Ihr Lieben, wir sind ja vor 12 Jahren zurück in mein Elternhaus gezogen, auf den Hof, auf dem auch ich meine Jugend in der Großfamilie verbrachte. Auch ich habe meine Heranwachsenden-Jahre also sehr ländlich verbracht und fern von öffentlichem Nahverkehr. Die einzige Option, um recht früh etwas mobiler zu werden, war im Grunde der Führerschein mit 15 fürs Moped.
Nun war es so, dass mein 13jähriger Cousin starb, als mein großer Bruder 15 wurde. Das war sicherlich nicht der einzige Grund, aber zumindest mit ausschlaggebend dafür, dass meine Eltern erstmal eher gegen einen Mofa-Führerschein für ihn waren. Zwei Jahre später, als ich dann 15 wurde, sah die Lage schon wieder anders aus.
Führerschein mit 15: Mit dem Moped in den Reitstall
Ich hatte viele Fahrten zum Reitstall und zum Jazzdance zu bewältigen, also dachten sie, da wäre es doch sehr praktisch und hilfreich, mich mit dem motorisierten Zweirad hinzuschicken (mein Bruder ist bis heute sauer über diese Ungleichbehandlung, glaub ich, aber so ändern sich die Umstände und Lebenslagen eben mal 😉)
Ich fuhr nicht lange mit dem Mofa, denn ich ging dann mit 15 für ein Schulhalbjahr nach Lateinamerika. Dort wurde ich 16 und in diesem Alter konnten man dort schon seinen Autoführerschein machen, wenn man dort wohnte oder über sechs Monate im Land war, was auf mich zutraf… und so kam´s, dass meine Mofa-Karriere nur wenige Monate meines Lebens währte.
Mit dem Roller im Gebüsch gelandet
Ich hatte dann aber noch ein Erlebnis mit einer Freundin, die mich auf ihrem Roller hinten drauf nahm und das Gleichgewicht verlor. Wir landeten Im Gebüsch, es ist nichts passiert, aber die Ohnmacht, das Ganze nicht selbst steuern zu können (im wahrsten Sinne des Wortes) hat mich zu einer schlechten Roller-Mitfahrerin gemacht.
Und auch, wenn ich ab und zu nochmal selbst fuhr, merkte ich, wie wenig man doch oft selbst unter Kontrolle hat. Weil es rutschig wird, wenn zu viele nasse Herbstblätter auf der Straße liegen. Weil man immer mit der Idiotie oder Unaufmerksamkeit anderer Verkehrsteilnehmer rechnen muss. Selbst, wer selbst vorsichtig fährt, ist eben auf einem Zweirad nicht gefeit vor Unfällen. Und man ist so nah am Asphalt…
EIgene Eltern-Vorsätze überdenken
Ihr hört schon: Bei Zweirädern bin ich skeptisch oder nennt es ängstlich. Ich habe meinen Kindern von Anfang an gesagt: Einen Motorradführerschein befürworte ich nicht. Mir macht das Angst und ich möchte sie gern heile zurück von ihren Ausflügen. Auch das hinten Mitfahren bei Freunden ist mir echt ein Dorn im Auge, sie fragen dann extra und meist fahr ich dann doch selbst, um sie der Gefahr nicht aussetzen zu müssen.
Nun macht aber mein Sohn ja grad einen Roller-Führerschein, hahaha. Wie Elternschaft einen manchmal überraschen kann und wie sich Vorsätze ändern. Nun, es gibt aber einen Grund. In NRW ist das Fahren von Microcars, so kleiner 45er-Töff-Töff-Autos ab 15 mit dem AM Führerschein möglich. Lernen müssen sie dann zwar auf dem Moped, aber mit nem Fahrschul-Auto im Nacken macht mir das nicht allzu große Sorge.
Entlastung fürs Mama-Taxi
Er kann dann nach bestandener Prüfung mit seinem Zwillingsbruder zusammen eigenständig zum Fußballtraining fahren, was mich im Alltag sehr entlasten wird – bei 5 Terminen pro Woche… die Autochen haben Airbags, Radio und Heizung und sind hier auf dem Land echt viel im Einsatz.
Nun ist es aber zusätzlich so, dass unsere Tochter mit 16,5 mit dem Autoführerschein begonnen hat, um dann ab ihrem 17. Geburtstag begleitet fahren zu können. Sie übernimmt jetzt also viele unserer Fahrten am Steuer, einer von uns Eltern muss aber immer daneben sitzen. Das heißt, sie gewinnt absolut keine unabhängige Mobilität.
(Fern ab davon: Ich bin ein riesiger Fan dieses begleiteten Fahrens, denn so sammeln sie monatelang wertvollste Erfahrungen, haben aber immer jemanden dabei, der oder die nochmal ein bisschen korrigierend eingreifen, Tipps geben oder schwierige Situationen nachbesprechen kann. Außerdem ist es eine tolle Chance, sich zu überzeugen, wie gut sie schon fahren können)
Endlich mobil und unabhängig sein auf dem Land
Diese fehlende unabhängige Mobilität jetzt mit 17 (sie kennt natürlich den Bus- und Bahnfahrplan auswendig, aber so wahnsinnig viel fährt hier halt nicht), führt aber dazu, dass unser E-Roller, den wir seit Jahren besitzen, nun doch sehr viel im Einsatz ist. Entgegen meiner Überzeugung, Zweiräder seien mir zu gefährlich. Wir Eltern dürfen uns eben auch mal von Gegenteilen überzeugen lassen, möchte ich damit sagen 😉
Denn mit dem Autoführerschein fürs begleitete Fahren ab 17 darf auch ein Roller gefahren werden – und der sogar allein! Aus rein praktischen Gründen, wenn mal wieder zu viele Stundenplan-Lücken durch Freistunden entstehen, ist das dann nun eben doch erlaubt. Als Eltern müssen wir halt flexibel bleiben. Auch bei unseren eigenen Überzeugungen und Wertvorstellungen 😉
Zum Glück wird sie bald 18 und kann dann das Auto nehmen. Ich dachte, ich wär die Sorgen ums doofe Zweirad dann los. Nun findet der Jüngste seine Rollerfahrstunden aber so wahnsinnig toll, dass er schon ankündigte: Ich werde bestimmt nicht nur das TöffTöff nehmen… Aaaaatme, Mama, aaaaatme. Tja. Es bleibt einfach immer aufregend und spannend und wir dürfen immer wieder über unseren Schatten springen…
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5 comments
Wirklich sicherer sind diese Microcars auch nicht ,man denkt 4 Räder ,in wirklichkeit haben diese Dinger leider nichts mit einem richtigen PKW zu tun ,sondern sind so Stabil wie ein Schuhkarton .
Durch die Breite stellen diese ein größeres Hindernis für andere PKW Fahrer da als ein 2 Rad .
Im Endefekt ist alles gefährlich ,ob man jetzt mit dem Roller mit 40 auf ein Auto auffährt oder gegen einen Baum ,mit dem Microcar Frontal in einen entgegenkommenden PKW fährt oder mit 18 im richtigen Auto mit 100 in der Nacht gegen den Baum prallt .
Wichtig ist das man den Kindern klar macht das alles gefährlich ist und alles Tötlich enden kann .
Kennt ja jeder aus seiner eigenen Jugend ,man dachte man ist Unsterblich was soll einem schon passieren und das Gefahrenbewusstsein ist noch nicht so ausgeprägt .
Das Alter an sich ist einfach das gefährliche ,je älter man wird umso ängstlicher wird man und umso mehr denkt man nach .
In eine Achterbahn bekommt mich heute auch keiner mehr ,was da alles passieren könnte 😉 .
Bei mir ist die Einstellung ähnlich…mein Mann sieht das etwas entspannter.
Der Älteste hat sich gewünscht den 125er Schein machen zu dürfen, unter ein paar Bedingungen ( vor jeder Fahrt das Wetter checken, lieber anrufen, wenn’s nicht passt, gute Ausrüstung auch nutzen) ist er nun selbst mobil.
Das bringt auch für uns viel Entlastung, meine Anspannung bleibt, aber ich sehe wie gut ihm die Unabhängigkeit und das Vertrauen unsererseits tut…
Ich fühle das im Moment genau so. Obwohl ich selbst Motorrad gefahren binmacht man sich als Eltern schon immer Gedanken wenn die Kids plötzlich so mobil werden. Unser Großer fährt so ein Moped Auto findet aber Roller fahren viel toller. Wir müssen als Eltern da eben ganz viel mit wachsen und vielleicht helfen ja ein paar Atemübungen
Liebe Lisa,
wie lange und wo warst du in Lateinamerika?
Und dort hast du dann sogar den Autoführerschein gemacht?
Ich war damals von Januar bis August in Kolumbien. Man musste mindestens sechs Monate im Land sein, um den Führerschein dort bekommen zu können.