Ihr Lieben, ach, das liebe Geld ist leider oft ein Streitthema in Familien. Wer zahlt was von welchem Konto, was muss angeschafft werden und ist diese Ausgabe wirklich nötig? Laut einer Studie gaben vier von zehn Personen (43 Prozent) an, dass das Thema Geld schon einmal der Grund für einen größeren Streit war. Bei 22 Prozent ist die Beziehung daran schlussendlich zerbrochen.
Clemens Schömann-Finck ist Finanzredakteur, Buchautor und hat einen erfolgreichen Youtube-Kanal , in dem er Finanztipps gibt. Nun hat er für Stiftung Warentest den Ratgeber „Du + ich und unser Geld“ verfasst, in dem es um kleine und große Geldfragen des Familien-und Partnerlebens geht. Wir haben ihn dazu befragt.
Lieber Herr Schömann-Finck, wenn ein Paar zusammenzieht, stellt sich oft die Frage nach einem gemeinsamen Konto. Was empfehlen Sie? Ein Konto, zwei (also jeder sein eigenes) oder drei (jeder sein eigenes plus ein gemeinsames?)
Wie so oft, lässt sich diese Frage nicht pauschal beantworten. Meine Frau und ich kommen zum Beispiel gut mit einem Gemeinschaftskonto klar. Das erspart viel Arbeit, weil ein umständliches Aufteilen der Kosten entfernt. Das Modell funktioniert für uns, weil wir beide nicht leichtfertig Geld ausgeben. Für andere Beziehung mag das aber nicht das passende Modell sein. Hier möchte vielleicht jeder sein eigenes Geld haben, dass er ohne schlechtes Gewissen und ohne sich rechtfertigen zu müssen ausgeben kann. Bei einem Gemeinschaftskonto kann so etwas zu Streit führen, weil es ja das Geld von beidem ist. Und was man auch nicht vergessen darf: Bei einem Gemeinschaftskonto besteht die Gefahr, dass einer der Partner im Trennungsfall einfach leerräumt.
Diese Gefahr besteht bei einem Zwei-Konten-Modell nicht….
Genau. Hier hat jeder sein eigenes Konto, auf das das Gehalt wandert. Alles ist strickt getrennt. Der Partner muss noch nicht einmal wissen, wieviel der andere verdient. Allerdings ist hier der Nachteil, dass die gemeinsamen Ausgaben aufgeteilt und abgerechnet werden müssen. Das kann bedeuten, dass Kassenzettel gesammelt werden müssen und es Streit darüber gibt, was gemeinsame Kosten sind und was nicht.
Wie lautet also Ihre Empfehlung?
Das Drei-Konten-Modell ist die Mischung aus beiden und dürfte für viele Paare gut funktionieren: Es gibt ein Konto, von dem die gemeinsamen Ausgaben bezahlt werden. Im Trennungsfall ist nur dieses Geld in Gefahr. Zusätzlich hat jeder eigenes Geld auf einem extra Konto, mit dem er machen kann, was er will. So gibt es keinen Streit, wenn jemand teure Hobbys hat– solange er seinen Verpflichtungen bei den Ausgaben nachkommt. Wichtig ist: Die Entscheidung über das Kontomodell ist nicht in Stein gemeißelt. Man kann also ausprobieren, was am besten funktioniert. Oder auch das Modell ändern, wenn sich die Umstände ändern, zum Beispiel bei Hochzeit oder Nachwuchs.
Wenn bei einem Paar er oder sie wesentlich mehr verdient, ist es ja eigentlich nicht möglich, die Ausgaben 50/50 zu teilen. Wie wäre dann eine gerechtere Aufteilung?
Wenn jeder den gleichen Anteil an den Kosten trägt, sieht das zwar fair aus. Sind die Einkommen aber unterschiedlich, kann diese Lösung trotzdem ungerecht sein: Denn derjenige, der weniger verdient, muss im Verhältnis zu seinem Einkommen einen höheren Anteil zahlen. Eine Alternative zu einer 50/50-Aufteilung kann dann sein, die Kosten im Verhältnis der beiden Einkommen aufzuteilen. Der einen übernimmt dann einen etwas größere, der andere eine etwas kleineren Anteil an dem gemeinsamen Kosten. Die Summen sind dann zwar unterschiedlich, die Belastung gemessen am Einkommen aber für beide gleich.
Wenn ein Kind kommt und die Frau ein Jahr oder länger aus dem Job aussteigt – wie kann der Mann sie in dieser Zeit finanziell absichern?
So schön es auch ist, viel Zeit mit seinem Kind zu verbringen: Die Auszeit rächt sich, wenn es zu einer Scheidung oder Trennung kommt. Denn die Jahre mit weniger oder gar keinem Einkommen wirken sich auf die Höhe der späteren Rente aus und natürlich stellt sich die Frage, wie schnell und wie gut die Rückkehr in den Beruf gelingt. Das heißt, auch schon vor der Rente ist weniger Geld da. Deswegen ist es wichtig, eine Beziehung vom Ende her zu denken, also sich zu fragen: Was passiert, wenn wir uns trennen? Bei einer Scheidung gibt es zumindest noch den gesetzlichen Versorgungsausgleich, bei einer Trennung gibt es aber gar keine Absicherung.
Wie könnte jetzt eine Lösung aussehen?
Wichtig ist, schon vorher darüber zu sprechen, bevor das Kind kommt. In einem Ehe- oder Partnerschaftsvertrag können entsprechende Regelungen festgehalten werden. Zum Beispiel kann vereinbart werden, dass der Mann der Frau länger und mehr Unterhalt bezahlt als vorgeschrieben, wenn die Beziehung endet. Genauso kann dort festgehalten werden, dass ein Depot im Namen der Frau eröffnet wird. Während sie nicht arbeitet, zahlt der Mann dort jeden Monat Geld ein. Damit baut sich die Frau eine eigene, unabhängig Altersvorsorge auf.
Wann ist eigentlich der richtige Zeitpunkt, in einer Beziehung über Finanzen zu sprechen?
Im Prinzip gehen die Gespräche schon beim ersten Date los: Zusammen oder getrennt zahlen? Wer Wert auf Unabhängigkeit legt, kann da schon mit einem deutlichen „Getrennt“ auf die Frage des Kellners antworten und seine Einstellung deutlich machen. Wenn es bei dem Date funkt und man immer mehr Zeit miteinander verbringt, lernt man nicht nur die Persönlichkeit des anderen immer besser kennen. Gespräche und Situationen offenbaren auch mehr und mehr die Geld-Werte, die der Partner vertritt: Ist er geizig? Ist er verschwenderisch? Für was gibt er gerne Geld aus und für was nicht? Auch darauf gilt es zu achten und zu prüfen, ob große Unterschiede in den Geld-Werten auf Dauer funktionieren.
Wie geht es dann weiter?
Spätestens wenn die Beziehung ernster wird und man zusammen zieht, ist ein offenes Gespräch darüber wichtig, wie man die Kosten aufteilen und die Finanzen organisieren will. Situative Absprachen wie vorher funktionieren dann nicht mehr. So ein Gespräch kann durchaus heikel sein. Denn wer über Geld spricht, offenbart auch etwas über die Beziehung, zu der er bereit ist.
Wie meinen Sie das?
Wer zum Beispiel ein Gemeinschaftskonto vorschlägt sendet damit ein anderes Zeichen als derjenige, der auf einer strikten Kontentrennung beharrt. Solche Gespräche hören nie auf. Bei jedem Meilenstein in der Beziehung ist es wichtig, neu übers Geld zu reden. Das gilt zum Beispiel, wenn es ans Heiraten geht, den Hausbau oder an die Familiengründung. Jedes Mal sollten die finanziellen Folgen offen angesprochen und gemeinsam überlegt werden, wie man eine Lösung findet, die für beide passt.
Wenn Eltern von Beginn an Geld für ihre Kinder anlegen wollen, was würden Sie da empfehlen?
Das hängt ganz davon ab, wann die Kinder das Geld erhalten sollen. Wenn wir annehmen, dass die Eltern sparen, um ihrem Sohn oder ihrer Tochter eine besondere Freude zum 18. Geburtstag zu machen oder ein Auslandsstudium zu finanzieren, dann spricht eigentlich alles für einen Sparplan auf einen breitgestreuten ETF. Die Renditepotenzial an der Börse ist deutlich höher als beim Sparbuch und durch den langen Anlagehorizont bleibt genügend Zeit, dass Kursrückgänge, die immer wieder vorkommen können, wieder aufgeholt werden.
Und wann halten Sie Lebensversicherungen für sinnvoll?
Eine Lebensversicherung lohnt sich eigentlich nur für Sicherheitsfanatiker, die mit Unsicherheit schwer umgehen können. Denn sie bietet eine gut kalkulierbare, lebenslange Zusatzrente und man muss sich nicht um seine Geldanlage kümmern. Allerdings ist eine Lebensversicherung in aller Regel mit hohen Kosten verbunden und bietet nur eine mäßige Rendite.
Welche Alternative empfehlen Sie?
Regelmäßige Investitionen in einen breitgestreuten ETF sind aus meiner Sicht die bessere Wahl. Die Renditechance ist deutlich höher und Risiko durch den langen Anlagehorizont überschaubar: In der Vergangenheit wurde noch jeder Rückschlag nach gut zehn Jahren aufgeholt. Der Kurseinbruch war nur ein Schlagloch auf dem Weg zu einem neuen Rekordhoch. Gleichzeitig lag die durchschnittliche jährliche Rendite bei gut sieben Prozent. Das heißt nichts anders, als dass sich das eingesetzte Kapital nach zehn Jahren verdoppelt.
4 comments
@Anne: Vielen Dank! Ich bin selber auch Bankkauffrau und in der Beratung tätig und genau das ging mir auch durch den Kopf, als ich den Artikel las. Risikoabsicherung ist nicht nur für Sicherheitsfanatiker, es ist für verantwortungsvolle Familien wichtig. Ja, es sind Kosten, aber sie sind erträglich und wenn man sie nicht hat, ist es leider im Fall der Fälle wirklich dramatisch und kann echt entscheidend für das Weiterleben der überlebenden Familienmitglieder sein! Es ist nicht alles automatisch staatlich abgesichert. Und den Vermögensaufbau sollte man natürlich immer getrennt von der Risikoabsicherung betreiben!
„Deswegen ist es wichtig, eine Beziehung vom Ende her zu denken“…
Puh…das mag realistisch und vernünftig sein. Für mich klingt das heute alles immer sehr pessimistisch. Wenn ich direkt immer schon ans Ende denken soll,warum sollte ich mich dann wirklich ernsthaft auf eine Beziehung einlassen und zwar mit allen Höhen und Tiefen!
@Ina: ich finde, es ist eher verantwortlich erwachsenes Verhalten worst case Szenarien zu durchdenken und vorzubeugen als Pessimismus. Blauägigkeit mag zwar romantischer sein aber Risikomanagement gehört doch zum Leben dazu. Sonst bräuchte es ja auch keine Versicherungen. Frei nach dem Motto: „möchte ich nicht drüber nachdenken, dass das Haus abbrennen könnte, also wird das auch nicht passieren“. Hoffen, dass alle gut geht, darf man ja trotzdem.
Ich bin Versicherungsmathematikerin im Bereich der Lebensversicherung und muss der Aussage hier entschieden widersprechen bzw. denke, dass sie wirklich unklar formuliert ist.
Möglicherweise ist die Aussage für ganz klassische kapitalbildende Lebensversicherungen richtig (hier möchte ich nicht ins Detail gehen und nur so viel sagen, dass diese auch nicht immer automatisch eine Rente zahlen). Aber sehr wichtig finde ich, dass die Aussagen auf Risikolebensversicherung einfach nicht zutreffen/falsch sind und Risikolebensversicherungen keinesfalls nur etwas für „Sicherheitsfanatiker“ sind! Eine Risikolebensversicherung ist ein sehr wichtiges Instrument, um im Todesfall den zurückbleibenden Partner, der z.B. für die Kinderbetreeung Stunden reduzieren muss, finanzielle Sorgen zu nehmen. Reine Risikolebensversicherungen sind nicht teuer und zahlen einfach im Todesfall die versicherte Summe als Einmalbeitrag aus. Aus meiner Sicht ist das zur Absicherung der Kinder sehr wichtig, denn ein Unfall kann jeden treffen. Wie soll die hier vorgeschlagene Absicherung über den ETF-Sparplan erfolgen, wenn der Hauptverdiener der Familie verstirbt, während noch wenig Geld in den Sparplan eingezahlt wurde?
Aus meiner Sicht werden in den letzten beiden Fragen zwei Themen sehr unglücklich vermischt: Risikoabsicherung der Familie über notwendige Versicherungen und der beste Weg zum Vermögensaufbau sind nicht das Gleiche, sondern zwei Themen!