Ihr Lieben, jeder kennt sie, die Midlifecrise. Nicht dass jeder sie schon mal gehabt hätte, aber jeder hat zumindest schon mal davon gehört. Aber die Midparenthoodcrise kennt ihr wahrscheinlich noch nicht, oder?
Es ist jedenfalls so. Unsere Kinder sind jetzt 10 und 8 und 8 Jahre alt. Wir sind also jetzt zehn Jahre lang Eltern. Noch einmal so lang – und ALLE unsere Kinder sind volljährig. Das klingt verrückt, wenn man bedenkt, dass sie immer noch gern auf den Arm wollen, wenn sie sich verletzt haben (zumindest die jüngeren), aber wir müssen dieser Wahrheit ins Auge blicken.
Müdigkeit und Erschöpfung: Phasen im Leben von Eltern
Und so wunderschön es ist, die Entwicklung der Drei mitzuerleben, so gibt es eben auch Phasen der Müdigkeit und Erschöpfung. Beim hundertsten „Warum soll ich das aufräumen?“ oder bei der 18. Ladung Wäsche in der Woche oder bei den Kinderkrankheiten, die das ausgeklügelte Wochenkonzept immer wieder sprengen und Flexibilität fordern. Und gleichzeitig ist da aber auch dieses Wehmütige, der Gedanke, dass es das dann gewesen sein soll mit unserer gemeinsamen Familienzeit in einem Haushalt…
Ich vergleiche das gern mit einem Marathonlauf. Die Hälfte der Strecke ist geschafft, die Muskeln schmerzen schon etwas, natürlich wissen wir, dass da noch Kraft ist, wir sind sicher, dass wir das schaffen, aber wir müssen schauen, woher wir unsere Motivation nehmen, woher die Kraft für die nächsten Meter. Gleichzeitig wird mit den letzten Metern am Ende aber auch ein Ziel wegfallen – nicht, dass dann das große Loch kommt?
Immer weiter: Elternschaft fühlt sich manchmal an wie ein Marathonlauf
Ja, auch Eltern fühlen sich manchmal wie Marathonläufer. Sie sind permanent gefordert, sie müssen dauernd weiterlaufen und funktionieren – mit schnelleren und langsameren Phasen, aber ohne wirkliche Rast. Eltern haben dauernd Verantwortung, sie wünschen sich immer das Beste für ihre Kinder. Das schlaucht auf Dauer und da gibt es Phasen der Müdigkeit und des Zweifelns und wenn dann die nächste Etappe geschafft ist, dann erschließt sich auf den nächsten Kilometern vor ihnen wieder eine neue Landschaft, die atemberaubend ist und sie weiter pusht. Dann stehen am Rand plötzlich Menschen, die applaudieren und zusätzlich Kraft geben. Und dann kommen wieder Durststrecken.
Am Ende werden wir alle ins Ziel einlaufen, die Frage ist, in welcher Konstitution. Habe ich während der Strecke auf mich geachtet? Habe ich genug getrunken, genug für mich getan? Das sollten wir uns alle fragen, gerade wenn wieder eine kleine parenthoodcrise im Anmarsch ist. Wir müssen uns vorbereiten für die Zeit danach, noch einmal so lang und wir entlassen unsere Kinder in die große weite Welt. Es gibt Marathonläufer, die auf der Ziellinie zusammenbrechen. Aber es gibt auch solche, die übers ganze Gesicht strahlen und von Glückshormonen geflutet werden. Diese Endorphine zu nutzen – auch schon während der Strecke, während des Laufens, das ist die Kunst. Die glücklichen Phasen nutzen für die schwierigeren Zeiten. Es ist nicht immer Zuckerschlecken, auch wenn das große Ganze einfach wunderbar ist.
Es ist ja auch vor allem eine Kopfsache. Wer erwartet, dass es leichter wird, wenn erstmal die Hälfte der Strecke geschafft ist, wird vielleicht enttäuscht sein. Denn es wird nicht leichter, es wird nur anders.
Früher dachte man, wenn sie erstmal durchschlafen, dann wird alles besser. Das wird es auch. Aber dann beginnen sie zu laufen und man ist tagsüber mehr gefordert. Dann denkt man, wenn sie erstmal in die Kita gehen, dann hab ich morgens mehr Luft für mich. Aber dann kommen die Krankheiten oder der Wiedereinstieg im Job oder beides. Schließlich die Einschulung – juhu, mein Kind ist jetzt groß. Aber es ist auch oft wütend oder müde oder überfordert, weil alles doch jetzt so anders ist. Vielleicht braucht es die Mama mehr als zuvor in der Kitazeit. Bald kommt die weiterführende Schule und wenn dann schon die Eltern bei Fünftklässler-Aufgaben ins Grübeln kommen, dann zweifeln nicht nur die Kinder an sich 😉
Ja, das sind alles diese Phasen, von denen alle immer sprechen. Nennen wir sie einfach Etappen – wie beim Marathon. Jede Etappe hat Gutes und weniger Gutes. Jede ist wichtig und jede ist intensiv.
Und am Ende schauen wir zu Marathonläufern auf, bewundern sie für ihre Motivation und Kraft, für ihre Sportlichkeit und ihre Durchhaltestrategien. Lasst uns Eltern genauso bewundern! Und wenn sie ein Motivationstief haben, hilft Applaus vom Rand – ganz bestimmt.
2 comments
Sehr bildlich
Für mich persönlich perfekt beschrieben, auch wenn ich noch keinen Marathon gelaufen bin. Passt auf viele Lebensphasen z.B. auch zum Studium oder Job selbst. Wobei die Elternschaft wohl den wichtigsten und schwierigsten Marathon darstellt.
Der Weg…..
ist das Ziel!