Mediensucht früh erkennen – Mein Weg, meine Erfahrung und wie wir unsere Kinder schützen können

Mediensucht

Ihr Lieben, wir bekommen immer wieder Anfragen, ob wir wüssten, wie man Mediensucht bei Kindern früh erkennen kann – und wie man Betroffenen helfen kann. Florian Buschmann war früher selbst mediensüchtig und will seine Erfahrungen heute weitergeben.

Mediensucht früh erkennen – Mein Weg, meine Erfahrung

Schon als Jugendlicher war ich tief in der digitalen Welt verankert. Ich erinnere mich, wie ich stundenlang vor dem Bildschirm saß – Strategiespiele, Browserspiele, Egoshooter – und dabei den Bezug zur echten Welt verlor. Damals war die virtuelle Welt mein Rückzugsort, doch dieser exzessive Medienkonsum hinterlässt bis heute Spuren. Aus eigener Erfahrung habe ich gelernt, wie wichtig es ist, frühzeitig aktiv zu werden.

Aber was ist Mediensucht überhaupt? Mediensucht zeigt sich durch drei grundlegende Kriterien, wie sie auch in den ICD-11 Richtlinien verankert sind. Diese Symptome müssen über einen Zeitraum von mehr als 12 Monaten bestehen und zu erheblichen Belastungen führen.

  • Beeinträchtigte Kontrolle über das Spielen: Schwierigkeiten, den Beginn, die Dauer und Häufigkeit der Mediennutzung zu steuern.
  • Erhöhte Priorität des Spielens: Der digitale Konsum rückt so sehr in den Vordergrund, dass andere Lebensbereiche vernachlässigt werden.
  • Fortsetzung oder Eskalation des Spielens trotz negativer Konsequenzen: Selbst wenn persönliche, familiäre, soziale, schulische oder berufliche Verpflichtungen leiden, ändert sich das Verhalten nicht.

Drei frühe Anzeichen von Mediensucht im Kindesalter

Besonders bei Kindern, die noch nicht über ausgeprägte Selbstreflexion verfügen, gilt es,
frühzeitig Warnsignale zu erkennen:

  1. Übermäßiger Medienkonsum: Verbringt ein Kind unverhältnismäßig viel Zeit mit
    digitalen Geräten und vernachlässigt dabei spielerische oder soziale Aktivitäten?
  2. Soziale Isolation: Zieht sich das Kind zunehmend in die digitale Welt zurück und meidet den Kontakt zu Freunden oder der Familie?
  3. Ausgeprägte emotionale Reaktionen bei Reduktion der Bildschirmzeit: Zeigt das Kind starke Gereiztheit, Angst oder Traurigkeit, wenn die Bildschirmzeit eingeschränkt wird, so sollte dies als Warnsignal gesehen werden.

Praktische Tipps zur Regulierung des Medienkonsums bei jungen Kindern

Kinder verfügen über noch nicht vollständig entwickelte exekutive Funktionen – also Fähigkeiten wie Planung, Impulskontrolle und Problemlösung – und benötigen deshalb die Unterstützung ihrer Eltern. Aus meiner Erfahrung und der Zusammenarbeit mit vielen Familien haben sich folgende Ansätze bewährt:

  • Feste Bildschirmzeiten und medienfreie Zonen: Etabliere klare Regeln im Tagesablauf, wann und wie lange digitale Medien genutzt werden dürfen. Bestimme etwa bestimmte Zeiten am Tag oder Räume im Haus (wie das Esszimmer oder Schlafzimmer) als medienfrei.
  • Alternative Aktivitäten fördern: Ermutige deine Kinder, auch ohne digitale Medien zu spielen. Gemeinsame Aktivitäten wie draußen spielen, Bücher lesen oder kreatives Basteln schaffen eine gesunde Balance zur digitalen Welt.
  • Vorbild sein: Kinder lernen durch Nachahmung. Lebe selbst einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien vor und halte dich an die vereinbarten Regeln.
  • Gemeinsame Rituale etablieren: Plane regelmäßig Zeiten ein, in denen bewusst auf digitale Angebote verzichtet wird, um den direkten Austausch in der Familie zu fördern.

Digitale Leitplanken durch die Eltern

Exekutive Funktionen – jene grundlegenden kognitiven Fähigkeiten zur Selbstregulation – beginnen zwar bereits im Vorschulalter zu reifen, doch entwickeln sie sich erst im Erwachsenenalter abschließend. Kinder im Vorschul- und frühen Grundschulalter verfügen noch nicht über die volle Fähigkeit zur Selbstreflexion und sind auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen.

Mit strukturierten Tagesabläufen, gezielten Aktivitäten und spielerischen Übungen können Eltern dazu beitragen, dass ihre Kinder Impulskontrolle, Planung und Problemlösungsstrategien erlernen – Fähigkeiten, die wesentlich sind, um langfristig eigenständig Entscheidungen treffen zu können.

Prävention und der Weg zu mehr digitaler Balance

Wir engagieren uns aktiv im Fachverband für Mediensucht – bereits im Kalenderjahr 2024 haben wir 500 Veranstaltungen mit über 13.000 Teilnehmern zur Prävention von Mediensucht realisiert. Mit unserer Initiative „Offline Helden“ setzen wir uns gemeinsam dafür ein, dass Schulen und Familien frühzeitig für einen gesunden Umgang mit digitalen Medien sensibilisiert werden. Denn Prävention beginnt bei uns zu Hause: Eine achtsame Medienerziehung und klare Grenzen sind entscheidend, um unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft in der echten Welt zu sichern.

Meine Community – Dein Netzwerk für Unterstützung und Austausch

Neben meinem Buch und meinen Vorträgen biete ich dir als Teil unserer Community konkrete Hilfestellungen an. In unserer kostenfreien Elternsprechstunde hast du die Möglichkeit, in einem unverbindlichen Rahmen mit Experten ins Gespräch zu kommen und praxisnahe Tipps für den Alltag zu erhalten. Wir laden dich herzlich ein, vorbeizukommen, Fragen zu stellen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Mehr Informationen zur Elternsprechstunde findest du hier: Elternsprechstunde.

In meinem Buch „Ade Avatar. Schritte in die Freiheit“ berichte ich offen von meinem Weg aus der Sucht und gebe anderen Betroffenen und ihren Familien praktische Hilfestellungen. Mehr zu meiner Geschichte und meiner Arbeit findest du auf www.florian-buschmann.de.

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