Als Vater auf Augenhöhe? Teen-Time Jugendkolumne vom Papa

Vater auf Augenhöhe

Ihr Lieben, der Land-Papa kommt ja hier nicht so häufig vor, aber auch ich selbst wollte mal horchen, ob er sich als Vater auf Augenhöhe wahrnimmt, wie er an unsere Zukunft nach dem Auszug der Kinder denkt und wie er die aktuelle neue Phase mit selbständig unterwegs seienden Kindern und neuen und ungeahnten Freiheiten für uns als Eltern so wahrnimmt.

Denn früher, mit drei kleinen Kindern, die allesamt innerhalb von nur zwei Jahren in unser Leben purzelten, war die Anstrengung natürlich eine ganze andere… Wahnsinn, was wir schon alles durch haben, um heute mit ihnen über Politik, Beziehungen, Sport, Urlaube und Zukunftsvisionen zu diskutieren.

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Papa ist der Beste! Hier in seiner Elternzeit mit der Großen, während Mama ganztags im Job war.

Lieber Land-Papa, neulich hast du dich gefragt, ob das jetzt grad die schönste Phase mit den Kindern ist – sie brauchen uns nicht mehr so, sind aber im Alltag noch präsent. Hast du eine Antwort darauf gefunden?

Ich habe immer mal wieder im Scherz gesagt: Unsere Jungs wären um ein Haar zusammengewachsene Zwillinge geworden: Sie sind sich wahnsinnig ähnlich, äußerlich, innerlich, was ihre Talente und Fähigkeiten angeht. Dadurch standen sie in permanenter Konkurrenz und stritten ungemein viel. Das war die größte Herausforderung der ersten, sagen wir… 5 bis 13 Jahre. Mir tat dann auch die Große immer etwas leid, weil sie sehr früh sehr selbständig werden musste (was ihr heute zugute kommt!).

Vielleicht erzählst du kurz, wieso du die jetzige Phase als so wohltuend empfindest und was du in den letzten 18 Jahren mit unseren Kindern am herausfordendsten fandst.

Wenn ich sage, dass ich die aktuelle Phase als wohltuend empfinde, dann hat das auch viel damit zu tun, dass das Gezänk aufgehört hat. Aber das ist natürlich nicht alles: Ich finde großartig, dass sie alle Drei so ungemein interessiert sind an der Welt und ihren Mitmenschen. Dass sie so viel Empathie und Humor haben. Dass wir mit ihnen diskutieren können. Sie argumentieren erschreckend gut – das macht mich manchmal wahnsinnig, aber dafür liebe ich sie auch sehr.

Welche witzige Anekdote aus der Kindheit lässt dich heute noch lächeln und macht dich vielleicht auch manchmal melancholisch, jetzt, da sie uns alle über den Kopf wachsen?

Puh, da gibt es wahnsinnig viele… Wie sie bei den Großeltern einmal die 110 gewählt und nach etwas Gequatsche mit der Polizei wieder aufgelegt haben. Wir haben davon nichts bemerkt, dann rief aber die Polizei bei Opa und Oma an und drohte: Wenn Sie noch einmal die 110 wählen und die Leitung blockieren, gibt’s eine Anzeige.

Oder, da waren die Jungs vier oder so: Wir haben unseren Wickeltisch verkauft. Ein Interessent kam zu uns in die Wohnung. Ein Sohn begleitete ihn ins Kinderzimmer, erläuterte ihm, dass der Wickeltisch weiß sei und dass seine große Schwester dort vor vielen Jahren auch mal gewickelt wurde und sagte dann: „Du kannst den Wickeltisch ruhig mitnehmen, ich kann nämlich schon ganz alleine kacken.”

Manchmal tust du dich schwer mit der Jugend von heute, die dauernd am Handy hängt, erzähl doch mal kurz einen Schwank aus deiner Jugend…

Ich war 13 oder 14, habe mit meinen Kumpels im Dorf gechillt. Einer von uns saß auf der Lehne einer Parkbank, die Füße auf der Sitzfläche. Ein älterer Mann, wir kannten ihn schon, kam vorbei und sagte: „Unter Hitler hätte es das nicht gegeben!“ Da war für uns klar: Ab jetzt zeigen wir ihm, was es er da zu uns gesagt hat.

Wir haben ihn einige Abende terrorisiert, zum Beispiel Hundekot in Zeitungspapier gewickelt, Salpeter vom Metzger gekauft, drüber gestreut, das Ganze vor seine Haustür gelegt und angezündet. Dann haben wir geklingelt und sind weggerannt… Aus sicherer Entfernung haben wir beobachtet, was passiert. Es gab noch keine Handys, wir sind einfach alle zum Abendessen wieder nach Haus, unsere Eltern wussten nachmittags eigentlich nie, wo wir sind. Heute irgendwie unvorstellbar.

Gibt es auch Dinge, bei denen du denkst: Oh, da haben es unsere Kinder aber besser als wir damals?

Diese grenzenlose Freiheit, die unsere Kinder heute haben, die hätte ich damals auch gern gehabt: Beruflich stehen ihnen alle Türen offen. Sie können sein, wer sie wollen. Sie sind mobil, können – theoretisch zumindest – reisen, wohin sie möchten. Ich nehme die Menschen heute insgesamt als weitaus toleranter, weniger provinziell und spießig wahr als zu meiner Kindheit. Das kann auch überfordern, weil Grenzen fehlen und einem alles offensteht, aber es bietet auch so viele Chancen. 

Neulich sagte einer unserer Söhne, dass er es so gut findet, dass er Papa und Mama gleichermaßen mag, viele seiner Freunde hätten ein Lieblingselternteil. Was machen solche Aussagen mit dir?

Ich denke dann: Meinen sie es wirklich so? Oder wollen sie bloß niemanden verletzen? Aber selbst wenn es um Letzteres geht: Sie zeigen, dass sie ein gutes Gespür für die Situation haben und harmoniebedürftig sind – und wir doch vielleicht einiges richtig gemacht haben.

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Bist du ein Vater auf Augenhöhe? Wie würdest du uns als Eltern beschreiben?

Mehr begleitend als erziehend, immer für sie da. Lustig, kreativ, politisch auch mal unkorrekt, was ich wichtig finde – sie sollen so ihre eigene Meinung bilden. Wir haben ein Weltbild, an dem sich die Kinder abarbeiten können oder eben nicht – aber wir haben eines, sind nicht sprunghaft. Das finde ich wichtig. Ich glaube, wir sind für die Kinder eine echte Bank. 

Was hat dich am Jugendlichwerden unserer Kinder überrascht?

Wie selbstständig sie plötzlich sind, hätte ich nie gedacht. Wie aus Kindern plötzlich Teenager werden, die ihr Leben auch allein auf die Kette bekommen würden – gefühlt von heute auf morgen. Hammer, denke ich manchmal. 

Mit welchen Gefühle schaust du in unsere Zukunft ohne Kinder im Haus?

Das möchte ich mir eigentlich noch gar nicht vorstellen, weil ich sie ja so großartig finde und nicht auf sie verzichten möchte. Andererseits freue ich mich, wenn sie auf eigenen Beinen stehen und bin mir sehr sicher, dass wir einen guten Draht behalten werden. Mit den neuen Freiheiten ohne Drillinge (gefühlt) muss ich erst noch umgehen lernen. 

Mit welchem Blick schaust du auf die Zukunft unserer drei Kinder?

Manchmal denke ich: Ich möchte nicht an ihrer Stelle sein und noch einmal erwachsen werden. Einerseits steht ihnen die Welt offen, andererseits ist diese auch so unfassbar kompliziert und unübersichtlich geworden. Ein Sohn sagt mir gerade häufiger, er möchte eigentlich nicht erwachsen werden, er hat ein bisschen Angst vor all der Verantwortung, die da kommt. Dann denke ich manchmal: Recht hat er.  

Grad standen wir ja selbst noch am Wickeltisch, aber jetzt fragt man sich auch sowas mittlerweile heimlich mal: Würdest du dich darüber freuen, irgendwann Opa zu werden?

Und wie! Ich habe all meinen Kindern schon jetzt versprochen, dass ich mich jederzeit um meine Enkel kümmern werde. Also sofern ich das beruflich und gesundheitlich hinbekomme. Selbst, wenn sie mit Zwillingen vor unserer Tür stehen. Die können dann meinetwegen auch streiten wie die Kesselflicker, abends kann ich sie ja wieder abgeben. 

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