Acht Jahre Zwillinge
Die, mit denen ich im Zwillingswagen durch Prenzlauer Berg düste, später mit zwei Laufrädern plus große Schwester auf dem Fahrrad. Die, die auf dem Spielplatz oft Warnwesten trugen, damit ich im Gewusel immer wusste, wer sich grad auf das nächste Gerüst oder auf die nächste Straße stürzen wollte.
Die, die mich mit ihrem Blödsinn oft zur Weißglut – oder zum hysterischen Lachanfall brachten.
Die, die mir tagtäglich diese Sozialstudie vorleben, weil sie aus ihren identischen Erbvoraussetzungen so unterschiedliche Dinge machen. Die, die mich oft in ein Zerrissenheitsgefühl brachten… Welche Tränen sind grad entscheidender, wer darf zuerst auf den Arm, wer ist schlimmer gestürzt? Kommt doch alle her, auf mich unter mich, neben mich. Kinder, Kinder.
Zwillinge – einzigartig, zu zweit
Die, die wir immer versucht haben, in ihrer Individualität und Einzigartigkeit zu unterstützen. Ich bin ich und Du bist Du. Die in unterschiedliche Kitagruppen gingen und heute in unterschiedliche Schulklassen. Die, die immer so schnell reden, weil sie wissen, dass sonst das Geschwisterchen dazwischen quatscht.
Die, sie sich wegen einem halben Punkt Unterschied im Mathetest in die Haare kriegen und über den Boden wälzen. Die, dich sich als erste SMS in der ersten Klasse "Es Femesedes" (Ich vermisse dich) schrieben, als sie mal eine Nacht getrennt waren. Die, die sämtliche Werder-Bremen-Spieler-
Die, die weinen, wenn Deutschland bei der EM ausscheidet, die sich gegenseitig Zettel schreiben, sich kloppen, sich vertragen, sich Taschengeld zusammenlegen, um einen Polizeihubschrauber zu finanzieren. Die sich spannende TKKG-CDs anhören und gegenseitig beruhigen. Die oft zusammen einschlafen, obwohl es vorher noch Streit gab, die Zeit für sich brauchen, aber auch Zeit mit dem anderen. Die, die jahrelang aufs Gramm genau das Gleiche wogen, obwohl der eine lieber süß und der andere lieber salzig isst. Die die fast täglich neue Spitznamen für ihren Papa erfinden.
Die, die sich streiten, wer die netteste Lehrerin in der Schule hat ("Ich!" "Nein, ich!"). Die, die mit fünf eingeschult wurden, weil sie mussten, obwohl sie noch gut ein Jahr länger hätten spielen können… und obwohl da immer das Gefühl war, dass man Zwillinge nicht so gut fördern kann wie Einlinge, weil die Eins-zu-Eins-Betreuung kaum möglich ist. Die, für die wir das aber trotzdem versucht haben. Mit dem einen vorzulesen, während der andere malt. Mit dem einen Hausaufgaben zu machen, während der andere im Garten radelt.
Jungs – immer für einen Spaß zu haben
Die, die immer für Routinedurchbrechungen zu haben sind und sich freuen, wenn wir, wenn Papa auf Dienstreise ist, im Elternbett picknicken statt in der Küche Abend zu essen.
Die, die jetzt acht Jahre alt geworden sind und die so groß gefeiert haben, mit so viele Freunden und Freuden.
Acht Jahre, sechzehn zusammen.
Sie sind einfach der Wahnsinn, diese Jungs!
ZUM NACHLESEN:
Der siebte Geburtstag unserer Zwillinge
Der sechste Geburtstag unserer Zwillinge
Der fünfte Geburtstag unserer Zwillinge
2 comments
Herzlichen Glückwunsch
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag deiner beiden Jungs.
Das hast du so wunderschön geschrieben. Liege gerade mit meinem zwei Tage altem Mädchen im Wochenbett und hab die Tränen in den Augen.
GRATULATION
Ooooh, herzlichen Glückwunsch zum Baby!!!