Steffi Ewald: Ein weiteres Baby nach den Schicksalsschlägen

Steffi Ewald

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Ihr Lieben, Steffi Ewald und die Geschichte ihrer Familie begleiten wir hier schon seit vielen Jahren. Das erste Mal haben wir im November 2019 mit Steffi gesprochen, damals hat sie uns ausführlich vom Li-Fraumeni-Syndrom erzählt. Das Li-Fraumeni-Syndrom ist ein seltener Gendefekt, der häufige und frühe Krebserkrankungen verursacht und von diesem Gendefekt waren Steffis Mann Basti, ihr Sohn Jonas und ihre Tochter Neele betroffen. Kurz vor Silvester 2019/20 ist Jonas mit gerade mal zehn Jahren verstorben, nur wenige Monate später mussten sie auch von Papa Basti Abschied nehmen.

Während Steffi selbst tapfer gegen den Brustkrebs ankämpfte und besiegte, wurde auch Neele krank und starb am 6.7.2022. Letztes Jahr erzählte uns Steffi, dass sie einen neuen Partner hat, mit dem sie ein Baby, ein kleines Mädchen, bekommen hatte. Nun jährt sich Neeles Todestag bald zum zweiten Mal – wir haben Steffi gefragt, wie es der ganzen Familie geht. Und so viel sei verraten: Es gibt wunderbare News… aber lest selbst!

Wie Steffi die Erinnerung an ihre Verstorbenen wachhält

„Ich kann es selbst oft gar nicht glauben, dass Neele nun schon fast zwei Jahre nicht mehr bei uns ist. Manchmal kommt mir der Abschied vor wie gestern, manchmal erschrecke ich mich richtig, dass seit Neeles Tod schon so viele Monate und Jahre vergangen sind. In den letzten Tagen habe ich mir die Sprachnachrichten und die Videos von unseren drei Himmels- Menschen angehört und angesehen. Ich wollte ihre Stimmen hören und habe dabei richtig Gänsehaut bekommen.

Lenja erinnert mich optisch wahnsinnig an Jonas, sie hat seine langen Wimpern und Augen. Lenja ist so kreativ, sie malt und bastelt ganz viel. Sie ist aber genauso sportlich wie Neele es war, sie tanzt, turnt und klettert total gerne. Und auch von ihrem Papa hat sie einiges geerbt: Sie hat seine Willensstärke und ist genau so taff wie es er war. Ja, Lenja vereint ganz viel von ihrem Papa und ihren beiden Himmelsgeschwistern in sich.

Wie geht es Lenja heute?

Sie selbst hat keine eigenen Erinnerungen an ihren Papa und an Jonas, weil sie einfach zu klein war, als sie gestorben sind. Aber durch die Erzählungen und die Fotos, die im Haus hängen und durch die Videos sind Basti und Jonas für uns alle immer präsent. Zu Neele hingegen hatte Lenja eine ganz enge Beziehung, sie erinnert sich an viele Dinge, die sie mit ihrer Schwester erlebt hat. Sie zieht auch Neeles Kleidung an und spielt mit ihren alten Spielsachen.

Zur Einschulung möchte Lenja das Kleid anziehen, das Neele an ihrer Einschulung anhatte. Ich lasse Lenja bei sowas immer selbst entscheiden, was sie von ihrer großen Schwester übernehmen möchte. Zuerst wollte sie auch Neeles alten Schulranzen haben, aber nun hat sie sich doch einen neuen ausgesucht, der ihr besser gefallen hat. Ich finde es gut und wichtig, dass sie das so für sich entschieden hat.

Ein weiteres Baby für die Familie: „Willkommen, kleiner Junge!“

Lenja ist nun die große Schwester – von ihrer kleinen Schwester, die nun etwa so alt ist wie Lenja, als Basti und Jonas starben. Und von einem kleinen Bruder. Denn jaaaa, wir haben noch ein Baby bekommen! Er hatte Stichtag an Jonas´ Geburtstag, ist aber etwas früher gekommen. Für ihre kleinen Geschwister ist Lenja ein tolles Vorbild. Sie ist fröhlich, hilfsbereit und aufmerksam, ich bin unglaublich stolz auf sie und hoffe sehr, dass sie auch weiter ihren Weg mit so großer Lebensfreude gehen wird.

Jonas wäre nun 15 Jahre alt. Meine beste Freundin hat einen Sohn im gleichen Alter und dadurch kann ich mir gut vorstellen, dass Jonas nun ein richtiger Teenager wäre. Ich frage mich dann immer, was für ein Junge er wäre. Wäre er ein fleißiger Schüler? Wie würde er aussehen? Würde er noch Fußball spielen und wäre seine Begeisterung für die Feuerwehr noch da?

Wie wäre mein Leben wohl ohne die Schicksalsschläge verlaufen?

Generell frage ich mich manchmal, wie mein Leben wohl verlaufen wäre, wenn Neele, Basti und Jonas noch hier wären… Da ist die Parallelität der Gefühle: Die Trauer, über das was war, aber auch die Freude und Dankbarkeit darüber, was jetzt ist. Denn gleichzeitig zum Vermissen bin ich auch so unendlich dankbar für mein jetziges Leben – für diesen wundervollen Partner an meiner Seite, für die Kinder an meiner Hand, unser Zuhause und unsere Freunde, die mit uns schon durch so viele Lebenslagen gegangen sind.

Ich bin so froh, dass mein Herz noch einmal so viel Liebe geben und empfangen kann. Dass ich nochmal aus tiefem, ehrlichem Herzen sagen kann: Auch Jasper ist die Liebe meines Lebens – bis zum Ende meiner Tage. Neele hatte Jasper ja auch ab Sekunde eins in ihr Herz geschlossen und ihn irgendwann sogar gefragt, ob er ihr Papa auf Erden sein möchte. Auch Lenja nennt Jasper inzwischen nun häufig Papa – und sagt dann: „Ich habe einen Papa im Himmel und einen auf Erden.“

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Neele, Lenja, Steffi und Jasper auf einem Ausflug

Steffi Ewald: „Die Trauer endet nie“

Ich würde sagen, dass Trauer nie endet, weil man die fehlenden Menschen immer vermissen wird. Trauer bedeutet auch Liebe und sie zeigt, dass die Verstorbenen niemals vergessen werden. Als Neele gestorben ist, war Jasper ja schon an meiner Seite. Auch für ihn war ihr Tod ein großer Verlust. Neulich hat er den Kartoffelauflauf gemacht, den Neele so gerne gegessen hat. Dabei sind ihm die Tränen gekommen und bei mir dann auch – und gleichzeitig mussten wir lachen, weil wir wegen eines Kartoffelauflaufes weinen. Aber die Tränen kamen einfach, weil so viele Erinnerungen an Neele mit dem Auflauf verbunden sind.

Für mich ist es sehr schön, wenn ich mit Freunden über unsere Drei sprechen kann oder wenn nahestehende Menschen mir erzählen, dass sie an unsere drei gedacht haben – das bedeutet ganz einfach, dass sie nie vergessen werden und auch im Alltag noch präsent sind.

„Ich ziehe Kraft aus meiner Vergangenheit“

Ich werde of gefragt, woher ich meine Kraft ziehe. Natürlich aus meiner Geschichte, aus meiner Vergangenheit. Sie hat mich sehr geprägt und ich weiß, wie wertvoll Gesundheit und ein ganz normaler, „langweiliger“ Alltag sind. Wie sehr habe ich mir in den Jahren voller Krankenhaus-Aufenthalte, schlimmer Diagnosen und Verluste einfach normalen Alltag gewünscht.

Durch all das Erlebte habe ich jedoch mit Verlust-Ängsten und Panikattacken zu kämpfen, Jasper hilft mir hier sehr. Er und die Kinder sind mein großes Glück. Ich weiß, dass nichts, absolut nichts, selbstverständlich im Leben ist. So wünsche ich mir einfach, dass ich dieses Glück und noch viele, viele „stinknormale“ Jahre erleben kann.

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5 comments

  1. Ich habe richtig Gänsehaut! Ich habe glaube in der Zeitung schon von der Geschichte gehört. Es ist einfach schrecklich wie gemein das Leben manchmal sein kann oder anders wie nah freud´ und leid oft beieinander liegen können.
    Ich möchte mir gar nicht ausmahlen was ich in diesen Momentan gemacht, getan und gefühlt hätte. Ich wünsche ihr daher nur das Beste und das es einfach „stinknormal“ für sie bleibt. Ich drücke die Daumen!

  2. unglaublich traurig, was Steffi alles erdulden/ erleben musste, einfach nur schecklich, es gibt keine richtigen Worte dafür, das Leben ist manchmal einfach sooo ungerecht…..es zeugt von extremer Stärke, dass sie so vieles noch positiv sehen kann
    Ich wünsche ihr viele Jahre Glück, alles Liebe dieser Welt, Geborgenheit, einfach eine “ normale „Zeit und Heilung so gut wie möglich.

  3. Ich bin damals auch durch euren Blog auf die Geschichte von Steffi Ewald und ihrer Familie gestoßen. Ihre Stärke und der Umgang mit diesem Schicksal sind nach wie vor absolut beeindruckend. Ich freue mich, dass sie nun noch zwei weitere Kinder an der Hand hält und wünsche der Familie alles Gute, vor allem Gesundheit und ganz viele glückliche, gemeinsame Jahre!

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