Hier erzählt Anne ihre rührende Liebesgeschichte…
Liebe Caro, Liebe Lisa!
Ich wollte unsere Geschichte eigentlich schon immer einmal aufschreiben, allein weil ich Angst habe irgendwann ein wichtiges Detail zu vergessen oder einmal nicht mehr in der Lage zu sein, die Erinnerung wach werden zu lassen. Zurückblickend ist das alles schon echt total verrückt und doch gibt es Geschichten wie unsere wahrscheinlich tausendfach in unserer globalisierten Welt.
Seit meinem Auszug nach dem Abitur hatte meine Mutter die Angewohnheit, mir Artikel aus der Zeitung auszuschneiden und ein Mal im Monat zuzuschicken. Mit dabei war eines Tages auch ein Artikel über ein Austauschprogramm für junge berufstätige Leute. Ein Jahr in den USA, zum Studieren, Arbeiten, Leben, Reisen … Verlieben? Klar, dass ich mich da beworben hab. Eigentlich wäre das Prozedere noch eine eigene Story wert, doch ich möchte es kurz machen. Ich bekam das Stipendium und fand mich etwas über ein Jahr später in einem kleinen Kaff namens Nelsonville in Ohio wieder. Wohnte dort in einem Studentenwohnheim und war mit meiner deutschen Freundin Diana schon bald gern gesehener Gast auf jeder Studentenparty weit und breit.
Etwas Taschengeld verdiente ich mir in dieser Zeit an der Rezeption des Studentencenters, wo ich eben auch das erste Mal auf Vladi traf. Einen kleinen, dunkelhaarigen Typen aus Venezuela mit lustigen Augen und einem frohen Lachen, das mich noch heute aus jeder Krise befreit. Wir wurden gute Freunde. Sahen uns auf den Partys, gingen mit anderen ins Kino, kochten, hatten eine Menge Spaß. Ab und an sagte er zu mir: „Anne, hattest Du schon mal einen Mann der kleiner ist als Du?…Du weißt, die besten Parfums gibt es nur in kleinen Flaschen!“
Die Zeit verging so schnell, mein Austauschjahr neigte sich dem Ende. Acht Wochen vor meiner endgültigen Abreise nach Deutschland bahnte sich bei uns beiden eine Liebesgeschichte an. Anfangs ganz unverbindlich, doch dann merkte ich, dass ich die Liebe meines Lebens gefunden hatte. Von da an waren die letzten Tage die reine Tortur für mich. Eigentlich hatte ich mit anderen Stipendianten noch eine Abschiedstour an der Westküste der USA geplant, um dem USA-Jahr noch ein i-Tüpfelchen aufzusetzen. Doch schon im Flieger nach Las Vegas hab ich nur noch geflennt. Ich habe die Rundreise abgebrochen um noch einige Tage mit Vladi zu verbringen, doch eigentlich wußte ich da schon, dass ich wieder kommen werde. Egal was. Den Heiratantrag hatt mir Vladi da ja schon längst gemacht. Von meiner Antwort: „Ja, aber noch nicht jetzt“ ließ er sich nicht abschrecken.
Zurück in Deutschland war ich erst einmal krank vor Liebeskummer. Konnte nächtelang nicht schlafen, habe ständig geheult, war nach sechs Wochen ausgehungert und nervlich fix und alle. Mein Vater hat, glaube ich, so manche hohe Telefonrechnung stillschweigend bezahlt und gehofft, dass das ganze bald eine Ende hat.
Als nach fast drei Monaten der ganze Visakram erledigt war, saß ich mit Herzklopfen und verwirrenden Zukunftsgedanken wieder im Flieger Richtung USA und zog mit in Vladis kleines Zimmer in einer Männer-WG.
Die nächsten Monate waren turbulent. Was waren wir verliebt. Und doch, wenn ich heute einen Blick zurück werfe, war es wirklich sehr anstrengend. Der Bonus der Austauschstudentin war weg, das reale Leben hatte mich wieder. Wir mussten Geld verdienen, hatten wir uns doch gleich eine kleine Haushälfte am Arsch der Welt gemietet. Bei mir stellte sich Unmut ein. War es doch immer mein Traum gewesen nach meiner Augenoptikerausbildung im gleichen Fach zu studieren. Nun plagte ich mich in diversen Buchhalterkursen ab und war schier am Verzweifeln vor lauter Frust. Dazu kamen Visaprobleme bei Vladi. Von einem Tag auf dem anderen verlor er seinen Job und hatte 14 Tage Zeit das Land in Richtung Venezuela zu verlassen. Für uns beide fiel das Kartenhaus, das wir uns erbaut hatten, in sich zusammen.
Mich erfasste Panik für meine eigene Zukunft. Über Nacht kramte ich all meine Papiere zusammen und verschickte mit Overnight-Service via UPS zwei Bewerbungen an Fachhochschulen in Deutschland. Vladi blieb in dieser Zeit ganz ruhig und schaffte es, mich mit seiner fröhlichen, gelassenen Art wieder runter zu holen. Trotzdem, als die erste Zusage aus Deutschland kam wurde unsere Wohnung aufgelöst und ich buchte einen Flug zurück nach Hause. An dieser Stelle wäre unsere Geschichte vorbei gewesen. Nicht weil ich Vladi nicht von ganzem Herzen geliebt hätte, nein! Aber das gegen den Strom schwimmen hat mich, trotz des Wissens, dass das der Mann ist, den ich liebte ganz schlapp gemacht. Vielleicht war es dafür doch nicht genug.
Unsere Geschichte wäre dort also zu Ende gewesen, wenn Vladi nicht den Entschluss gefasst hätte, mir hinterher zu reisen. In ein Land, das er nicht kannte und dessen Sprache er nicht verstand. In ein Land, in dem ich viele Wochen vergeblich versuchte, eine Hochzeit zu organisieren. Letztendlich landete Vladi am 1.12.2005 am Flughafen Tegel in Berlin mit einem Verlobungsring in der Tasche.
Am 24.12 lernten meine Eltern Vladi kennen und am 28.12 des gleichen Jahres haben wir beide aud der Insel Moen in Dänemark geheiratet. Der Verwaltungskram der Ausländerbehörde war dann nur noch Formsache. Vladi lernte rasend schnell Deutsch, machte ein Praktikum und bekam dann seinen ersten Job….in München.
Ein Jahr führten wir eine Wochenendbeziehung, pendelten Wochenende für Wochenende zwischen Berlin und München. Als Vladi dann endlich auch einen Job in Berlin fand, konnten wir aus der Einzimmerbude ausziehen. Im März 2009 kam unser Sohn Leonard auf die Welt, gefolgt von Nicolas im Jahr 2010. Erst vor vier Wochen sind wir in unser eigenes Häuschen am Berliner Stadtrand gezogen und …..WIR WÜRDEN ALLES WIEDER SO TUN!
Es gibt ein Lied, in dem die Sängerin singt: „…für Dich dreh ich so lang an der Erde, bis Du wieder bei mir bist…“
Wir beide haben füreinander an der Erde gedreht!
3 comments
Mutmacher
Liebe Anne, Eure Geschichte ist eine richtige Mutmacher-Geschichte. Toll! Danke!
So schön….
Was für eine tolle Geschichte! Habe beim Lesen richtig Gänsehaut bekommen! Liebe überwindet einfach alle Grenzen <3
Wunderschön ♥
Was für eine wunderschöne Liebesgeschichte. Ich hab beim Lesen richtig mitgefiebert. Und die Geschichte zeigt, Liebe kann jede noch so große Hürde überwinden 🙂