Machtmissbrauch in der Schule: Wenn Lehrer Grenzen überschreiten

Machtmissbrauch

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Ihr Lieben, was Britta Rotsch in der 12. Klasse erlebt hat, war definitiv ein Machtmissbrauch. Ihr Lehrer machte ihr offensiv Avancen. Wie sie darauf reagierte und warum sie heute noch darüber nachdenkt, darüber hat sie ein Buch geschrieben: Wenn Lehrer Grenzen überschreiten: Über Machtmissbrauch in der Schule. Im Interview gibt sie uns Einblicke in ihre Erfahrungen.

Machtmissbrauch
Britta Rotsch. Foto: Inke Johannsen

Liebe Britta, du warst in der 12. Klasse, als einer deiner Lehrer begann, dir Liebesbriefe zu schreiben. Steckte er sie dir in den Rucksack oder schickte er sie per Mail? Und: Was stand da anfangs drin?

Mein Lehrer schickte mir an einem späten Abend unter der Woche eine E-Mail. Dort stand „Du bist wunderschön“, im Anhang ein Foto von mir, das er im Unterricht von uns Schüler:innen machte. Anfangs waren die Nachrichten noch harmlos, es ging um die Schule, das Kollegium, meine Zukunft. Er gab mir Tipps dafür und mansplainte, ohne dass ich ihn fragte. Er erklärte mir in den Mails die Welt, doch mit der Zeit wurden sie immer intimer, er erzählte von seiner Familie, seinen Träumen (über mich und ihn), was er an mir schätzt und versuchte, Nähe herzustellen.

Wie alt warst du, wie alt war dein Lehrer da, in welcher Lebenssituation wart ihr?

Alles begann in der 12. Klasse, als ich 18 Jahre alt war. Mein Lehrer war zu diesem Zeitpunkt bereits 58 Jahre alt, verheiratet mit zwei Kindern, die ebenfalls in meinem Alter waren. Ich hatte bis dahin noch nie einen festen Freund gehabt und konzentrierte mich auf die letzten zwei Schuljahre, bevor ich zum ersten Mal auszog und sich durch das Studium eine neue Welt eröffnen sollte. 

Welches Gefühl hattest du nach dem ersten Brief? 

Ich war sehr irritiert und aufgeregt, rief gleich meine engste Vertraute in meiner Klasse an und fragte, ob sie auch solch eine E-Mail erhalten hatte. Leider hatte sie das nicht. Am nächsten Morgen hatten wir gleich eine Doppelstunde Deutsch bei ihm und ich bin mit einem unangenehmen Gefühl in die Schule gegangen, peinlich berührt, obwohl ich nichts getan hatte. 

Hast du dich noch irgendwem anvertraut, um dich auszutauschen, wie man da reagieren kann?

Von Anfang an habe ich meine zwei engsten Schulfreundinnen involviert, wie auch meine beste Freundin, die auf eine andere Schule ging. Aber ich muss ehrlich sein: Wir alle wussten nicht so recht, was wir davon halten sollen, wie ernst die Lage eigentlich war. #MeToo war damals noch kein Begriff für uns und ich kompensierte meine ambivalenten Gefühle durch Humor. Das heißt, ich habe den Briefaustausch mit ihm vor meinen Freundinnen eher ins Lustige gezogen. Das war wohl eine Strategie von meinem Unterbewusstsein, mit dieser Situation klarzukommen. 

In welcher Regelmäßigkeit kamen die Briefe? Wurden sie vom Ton her intensiver irgendwann? Und hast du darauf geantwortet? 

Er schrieb mir fast nur Emails. Irgendwann hatte er meine Handynummer und simste mir manchmal im Unterricht oder am Morgen nach Silvester. Es gab Phasen, in denen täglich Nachrichten in mein Postfach flatterten und dann herrschte wieder mehr Ebbe. Das lag auch an mir mitunter. Ich antwortete nicht immer, aber sagte auch nicht „Halt!“. Oft machte ich mit und freute mich auch mal, wenn ich wieder eine Nachricht erhielt. Aber da gab es einen Teil in mir, man könnte es meinen inneren Kompass oder meine Intuition nennen, der wusste, hier stimmt etwas nicht. Dieser Teil reagierte auf Mails mit Schweigen und ignorierte ihn in der Schule. 

Denkst du heute, du hättest an irgendeinem Punkt „Stopp“ sagen sollen?

Ich denke immer wieder darüber nach, an welchem Punkt die Situation gekippt ist und warum ich mitgespielt habe und ihn nicht irgendwann angezeigt habe. Doch diese Manipulation, die dazu führte, dass ich nichts tat, ist Teil des Machtmissbrauchs. Noch dazu war ich alleine davon betroffen und kannte niemanden in meinem Umfeld, der oder dem Ähnliches geschah. 

Hat er dich im Unterricht anders behandelt oder angeschaut, nachdem das losging? 

Pisa
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Das Interessante ist, dass jede:r mitbekam, wie mich mein Deutschlehrer bevorzugte. Ich kam als Erste dran, wenn ich mich meldete, interessierte ich mich für Thematiken jenseits des Schulstoffs, schob er diesen mit in den Unterricht ein. Er starrte mich förmlich an und auch im Kollegium schwärmte er immer wieder von mir. 

Du schaust sehr reflektiert auf das, was da passiert ist. Es schmeichelte dir auch, du fühltest dich gesehen von ihm…gleichzeitig warst du total überfordert, oder? Das Verhältnis zu deinen Eltern war in dieser Zeit auch etwas schwierig, kann das sein?

Ich war ambivalent durch und durch. Einerseits sehnte ich mich nach diesem intellektuellen Austausch und diesem Kick für meinen Selbstwert. Andererseits war es mir unangenehm und setzte mich unter Stress, es widerte mich teils sogar an. Doch er gab mir das, was ich von meinen Eltern nicht bekommen konnte: eine Welt, nach der ich mich sehnte, die voll von Lebensweisheiten, Büchern und Wissen war. Aber das Wichtigste: So wie ich war, war ich vermeintlich genug. Das war etwas, das ich nicht kannte und was mir sehr gut tat.

Wie ging das dann weiter? Wollte er auch Treffen? Kam es dazu? Oder hörte es irgendwann einfach auf?

Er fragte mich immer wieder nach einem Treffen – ob bei einem Spaziergang durch einen Park, zu einer Lesung mit Kolleg:innen von ihm oder zu diversen Grill- und Kaffeeeinladungen zu ihm nach Hause. Man muss dazu wissen: Seine Familie lebte in einer anderen Stadt, er besuchte sie in den Ferien und an verlängerten Wochenenden, weshalb sein Haus für mich immer offen stand.

Doch ich wollte das nicht und erfand entweder Ausreden oder erinnerte ihn daran, dass wir in einem Schülerin-Lehrer-Verhältnis waren und das nicht ginge. Er schrieb mir noch jahrelang weiter, auch als ich längst mit dem Abi, gar mit dem Bachelor fertig war. Zwar weniger, aber stets treu zu Feiertagen und an meinem Geburtstag. Erst als ich Journalistin war und ihm schrieb, dass ich diese Geschichte aufschreiben werde und seine Sicht der Dinge gerne hören würde, verstummte er.

Du findest du, dass Grenzüberschreitungen an Schulen begünstigt werden. Inwiefern?

Ja, auf jeden Fall. Alleine die Tatsache, dass Lehrkräfte heutzutage die Handynummern von Schüler:innen haben, um über WhatsApp-Gruppen Hausaufgaben zu besprechen oder sie miteinander auf Instagram befreundet sind, ist problematisch. Viele Lehrer nutzen die Chance, um sich über Grooming (das ist das langsame Anbahnen über Social Media, um Betroffene abhängig von sich zu machen) an Schutzbefohlene heranzumachen. 

Auch der ständige Wechsel von Lehrer:innen an Schulen, der durch den Lehrkräftemangel zustandekommt, begünstigt Grenzüberschreitungen. Man hat keinen Überblick mehr über einzelne Schüler:innen und auffällige Lehrkräfte und es interessiert manchmal auch Kolleg:innen nicht, was um sie herum geschieht. Es gibt einiges, das im Schulsystem geändert gehört, um Grenzüberschreitungen zu reduzieren bzw. zu verhindern.

Wie hast du das Ganze für dich aufgearbeitet?

Machtmissbrauch
Wenn Lehrer Grenzen überschreiten: Über Machtmissbrauch in der Schule

Ich habe mich journalistisch daran abgearbeitet, mit Expert:innen gesprochen, Studien gewälzt und durch die neuen Betroffenen-Gespräche Muster herausgearbeitet, die mir geholfen haben, auch meine Geschichte einzuordnen. Aber ich war auch in Therapie und dort habe ich das Thema auch immer wieder behandelt.

Heute siehst du: Das war ein klarer Machtmissbrauch, eine Grenzüberschreitung. Was rätst du anderen, denen das passiert?

Es ist schwierig, pauschal Ratschläge zu geben, weil jede Person anders daheim sozialisiert wurde. Manche erkennen Grenzüberschreitungen nicht so schnell wie andere, weil sie es gewohnt sind, dass über diese gegangen wird. Andere trauen sich weniger, sich zu Wort zu melden und Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber generell hat mir geholfen, auf mein Bauchgefühl zu hören. Schlägt dieses an, ist das ein deutliches Signal, das etwas nicht stimmt.

Ich habe mich nur Gleichaltrigen anvertraut, das würde ich heute anders machen. „Vertrau dich Erwachsenen an“, wäre mein Rat. Viele denken, sie tragen eine Teilschuld und schämen sich – das ist allerdings nicht die Wahrheit. Das Wissen, dass ich keinen Ärger bekomme oder Konsequenzen fürchten muss, hätte mir damals vermutlich geholfen, mich jemandem anzuvertrauen.

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31 comments

  1. Hallo,
    Vielleicht muss man hier auch einmal in Betracht ziehen, dass diese Geschichte einige Jahre her ist. Damals wurde uns allen noch nicht beigebracht, wie wir klar Grenzen setzen, was Übergriffe sind. Und kein junges Mädchen wollte ins Kreuzverhör von Eltern kommen, ob man nicht doch Avancen gemacht hatte, oder es einfach als Kompliment angetan wird.
    Wir sind jetzt wesentlich weiter und das ist echt gut so. Wir sollten unseren Kindern viel Vertrauen schenken und in solchen Situationen für sie da sein.

  2. Natürlich gibt es ein Machtgefälle und natürlich ist das Verhalten des Lehrers völlig indiskutabel. Das eine 18.Jährige mit der Situation überfordert ist und sich selbst nicht abgrenzen kann, ist sicherlich kein Wunder, der Mann war ja noch dazu mehr als doppelt so alt. Die große Frage bleibt, warum es in ihrem Leben keinen einzigen Erwachsenen gab, dem sie sich anvertrauen konnte. Jeder eingeweihte Erwachsene hätte die Situation sofort als das erkannt, was sie war und interveniert. Ein Gespräch bzw. Mitteilung an den Lehrer, dass er sein Verhalten sofort unterlassen soll. Wenn das nicht passiert, Gespräch mit dem Direktor und dienstrechtliche Konsequenzen. Wenn das stalking Verhalten weiter anhält, Anzeige und Unterlassungsverfügung. Normalerweise sollten Eltern ihre Kinder schützen und würden das selbstverständlich auch machen, wenn das Kind schon 18 ist. Hier gab es kein Vertrauensverhältnis zu den Eltern, diese wussten von nichts. Aber auch in der Schule gäbe es viele Personen, die Ansprechpartner für Schüler in schwierigen Situationen sein sollen. Klassenlehrer, Beratungslehrer, Verbindungslehrer, Schulpsychologen u.s.w. Wenn mit irgendeinem dieser Personen gesprochen worden wäre, hätte man auch Hilfe bekommen und das Verhalten des Lehrers hätte unmittelbar Konsequenzen für ihn gehabt.

    1. @Kathrin: ganz im Gegenteil. Glaube tatsächlich, dass mir sowas nicht passiert ist, weil mir diese Avancen nicht geschmeichelt hätten und ich mein Missfallen gezeigt hätte. Auch wenn mir jetzt wieder böses victim blaming unterstellt wird.

  3. Ich denke, in beiden Positionen steckt ein Stück Wahrheit. Ja, es war natürlich nicht in Ordnung, dass der Lehrer fiese Form von Kontakt betrieben hat und noch mehr forciert hat. Das Machtgefälle ausnutzend. Und das sein Verhalten erst mit dem 18. Lebensjahr angefangen hat, lässt mich vermuten, dass er zumindest ein rudimentäres Problemverständnis hatte.
    Die Reaktion der Schülerin war von Ambivalenz geprägt. Sie hat sich zT über die Nachrichten gefreut und die positive Resonanz, die im Elternhaus fehlte. Ihr Störgfefühl hat sich zwar gemeldet und sie hat ihn ja auch darauf hingewiesen dass der Kontakt nicht adäquat ist. Weiß nicht, ob man da mehr von einer 18jährigen erwarten kann. Sie schreibt an keiner Stelle, dass sie Angst hatte oder sich erpresst gefühlt hat. Denke, die eigentliche Problematik ist für sie erst in der retrospktiven Betrachtung im ganzen Ausmaß klar geworden, sicher auch im Kontext des anscheind eher insuffizienten Elternhauses.
    Als Opfer sieht sie sich selbst in der Formnicht, ist mein Eindruck

    1. Sorry, aber das mit dem Problembewusstsein glaube ich mal überhaupt nicht. Oder bzw anders gelagert. Der hat ganz genau gewusst, was ihm blüht, wenn er sich an eine Minderjährige rangemacht hätte. Die ganze Geschichte stinkt doch zum Himmel. Auch , dass er sie in sein Haus einladen wollte , wo er alleine wohnt ( und die Familie woanders-warum ?! Ist er bei der vorherigen Schule schon rausgeflogen oder was) um was zu tun ? Literatur zu diskutieren ?!? Na, das glaube, wer will.
      Auch, dass die Nachrichten an sie aufgehört haben, als sie gesagt, hat, sie schreibt die Geschichte jetzt auf.
      Solche Typen suchen sich natürlich auch „vulnerable“ Mädchen, die eben zuhause nicht den Rückhalt haben und deswegen eher anfällig sind, darauf einzugehen, weil sie in irgendeiner Form bedürftig sind ( nach Aufmerksamkeit etc. )
      Und ganz allgemein, ja, ich bin dabei, Mädchen zu empowern, zu lernen, Grenzen zu setzen und all das, aber nie, gar nie, darf man Opfern eine Teilschuld zuschieben.
      Das Fehlverhalten liegt auf Seiten der Täter und nur da.

      P.S. Die Autorin hat sich ja abgegrenzt, ist nicht zu ihm nachhause, hat sich letzten Endes nicht wie das typische Opfer verhalten. Und dennoch hing ihr die Geschichte jahrelang nach.

  4. Liebe Emma, wo genau habe ich geschrieben, dass ich mit 18 schon super reflektiert war?! Das muss man aber auch nicht sein, um einer Person zu zeigen, dass man sie doof und übergriffig findet.Zur Diskussions“Kultur“: „Irrsinn“ -okay, diesen Irrsinn, in DIskussionen so unsachlich zu werden, kann ich nicht verstehen.
    Ich finde es eher irrsinnig, andere Frauen anzufeinden , wenn sie eine 18jährige nicht als armes wehrloses Opfer sehen möchten.
    Frau kann es sich in der Opferrolle gemütlich machen und Beistand bei anderen Frauen suchen und die Welt wird sich nie ändern.
    Das Verhalten des Lehrers war scheisse, aber wo soll jetzt die Lösung sein? Frau kann im Leben immer wieder solchen Typen begegnen. Wehrt euch!! Selbstermächtigung ist das Zauberwort.

    1. Liebe Franzi,
      deinem Kommentar möchte ich ausdrücklich zustimmen und ergänzen, dass Schule ein krasses Machtgefälle hat. Da sich zu wehren ist das Beste, was man tun kann, aber es ist auch wahnsinnig schwer.
      LG A.

    2. Das macht sie doch gar nicht!?
      Woher diese unfassbare Angst, als Opfer wahrgenommen zu werden und dies überall hineininterpretieren zu wollen?
      Gerade der konstruktive Umgang, das Schreiben des Buches, die Reflexion, der Weg in die Öffentlichkeit zeigen doch, dass die Autorin sich weniger als Opfer, sondern eher als jemand, der bewusst auf Missstände hinweist, sieht!
      Langsam nervt dieses Stigma!
      Lasst die Frauen, die sich bewusst mit althergebrachten Strukturen auseinandersetzen, einfach in Ruhe und haut nicht immer in die gleiche Kerbe mit euren Altherrenweisheiten!! Es war nicht ihre Schuld. Punkt!

      1. @Isabelle: „Altherrenweisheiten“ und die Meinungsäußerung absprechen, da hast Du (wieder) die unterste Ebene von Diskussionskultur erreicht.
        Ich stimme dir zu, die Autorin beschreibt das Erlebte reflektiert und ohne eine Opferhaltung einzunehmen.
        Ich habe, allgemein gesprochen, kein Problem damit, wenn ein Opfer sich selbst so benennt, bzw es auch so zu bezeichnen. Wohl aber, wenn Opferrollen zelebriert und inszeniert werden. Z.B. hier im Blog, wenn sich frau dafür bejammert, dass der Ehemann einen Koffer nicht selbst packt, oder das selbsgewählte Famlienmodell so arg anstrengend ist.
        Das sind eingenommene Opferrollen, die das Leid „echter“ Opfer schmälern. Und die Resonanz in dn Kommentaren „oh du Arme, ich drück dich mal fest, das ist ja gaaanz schlimm“ festigt nicht nur die Opferrolle (was nicht hilfreich ist) sondern macht auch für mein Empfinden, dass zelebrierte Opferrollen solch ein Grundrauschen verursachen, dass es gesamtgesellschaftlich immer schwerer wird, die relevanten Stimmen zu hören.

        1. Auch hier „andere S“ sind wir nicht einer Meinung. Mein Beitrag bezog sich vor allem auf Franzis Nutzung des Begriffes „Binsenweisheit“. Dies schmälert eine real empfundene negative Situation eines jungen Mädchens. Warum kann man das nicht einfach akzeptieren? Das hat final auch etwas mit Respekt einem anderen Menschen gegenüber zutun. Warum muss man permanent mit erhobenem Zeigefinger durch die Welt laufen, wenn andere es wagen, sich bezüglich eines persönlichen Problems zu äußern?
          Vollkommen abstrus ist der Vergleich mit dem Koffertragen. Das spricht die Tragweite der hier thematisierten Problematik gänzlich ab und ist ist für mich die unterste Kategorie einer leider nicht vorhandenen Diskussionskultur, da das eigentliche Thema ins Lächerliche gezogen wird. Schade!

          Ich finde es ist ein sehr wichtiges Thema, welches in möglicherweise anderen Facetten auch heute noch Thema ist. Gabis Beitrag gilt es auch aus diesem Grund zu beachten.

          Wenn Referendar*innen oder Lehrer*innen sich auf Abschlusspartys mit den Schüler*innen trinken, mit bauchfreien Outfits oder coolen Chat-Formulierungen wetteifern darf man sicherlich über das Thema Machtmissbrauch sowie Grenzen im Schulalltag diskutieren.

          1. Klar darf und muss man das diskutieren und Missstände benennen. Wir sind uns einig, dass der Lehrer sich massiv falsch verhalten hat und dass sich die Autorin nicht in eine Opferrolle begeben hat. Diese wird ihr jetzt im Kommentarbereich zugeschoben. Und natürlich ist sie am Fehlverhalten des Lehrers nicht schuld. Es wurde lediglich angemerkt, dass sie sich eventuell aus eigener Kraft aus der Situation hätte befreien können (was sie phasenweiseja gar nicht wollte), oder sich Hilfe holen.
            Das mit der Binsenweisheit bezog sich nach meinem Leseverständnis nicht auf den Ursprungsartikel sondern auf einen Kommentar. Und mein Beispiel mit dem Koffertragen ist meine Antwort auf deine Frage welches Problem (für mich) in Opferrollen besteht. Mein Vergleich bezieht sich explizit nicht auf den Ausgangsartikel, sondern soll, im Gegenteil, verdeutlichen, wo für mich die Grenze zwischen Opfer sein und eine Opferrolle einnehmen und diese zelebrieren (was die Autorin ja, wie gesagt, nicht tut) verläuft.
            Ich glaube, wenn Du genauer liest, was ich schreibe, könnte das dem wechselseitigen Verständnis förderlich sein

          2. @Isabelle: den auf Klassenfahrten beschwipsten Oberstufentutor und den klischeehaften portlehrer in durchscheinender Badhose hatten wir auch. Das wurde allgemein belächelt un gut war. Halte ich aber auch nicht vergleichbar mit der Situation der Autorin damals.

          3. „Warum muss man permanent mit erhobenem Zeigefinger durch die Welt laufen, wenn andere es wagen, sich bezüglich eines persönlichen Problems zu äußern?“

            Weil eine Runde „Armer Schwarzer Kater“ niemanden weiter bringt, sondern nur soziale Ressourcen bindet, ohne auch nur einen Deut zur Problemlösung beizutragen. Das Grundrauschen, von dem „die andere S.“ sprach. Ich für meinen Teil stimme S. übrigens zu, dass die Autorin hier eben keine Opferrolle zelebriert und die diesbezügliche Kritik an ihr daher komplett ins Leere zielt.

  5. Dem Kommentar von Franzi möchte ich ganz klar widersprechen!!! Eine 18 Jährige ist zwar (gerade) volljährig, aber zwischen SchülerInnen und LehrerInnen besteht ein eindeutiges Machtgefälle, das eine klare Grenzsetzung schwierig macht. Der Lehrer hat das Vertrauensverhältnis ausgenutzt und seine Position missbraucht! Es ist immer die Aufgabe des Lehrers/ der Lehrerin die Grenzen zu wahren!!!

    1. @Ina, das ist ja alles eine Binsenweisheit, was Du schreibst. Dieser Lehrer hat aber die Grenzen nicht gewahrt, und nun? Rückwirkend lässt sich nix mehr ändern. Sich gegenseitig darin bestärken, wie schlimm die Welt ist, bringt auch nichts. Oder?
      Ich habe bei Britta keine Ansätze gelesen, was man verbessern könnte, damit Schülerinnen sowas nicht mehr passiert, außer keine Messenger mehr zu nutzen oder sonst irgendwie zu kommunizieren, was utopisch ist, diese Kommunikation gehört mittlerweile zum Alltag.
      Es gibt nur eine Lösung: Stärken von Kindern, dass sie sich wehren und Grenzen setzen und sich Unterstützung holen, und das schon viel früher als mit 18!

      1. Absoluter Quatsch! Ich habe ein tolles Verhältnis zu meinen Schüler*innen, ohne Messenger zu nutzen! Und das sehr bewusst. Das ist mein privater Bereich und ihrer! Es gibt genügend schulische Kommunikationswege sowie eine offizielle Dienstmail wie in anderen Jobs auch. Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit dazu!

        1. „Quatsch“ ist ja auch das beste Argument überhaupt. Ich bin auch Lehrerin und von uns wird sogar gefordert, dass wir unseren Schülern über Mail oder Messenger Aufgaben zur Verfügung stellen, wenn zum Beispiel Unterricht ausfällt.

          1. Och warum!?
            Klar über Mail oder schulinterne Plattformen stelle ich auch jederzeit Aufgaben (z.B. für nicht anwesende Schüler*innen) zur Verfügung. Für alles andere braucht man keine Argumente, weil das per se nicht in Schule gehört und teilweise sogar strafrechtlich problematisch werden kann. Man kann sich dafür natürlich individuell entscheiden, dann braucht man sich aber auch über mögliche Folgen nicht wundern.

  6. Liebe Franzi,
    was müssen Sie mit 18 Jahren schon reflektiert, selbstbewusst und rational gewesen sein. Anders kann ich mir diesen Irrsinn das Opfer zu beschuldigen einfach nicht erklären.

  7. Hallo,
    das ist natürlich eine krasse Erfahrung und nichts, was ich mir für meine Tochter wünschen würde (sie ist 16 und in der 11. Klasse). Jetzt kommt das große Aber: das ist für mich hier nun grad kein Beispiel für strukturellen Machtmissbrauch, sondern über fehlendes Vermögen eines volljährigen (!) Menschen, Grenzen zu setzen und NEIN zu sagen. Dieser Lehrer war grenzüberschreitend und hat seine Position ausgenutzt, und das hätte ihm jemand klarmachen müssen. Ihm war das vermutlich jahrelang nicht bewusst, dass die Schülerin das unangenehm fand.
    Deshalb jetzt zu fordern, Schüler und Lehrer sollten nicht mehr über messenger kommunizieren (Whatsapp ist übrigens als Plattform für Kommunikation im schulischen Bereich aus Datenschutzgründen sowieso nicht zulässig!, aber es gibt ja auch andere, wo zum Beispiel die Telefonnummer nicht angezeigt wird) und keinen außerschulischen Kontakt haben ist absolut anachronistisch und das würden wohl die allermeisten nicht wollen.
    Ich finde, diese Geschichte steht eher dafür, dass es immer noch viele junge Frauen gibt, die freundlich lächeln und mit Freundinnen tuscheln, als klar Grenzen zu setzen und sich an der richtigen Stelle zu beschweren. Ein klares „Lassen Sie das, das ist mir unangenehm, wenn Sie mir privat schreiben!!“ hätte vielleicht schon gereicht?

      1. Ich bin da ein Stück weit bei Franzi. Es ist wichtig, sich selbst zur Wehr zu setzen und die Kompetenz dazu vermittelt zu bekommen. Alleine die mit dieser Kompetenz verbundene Ausstrahlung von Stärke wird eventuell übergriffige Menschen schon davon abhalten „ein wehrloses, leichtes Opfer“ zu sehen. Britta hat das Wort Opfer, ich denke bewusst, gar nicht benutzt. Das ist erst in den Kommentaren aufgekommen. Sie wollte den Kontakt ja auch zeitweise gar nicht beenden. Und natürlich hat sich der Lehrer falsch verhalten. Aber es wäre auch wünschenswert, dass eine 18jährige die Kompetenz hat, sich selbst abzugrenzen oder ilfe zuzuziehen. Lese es aber so, dass sie die Situation primär gar nicht als so belastend empfunden hat. Ich könnte mir vorstellen dass retrospektiv die Erkenntnis,warum sie sich nicht gewehr hat (fehlender Rückhalt im Elternhaus, einen die eigene Bedürftigkeit ausnutzender Lehrer) das grössere Problem darstellt

        1. Und weil es wünschenswert ist, dass eine 18jährige sich abgrenzen kann, ist es gut, wenn Bücher von Betroffenen geschrieben werden. Dies signalisiert einerseits, das passiert auch anderen. Zweitens: dass Dich diese Situation überfordert und Du Dich damit schlecht fühlst ist nachvollziehbar. 3. Du könntest folgendes Tun. …
          Erst wenn Probleme benannt sind und deren Auswirkungen klar werden, kann dafür ein Bewusstsein entstehen. Und erst wenn dieses entstanden ist, können wir den Jugendlichen vermitteln, was zu tun ist.
          Hilfreich wäre dann aber schon, dass nicht ständig die Relevanz einer solchen Schilderung infrage gestellt würde.
          Fun Fact: Machtmissbrauch gibt es auch unter Erwachsenen.

      2. Und Sie sollten sich mal mit den Begriffen „selbstgewählte Opferrolle“ auseinandersetzen. Ey diese arroganten, nichtssagenden Kommentare nerven so sehr. Gefallt ihr euch alle in eurer Opferrolle so gut unter dem Bösen, bösen Patriarchat?!

        1. Wirklich schade, dass offensichtlich null Verständnis für die zugrundeliegende Thematik vorhanden ist. Mit Pädagogik hat das rein gar nichts zu tun.

          1. @Isabelle, was hat die Thematik denn mit Pädagogik zu tun (ausser das offensichtliche, dass rs im einen Lehrer und seine Schülerin geht)??

        2. @Franzi Jetzt musste ich doch grinsen, weil so absurd. Definiere bitte „euch alle“ und ich sage Dir wie reif ich diesen Kommentar finde.
          In den Bauch atmen soll helfen.

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