Ihr Lieben, unsere Leserin Sonja lebt gerade in Trennung. Als sie ihren Mann damals kennenlernte, war sie 33 und er 54, da waren 21 Jahre Altersunterschied zwischen ihnen. Wie sie sich verliebten und warum ihr Mann jetzt nur noch genervt ist von ihr und den Kindern, das erzählt sie uns hier im Interview.
Liebe Sonja, du lebst gerade in Trennung. Im Jahr 2007 hast du deinen Mann kennengelernt, in was hast du dich damals verliebt und war der Altersunterschied damals kein Thema für dich?
Ich kam 2006 aus einer langen Beziehung und dachte nach ein paar Monaten des Trauerns, dass ich mich bei einem Online Portal anmelde, um auch diesen Weg des Kennenlernens zu nutzen. Die ersten Monate war da aber kein Mann für mich dabei, ich bekam vor allem seltsame Nachrichten, Fotos der besonderen Art, Affärenangebote.
Eigentlich hatte ich das Thema Online-Dating schon abgehakt, da schrieb mich mein Mann an. Wir chatteten hin und her, telefonierten auch und ich merkte, dass mir seine Ruhe und Gelassenheit gut taten. Da ich in meiner vorherigen Beziehung immer die Starke sein musste und alle Entscheidungen treffen musste, fand ich seine Erfahrung und seine Präsenz sehr anziehend. Ihn brachte nichts aus der Ruhe, er war sozusagen mein Fels in der Brandung. Der Altersunterschied störte mich überhaupt nicht.
Wie waren damals die Reaktionen eures Umfeldes auf eure Beziehung?
Unser Umfeld hat sehr unterschiedlich reagiert. Meine Mutter hat ihn im ersten Jahr komplett abgelehnt, bei jeder Familienfeier wurde ich nur alleine eingeladen, sie versuchte ständig, mir diese Beziehung auszureden. Meine eine Schwester war ohne Vorurteile meinem Mann gegenüber, meine andere Schwester war geschockt. Aber nachdem sie ihn kennenlernte, war auch sie überzeugt.
Im Freundeskreis hatten wir alle Reaktionen von Schock, Unverständnis, Sorge und Ablehnung bis hin zu Akzeptanz und Freude. Er hat drei erwachsene Söhne, die waren der Beziehung gegenüber sehr aufgeschlossen. Die Ablehnung kam eigentlich nur aus meinem Umfeld.
Ihr habt auch zwei gemeinsame Kinder, für die er ja ein relativ alter Vater war und ist. Wo haben die Kids von seinem Alter profitiert? Und wo von deinem?
Sie haben von meinem Alter profitiert, weil ich mit ihnen albern war/bin, rumgetobt habe, Kissenschlachten und Rollenspiele mitgemacht habe. Ich habe Verständnis für ihren kindlichen Unsinn hatte/habe, und es machte mir wenig aus, Nächte durch zu wachen wegen Krankheiten oder Alpträumen.
Bei ihm haben sie sicherlich von seiner Lebenserfahrung und Wissen in einigen Bereichen profitiert.
Gab es auch Themen, bei denen du gemerkt hast, dass jüngere Väter ganz anders ticken als dein Mann?
Ja, ja und nochmal ja. Ich glaube einfach, dass jüngere Väter mehr Verständnis für kindliches Verhalten und Trotzphasen haben. Dass jüngere Väter nehmen vielleicht auch aktiver am Leben der Kinder teil und können sich leichter auf sie einlassen.
Nun habt ihr beschlossen, euch zu trennen. Kannst du sagen, warum du dich dazu entschieden hast?
Mein Mann hat sich ein paar Jahre nach der Geburt unserer Tochter immer mehr zurückgezogen, es gab keine Zärtlichkeiten, keine Umarmung oder Küsse mehr – nichts. Dazu merkte ich, dass unser Verhältnis nicht mehr auf Augenhöhe war. Er fällte Entscheidungen, regelte finanzielle Dinge, ohne mich einzubeziehen. Wenn ich eine andere Meinung hatte, wurde das herunter geredet, er behandelte mich manchmal eher wie ein zusätzliches Kind, aber nicht wie seine Ehefrau.
Er machte immer weniger Familienaktivitäten mit, war genervt, ihm wurde schnell alles zu viel. Bei unseren Familienurlauben war ich mit den Kindern über Tag am Strand, mein Mann blieb im Ferienhaus. Wenn ich mit den Kindern einen ganzen Tag unterwegs war und wir dann abends nach Hause kamen, dauerte es nur eine halbe Stunde und wir waren ihm wieder zu viel. Manchmal war ich richtig neidisch, weil ich gerne mal ein paar Stunden nur für mich gehabt hätte, er aber nie mal etwas mit den Kindern alleine unternommen hat.
Hast du das angesprochen?
Natürlich, ich habe viele, viele Jahre um diese Ehe gekämpft, habe eine Paartherapie vorgeschlagen, gemeinsame Aktivitäten, habe immer wieder das große Minus auf unserem Beziehungskonto angesprochen. Er war nicht bereit, eine Paartherapie zu machen, meinte, dass wir die Probleme selber in den Griff bekommen würden. Das geht jetzt seit mehreren Jahren so und ich werde älter und älter und frage mich, ob das jetzt alles war.
Dazu möchte ich sagen, dass mein Mann seit 2019 in Rente ist. 2020 kam Corona inklusive Homeschooling, was meinen Mann sehr an seine Grenzen brachte. Kaum hatten wir das einigermaßen überstanden, kam 2021 die Flut (wir leben in Ahrweiler), wir hatten das Wasser im Keller stehen, lebten 2 Wochen ohne Wasser, 4 Wochen ohne Strom. Das alles hat meinen Mann zusätzlich verändert. Er ist ein Sicherheitsmensch und da sind Dinge passiert, die nicht seiner Kontrolle unterlagen. Ich habe das Gefühl, dass er jetzt einfach nur noch seine Ruhe haben möchte.
Wie geht es den Kindern mit dieser Entscheidung?
Die Kinder bekommen die ganzen Streitereien schon seit längerem mit, leider lässt sich das nicht immer vermeiden. Sie bekommen mit, dass ich zeitweise sehr traurig und niedergeschlagen bin und finden den Zustand nicht schön. Die Trennung geht von mir aus, weil ich meinen Kindern nicht vorleben möchte, dass so eine Ehe zu sein ha, oder dass Liebe so funktioniert.
Als wir mit ihnen über die Trennung gesprochen haben, haben sie sehr geweint und waren verzweifelt. Das hat mich innerlich zerrissen und ich habe mich gefragt, ob ich mein Glück über ihr Glück stellen darf. Ich spreche mit ihnen über ihre Gefühle und Gedanken und versuche, ihnen die Ängste zu nehmen. Zur Zeit hängen wir alle in der Schwebe und wissen nicht, wie es weitergehen soll. Mein Mann sucht eine Wohnung, aber der Wohnungsmarkt sieht so schlecht aus, die Mieten sind unglaublich hoch. Und ich will meinen Mann auch nicht vor die Tür setzen….
Wisst ihr schon, in welchem Modell ihr demnächst leben werdet?
Am Abend, als wir mit den Kindern das Gespräch führten, war für unseren Sohn sofort klar, dass er bei mir bleibt (er hat viele Differenzen mit seinem Vater). Aber unsere Tochter überlegte, mit meinem Mann mit zu gehen, weil ihr ihr Vater so leidtut. Als sie das äußerte, hat mir das fast den Boden unter den Füßen weggezogen. Inzwischen hat sie ihren Wunsch aber wieder revidiert, da sie ja auch aus Erfahrung weiß, dass ihr Vater nicht viel mit ihr und ihrem Bruder unternimmt, dass er eher seine Ruhe haben will und schnell genervt ist.
Ich glaube, bei einer Trennung gibt es nie die optimale Lösung, aber wenn die Kinder merken, dass ihre Eltern trotzdem respektvoll miteinander umgehen, sie den anderen Elternteil nicht verlieren, dann wird es vielleicht einfacher.
Die Kinder werden bei mir bleiben und dürfen ihren Vater so oft sehen, wie sie es sich wünschen. Es wäre toll, wenn er eine Wohnung hier in Ahrweiler finden würde und die Kinder jederzeit die Möglichkeit hätten, ihn zu sehen.
Wenn du nochmal einen Partner wählen würdest, wäre das wieder ein älterer Mann?
Momentan kann ich mir gar keine Beziehung mehr vorstellen, ich bin so müde und zum Teil verletzt. Aber sollte ich dennoch irgendwann einen Mann an meiner Seite haben wollen, dann würde ich nicht mehr einen so wesentlich älteren Mann wählen.
9 comments
Ich finde es ein wenig erschreckend, dass viele Kommentare hier in die Richtung gehen „Sie hätte wissen müssen, dass er zu alt ist, um die Vaterrolle angemessen ausfüllen zu können.“.
Zum einen kann man das so pauschal doch gar nicht sagen und, was noch viel wichtiger ist: das war doch nicht ihre alleinige Entscheidung! Er hat sich doch dafür entschieden, in dem Alter Vater zu werden. Jedenfalls lässt sich nirgendwo erkennen, dass sie ihm die Kinder „angehängt“ hat.
Es ist schon ziemlich gehässig, ihr nun zu sagen, dass sie selbst schuld sei, dass er nicht zu seiner Verantwortung steht (stehen kann?).
Wem hilft jetzt dieser Kommentar, Maya?
Helfen kann ihr nichts und niemand!? Es geht darum das Liebe eben doch nicht zahlenblind ist. Natürlich ist 55 – 70 kein Papa-Alter mehr und das wollte die Frau aber offenbar nicht sehen bzw kann es überhaupt nicht verstehen??? Ich bin selbst relativ späte Mutter und hätte die Kinder nur 5 Jahre älter nicht mehr bekommen wollen! Die Großeltern ( meine Eltern) meiner Kinder sind Anfang und Mitte 70 und schon mit der Großelternrolle überlastet. Nein es ist schon bisschen naiv zu glauben das ein älterer Herr noch genauso ein Papa wie ein junger Mann sein kann. Mit 70 würden mir persönlich auch erwachsene Kinder die hin und wieder mal zu Besuch kommen reichen. Und diese Beziehungen haben natürlich immer ein wenig den Tochter heiratet Vater Anschein. Und offenbar sieht er das auch so und behandelt sie so. Die Frage ist hat sie das wirklich nicht eher gesehen oder rosarot verdrängt??? Sie hätte von Anfang an auf Gleichwertigkeit bestehen müssen.
Hallo Silvia, wer sagt dir, dass sie das nicht getan hat? Dass sie nicht jahrelang genau darum, um eine Beziehung auf Augenhöhe, gekämpft hat. Es ist immer leicht von außen den Zeigefinger zu heben und zu urteilen. Wenn das Leben so zu planen wäre, dass alles nach Norm läuft, dann wäre sicherlich vieles einfacher. Aber manchmal ist das Leben nicht einfach nur schwarz und weiß.
Hey du, wahrscheinlich ist dir bewusst, dass das Leben nicht nur schwarz und weiß ist, sondern ganz viel dazwischen liegt. Wenn du dein Leben so planen konntest, das alles nach Norm verläuft, dann ist das toll für dich und deine Familie. Aber, dir sollte auch klar sein, dass es andere Familienmodelle gibt, oder, durch ein tragisches Unglück ein Elternteil fehlt. Etwas rigoros zu verurteilen, weil es nicht in dein Lebensmuster passt, Hölle nein, das sollte man vermeiden. Liebe Grüße an dich.
Die Geschichte ähnelt meiner. 10 Jahre älterer Mann mit bereits rrwachsenem Kind. Auch mein Lebensgefährte war im Grunde nur genervt. Ich habe mich getrennt und nun ist er unserer Tochter ein guter Vater der wenn er sie hat, dann seine Zeit gerne mit ihr verbringt. Von daher, vor allem auch fürs Kind alles richtig gemacht. Ich persönlich fühle mich wieder glücklich und auch befreit. Ich drück Dir die Daumen, das auch Du Deinem Weg zum wieder glücklich sein findest. Und das wirst Du. LG
Da sieht man, dass der Teil der Verwandtschaft, der der Beziehung skeptisch gegenüberstand, doch nicht so falsch lag. Mit 60 Vater zu werden ist wohl doch oft nicht so easy wie erhofft und funktioniert wahrscheinlich oft nur, weil die jüngere Frau den größten Part der Fürsorge übernimmt. so extrem wie in diesem Beispiel sind ältere Männer aber sicher nicht immer, in der Großelternrolle blühen viele nochmal sehr auf, die ist aber auch fakultativ und zeitlich begrenzt.
Puh, schwierig. Ohne dich angreifen zu wollen, aber natürlich will er seine Ruhe haben und keine Kinder aufziehen, er ist über 70. Das ist kein Alter mehr um Vater zu sein. Meine eigenen Eltern sind gerade 60 und 61, mein Mann und ich sind
33, unsere sind Kinder 3 und 0. Meine Eltern lieben es einen Tag oder Nachmittag mit dem 3-Jährigen zu verbringen, aber am Abend sind sie froh, wenn sie alleine auf der Couch sitzen können, mit Wärmflasche und Ibuprofen und einem Glas Wein. Sie lieben ihre Enkel, aber noch mal eigene Kinder in dem Alter? Hölle, nein! Ist es nicht ein bisschen sehr naiv, dass dir das nicht klar war, als du dich entschieden hast, mit einem Mann, der zu Beginn der Beziehung bereits 54 war, Kinder zu bekommen? Sehr traurig für die Kinder, dass sie eigentlich überhaupt keine Vaterfigur haben, sondern nur einen Opa, der am liebsten seine Ruhe hat. Ich muss gerade an Kai Julius Donatus Manfredo Dörling denken, der Arme…
Mit 60 abends im Sessel mit Wärmflasche, Ibuprofen und Alkohol? Das klingt für mich eher nach 85 🙈 (bzw. nach unvernünftig, denn Schmerzmittel und Alkohol sollte man nicht zusammen nehmen). Mit 60 waren meine Eltern topfit, mein Vater ist zwei- bis dreimal die Woche Rennrad gefahren (jeweils 200km). Inzwischen sind sie 70 und es hat sich bis auf ein paar kleine Wehwehchen nicht viel geändert, beide sind sehr sportlich, leben gesund und treffen abends eher Freunde als im Sessel zu sitzen. Davon abgesehen finde ich aber auch, dass man mit Mitte 50 keine Kinder mehr bekommen sollte.