Ihr Lieben, Mediation ist ein Wort, was man ganz häufig im Zusammenhang mit Trennungen hört. Denn gerade wenn Kinder im Spiel sind, sollte das Wohl der Kids an erster Stelle stehen und die Trennung so friedlich wie möglich ablaufen. Doch wie funktioniert so eine Mediation eigentlich? Nicole Hengel ist ausgebildete und zertifizierte Mediatorin mit dem Schwerpunkt Familie und Beziehungen. Sie ist geschieden und hat drei Kinder im Alter von 12, 10 und 8 Jahren. Für uns hat sie erklärt, was Mediation genau ist.
Was ist Mediation?
Familienkonflikte sind so alt wie die Menschheit selbst. Sie entstehen in allen Kulturen, sozialen Schichten und Altersgruppen – sei es zwischen Eltern und Kindern, Geschwistern, Ehepartnern oder erweiterten Familienmitgliedern. Während einige Streitigkeiten von allein gelöst werden, erfordern andere eine tiefere Auseinandersetzung. Hier kann Mediation eine entscheidende Rolle spielen. Doch was ist Mediation genau, und wie kann sie im familiären Kontext hilfreich sein? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf drei konkrete Anwendungsfelder, in denen Mediation familiäre Konflikte entschärfen und zu nachhaltigen Lösungen führen kann.
Mediation ist ein strukturiertes und freiwilliges Verfahren, in dem eine neutrale dritte Person, der Mediator oder die Mediatorin, die Parteien dabei unterstützt, ihren Konflikt eigenverantwortlich zu lösen. Im Unterschied zu einem Gerichtsverfahren gibt der Mediator keine Lösungen vor, sondern schafft einen Raum, in dem die Konfliktparteien ihre Anliegen offenlegen und gemeinsam an einer einvernehmlichen Lösung arbeiten können. Dabei wird großer Wert auf die Wahrung der Interessen beider Seiten und auf den respektvollen Umgang miteinander gelegt.
Im Familienkontext ist Mediation besonders sinnvoll, da familiäre Beziehungen oft sehr emotional aufgeladen und von langjährigen Dynamiken geprägt sind. Durch den strukturierten Mediationsprozess können Verletzungen und Missverständnisse bearbeitet und Lösungen gefunden werden, die alle Beteiligten langfristig akzeptieren können.
Anwendungsfeld 1: Trennung und Scheidung
Eine der häufigsten Anwendungsfelder von Mediation in der Familie betrifft Trennungen und Scheidungen. Trennungskonflikte sind oft von tiefen emotionalen Wunden, Trauer, Wut und Enttäuschung begleitet. Hierbei geht es nicht nur um die rechtliche und materielle Aufteilung von Eigentum oder Finanzen, sondern auch um gemeinsame Kinder, die oft mitten in den Streitigkeiten stehen.
In der Scheidungsmediation liegt der Fokus darauf, faire Regelungen für die Zukunft zu erarbeiten. Dies umfasst unter anderem:
- Sorgerechtsfragen: Wo und bei wem sollen die Kinder leben? Wie soll der Umgang geregelt werden?
- Finanzielle Regelungen: Unterhaltszahlungen und die Aufteilung von gemeinschaftlichem Eigentum.
- Elternkommunikation: Wie kann eine funktionierende Kommunikation zwischen den Ex-Partnern auch nach der Scheidung gewährleistet werden, insbesondere zum Wohl der Kinder?Ein großer Vorteil der Mediation in diesem Bereich ist, dass es den Eltern ermöglicht, eigenständig Vereinbarungen zu treffen, die die Bedürfnisse aller Beteiligten – insbesondere der Kinder – berücksichtigen. Da der Prozess auf Kooperation und nicht auf Konfrontation setzt, kann eine Eskalation des Streits verhindert und das emotionale Wohlergehen der Kinder geschützt werden.
Anwendungsfeld 2: Erbstreitigkeiten
Ein weiteres typisches Beispiel für den Einsatz von Mediation in familiären Konflikten sind Erbstreitigkeiten. Wenn ein Familienmitglied verstirbt und es um das Erbe geht, treten oft alte Spannungen und ungelöste Konflikte zwischen Geschwistern oder anderen Erben an die Oberfläche. Häufig eskalieren Erbstreitigkeiten, weil nicht nur materielle Interessen, sondern auch emotionale Verletzungen eine Rolle spielen, die vielleicht über Jahrzehnte zurückliegen.
In solchen Fällen hilft die Mediation dabei, nicht nur die Verteilung des Nachlasses zu regeln, sondern auch die zugrunde liegenden familiären Spannungen zu thematisieren. Typische Themen, die in der Erbmediation besprochen werden, sind:
- Verteilung von Sachwerten: Welcher Erbe erhält welches Familienerbstück? Was geschieht mit dem elterlichen Haus?
- Emotionale Aspekte: Häufig geht es bei Erbstreitigkeiten um mehr als nur materielle Werte – es geht um Anerkennung, um ungelöste Konflikte zwischen Geschwistern oder um das Gefühl der Benachteiligung.
- Zukunft der Familie: Wie kann die Familie nach der Regelung des Erbes weiterhin miteinander in Kontakt bleiben? Wie können bestehende Spannungen gelöst werden, ohne dass die Familie zerbricht?Da Erbstreitigkeiten oft langjährige Beziehungen betreffen, kann die Mediation dazu beitragen, diese Beziehungen zu erhalten, indem sie einen respektvollen und fairen Umgang fördert. Mediation eröffnet einen Raum, in dem nicht nur über materielle Werte, sondern auch über emotionale Bedürfnisse gesprochen werden kann.
Anwendungsfeld 3: Konflikte zwischen Eltern und erwachsenen Kindern
Die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern verändert sich im Laufe des Lebens. Während Kinder in jungen Jahren auf die Unterstützung und Führung ihrer Eltern angewiesen sind, treten im Erwachsenenalter oft neue Spannungsfelder auf. Konflikte zwischen Eltern und erwachsenen Kindern können durch unterschiedliche Lebensentwürfe, Wertevorstellungen oder generationsbedingte Missverständnisse ausgelöst werden. Häufig geht es um Themen wie:
- Pflege von älteren Eltern: Wer übernimmt die Verantwortung für die Betreuung der Eltern, wenn sie pflegebedürftig werden?
- Finanzielle Unterstützung: Wie weit geht die finanzielle Unterstützung der Eltern, und ab wann sind Kinder für ihren eigenen Lebensunterhalt verantwortlich?
- Lebensentscheidungen der Kinder: Eltern haben oft bestimmte Vorstellungen davon, wie das Leben ihrer Kinder verlaufen soll, während die Kinder ihren eigenen Weg gehen wollen.In solchen Fällen kann die Mediation zwischen Eltern und erwachsenen Kindern helfen, die gegenseitigen Erwartungen zu klären und Lösungen zu finden, die für beide Seiten akzeptabel sind. Der Mediator unterstützt die Parteien dabei, offene und respektvolle Gespräche zu führen und die Bedürfnisse beider Seiten zu berücksichtigen. Ziel ist es, Missverständnisse zu klären und einen konstruktiven Dialog zu schaffen, der die Beziehung langfristig stärkt.
Fazit: Mediation ist ein wertvolles Instrument zur Lösung familiärer Konflikte. Ob bei Scheidungen, Erbstreitigkeiten oder Konflikten zwischen Eltern und erwachsenen Kindern – Mediation ermöglicht es den beteiligten Parteien, eigenverantwortlich und respektvoll miteinander umzugehen und Lösungen zu finden, die die Interessen aller berücksichtigen. Besonders in emotional aufgeladenen Situationen, wie sie in Familien häufig vorkommen, bietet die Mediation einen Raum, in dem nicht nur Konflikte beigelegt, sondern auch Beziehungen langfristig erhalten werden können.
Nicole hat ihre eigene Trennungsphase hat sie als friedlich und wertschätzend empfunden. In ihrem Umfeld hat sie jedoch anderes erlebt, was sie dazu geführt hat die Weiterbildung zur Mediatorin zu absolvieren. und bietet Mediationen vor Ort oder online an.
Kontakt: www.nicolehengel.de oder mediation@nicolehengel.de