Ihr Lieben, heute feiern wir 16 Jahre Zwillinge, heute vor 16 Jahren wurden um 16.35 oder 37 – herrgott, weiß ich die genaue Uhrzeit echt nicht mehr?! – und um 16.39 Uhr in Berlin Tempelhof unsere eineiigen Zwillingsjungen geboren. Ich weiß noch genau, wie unfassbar überwältigt ich war, die beiden Herren zum ersten Mal im Leben zu sehen, aber vor allem zu hören! Diese Schmatzgeräusche werden mir für immer in Erinnerung bleiben.
16 Jahre Zwillinge: Eine Bilanz
Mit der Geburt unserer beiden Söhne – nur zwei Jahre, zwei Monate und zwei Wochen nach der Geburt unserer Tochter – zog bei uns der Wahnsinn ein. Nicht direkt, das muss ich sagen. Wir hatten uns nach einem Schreibaby einfach auf die doppelte Lautstärke eingestellt und so kam es nicht. Ehrlich gesagt dachten wir in den ersten vier Monaten mit den Dreien zu Hause: Huch, das geht ja!
Mit wachsender Mobilität der Herrschaften und wachsendem Charakter und Willen bin ich im Nachhinein jedoch froh, dass es damals noch kein Social Media gab, wo ich Luft hätte ablassen können über den extremen Alltag, den wir da mit drei Wickelkindern zeitweise bewältigten. Und ja, wenn mich heute jemand fragt, wie ich all das, was ich so mache, schaffe, sage ich gern: Ehrlich gesagt ist all das ein Spaziergang gegen das, was wir da in den ersten Jahren so zu wuppen hatten.
Allein zwischen dem 6. und 18. Lebensmonat der Zwillinge waren wir 5x mit ihnen stationär im Krankenhaus. Nie was wirklich Schlimmes, aber immer mit großen Sorgen und schlechtem Gewissen den anderen Kindern (und der eigenen mentalen Gesundheit) gegenüber. Als die Zwillinge 3 waren, zogen wir dann von Berlin ins Bergische, es gab eine neue Kita, später die viel zu frühe Einschulung mit 5 Jahren. Die 5. Klasse ließen wir sie dann freiwillig zweimal machen… wieder neue Kinder, um dann zur 7. Klasse und nach Corona noch einmal einen Schulwechsel anzustoßen, der sich bis heute als wahnsinniger Glücksfall entpuppt.
Aber zurück zu den füheren Jahren: Mit 5 Jahren ging dann aber erstmal die Konkurrenz zwischen den beiden los. Klar, gleich groß, gleich stark – da musste natürlich jeden Tag geschaut werden, wer denn nun heute mal wieder der Stärkste ist. Wow. „Meine Kinder erleben keine gewaltfreie Kindheit“, sagte ich manchmal, wenn die Nerven wieder blank lagen – weil sie sich gegenseitig einfach nichts gönnen. Und was lachten wir später drüber, dass sie oft mit einem „Du bist so hässlich“ voreinander standen, obwohl viele sie doch gar nicht unterscheiden konnten. Tja, und dann kam die Pubertät.
Und während die meisten Eltern Bammel vor dieser Phase haben, möchte ich sagen: Für uns und die Jungs war sie ein Segen. Denn mit dem 14. Lebensjahr hörten die beiden auf zu streiten. Nach etwa 9 Jahren täglichem Kampf – und wurden beste Freunde. Es hört sich vielleicht kitschig an, aber wir können bis heute kaum glauben, dass wir 5 einfach mal alle friedlich im gleichen Raum sitzen können ohne dass Gegenstände fliegen, einfach mit guten Gesprächen und WIE SO EINE FAMILIE.
Mit der Reife kommt die Ruhe?
Gott, ist das schön, wenn man es auch anders kennt. Mein Mann sagt oft: Das ist jetzt die allerschönste Phase, die wir je mit ihnen hatten (während ich schon noch häufig melancholisch an die Speckbäckchen auf meinem Arm zurückdenke). Wenn er nach Hause kommt von der Arbeit, findet er mich nicht mehr als Wrack vor, das einfach nur noch auf ne einsame Insel will, wir sitzen zusammen, unterhalten uns auf Augenhöhe, aus ihnen sind empathische, dankbare, nette, tolle, fantastische junge Männer geworden, die mittlerweile einen Kopf größer sind als ihre große Schwester.
Klar sind sie mittlerweile viel unterwegs und nicht mehr dauernd zu Hause, aber wie schön ist das? Sie haben einen Freundeskreis, der ihnen gut tut, manchmal geraten sie in Stress, weil sie nicht wissen, mit wem von all ihren Freunden sie sich jetzt treffen sollen, sie sind zusammen unterwegs in ihrem TöffTöff-Auto, bringen sich gegenseitig zu Terminen, sprechen sich ab, fahren zum Training, motivieren sich (manchmal 😉) gegenseitig, geben sich die Hausaufgaben durch und reden mit der großen Schwester, wenn die Eltern von bestimmten Themen nix mitkriegen sollen.
Neulich saß einer der beiden allein im Bus und war danach total fasziniert: So fühlt es sich als Einzelperson an? Wenn man keinen Zwilling hat? Und als ich vor kurzem mal acht Tage ohne Familie weg war (zum ersten Mal so lang, seit ich Kinder habe!) und einen von ihnen, der krank geworden war, per WhatsApp fragte: „Wie geht´s dir?“ Da schrieb er: „Super, wirklich“. Und weiter. „Das Antibiotikum hat super gewirkt.“ Ich fragte daraufhin: „Fehl ich ein bisschen oder kann ich noch länger wegblieben?“ Und er schrieb: „Du kannst auch länger wegbleiben“. Und in einer direkt hinterhergeschobenen Nachricht: „Wir vermissen dich, aber du, der Papa macht´s gut“ <3
Wie die Geschwister untereinander agieren
Schön war auch, als die große Schwester das letzte Wochenende vor ihrem Studienstart mit Freundinnen in Berlin verbrachte und es im Familienchat plötzlich hieß: „Wir versuchen jetzt, ins Berghain zu kommen.“ Der jüngere Zwilling schrieb nur: „Cool“. Der ältere: „Ihr müsst euch schwarz anziehen, aber nicht zu wenig aufgebrezelt, aber auch nicht zu viel, weil dann denken sie, dass es euch ums Aussehen geht und nicht um den Club. Das ist alles, was ich weiß“. Hahaha.
Woher die „Kleenen“ mit ihrer 1,80 Körpergröße, aber eben unsere Jüngsten, das wissen? Von TikTok vermutlich, aber wie schön ist es, sie in ihrer Eigendynamik zu erleben, in ihrem Flüggewerden, in ihrem Erkunden der Welt. Ich könnte nicht stolzer sein auf das, was da grad ist und bin heut einmal gar nicht melancholisch-sehnsüchtig zum Geburtstag, sondern einfach nur wahnsinnig freudig über das Hier und Jetzt, in dem jeder und jede Platz für das eigene Ding hat, wo aber auch ganz viel Basis und Zusammenhalt ist.
Wie gut mir getan hätte, einmal in unseren jetzigen Alltag zu gucken, als ich ab und zu am Rand des Wahnsinns stand, weil alle gleichzeitig was anderes wollten… HAPPY BIRTHDAY, JUNGS! Ihr seid alles, aber nicht langweilig und wir sind unfassbar dankbar, euch beide in unserem Leben zu haben!!!
Zum Nachlesen der letzten Geburtstage der Zwillinge:
15 Jahre Zwillinge: Happy birthday zum 30. Geburtstag, ihr beiden!
14 Jahre Zwillinge: Happy birthday, ihr crazy Wundertüten!
13 Jahre Zwillinge: Zwei Teenies allein zu Haus
Zwölf Jahre Zwillinge: Der Wahnsinn auf vier Beinen
Elf Jahre Zwillinge: Ein Geschenk für die Eltern
Überrascht, überwältigt, überglücklich: 10 Jahre Zwillinge
Der neunte Geburtstag fehlt leider. Zu viel Stress gehabt?! 😉
8 Jahre Zwillinge: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Jungs
7 Jahre Zwillinge: Alles Liebe zum Geburtstag, Jungs!
Der 6. Geburtstag unserer Zwillinge: Alle Emotionen im Schleudergang
3 comments
Was müssen das für herausfordernde erste Jahre gewesen sein … hier haben unsere drei Kinder jeweils fast vier Jahre Abstand und es ist daher immer gefühlt ein Schritt voran und einer wieder zurück, aber auch ich mag diese Herausforderung mit drei Kindern sehr. Die große Tochter wird nun bald 15 Jahre alt und es wir tatsächlich hier ebenfalls ruhiger …
Wie schön! ich habe auch eine eineiige Zwillingsschwester und wir sind seit fast 39 Jahren ein Herz und eine Seele. Außer in der Pubertät, da haben wir öfters ganz schön gestritten. Obwohl wir inzwischen ca. 2 Stunden auseinander leben sind wir uns sehr nahe und haben jeden Tag Kontakt. Ich kann es mir ohne mein Zwilling auch nicht vorstellen aber an das „Einzelkind“-Gefühl hab ich mich gewöhnt -leider!unseren Lebensabend wollen wir aber wieder zusammen verbringen;)
Das macht Mut! Ich bin aktuell eher in der Phase, wo ich jedem Abend ein Wrack bin…