Dein Feind hat ein Gesicht. Ein Aufsatz über Eltern-Ängste

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Hui Caro, ich bin begeistert, wie respektvoll unsere Leser und Kommentatoren mit Deinem Text zur Panik vor dem Plötzlichen Kindstod umgegangen sind. Dafür DANKE, denn: Wenn ich Dich nicht persönlich kennen würde – und das tun ja die meisten Leser nicht – würde ich mich jetzt wahrscheinlich fragen, als was für ein aufgeschrecktes Hühnchen Du da durch die Welt gackerst. Weißt Du was, Caro? Das Erste, was ich nach dem Text dachte, war: Wenn Du ein CTG (also Wehenschreiber) wärest, dann wäre JETZT der Zeitpunkt gekommen, einen Kaiserschnitt zu veranlassen, so sehr wie Deine Kurven ausschlagen. Du zeichnest extreme Wellen und Ausreißer, weil Du eben extrem bist. Extrem ambitioniert, extrem panisch, extrem erfolgreich, extrem ängstlich, extrem fürsorglich, EXTREM halt, in alle Richtungen!

Allein das perfekte Menü zu Deinem Geburtstag – EXTREM 🙂 Zwischendinger gibt es bei Dir nicht Auf der Suche nach dem perfekten Babysitter für Dein Kind etwa, wärest Du barfuß bis nach Panama gerannt, um ja die beste Wahl für den Sohnemann zu treffen. Andererseits gibst Du Deinen Kleinen im Ausland in einem Ferienclub einer wildfremden Kinderbetreuerin in den Arm, um vier Stunden gemütlich am Strand zu liegen. Ohne sie zu kennen! Das ist EXTREM. Aber Du stehst dahinter, für Dich ist das kein Widerspruch und deswegen ist das authentisch! Sobald Du selbst ins Zweifeln kommst, wird es brenzlig, denn das merken Kinder. Aber solange Du das mit 100 Prozent vertrittst, ist das Dein Weg und in den hat Dir niemand reinzureden (jedenfalls, so lange keine Kindswohlgefährdung vorliegt, ist ja klar).

Du hast also Panik vor dem Plötzlichen Kindstod gehabt. Richtige Panik. Ich weiß das, ich habe es ja selbst erlebt, denn zu der Zeit waren wir ja noch Nachbarinnen (hach!). Meine emotionale Lage lässt nicht zu, das nachvollziehen zu können, obwohl tatsächlich ein naher Verwandter von mir betroffen war, denn für mich ist die Gefahr, dass einem ein Ziegelstein vom Dach eines Hauses auf den Kopf fällt ungefähr genauso wahrscheinlich (ich schreibe hier nur über mein subjektives Empfinden) und trotzdem renne ich nicht zitternd durch Häuserzeilen, weil ich denke, es könnte jeden Moment etwas passieren.

Meine Einstellung dazu: Ja, das Leben ist lebensgefährlich. Aber für mich ist das eher ein allgemeines Grundrauschen, das mich begleitet und das mir signalisiert, dass jederzeit irgendetwas Unvorgesehenes passieren kann (weil eben auch schon viel Unvorhergesehenes in meinem Leben passiert ist). Du scheinst in diese Kindstod-Geschichte eben all Deine Ängste und Sorgen hineinprojeziert zu haben. Und Du hast es ja auch geschafft, mit der Angst umgehen und leben zu können und das ist ja die Hauptsache. Wir alle tragen unsere eigene Lebensgeschichte vor uns her, dem einen ist schon viel passiert und er hat trotzdem keine großen Ängste, beim anderen ist es umgekehrt und bei wieder einem anderen ist noch nie was passiert und es gibt auch kaum Ängste. Wir alle gehen irgendwie damit um. Du hast Deinen „Feind“ personalisiert in Form des Plötzlichen Kindstodes. Meiner braucht kein Gesicht.

Was ich damit sagen will: Solange wir Wege finden, damit umzugehen, ist alles okay. Es gibt nicht die eine richtige Variante. Wir geben alle unser Bestes. Jeden Tag. Und immer wieder aufs Neue… Und darauf dürfen wir stolz sein. Sollten wir sogar!

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