Ihr Lieben, heute ist ein besonderer Tag, denn heute vor 25 Jahren fiel die Mauer. Und so, wie die meisten noch wissen, wo sie waren, als sie zum ersten Mal vom 11. September hörten, so wissen eben auch viele noch, wie das war, an dem Tag vor 25 Jahren, als die Mauer bei uns in Deutschland fiel.
So erinnere auch ich mich noch sehr genau daran, dass ich im Wohnzimmer meiner Großeltern stand, als mein Vater oder meine Mutter (das weiß ich nicht mehr) die Tür schwungvoll öffnete und rief, dass die Mauer wegkäme. Ich weiß nicht, welche Worte fielen, aber allein dadurch, dass ich mich an diesen Moment erinnere, zeigt mir, dass ich mit meinen damals gerade einmal sieben Jahren merkte, dass da etwas Besonderes im Gange war. Ich weiß aus Erzählungen, dass meine erste Frage nicht die nach der fallenden Mauer war, sondern ob man denn jetzt wohl auch durchs Brandenburger Tor würde gehen dürfen…
Ich bin in Berlin geboren, in Berlin West, um genau zu sein im fünften Stockwerk eines Mietshauses direkt am Nollendorfplatz in Schöneberg. Eine Hausgeburt. Als ich fünf war, zogen wir raus aus Berlin in die Nähe von Köln. In das Haus, in dem wir auch heute leben.
Ich ging nach dem Abi wieder nach Berlin und zog in einen Bezirk, den ich zu meinen Kindheitszeiten noch nicht besuchen konnte, den Prenzlauer Berg. Ich erinnere mich von damals an Kreuzberg, nicht aber an Prenzlauer Berg. Der existierte damals schlicht nicht für mich.
Ich weiß von meinen Eltern, dass wir mal „drüben“ waren und sie uns Kindern in die Windeln geschaut hatten. Ob Schmuggelware drin wäre. Ich erinnere mich auch daran, dass wir in einem roten Haus waren und es dort nur ein Plumpsklo gab. Kindheitserinnerungen. Bröckelhaft halt, aber vorhanden.
Wir wohnten 89 also schon zwei Jahre in der Nähe von Köln auf dem Land und als die Mauer fiel, entschieden meine Eltern schnell, dass wir da hin müssten. Also fuhren wir hin, und mein Bruder und ich, wir durften mit dem Hammer Mauerstücke abklopfen.
Die historische Bedeutung war uns vollkommen egal, aber eine Mauer mit einem Hammer bearbeiten zu dürfen – welches Kind träumt nicht mal von so etwas? Ich kann nur erahnen, was das für meine Eltern bedeutet haben mag. Sie wussten, dass da etwas ganz Großes passiert. Und wir durften dabei sein.
Erstes Foto: Mein Vokuhila lässt die damalige Mode nicht verleugnen. So sah ich aus, als die Mauer fiel. Hier zusammen mit unseren Eseln.
Zweites Foto: Meine Mutter würde modisch auch heute noch in den Prenzlauer Berg passen. Nur die zwei Schachteln Marlboro aus dem Beistelltisch wären heute verpöhnter als sie es damals waren.