Diagnose Leukämie: Gestern war das Kind noch in der Kita, heute hat es Krebs

Leukämie

Ihr Lieben, Leukämien sind die häufigsten Krebserkrankungen des Kindes- und Jugendalters. In Deutschland erkranken jährlich etwa 600 Kinder unter 15 Jahren an einer Leukämie. Die Krankheit entsteht durch bösartige Umwandlung einer unreifen Vorläuferzelle der Blutbildung im Knochenmark.

Die Diagnose Leukämie ist natürlich für die ganze Familie ein Schock und stellt das bisherige Leben total auf den Kopf. Die dreijährige Tochter unserer Leserin Josefina ist gerade erst durch die ganzen Therapien gegangen, hier erzählt uns Josefina davon:

Liebe Josefina, erzähl doch erstmal bitte, wer alles zu eurer Familie gehört. 

Zu unserer Familie gehören meine drei Kinder Jella (7 Jahre alt), Alva (5 Jahre alt) und Selma (3 Jahre alt), mein Mann Hauke (38) und ich (36).

Eins eurer Kinder hat dann die schreckliche Leukämie Diagnose bekommen. Kannst du erzählen, wie es dazu kam?

Unsere kleinste Tochter Selma war über einen längeren Zeitraum mittags wieder müde. Da sie zu dem Zeitpunkt 2 Jahre alt war, dachten wir, es sei eine Phase und sie braucht nun wieder ihren Mittagsschlaf. Insgesamt wurde sie schlapper und blasser. An dem Wochenende, bevor wir zum Kinderarzt gefahren sind, mochte sie nichts mehr essen. Sie hatte aber keinerlei Infektsymtome wie Husten, Schnupfen oder Fieber. Wir waren nicht großartig besorgt, aber ich wollte es dennoch, dann mal abklären lassen. Mein Gefühl sagte mir, es wäre gut wenn die Kinderärztin mal Blut abnimmt.

Da Selma so blass und doch recht schlapp wirkte, hat uns die Kinderärztin direkt nach Flensburg ins Krankenhaus überwiesen. Dort sollte das Blutbild ausgewertet werden, was recht zeitnah geschah und plötzlich ein sehr besorgter Arzt vor mir stand, der direkt die Diagnose Leukämie äußerte und bereits den Rettungswagen alarmiert hatte, der uns nach Kiel zur Kinderonkologie bringen sollte. 

Was hat diese Diagnose mit euch gemacht?

Die Diagnose war ein absoluter Schock. Ich habe nur noch geweint. Gestern war mein Kind in der Kita, heute hat es Krebs?! Wir kamen auf der Station an und überall sah ich diese Kinder ohne Haare. Das war nicht zu ertragen. Eine extreme Traurigkeit hat mich überrollt und die Frage nach dem „warum?“ kam natürlich auch auf. Trotzdem musste man für Selma funktionieren. 

Wie ging es weiter? Welche Therapien hat euer Kind durchlaufen?

Wir haben uns von da an aufgeteilt. Ich war rund um die Uhr mit Selma in der Klinik, mein Mann regelte von da an den Alltag mit den beiden Schwestern. 1,5 Stunden Fahrt trennten uns und wir lebten fortan in verschiedenen Welten. Es war die Hölle. Meine mittlere Tochter wurde in der ersten Woche der Diagnose 5 Jahre alt und ich konnte an ihrem Geburtstag nicht bei ihr sein. Das war hart für uns alle. 

Selmas Chemotherapie startete direkt und wir blieben zwei Wochen stationär. Nach zwei Wochen dann hatten wir die Möglichkeit sich zu entscheiden: Bleiben wir auf der Station oder möchten wir den ambulanten Therapieweg gehen? Der ambulante Weg bedeutet, das man jeden Tag in die Tagesklinik fährt, aber zu Hause schlafen kann.

Weil wir ja noch die beiden anderen Mädchen haben, haben wir uns für das ambulante Modell entschieden. Somit ging es dann für mich jeden Tag mit Selma nach Kiel. Dort bekam sie ihre Medikamente oder ihre (Blut-) Transfusionen je nach Blutwerten und Medikamenten-Protokoll. Die Therapie erstreckt sich über einen Zeitraum von ca 7 Monaten und es ist ein unglaublich harter Weg. 

Wie schon erwähnt habt ihr noch zwei weitere Kinder. Wie ging es denen in dieser Zeit und wie habt ihr sie aufgefangen?

Die Schwestern haben sehr gelitten in der Zeit, weil ich sehr wenig zu Hause war. Selma musste aufgrund ihres geschwächten Immunsystems komplett isoliert leben. Somit durften wir die letzten Monate kaum Besuch haben. Der Alltag war extrem eingeschränkt.

Die Schlafsituation hat sich auch extrem verändert, weil alle Kinder Mama oder Papa während der Nacht brauchten. Mein Mann hat bei den beiden Großen mit im Kinderzimmer geschlafen und Selma bei mir. Am Wochenende haben wir getauscht, sodass auch mal die Schwestern Mama-Zeit bekommen und mein Mann ist dann mit Selma ins Krankenhaus gefahren. Die Therapie kennt leider weder Wochenende noch Feiertage. Das war auch Weihnachten extrem hart. 

Was hat das alles mit euch als Paar gemacht?

Schwer zu sagen. Wir haben in den letzten Monate nur funktioniert. Die drei Kinder mit all ihren Sorgen standen absolut im Mittelpunkt. Wir freuen uns nun auf die Familien-Reha, die wir im Mai auf Sylt machen werden. Dort haben wir hoffentlich auch mal wieder Zeit für uns als Paar. 

Wie geht es Selma heute? 

Kinder sind unglaublich stark. Selma darf seit zwei Tagen wieder in die Kita gehen und ist so glücklich darüber. Motorisch ist sie noch geschwächt, aber man sieht, wie sie jeden Tag stärker wird. 

Rückblickend: Was hat euch in der schweren Zeit am meisten geholfen?

Mir tat es immer gut, wenn Menschen mich auf unser Schicksal direkt angesprochen haben. Darüber zu sprechen, auch mal zu weinen, das tat mir gut. Als Familie hatten wir zum Glück große Unterstützung von unseren Eltern, die sich auch spontan mal um die Schwestern kümmern konnten, gerade in Phasen wo es Selma extrem schlecht ging. 
Freunde von uns haben jedes zweite Wochenende für uns gekocht. Auch das war eine tolle Unterstützung. Entlastung in den kleinsten Dingen hilft einem in solch Extremsituationen positiv zu bleiben. 

Was wünschst du dir für 2025?

Am 3.3. wird Selmas Katheter gezogen. Dann wollen wir als Familie endlich mal wieder gemeinsam schwimmen gehen. Ganz normale Dinge als Familie zu erleben, an den Strand zu fahren, ins Kino zu gehen, in der Sonne zu sitzen, darauf freue ich mich riesig. 
Wir wünschen uns, dass Selma nun gesund bleibt. Dass der Krebs nicht zurück kommt und dass wir als Familie wieder unbeschwert und fröhlich sein können.

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6 comments

  1. Mein Gott, welches schlimme Schicksal. Alles nur erdenklich Gute der Familie und dem Kind wünsche ich, dass der Krebs nie zurück kehrt

  2. Oh, liebe Autorin Ich wünsche Euch von ganzen Herzen, dass je nun alle gesund die Zukunft erleben könnt und jeden einzelnen Tag zusammen genießen könnt! Wir haben mit meinem Vater eine so plötzliche Diagnose durch genau vor einem Jahr und lange Monate der Therapie und waren jetzt gerade zusammen im Skiurlaub! Ich sehe Euch schon am Strand sitzen und im Wasser toben! Ich drücke Euch so sehr die Daumen und wünsche es Euch von Herzen!

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