Ihr Lieben, wenn man permanent das Gefühl hat, um Aufmerksamkeit bitten zu müssen, hat man irgendwann keine Lust mehr, oder?! Doch was, wenn es dabei um die eigene Mutter geht? Wenn diese sich nie von sich aus meldet und auch für die Kinder eine Oma ohne Interesse ist? Fressen oder gefressen werden, schreibt unsere Leserin dazu. Sie fragt sich mittlerweile, ob ein Kontaktabbruch nicht die bessere Wahl wäre.
Von unserer Oma ohne Interesse
„Während ich diesen Text schreibe, spielt meine vierjährige Tochter mit dem Puppenhaus und hört „Meine Freundin Conni“. Conni bekommt öfter Besuch von Oma, übernachtet sogar dort. So hatte ich mir das vor 14 Jahren in der Schwangerschaft mit meiner ersten Tochter auch vorgestellt. Großeltern, die einen Oma-Opa-Tag pro Woche einfordern, ihr Enkel von der Kita abholen, Ausflüge machen und Plätzchen backen.
In meiner eigenen Kindheit hatten wir genau das – allerdings mit der Oma väterlicherseits. Die Mutter meiner Mutter sahen wir maximal dreimal pro Jahr, sie kreiselte nur um sich selbst und ihre Krankheiten. Eigentlich hätte ich da schon ahnen können, dass es mit meiner eigenen Mutter ähnlich werden könnte.
Während meiner ersten Schwangerschaft erkrankte mein Vater an Krebs. Für meine Mutter hieß das Veränderung und Herausforderung, womit sie grundsätzlich große Schwierigkeiten hatte. Für mich hieß das die Übernahme jeglichen Schriftverkehrs mit Krankenkassen, Rentenversicherung, Ämtern, unendlich viele Fahrdienste (wir wohnen alle auf dem Land, mein Vater lag 25 km entfernt im Krankenhaus und meine Mutter hat keinen Führerschein.)
Mein Vater verstarb acht Jahre nach der Diagnose. Wir hatten zwischenzeitlich ein Haus gebaut, ein zweites Kind und mein Mann trennte sich. Auf unserem Grundstück leben auch meine Großeltern, die uns bis zu dem Zeitpunkt als mein Vater starb, unterstützten. Das einzige Kind zu verlieren stürzte meine Großeltern, vor allem meine Oma, in ein großes depressives Loch, aus dem sie bis heute nicht herausfand. Seit einem Jahr ist sie zudem an Demenz erkrankt.
Mit meinem neuen Partner bekam ich vor vier Jahren noch eine Tochter. Meine beiden großen Kinder haben in der Mutter meines Exmannes eine Oma die nachfragt, besucht, einlädt, mit ihnen verreist und ins Kino geht. An meiner Mutter haben beide kein Interesse mehr.
Mein Sohn spätestens seit dem Ereignis vor zwei Jahren auch nicht mehr. Meine Mutter meinte zu seinem 8. Geburtstag: „Du kannst mich ja mal besuchen kommen und dann spielen wir gemeinsam. Ruf einfach an, wenn Du Zeit hast“. Mein Sohn rief einige Tage später an und fragte, ob er am Wochenende vorbeischauen kann (meine Mutter wohnt nur einen Kilometer entfernt). Meine Mutter antwortete, sie hätte am ganzen Wochenende keine Zeit, weil sie im Garten arbeiten müsse und zählte anschließend auf, dass sie in der darauffolgenden Woche mit Friseur, Arzttermin und Lebensmitteleinkauf komplett ausgelastet ist.
Meine Mutter war immer Hausfrau. Der Ablauf eines Tages als berufstätige Mutter war ihr fremd. Ein Arzttermin um 10 Uhr sorgt dafür, dass der Tag für sie „voll“ ist und der Besuch ihres Enkels am Nachmittag nach der Schule unmöglich. Mein Sohn war schwer enttäuscht und antwortete in meinen Augen sehr ehrlich: „Ich wollte wissen, wann Du Zeit für mich hast, und nicht, wann Du keine Zeit hast“. Meine Mutter konnte ihm keinen Tag benennen, an dem sie Zeit hätte. Den Versuch unternahm mein Sohn dann noch zweimal mit dem gleichen Ergebnis.
Nun ist die Vierjährige in dem Alter, wo sie aktiv wahrnimmt, dass ihre Kitafreunde von Großeltern abgeholt werden. Sie weiß, dass sie Großeltern hat, aber ihr vorsichtig beizubringen, dass diese Personen praktisch nie Zeit haben (wollen) fällt mir schwer. Die Eltern meines Partners stehen mitten im Leben, sind beide berufstätig und verbringen jede freie Minute mit ihrem Camper. Freitagmittag bis Sonntagabend fahren sie damit an Seen, in Städte und genießen verschiedene Aktivitäten. Auch hier spielt die Enkelin keine Rolle.
Ich melde mich aus Pflichtbewusstsein
Mein Partner hält den Kontakt zu seinen Eltern minimal aufrecht und ist damit absolut im Reinen. Ich bin immer wieder am überlegen, ob es mir mit einem Kontaktabbruch zu meiner Mutter besser gehen würde. Wir hatten auch schon über Monate keinen Kontakt (von selbst meldet sich meine Mutter selten bis nie). Aber Ende melde ich mich dann doch, aus Pflichtbewusstsein heraus, schlechtem Gewissen und mit der Hoffnung, vielleicht doch ihr Interesse an uns zu wecken.
Seit mehreren Jahren hat meine Mutter einen Lebensgefährten. Zu seiner Familie besteht enger Kontakt. Man kann fast jedes Wochenende Fotos mit dem dortigen Enkel (ebenfalls vier Jahre) im WhatsApp-Status meiner Mutter bestaunen, die mit „Wir zwei verstehen uns sooo gut“ und Herzchen versehen sind. Auf die Frage, warum für diesen Teil der Familie Zeit vorhanden ist, wurde lapidar gesagt: „Die unterstützen uns wo sie können, bringen Mittagessen und Kuchen mit, backen immer für uns und helfen im Garten. Das ist so schön.“
Weihnachten steht mehr oder minder vor der Tür. Seit 14 Jahren lade ich meinen Teil der Familie an Heilig Abend zu uns ein. Ich kümmere mich um Essen, Vorbereitung und natürlich auch die Geschenke. Wir mit drei Kindern und berufstätig bereiten alles für Personen vor, die aufgrund von Rente/Hausfrauendasein immer zu Hause sind und in meinen Augen Zeit hätten.
In diesem Jahr sah es bis vor Kurzem so aus, dass meine große Tochter zum Krippenspiel um 15 und 17 Uhr auftreten muss. Heißt, das Kind ist von 13 bis 19 Uhr eingebunden und ich sah keine Möglichkeit mit Fahrdiensten und unserem Besuch der 17 Uhr-Vorstellung, die „Alle-kommen-zu-uns-Tradition“ durchzuziehen.
Ich rief meine Mutter an und fragte, ob es möglich wäre vielleicht diesmal am 1. Feiertag ein Treffen zum Mittagessen zu arrangieren. Antwort: „Nein. Ich bereite hier grundsätzlich nichts zu. Entweder es bleibt wie immer oder wir sehen uns Weihnachten eben nicht.“ Mittlerweile muss meine Tochter nur die 15 Uhr-Vorstellung begleiten, das weihnachtliche Familientreffen ist gerettet.
Immer wieder überlege ich – warum halte ich an Hoffnungen und Erwartungen fest, die vermutlich nie erfüllt werden? Ich war schon so oft an dem Punkt, jeglichen Kontakt abzubrechen. Es gab so viele Vorfälle, Verletzungen und Enttäuschungen. Ich habe immer wieder Freundinnen im Ohr, die von ihren Familien schwärmen.
Wo die Großeltern einfach mal zum Fensterputzen vorbeikommen, die Eltern ins Kino oder Theater schicken und auf die Kinder aufpassen, die Essen vorbeibringen, wenn alle erkältet sind. Ja, die auch mal Quatsch kaufen oder Kinderkleidung, die man selbst nie geholt hätte. Und diese Freundinnen sagen: Ach, unsere Eltern sind auch ein bisschen komisch, werden im Alter kauzig und vergesslich. Aber wer weiß wie wir selbst werden, wenn wir Alt sind. Ich höre Respekt, Vertrauen und Liebe aus diesen Worten.
Ich möchte diesen Respekt auch gern fühlen und Verständnis für schrullige Angewohnheiten. Aber es gelingt mir nicht. Ich vermute, wenn meine jüngste Tochter 10 Jahre oder älter ist, wird auch sie das Thema Oma abhaken. Vielleicht kann ich es dann auch.“
11 comments
Liebe unbekannte Autorin,
leider kann dir niemand die Entscheidung mit deiner Mutter abnehmen. Das Lesen dieses Blogs hat mir aber oft zur Einordnung von Problemen und für das Finden von Lösungsansätzen geholfen. Kommentierende haben ihre eigenen familiären Hintergründe und erteilen Ratschläge aus diesem Kontext.
Ein offenes Gespräch und das klare Nachfragen bei deiner Mutter und ggf. bei ihrem Lebensgefährten wären sicherlich sinnvoll. Allerdings musst du dich auch darauf einstellen, dass das Ergebnis ggf. unbefriedigend ist oder im schlimmsten Fall sogar Vorwürfe gemacht werden. Es gibt Eltern, die beharren auf den oftmals unausgesprochenen und stillschweigenden Versorgungsvertrag unter den Generationen zu Gunsten der ältere Generation.
Beantworte dir vor dem Gespräch folgende Fragen: Wie wichtig ist mir der Kontakt? Wie geht es mir mit den Zurückweisungen? Wie geht es deinen Kindern im Umgang mit ihrer Oma und deren Zurückweisungen? Unterstützen die Kinder des Lebensgefährten aus freien Stücken oder gibt es eine vereinbarte Gegenleistung? Frag ihn ganz offen danach.
Versuche den WhatsApp Status deiner Mutter zu ignorieren!
Im Zweifelsfall schütze dich und deine Familie vor einer toxischen Beziehung!
Mein familiärer Kontext: Ich komme aus einer Kleinstadt. Eltern und Großeltern lebten im gleichen Ort. Meine Mutter war Hausfrau. Die Tagesplanung bestand aus der Organisation der perfekt geputzten Wohnung, der Zubereitung der Mahlzeiten, Organisation von Feierlichkeiten und gelegentlichen Arztbesuchen. Mein cholerischer Vater arbeitete den ganzen Tag oder ging seinem technischen Interesse nach. Kinder hatten nicht zu stören. Zu meiner Schulzeit Ende der 70er bis 1988 bedurfte es keiner Unterstützung der Eltern bei Hausaufgaben oder Organisation von Schulfesten. Schülerpraktikumsplätze mussten nicht selbst gesucht werden. Mein Bruder und ich hatten uns selbst zu organisieren. Schulweg 4 Minuten zu Fuß. Meine Mutter unterstützte und pflegte in den 80er und 90er Jahren (mit Hilfe ihrer ebenfalls nicht berufstätigen Schwägerin) ihre Eltern. Dies wurde so von ihr als „gute Tochter“ erwartet und sie tat es ohne zu klagen. Als ich zu Hause auszog und mitteilte, dass ich nicht in diese Kleinstadt zurückkommen werde, hat meine Mutter mir das nie verziehen. Sie war stolz, dass ich studierte und in eine Großstadt zog. Besuche ihrerseits gab es aber nur sehr wenige. Es wurde von mir erwartet, dass ich meine Eltern regelmäßig besuchte, was ich auch tat. Jahre später zog ich zu meinem Mann in eine ländliche Gegend ca. 200 km entfernt von meinen Eltern. Wir leben in einem großen alten Haus. Sie freuten sich über 2 Enkel. Es gab in der ersten Zeit auch mehr Besuche. Ein Umzug zu uns kam für meine Mutter aber nie in Frage. Sie wollte in ihrer Geburtsstadt bleiben und dort auch sterben. Mein Vater hatte einige längere Krankenhausaufenthalte und Rehamaßnahmen. Wir setzten jedes Mal alles in Bewegung, verschoben unsere Pläne um meinen Eltern zu helfen. Tausende Autobahnkilometer fuhren wir in all den Jahren. Ständig musste ich mir bei der Verabschiedung und am Telefon den Satz anhören: „Ach, wenn du nur nicht so weit weg wärst!“. Das für uns beide kein Umzug in die Nähe meiner Eltern in Frage kam, wurde ignoriert. Trotz klarer Kommunikation meinerseits, habe ich mich emotional erpressen lassen! Bewusst geworden ist es mir erst nach dem Tod meiner Mutter vor einem Jahr. Unser eigenes Familienleben und unsere Haussanierung haben durch die ständigen Hilfeleistungen bei meinen Eltern gelitten. Als unsere Kinder geboren wurden, waren meine Eltern beide Rentner, hatten Zeit und keine Verpflichtungen. In den Jahren als sie körperlich und geistig fit waren, kamen sie aber nur zu den Geburtstagen und zu Weihnachten uns besuchen. Musste mein Vater zu einer Reha und meine Mutter wollte nicht allein sein, blieb sie bei uns. Hatten meine Kinder ein Fest oder einen Auftritt im Kindergarten, hatten sie keine Zeit. Als es mir während meiner 2. Schwangerschaft gesundheitlich (mit mehreren Krankenhausaufenthalten) sehr schlecht ging, war ich ihrer Meinung nach nur empfindlich. Mein Mann bekam mit unserem damals 3 jährigen Sohn von Ihnen keine Hilfe. Ein Besuch bei mir im Krankenhaus – Fehlanzeige. Als ich als berufstätige Mama mit 2 Schulkindern ein Burnout erlitt und für 6 Wochen in eine Tagesklinik ging, gab es keine familiäre Unterstützung durch die Großeltern. Meine Kinder haben mehrere Jahre an Heiligabend in der Kirche beim Krippenspiel mitgewirkt. Meine Mutter schwärmte immer davon, wie sie als Kind ein Engel war. Sie hat sich kein Krippenspiel meiner Kinder angesehen. Sie kamen immer erst später am Abend an, da das Packen der Taschen so aufwendig sei.
In den letzten 3 Jahren musste ich pflegerische Hilfen bei meinen Eltern installieren. Jegliche Veränderungen des Wohnortes und Umfeldes lehnte meine Mutter ab. So oft es ging, unterstützten wir persönlich. Vor ca. einem Jahr ist sie gestorben. Wir haben sehr um sie getrauert. Meinen heute 17jährigen Sohn hat es emotional sehr mitgenommen. Ich habe immer sehr gut erklärt, warum die Großeltern eben für dies und jenes leider keine Zeit hatten und meine eigene Enttäuschung gut verborgen. Ich wollte ihm sein positives Bild von Oma und Opa nicht zerstören. Seine jüngere Schwester hat kaum eine emotionale Bindung zu ihnen aufgebaut. Wen wundert es?
Mein Vater ist jetzt 86 Jahre alt und ebenfalls pflegebedürftig. Installierte Hilfen boykottiert er. Die Hilfe meines Bruders dankt er ihm nicht. Für Lösungsansätze wie seniorengerechtes Wohnen oder Seniorenwohnheim gibt er sich nicht gesprächsbereit. Er will jetzt zu uns ziehen, weil es billiger wäre!!! Verständnis für unsere Familiensituation mit Teenagern, die in den entscheidenden Jahren zu ihrem Schulabschluss sind, ein nach wie vor sanierungsbedürftiges Haus und längere Fahrtwege zu beiden Schulen und Arbeitsstellen (mein Vater war in 2 Minuten da), erwarte ich nach langen Erklärungen und zermürbenden Gesprächen nicht mehr von ihm. Er lebt in seiner eigenen Realität und Wahrnehmung. Nur seine Meinung zählt. Es fällt schwer, bricht mir das Herz und stößt auch auf Unverständnis bei diversen Verwandten, aber zum Schutz meiner Gesundheit, unseres Familienlebens und der schulischen Laufbahnen meiner Kinder habe ich ihm ein klares „NEIN!“ erteilt. Es ist hart aber notwendig!
Ich als Tochter bin nicht der Generalproblemlöser! Unterstützung ja, aber zu meinen Bedingungen und nur noch, wenn ich kann!
Wenn Eltern nicht bereit sind sich zu verändern, kein Verständnis zeigen für die ständig wechselnden Anforderungen an die jüngere Generation und nicht bereit sind ihren eigenen Beitrag zum Mehrgenerationsprinzip beizutragen, müssen sie meiner Meinung nach mit den Konsequenzen im hohen Alter leben. Ich kann nicht nur fordern und von meinen Kindern verlangen, dass sie meine Erwartungen erfüllen.
Alles erdenklich Gute für dich und deine Familie wünscht dir eine im Geiste verbundene Mitstreiterin und Leserin!
@Simone: ich habe eine in Teilen ähnliche Familiengeschichte.
Deshalb tue ich mir auch etwas schwer mit dem Rat von anderen kommentierenden, einfach abzuwarten und es laufen zu lassen. Auf jeden Fall sollte man sich deutlich äußern und positionieren. Wennn man jahrelang, wie ich, gute Miene zum bösen Spiel“ gemacht hat, und Verständnis, Geduld und Kraft für den Versuch konstruktive Lösungen zu finden, kann das auch ganz blöd enden. Spitzt sich die Lage um die alten Herrschaften zu, gesundheitlich und Betreuungstechnisch, ist es noch schwerer, Distanz zu schaffen und sich auch emotional zu schützen.
Manchmal frage ich mich, ob retrospektiv ein Ende mit Schrecken nicht besser gewesen wäre, als Schrecken ohne Ende.
(Ist halt auch schwer, den Kontakt abzubrechen, wenn man Teile der Familie mag).
Ich wünsche uns allen viel Kraft
Wow, dieser Beitrag spricht mir aus der Seele.
Wäre es nicht möglich, dass man sich einfach durch Freundschaft eine Art Großeltern-Ersatz erschafft?
Vielleicht kann die Redaktion da etwas arrangieren? Weil wir würden so gerne endlich mal wieder Weihnachten mit Menschen feiern, die gerne mit uns feiern, und uns nicht als die Emotinalen Personen betrachten, die ja ständig Anforderungen an die Beziehung haben.
Wenn man aber was vorschlägt wird die Zeit mit den anderen Enkeln des Schwagers verbracht.
Das was mich vor Jahren mal am schlimmsten getroffen hatte, war, als mein Kind einen aufwendigen Adventskalender von meiner Schwiegermutter entdeckt hat und bei Nachfrage wurde sofort gesagt, dass das ein Adventskalender für die anderen Kinder ist.
Als wir es angesprochen hatten, wurde nur gesagt, dass unser Kind ja genügend Adventskalender hätte.
Selbst 3 Jahre später, kam nie von Oma oder Opa ein Kalender.
Ich dachte oft, ich bin allein mit diesem Thema, da die Erzählung von bekannten und Freunden manchmal so traumhaft sind.
Es macht einen einfach traurig.
Danke, dass man weis man ist nicht alleine.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ein totaler Kontaktabbruch Schwierigkeiten mit sich bringen und Dynamiken entfalten kann, die man vorher so vielleicht nicht „auf dem Zettel“ gehabt hätte.
Ich würde in diesem Fall nicht zum Kontaktabbruch raten, sondern eher zur Akzeptanz. Die hier beschriebene Mutter bzw. Oma ist so, wie sie ist. Sie scheint nicht absichtlich bösartig zu sein, aber halt sehr in ihrer eigenen Welt zu leben, in der für ihre Kinder und Enkel nicht so viel Platz ist. Was traurig ist: ganz klar.
Ich lese aus dem Text hier aber auch Erwartungen an Großeltern heraus, die mir persönlich etwas idealisiert erscheinen: Die Großmutter als die Frau, die absolut nichts lieber tut, als Zeit mit den Enkeln zu verbringen. Die Oma, die für die Enkel locker vom Hocker wunder was für einen Aufwand betreibt (Backen, Ausflüge). Die Oma, die liebend gern einwilligt, ihr Enkelkind von der Kita abzuholen oder es zu betreuen, wenn es nicht in die Kita gehen kann, weil es krank ist.
Ja, solche Großmütter gibt es. Das als Standard vorauszusetzen, finde ich aber schwierig. Es gibt Großmütter, die lieben ihre Enkel, aber finden es anstrengend, mehr als eine Stunde am Stück mit ihnen zu verbringen. Zwischen dem „Schwarz-Weiß“ der aktiv ablehnenden Großmutter und der engagierten Vollblut-Oma gibt es ein riesiges Spektrum an Zwischentönen.
Aus meiner Sicht braucht es hier eher keinen Kontaktabbruch, sondern erstmal Trauerarbeit. Um die Mutter und die Oma für die eigenen Kinder, die man gerne gehabt hätte und die es leider nicht gibt.
Wenn die Kinder älter werden, können sie selbst entscheiden, ob oder wie sie Kontakt zu ihrer Großmutter pflegen wollen. Wenn die Fragestellerin den Kontakt von sich aus abbricht, haben ihre Kinder diese Möglichkeit nicht bzw. könnten in einen Loyalitätskonflikt geraten.
Sehe ich auch so. Meine Kinder haben zu meinen Eltern guten Kontakt, aber auf die Idee, zum Beispiel ganze Großelterntage pro Woche einzufordern, wäre ich im Leben nicht gekommen. Meine Eltern hätten mir da auch kräftig was gehustet, denn nach X Jahren eigener Kindererziehung sind sie definitiv nicht in der Pflicht, nun auch noch die nächste Generation in Teilzeit zu übernehmen.
Bei der im Artikel beschriebenen Konstellation würde ich vermutlich einfach erstmal gar nichts mehr machen und abwarten, bis die (Groß)Mutter sich von selbst meldet. Wenn das Monate dauert, dann ist das eben so. Immer noch besser, als jemandem dauernd hinterher zu laufen und dann doch das Gefühl zu haben, nicht wirklich gewollt zu sein. Das ist dann kein Kontaktabbruch, sondern ein Ausloten, auf welchem Level sich der Kontakt langfristig wohl einpendeln wird.
Finde ich eine gute Idee!
Falls es schwer aushaltbar ist, würde ich mir emotionale oder therapeutische Hilfe suchen.
So schmerzhaft es möglicherweise ist, wird sich dann zeigen, ob lediglich eine eingefahrene Dynamik oder tatsächliche Ablehnung zugrundeliegt.
falls ein offenes Gespräch nicht möglich ist, um evtl eine Änderung der Situation herbeizuführen, bleibt nur die Akzeptanz der Situation. denn die Verantwortung für sie Großelternbeziehung tragen die Großeltern, nicht die Eltern.
Für meine Kinder gibt es leider auch keine präsenten Großeltern. Mütterlucherseits weil ich den Kontakt nach schwerwiegenden Vorfällen schon vor den Geburten der Kinder abgebrochen habe. Da habe ich, obwohl ich noch heute hinter dieser Entscheidung stehe, lange die fehlende Bindung betrauert. Sowohl für mich, denn der Verlust der Mutter ist ein Verlust. Als auch die fehlende Bindung meiner Kinder zu ihr. Da ich ohne meinen Vater aufgewachsen bin, also auch keinen Großvater.
Stattdessen gibt es eine gute Beziehung zu meinem Großvater, also dem Uropa der Kinder. Auf Seiten meines Mannes gibt es von den Großeltern leider auch kein großes Interesse an den Kindern. Obwohl beide körperlich und geistig fitte 60 jährige sind, kommt es nur zu Kontakt, wenn wir mit den Kindern dorthin fahren. Die 4 stündige Fahrt ist ihnen zu anstrengend. Das ist sehr einseitig. Und ich finde es total schade. Da ich selbst zu meinem Großvater eine tolle Bindung und wundervolle Erinnerungen an gemeinsame Zeit habe. Aber ihnen reicht es eben wenn wir 2-3 mal im Jahr kommen. Inzwischen haben die Kinder das auch verstanden: die Großeltern schenken zu Geburtstag & Weihnachten, aber besuchen kommen sie nicht. Eine echte Beziehung gibt es folglich nicht. Die ersten Jahre habe ich mich abgestrampelt um die Beziehung gut zu gestalten und wir haben alle 2 Monate die anstrengende Fahrt auf uns genommen. Inzwischen lasse ich laufen und übernehme nicht mehr die Verantwortung dafür.
Hallo
Ich kenne diese Situation von meinen Schwiegereltern. Zu meiner Mutter habe ich den Kontakt vor ca. 15 Jahren abgebrochen und mein Vater ist vor 4 Jahren verstorben.
Mein Mann ist auch mal Beruflich mehrere Tage unterwegs und ich mit 4 Kindern allein. Ich habe lange gebraucht sowohl um meine Mutter wie auch um meine Schwiegereltern zu trauern
zu dehnen noch ein wenig Kontakt besteht. Meine Kinder kennen es nicht aber ich weiß wie es für sie sein könnte und das tut mir weh. Ich habe früh gelernt allein zurecht zu kommen und mache immer weiter wir wippen hier den Alltag alleine und im Notfall Habe ich wunderbare Freunde die ich anrufen kann. Du kannst die Menschen nicht ändern du kannst nur für dich überlegen was du toleriert. Ich habe für mich beschlossen mich nurnoch darum zu kümmern was mir guttut den ich habe weder die Zeit noch die Energie für Menschen denen wir eh nicht so wichtig sind. Mein Mann hält den Kontakt und das ist auch in Ordnung ich fahre auch hin wenn wir eingeladen sind aber ich kümmere mich nichtmehr. Wenn dir heilig abend wichtig ist könntest du einfach z.B. Wiener holen und Kartoffelsalat. Zum Kaffee gibt es Plätzchen. Das reicht und ihr könntet Zeit zusammen verbringen. Sollte sie sich beschweren wird ihr erklärt das sie gerne etwas mitbringen kann ihr aber nicht mehr Zeit habt. Sei erhlich und direkt aber nicht verletzend. Das ist meine Taktik diese fahre ich jetzt seid 3 Jahren und mir geht es besser. Es sind unsere Kinder nicht sie unserer Eltern. Sind Großeltern da schön, wir haben keine und kommen trotzdem gut durch den Alltag, auch wenn es manchmal hart ist. Ich wünsche dir alles Gute und hoffe du findest deinen Weg um mit deiner Mutter Frieden zu finden. egal ob auf die eine oder andere Weise.
Liebe Grüße Jenny
Ich kann dich gut verstehen. So ein Familienleben ist ein Geben und ein Nehmen. Jeder ist für den anderen da, so die (auch meine) Wunschvorstellung. Leider sind die wenigsten Menschen so selbsreflektiert, dass sie auch über andere Menschen und deren Alltag und Gefühle nachdenken. Als Oma könnte man auch mal denken: „Wie geht es denn meiner Tochter? Und den Enkelkindern? Brauchen sie Hilfe oder einfach mal eine Umarmung?“
Ich kenne das auch nicht, dass sich die Angehörigen von alleine melden, obwohl ich beide Großeltern im Ort habe. Sie nehmen zwar die Kinder und freuen sich auch, aber ICH muss immer ankommen und fragen und Termine vereinbaren. Das kränkt sehr. Weil man das Gefühl hat, es ist eine einseitige Entscheidung. Ich frage mich dann immer, ob sie die Kinder eigentlich gerne bei sich haben, oder ob sie es nur aus Anstand machen? Auch nach 6 Jahren habe ich noch keine Antwort darauf gefunden…Ich respektiere das eigenen Leben von den Großeltern, deswegen frage ich auch nur selten, ob sie die Kinder sehen wollen…
In meinem Freundeskreis läuft es auch anderes. Da bin ich manchmal richtig neidisch, wie liebevoll und wie oft sich die Großeltern FREIWILLIG mit den Kindern beschäftigen.
Eine simple Frage von der eigenen Mutter mit „Wie geht’s dir mein Kind, soll ich dir was helfen, gibt es etwas Neues, wollen wir etwas gemeinsam unternehmen?“
…nur ein kleines bisschen Aufmerksamkeit von der eigenen Mutter, das würde schon reichen, um glücklich und zufrieden zu sein. So empfindet es sicher auch unsere Autorin!
Mein Kommentar zu Deinen Überlegungen den Kontakt abzubrechen, ein Filmzitat, Gandalf: „flieht, ihr Narren“
Ich habe nach sehr langer Zeit auch lernen müssen, dass Eltern egal ob Mutter oder Vater auch nur Menschen sind, die ihre Fehler haben.
In meiner Situation habe ich bewusst das Gespräch gesucht und ihnen mein Gefühle erklärt. Ganz offen und ganz ehrlich. Meine Mama liebt Kinder und verbringt gerne Zeit mit ihnen. Mein Papa ist auch sehr kinderlieb. Aber liebt nun auch die Zeiten ohne Kinder und ohne berufliche Verantwortung. Er teilt sich seine Zeit gerne selbst ein und macht es in seinem Tempo. Aktiv nach den unserem Kind wird nicht gefragt, vielleicht auch durch die gößere Wohndistanz und aktives Pensionisten Leben. Wir haben angefangen mit ihnen unseren Haupturlaub zu machen. Das ist wirklich schön.
Wenn ich jemanden zum Babysitten brauche vor allem über Nacht, kommt meine Mama.
Aber meistens organisieren wir uns das mit Freunden.
Ich weiß die Situation ist nicht dieselbe, aber vielleicht die Eltern als freie Menschen sehen, die auch ihre Fehler haben ❤️