter Deinem Text (Danke an alle, die da mitgeschrieben haben!) wäre zu dem Thema eigentlich schon alles gesagt. Falsch gedacht! Auch mein Lieblings-US-Blog widmet sich dem Thema ürbigens heute. Der Tag steht also unter einem guten Zweitkind-Stern. Halt mich also auf dem Laufenden, wie es bei euch weitergeht!
4 comments
Ich wollte immer nur ein
Ich wollte immer nur ein Kind. Einfach aus dem Grund das ich es mir nicht vorstellen konnte mehr zu haben. Ich bin ja selbst ein Einzelkind. Dann ist es doch passiert und ich konnte mich nicht trennen. Es war die beste Entscheidung meines Lebens und genau so wie Du es beschrieben hast. Nach der Geburt meines zweiten hatte ich auf einmal so unendlich viel Liebe in mit. Die hätte noch für zehn weitere gereicht. Jetzt sind beide 1 1/2 und 3 Jahre. Ich bin teils so erschöpft aber doch so glücklich wie es gekommen ist. Jetzt ist es eher eine Vernunftsache keine weiteren zubekommen. Aus dem Herz heraus könnten es noch mehr werden. Liebe Grüße
Diese Sucht …
… nach einem positiven Test, das schlagende Herzchen, die ersten zarten Stubser im Bauch, die Aufregung vor der Geburt und dann natürlich – das schönste überhaupt – den kleinen, warmen Menschen auf dem Bauch zu spüren … diese Sucht kenne ich auch. Aber du beschreibst sehr gut die andere Seite, daher ist bei uns mit dem 3. Kind die Familienplanung abgeschlossen.
Liebe Caro, du packst das 😉
Ich wünsche euch viel Glück!!
Ich bin nicht sicher…
…ob es gut war, 2 Kinder zu bekommen. Die erste Wochen waren Hardcore. Nach einem Jahr kam dann ein Licht am Ende des Tunnels und jetzt ist es tatsächlich schön. Aber wir, besonders mein Mann, und allen voran mein Erstgeborener, haben nicht vergessen, dass es hart war und mein Grosser leidet noch heute oft… Ich bereue es nicht, ein 2. Kind bekommen zu haben und ich hätte sogar noch gern ein 3. wenn ich meinen Mann irgendwann mal überzeugen kann, aber wir haben ganz schön was mitgemacht und tun es noch. Der Alltag mit 2 Kindern und Mann ist bei uns schon sehr heftig… da sind wir aber auch eine Ausnahme denn so habe ich es noch bei keinem sonst miterlebt 😉
Ich glaub ich bin süchtig
Liebe Lisa,
das hast Du sehr schön ausgedrückt 🙂 Vielleicht habt Ihr mitbekommen, dass mein zweiter Sohn letzte Woche zur Welt kam. Ich bin natürlich hin und weg- und müde! Aber irgendetwas in mir sagt mir, dass ich noch nicht ganz satt bin. Ich glaube, ich hebe die Umstandsklamotten noch ein bißchen auf 🙂
Aber Caro, ich verstehe, dass Du nichts zwischen Dich und M. kommen lassen willst. In der Tat geht es mir auch gerade so, dass ich meinen Großen richtig vermisse, weil ich ja nun immer den kleinen auf dem Arm habe. Aber auch das wird sich finden.
Also: Mach ma :-)!
LG Mia