Ihr Lieben, wie sieht es an den Schulen eurer Kinder mit dem Thema individuelle Förderung aus? Ich muss ja sagen, dass wir nach einigen Wechseln (Klassen- und Schulwechsel) nun endlich mit den Jungs schulisch dort sind, wo sie gefördert werden und sich gleichzeitig entfalten können. Ich kann also sagen: Wow, wir haben da echt auch Glück gehabt (besonders mit den aktuellen Lehrkräften, wirklich ein Traum!).
Aber wir stehen damit ganz schön allein auf weiter Flur, denn vier von fünf Elternteilen sind der Meinung, dass Schulen in Deutschland nicht genug individuell fördern. Das hat eine Umfrage unter 1.000 Eltern schulpflichtiger Kinder ergeben, die Forsa jetzt kurz vor den Halbjahreszeugnissen für das Nachhilfeinstitut Studienkreis durchgeführt hat.
Da nun auch noch die vorgezogenen Bundestagswahlen anstehen, wurden die Mütter und Väter auch nach ihren bildungspolitischen Wünschen an die nächste Bundesregierung gefragt und die wurden sehr klar formuliert:
• 97 % der Eltern wollen, dass die zukünftige Bundesregierung stärker dafür sorgt, dass Kinder unabhängig von ihrem Elternhaus die bestmögliche Förderung erhalten.
• 96 % der Eltern finden, dass die nächste Bundesregierung mehr in die Bildung investieren sollte, um die Wirtschaftskraft in Deutschland zu erhalten.
• 78 % sagen, dass Schulen nicht ausreichend individuell fördern.
• 23 % der Kinder und Jugendlichen haben laut ihren Eltern in einem Schulfach Schwierigkeiten, weitere 23 % in mehreren Schulfächern.
• Die Top3-Faktoren, die aus Elternsicht die Noten verbessern würden: mehr zusätzliche Förderangebote (54 %), mehr Lehrkräfte (51 %), mehr Interesse der Kinder am Unterricht (46 %).
Individuelle Förderung als Schlüssel zur Potenzialentfaltung
Fast alle – nämlich 97 Prozent – aller befragten Mütter und Väter finden es wichtig (24 %) oder sogar sehr wichtig (73 %), dass die zukünftige Bundesregierung mehr als bisher dafür tut, dass Kinder unabhängig von ihrem Elternhaus die bestmögliche Förderung erhalten. Dabei hält nur jeder fünfte Elternteil die bisherige individuelle Förderung an für ausreichend. Kein gutes Zeugnis für unser Schulsystem!
Und was, wenn dann Klassenarbeiten oder gar die Zeugnisse schlechter ausfallen als erwartet? Dann halten Eltern zusätzliche Förderangebote für die wirksamste Gegenmaßnahme: Unter den Eltern, deren Kind in mindestens einem Schulfach Schwierigkeiten hat, glauben 54 Prozent, dass es mit zusätzlicher Förderung bessere Noten erreichen könnte.
Das ist etwas mehr als die Hälfte (ich gehöre zumindest in einem Fach zur anderen Hälfte, denn da haben wir wirklich alles probiert, aber nichts hilft 😉 Müssen sie halt in allen anderen Fächern performen).
„In ihrer Gesamtheit zeigen die Ergebnisse sehr deutlich, was sich Eltern von mehr individueller Förderung versprechen: Kinder und Jugendliche könnten damit ihr Potenzial besser entfalten und hätten weniger Schwierigkeiten in der Schule“, fasst Thomas Momotow, Pressesprecher des Studienkreises, zusammen.
„Gleichzeitig ist den Eltern eine bestmögliche Förderung aller Kinder unabhängig vom Elternhaus ein zentrales bildungspolitisches Anliegen, das größerer Anstrengungen als bisher bedarf.“
Was aus Elternsicht die Noten verbessern könnte
Mit unserem einen schwierigen Fach gehören wir übrigens zu einem guten Viertel. 46 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben nach Einschätzung der Eltern Probleme in einem (23 %) oder mehreren (23 %) Schulfächern. Bessere Noten versprechen sich die Eltern nicht nur von außerschulischen Förderangeboten, sondern auch von einer Reihe weiterer Faktoren. Die Antworten im Überblick:
• mehr außerschulische Förderangebote (54 %)
• mehr Lehrkräfte an der Schule meines Kindes (51 %)
• mehr Interesse des Kindes am Unterrichtsthema (46 %)
• weniger Wissenslücken aus früheren Schuljahren (44 %)
• mehr Zeit und Energie beim Lernen (41 %)
• weniger Leistungsdruck (33 %)
• keine persönliche schwierige Phase wie Pubertät, psychische Erkrankung, Erkrankungen und Schwierigkeiten im persönlichen Umfeld (31 %)
• besseres Verhältnis zur Lehrkraft (28 %)
• weniger Lernstoff (20 %)
Förderinstrumente für mehr Chancengerechtigkeit ausbauen
Und was ist mit den Kindern aus weniger wohlhabenden Elternhäusern? Zu den wichtigsten Instrumenten zur Förderung der Bildungschancen dieser Kinder gehört das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT).
Seit 2011 erhalten Kinder, deren Familien Sozialleistungen beziehen, einen Zuschuss u. a. für Klassenreisen, Mittagsmahlzeiten oder – bei Bedarf – Lernförderung, also zum Beispiel schulische Förderangebote oder Nachhilfeunterricht. Rund 29 Prozent der Schüler*innen im Studienkreis erhielten 2024 BuT-Leistungen für Lernförderung – neun Prozent mehr als noch 2018.
„Viele Kinder nehmen bei uns Nachhilfe, weil die Eltern nicht im nötigen Umfang unterstützen und viele Schulen keine ausreichende zusätzliche Förderung anbieten können. Ohne BuT wäre es ihnen nicht möglich, ihr Leistungspotenzial in der Schule voll zu entfalten“, erklärt Momotow.
„Wir können es uns aber als Gesellschaft und Wirtschaftsstandort nicht leisten, dass Kinder hinter ihrem Potenzial zurückbleiben. Dem Fachkräftemangel können wir nur mit gut ausgebildeten jungen Menschen begegnen.“ Doch auch wenn Instrumente wie BuT die Bildungschancen vieler Kinder bereits verbessern, sind die Hürden für Leistungsberechtigte zum Teil zu hoch.
Interne Datenanalyse: BuT-Lernförderung nicht überall gleich zugänglich
Eine umfassende Auswertung von internen Daten des Studienkreises aus 646 Gemeinden zeigt, dass es auch vom Wohnort abhängt, ob Leistungsberechtigte BuT-Lernförderung erhalten. So ist in zehn Prozent der Gemeinden gar nicht erforderlich, dass eine Lehrkraft den Förderbedarf bescheinigt.
In fünf Prozent hingegen wird Lernförderung nur bewilligt, wenn eine Fachlehrkraft bestätigt, dass die Versetzung gefährdet ist. In rund drei Viertel der Gemeinden wird nach Notenlage entschieden, in elf Prozent der Orte reicht es aus, wenn die Lehrkraft individuelle Lernprobleme oder Förderbedarf bestätigt. Auch die Antragsstellung ist mancherorts deutlich leichter als anderswo.
In rund sechs von zehn Gemeinden etwa müssen die Eltern den Antrag persönlich beim zuständigen Amt abgeben, während das in knapp acht Prozent der Gemeinden auch der Nachhilfeanbieter per E-Mail erledigen kann. In einer im September 2024 im Auftrag des Studienkreises durchgeführten Verbraucherumfrage kam heraus, dass 45 Prozent derjenigen, die für Lernförderung aus dem BuT infrage kommen, nicht wissen, dass es diese Möglichkeit gibt.
„Mit BuT oder dem Startchancen-Programm gibt es viele gute Ansätze über föderale Strukturen hinweg, um die Bildungschancen von Kindern zu verbessern. Die Forsa-Umfrage zeigt aber: Eltern erwarten von der zukünftigen Bundesregierung noch intensivere Anstrengungen“, bilanziert Thomas Momotow.
4 comments
Ich schließe mich Ute an: bereits für die Grundschulzeit habe ich versucht einen Platz an einer Privatschule für mein Kind zu bekommen. Leider war der Andrang zu groß. Die Lehrerinnen und Schulleitung der Stadtteilschule, wo das Kind nun das 3. Jahr in Folge hingeht, strengen sich unfassbar an und geben mehr als Ihr Bestes, verwalten aber nur den Mangel. Ohne den Förderverein und die dazugehörigen Spenden hätte die Schule nicht mal Smartboards oder genug Spielgeräte für die Pause. Weder die schwachen noch die sehr starken Schüler können gefördert werden, ohne Elternarbeit könnte nicht mal Einschulungsfeier organisiert werden und das ist ganz sicher kein Versäumnis der Schule! Die Personaldecke ist zu dünn, die Schulsozialarbeiter hat zu wenige Stunden, Nachhilfe wird von auswärts von Ehrenamtlichen angeboten und das nur stundenweise. Man kann als Elternteil von diesem Bildungssystem nichts mehr erwarten, sondern sucht für eigenes Geld individuelle Angebote, damit Wissenserwerb nicht jahrelang nur mit Frust assoziiert wird.
Unsere Kinder haben so tolle Grundschullehrerinnen! Beide werden von ihren Lehrerinnen gesehen und gefördert. Sie gehen gerne zur Schule. Ich weiß aber, dass ist wie ein sechster im Lotto und bin diesen beiden Lehrerinnen sehr (!) dankbar!
Sorry, aber was ist das denn für ein komischer Beitrag? „Anzeige“- wofür? Was ist die Aussage? Was die Forderung?? Dass mehr schulische Förderung gut wäre ist sicherlich unbestritten, oder? Aber hier werden irgendwelche Fakten und Binsenweisheiten aneinander gereiht, mit welchem Zweck?
Ich muss sagen, dass ich mir als Lehrerin da auch auf den Schlips getreten fühle, weil in der Einleitung auch rübergebracht wird, dass es an den Lehrern liegt. Aber hey: Chancenungleichheit liegt am System (Separierung der Schüler schon in der 4. Klasse), nicht am Personal. Chancengleichheit herstellen hat auch nicht unbedingt viel mit individueller Förderung zu tun. Und individuelle Förderung wiederum wenig mit den Lehrern, denn das ist mit 30 Schülern pro klasse nur sehr bedingt möglich.
Also hier wird viel in einen Topf geworfen um Werbung zu machen für was? Nachhilfe?
Vom staatlichen Schulsystem erwarte ich gar nichts mehr. Den Wiederaufbau der maroden Kaschemmen und die Beseitigung des Lehrermangels werden bestenfalls meine Urenkel erleben, und selbst da habe ich meine Zweifel. Dazu noch das ewige Herumexperimentieren mit der Schulpolitik in den einzelnen Bundesländern … Das kann man nicht mehr ernst nehmen.
Bei uns lautete die Konsequenz nach der 10. Klasse: Privatschule. Kleine Gruppen, gute Ausstattung, schnelles Aufspüren und Ausmerzen individueller Schwächen. Wer Nachhilfe braucht, kann sie direkt über die Schule erhalten. Und obendrein gibt es so gut wie keinen Unterrichtsausfall, sondern wenn überhaupt, dann Vertretungsunterricht, der diesen Namen tatsächlich auch verdient. Ach ja: Man kann auch ohne Ekel auf die Toilette gehen. Die ist nämlich heil und sauber.
Ja, ist teuer. Aber für diese entscheidenden drei Jahre haben wir keine andere realistische Lösung mehr gesehen.