Jobsharing bringt Vereinbarkeit: Wir teilen uns die Führungsposition

Josharing

Ihr Lieben, Katharina und ich arbeiten hier bei Stadt Land Mama ja auch quasi selbstgewählt in einem Jobsharing-Modell. In Unternehmen ist eine geteilte Führungsposition aber noch immer nicht die Regel, dabei kann das so toll sein! In meiner Zeit als festangestellte Redakteurin bei Dumont hatte ich auch zwei Chefinnen, die sich den Posten teilten. Ähnlich machen es unsere Leserin Inga und ihre Geschäftspartnerin. Hier erzählt uns Inga, die selbst vier Kinder zu Hause hat, von den Vorteilen des Modells.

Liebe Inga, du sagst, dein neues Lieblingsthema sei alles rund ums Jobsharing. Warum genau bist du so ein großer Fan davon?

Ich bin begeistert von diesem Modell! Es ermöglicht nicht nur die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, sondern von Karriere und Familie. Und es macht einfach viel mehr Spaß, eine Führungsrolle zu zweit zu gestalten, immer jemanden auf Augenhöhe zu haben, mit dem man sich austauschen und auf den man sich absolut verlassen kann.

Inwiefern hast du selbst im Job mit diesem Thema zu tun?

Ich arbeite seit Januar 2024 im Jobsharing bei der DB Engineering & Consulting. Es ist meine erste Führungsposition und ich teile sie mir mit einer ganz tollen Kollegin, mit der ich schon 10 Jahre eng zusammengearbeitet habe. In meiner vorherigen Position in der Konzernleitung der Deutschen Bahn war eine Kollegin aus unserem Bereich dafür zuständig, Standards im Konzern für Jobsharing zu schaffen und das Thema bekannt zu machen.

Wie gut funktioniert das Teilen der Führung mit deiner Kollegin Vera grad aktuell?

Jobsharing bringt Vereinbarkeit

Es funktioniert sehr gut. Wir haben uns vorher viele Gedanken gemacht und uns informiert. Tipps von anderen Jobsharing-Tandems sind sehr wertvoll. Es gibt so viele Möglichkeiten, sich aufzuteilen und abzustimmen. Wir haben ein Modell entwickelt, das für unsere jeweilige private Situation gut passt und trotzdem eine hohe Erreichbarkeit gewährleistet. Wir haben es ausprobiert und manches nochmal angepasst. Von der Sortierung unseres gemeinsamen Postfachs, über die Organisation unserer OneNote-Notizen oder der Struktur unserer regelmäßigen „Co-Time“. Mittlerweile sind wir eingespielt.

Wo siehst du die Vorteile, wo aber auch die Hürden eines solchen Modells?

Die Vorteile sind, dass man zu zweit ein breiteres Erfahrungsspektrum und Wissen abdecken kann, als eine Person allein. Ergänzt man sich gut, kann man sogar die Schwächen der anderen ausgleichen. Es gibt immer jemanden, mit dem man zusammen seine Ideen und Gedanken durchspielen kann.

Bei Zweifeln oder schwierigen Situationen kann man sich gegenseitig stärken. Auch das Team kann sich die Ansprechpartnerin aussuchen, die ihr bei einem bestimmten Thema oder aus persönlichen Gründen lieber ist. Die Funktion ist fast immer besetzt und durch die zusätzliche Freizeit sind Erschöpfungserscheinungen unwahrscheinlicher.

Schwierig ist es, wenn das Tandem sich vorher nicht kennt. In solch einem Fall muss zu Beginn viel Zeit investiert werden, um den anderen kennenzulernen, um Werte und persönliche Erfahrungen auszutauschen und zu wissen, was die Stärken und Schwächen des jeweils anderen sind. Denn das Modell funktioniert nur, wenn man sich absolut vertraut.

Außerdem kann es bei den Abstimmungsmöglichkeiten vorkommen, dass eine Information mal nicht weitergegeben wird oder es etwas länger dauert.

Welche Vorteile bringt so eine geteilte Position vor allem für Menschen mit Kindern und Vereinbarkeitsstruggle?

Das Tandem kann sein eigenes Modell nach den individuellen Bedürfnissen gestalten. Je nachdem, ob man Zeit für Kinder, pflegebedürftige Angehörige oder ein Projekt benötigt, kann man die Aufteilung der Arbeitszeit so gestalten, dass beides miteinander vereinbar ist. Das ist für mich ein riesiges Plus. Allerdings gehört natürlich auch etwas Glück dazu, so einen passenden Jobsharing-Partner zu finden.

Wir führen Stadt Land Mama ja hier auch zu zweit, schreiben unsere Bücher zusammen, selbst für mein Trostteam und meinen Chor gibt´s ne Doppelspitze und in der Patei ändern wir grad die Satzung, damit der Ortsverein zu zweit geführt werden kann.

Ich bin totale Teamplayerin und finde, man befruchtet sich gegenseitig auch so gut und verteilt die Verantwortung so schön, jeder/jede kann halt was anderes besserm außerdem ist, wenn eine/r ausfällt immer die andere Person da, die sich mit allen Themen aber genausogut auskennt…

Findest du nicht auch, dass sich durch Jobsharing Care-Arbeit und Beruf viel besser vereinbaren lassen, während man trotzdem Karriereschritte machen kann?

Absolut. Teilzeit arbeiten ist ja an sich eine tolle Sache, aber viele hängen dadurch beruflich fest. Und ohne Entwicklung wird selbst der tollste Job irgendwann langweilig und es fehlt einem selbst die Bestätigung, dass man mehr kann.

Was meinst du, wie lang es noch braucht, bis Jobsharing flächendeckend bekannt und gelebt wird?

Das braucht sicherlich noch eine Weile, aber das Modell wird immer populärer. Und es ist nicht nur ein Modell für Frauen! Auch Männer teilen sich Führungspositionen, weil man eben normalerweise nicht mit 40 Wochenarbeitsstunden auskommt. Und wer seinen Fokus nicht nur auf die Arbeit legt, findet durchaus Gefallen daran, auch mal einen Tag unter der Woche frei zu haben oder rechtzeitig zum Familienabendessen zu Hause zu sein.

Wie sähe deine Wunsch-Arbeitswelt aus?

Die Arbeitswelt hat in den letzten Jahren extrem an Flexibilität gewonnen. Das finde ich toll! Eine Mischung aus mobilem Arbeiten und Büropräsenz ist für mich ideal. So wird es nie langweilig. Nach Tagen in Büro, auf Dienstreise oder mit großen Veranstaltungen freut man sich auf einen Tag im Homeoffice oder den freien Tag, an dem man Sport machen und viele Dinge für die Familie erledigen kann.

So kann man selbst ein gutes Gleichgewicht finden. Und es ist aus meiner Sicht wichtig, dass alle Modelle nebeneinander existieren dürfen. Familien, in denen beide Eltern Vollzeit arbeiten oder beide in Teilzeit oder einer arbeitet Vollzeit und einer kümmert sich um die Familie. Jede Familie muss ihren eigenen Weg finden und selbst ihr geeignetes privates „Jobsharing-Modell“ entwickeln.

1c9a6a5d1d2a44318f162a2643431a22

Du magst vielleicht auch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert