Ihr Lieben, der Gastbeitrag von Melanie hat viele von Euch sehr berührt…Wir haben viel Post bekommen und deshalb gibt es jetzt noch zwei Beträge von Leserinnen, die sich den Schmerz von der Seele schreiben mussten…
"Ich heiße Ute. Ja, ich habe den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen – vor 4 Jahren. Meine Mutter brachte mich 1985 per Kaiserschnitt auf die Welt. Ich war ein Wunschkind, hieß es. Meine Mutter ging jedoch bald wieder arbeiten und so wuchs ich bei meinen Großeltern auf.
Mein Vater kam nur am Wochenende heim und ging dann meistens ins Wirtshaus. Als ich 8 Jahre alt war, zog mein Vater komplett aus, meine Eltern ließen sich scheiden. Ich blieb bei meiner Mutter und meinen Großeltern.
Meinen Vater sah ich nur alle 14 Tage am Wochenende. Da fuhren wir immer zu meinen anderen Großeltern, die mich die ersten 3 Jahre aufzogen. Zu dieser Großmutter hab ich bis heute noch einen sehr engen Kontakt! Sie ist wie meine "Mutter"!
Wie kam es zu dem Bruch zu meiner "richtigen" Mutter? Sie hatte nach der Scheidung viele Bekanntschaften. Ich musste mich oft an einen "Ersatzvater" gewöhnen! An den Wochenenden war sie immer unterwegs. Ich blieb bei meinen Großeltern. Sie unternahm NICHTS mit mir und wenn ich mit ihr Zeit verbringen wollte, hieß es "Geh rauf zu Oma und Opa, da kannst du spielen"
Ich war nur ein Klotz am Bein, das zeigte sie mir ganz offen. Mit 16 zog ich aus. Zu meinem heutigen Ehemann. Dann starb meine Oma. Kurze Zeit drauf mein Opa. Meine Mutter fing an zu trinken. Immer mehr und mehr. Wir wollten ihr helfen. Vergeblich. Es fielen böse Worte zwischen uns. Ich holte mir Hilfe und versuchte, das Ganze zu verarbeiten.
Der Kontakt brach mehr und mehr ab. Ich hielt es für das Beste. Meine Mutter verlor ihre Arbeitstelle und das Haus!Ich weiß nicht, wo sie inzwischen wohnt und mit wem sie lebt.
Ich haben inzwischen 2 wundervolle Töchter. 22 Monate und 3 1/2 Jahre. Sie kennen ihre Oma nicht. Es tut weh. Sie weiß nicht, wieviel sie verpasst. Schöne Augenblicke mit ihren Enkelkindern wird sie wahrscheinlich nie erleben. Es kam bisher nie ein Anruf! Ich weiß nicht, wie es meiner Mutter geht, ich weiß nur: Ich will es als Mutter besser machen!"
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"Mein Name ist Eva, ich habe erst den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen, dann zu dem Rest der Familie . Wie das kam? Meine Eltern trennten sich, als ich ein Jahr alt war, ich zog mit meiner Mutter zu meinen Großeltern. Meine Mutter ging wieder arbeiten, meine Betreuung übernahm die Großmutter.
Als ich zehn Jahre alt war, lernte meine Mutter einen neuen Mann kennen – und zog zu ihm. Ohne mich!
Ich blieb bei meiner Oma, die nicht besonders liebevoll war – bösartig trifft es eher.
Ich bin also aufgewachsen mit dem Wissen, dass mein Vater sich nicht für mich interessiert und dass meine Mutter lieber ohne mich lebt. Dazu kam, dass meine Mutter mir ständig erzählte, sie sei das Opfer. Das Opfer ihrer Schwangerschaft, ihrer Eltern, der Umstände. Ich hätte ja keine Ahnung, wie es sei, wenn man nicht so leben könne, wie man wolle.
Sie sagte mir ernsthaft, dass ich an allem schuld bin und ob ich das wenigstens bereuen würde. Und dass ich undankbar sei.
Ich brach irgendwann den Kontakt ab, um mich zu schützen. Und das einzige, was ich bereue, ist, dass ich es nicht schon viel früher getan habe."
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Zum Weiterlesen:
Interview mit einer "verlassenen Mutter"
Gastbeitrag von Melanie über ihre schwere Kindheit
Interview mit Katia Saalfrank über die Folgen von Gewalt
Foto: Pixabay