Ihr Lieben, neulich haben wir auf unserem FB-Kanal die Ergebnisse einer neuen Studie zum Thema Körpergefühl und Schönheitsideale gepostet. Die Studie zeigte, dass jede fünfte Frau bereit wäre, fünf Jahre ihres Lebens herzugeben, um ihren Schönheitsidealen zu entsprechen.
Unsere Leserin Tamara hat sich daraufhin bei uns gemeldet und gesagt: Ihr würde auch Lebenszeit für weniger Kilos hergeben. Wir haben mit ihr darüber gesprochen.
Liebe Tamara, wie würdest du dich und deinen Körper selbst beschreiben?
Ich musste im Leben sehr schnell und früh selbstständig sein, das macht natürlich was mit einem. Ich halte mich grundsätzlich für sehr offen und tolerant. Ich reflektiere mich extrem selbst, hinterfrage und analysiere mein Verhalten. Ich bin wissbegierig, begeisterungsfähig für Neues und kommunikativ (wenn ich möchte). Ich denke, ich habe einiges im Leben erreicht, worauf ich sehr stolz sein kann.
Ich liebe Ordnung und Sauberkeit und mache gerne meinen Haushalt. ich bin liebevoll und versuche immer mein Bestes zu geben.
Was ich an meinem Körper mag ist, dass ich immerhin überall etwas mehr habe. Ich mag meine Augen, meine Oberweite und meinen Po. Nicht so gerne mag ich meinen Bauch und die mittlerweile leider recht stark ausgeprägte Zornesfalte im Gesicht…
Seit wann fühlst du dich nicht wohl in deinem Körper? Wie war das in deiner Kindheit?
Eigentlich habe ich mich, seit ich denken kann, nie so richtig wohl in meinem Körper gefühlt – auch nicht in meiner Kindheit. Mir wurde auch recht früh das Gefühl gegeben, dass ich zu dick bin, dabei würde ich aus heutiger Sicht sagen, dass ich einfach nur etwas kräftiger als andere Menschen in meinem Alter war.
Magst du sagen, was du wiegst?
Ich bin 170 cm groß und wiege ca. 90 kg. Ich stelle mich schon lange nicht mehr regelmäßig auf die Waage, da Gewicht nur eine Zahl ist und ich lange mit diesen Zahlen zu kämpfen hatte, ich war schon 20 Kilo schwerer. Aktuell trage ich Größe 46.
Kannst du dich erinnern, welches Verhältnis deine Mama und deine Oma zu ihrem Körper hatten?
Da ich nicht bei meinen Eltern aufgewachsen bin und auch keinen Kontakt mit meiner Mutter und Oma zwischen meinem 4. bis 16. Lebensjahr hatte, kann ich diese Frage nicht beantworten. Mittlerweile sind auch beide bereits verstorbenen…
Hast du auch schon schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht aufgrund deines Aussehens?
Insgesamt habe ich damit glücklicherweise so gut wie keine Erfahrungen machen müssen, mit einer Ausnahme: Mein Exfreund begann irgendwann damit, mir häufiger zu sagen, dass ich doch etwas auf mein Gewicht achten solle. Seine Begründung dafür waren angeblich gesundheitliche Gründe. Dabei bin ich kerngesund (toi, toi, toi) und ich war mir sicher, dass ihn gegen Ende unserer Beziehung eher mein Aussehen gestört hat, als dass er um meine Gesundheit besorgt war. Dazu muss man aber sagen, dass ich für ihn eh nie gut genug sein konnte und er hatte eindeutig narzisstische Persönlichkeitszüge.
Was würdest du gerne an deinem Äußeren ändern?
Ich würde definitiv gerne insgesamt etwas schlanker sein, unbedingt etwas gegen meine Zornesfalte tun wollen und ich wünschte mir, dass mir ein guter Friseur eine tolle neue Haarfarbe und eine gute Frisur verpasst.
Wieso erfüllst du dir den Wunsch des Friseurbesuchs nicht?
Friseure sind in Deutschland sehr teuer, zumindest wenn man sich so ein Rundum-Sorglos-Paket wünscht. Ich war auch immer eine sehr pingelige Kundin. Meine Haare und Haarpflege haben mir immer extrem viel bedeutet, deshalb belastet mich die Sache mit dem Haarausfall auch so extrem. Ich habe irgendwie Angst, dass ich evtl. viel Geld bezahle und es am Ende zu keinem guten Ergebnis kommt. Es dürfte also eine Mischung aus den Kosten sein und der Unsicherheit des richtigen Friseursalons.
Wie glaubst du, würde sich dein Leben verändern, wenn du nach deinen Schönheitsidealen aussehen würdest?
Mein Leben würde sich dahingehend verändern, als dass ich dadurch endlich wieder viel selbstbewusster durchs Leben gehen würde, mir weniger Gedanken um mein Aussehen machen müsste und die psychische Belastung nicht mehr hätte.
Hast du schon mal über Schönheits-OPs nachgedacht?
Na klar, schon mehrmals…
Und was hält dich von einer OP ab?
In erster Linie sind es natürlich definitiv die Kosten, ich möchte mich nicht für eine OP verschulden. Möglicherweise kommt hinzu, dass der Leidensdruck aktuell auch nicht ganz im Verhältnis zu den hohen Kosten für mich steht. Bei mir ist es ja nun auch leider so, dass ich niemanden habe, der mich in irgendeiner Art und Weise finanziell unterstützt, ich konnte also auch nie großartig Geld sparen.
Ich führe ein ganz gutes, normales Leben und habe allgemein wohl alles, was ich brauche, aber ich kann mir auch keine großen Sprünge finanziell erlauben. Ich musste mir im Leben wirklich alles selbst erarbeiten, daher bin ich schon für viele Kleinigkeiten sehr dankbar! Vor 3 Jahren musste ich mir dann nach der Trennung nochmal alles komplett neu aufbauen. Da sind ziemlich hohe Kosten auf mich zugekommen, die ich Gott sei Dank aber auch alle gemeistert habe! Darauf bin ich schon ein wenig stolz.
Wie beeinflusst dich dein Äußeres im Alltag?
Wirklich bewusst meiden tue ich eigentlich nichts im Alltag wegen meines Aussehens. Ich bin halt recht viel alleine und deshalb gehe ich sowieso eigentlich nicht mehr schwimmen, in die Sauna oder so…
Shoppen gehen macht mir allerdings nicht so viel Spaß. Ich finde es einfach anstrengend und nervig, dass Kleidung in jedem Laden unterschiedlich ausfällt und man sich nie auf seine eigentliche Größe verlassen kann.
Warum würdest du Lebensjahre hergeben für dein Äußeres?
Allgemein gesagt finde ich 5 Jahre Lebenszeit gar nicht so viel dafür, dass ich in der Gegenwart deutlich glücklicher und zufriedener durchs Leben gehen könnte. Zusätzlich ist es so, dass ich schon länger alleine bin und mich manchmal sehr einsam fühle. Ich habe nur noch einen Bruder, zu dem ich zwar ein gutes Verhältnis habe, aber der auch nicht in meiner Nähe wohnt. Ansonsten sind bereits alle Familienmitglieder tot.
Ich bin seit 3,5 Jahren Single und leider hat sich die heutige Gesellschaft auch stark verändert, was die Einstellung zu Beziehungen, Liebe und Sexualität angeht. Ursprünglich habe ich einen Kinderwunsch, den ich allerdings immer weiter schwinden sehe, da es mir nicht in erster Linie darum geht, unbedingt ein Kind in die Welt zu setzen, sondern darum eine Familie zu gründen.
Jeder sagt immer, dass ich mit 33 ja noch jung bin und noch Zeit habe, aber ich bin eher realistisch mit leichtem Hang zum Pessimismus. Auf der anderen Seite schließe ich es ja auch nicht komplett aus und ein Funke Hoffnung bleibt natürlich, aber ich bin auch nicht krampfhaft auf der Suche nach einer Beziehung und ich möchte mich niemanden aufzwängen oder anbiedern. Lange Rede, kurzer Sinn: Mein Leben verläuft leider nicht mehr so, wie ich es mir mal gewünscht habe und ohne Freund, Familie und Kind habe ich eben auch keine Verantwortung für andere und deshalb würden mich 5 Lebensjahre weniger nicht unglücklich machen.
Was wünschst du dir für deine Zukunft?
Die Frage macht mich irgendwie sehr emotional. Für meine Zukunft wünsche ich mir, dass mein Leben nochmal eine positive Wendung nimmt. Ich brauche dringend Veränderungen, bin alleine aber nicht mehr so mutig wie früher, da ich ein sehr stark ausgeprägtes Bedürfnis nach Kontrolle und Sicherheit habe. Ich wünsche mir, dass ich es irgendwie schaffe, etwas an meinem Aussehen zu verändern, insbesondere etwas gegen die Zornesfalte und etwas mit meinen Haaren, weil beides starken Einfluss auf mein Erscheinungsbild hat und mich sehr stört.
Ich wünsche mir, dass ich wieder mehr Anschluss an die Gesellschaft bekomme, dass ich nicht noch viel länger alleine bleibe, dass die Menschen wieder lernen, weniger oberflächlich zu sein und andere so behandeln, wie sie selbst auch gerne behandelt werden möchten.
7 comments
Ganz pragmatisch: wie wäre es mit einem Perspektivwechsel? Anstatt fünf Jahre am Ende zu opfern (was du ja nicht in der Hand hast), „opfere“ die nächsten fünf Jahre dem Projekt „Ein glückliches Leben für Tamara“. Mit einem ganz konkreten Plan aus Sport, Ernährung, Friseur, Typberatung. Oder auch Coaching und einem Karrierewechsel für mehr Geld, wenn das hilft. In fünf Jahren kann man doch ein komplettes Leben auf den Kopf stellen – und wenn du sowieso bereit bist, fünf Jahre herzugeben, warum dann nicht gleich jetzt? Go for it!
Für mich klingt das eher nach einer latenten depressiven Entwicklung.
Die 5 Jahre Lebenszeit sind total abstrakt, weil (vermeintlich) weit weg. Deshalb etwas albern. Zumal das Hauptargument (wahrscheinlich oft vorgeschoben, denn wer gibt schon zu, einem Schönheitsideal hinterher zu laufen?), dass Schlanksein besser ist, ja oft die bessere Gesundheit ist. Also de facto mehr Lebenszeit. Absurd.
@Franzi:
Volle Zustimmung. Wenn man schon so abstrakt rechnen möchte, dann doch lieber aus eigener Kraft abnehmen und 5 Jahre gewinnen, statt verlieren
Fünf Jahre wovon?
Von den statistischen 84 (oder so), die eine Frau alt wird? Ich weiß doch mit 40 noch nicht, wie ich darüber mit 79 denke. Oder 5 Jahre von 48, weil ich da an einem Tumor, Unfall usw. sterben würde? Opfere ich fünf Jahre Siechtum oder die fünf „besten“ Jahre?
Schwere Frage.
Liebe Tamara,
was mich irritiert, ist, dass du kein Geld dafür ausgeben würdest, aber dafür Lebenszeit.
ich glaube eine Botox-Behandlung ist verhältnismäßig günstig, da könntest du mal ausprobieren, ob die Zornesfalte wirklich so eine große Rolle spielt.
Leider finde ich das Interview nicht so gut geschrieben, die Infos zu deinem Haarausfall sind nicht wirklich zusammenhängend.
ich wünsche dir ganz ganz fest, dass dein Leben sich durch kleine Entscheidungen im Jetzt so wandelt, dass du nicht mal mehr eine Minute für irgendetwas hergeben würdest.
Ich verstehe nicht ganz warum hier die Frage nach einer OP im Raum steht?
Nichtmal 20 Kilo „zuviel“, wenn überhaupt, kann man, evtl. mit entsprechender Hilfestellung, gut selbst schaffen und auf gesunde Weise (scheint ja auch schonmal geklappt zu haben).
Gerade, wenn die Person stark selbstreflektiert ist und gerne alles unter Kontrolle hat. Das wirkt sich auch doppelt gut auf die Psyche aus, hinsichtlich Erfolgserlebnissen und Selbstwirksamkeit. Mehr Freude ins Leben zu bringen hilft gegen Frustessen (falls gegeben) und die Zornesfalte gleich mit. Meine hat sich durch häufiges Sonnenbrille tragen stark verbessert und ich versuche mit Lachfalten dagegen zu halten.
Die Überschrift, dass man dafür Lebensjahre geben würde, finde ich ziemlich fragwürdig und zynisch. Fragt mal jemanden, der um 5 Jahre kämpft. Oder 5 Monate, oder 5 Wochen.