Ihr Lieben, unsere Leserin ist schon Großmutter, sie wurde Oma mit 47. Wie sich das für sie anfühlt, was sich für Mütter im Vergleich zwischen damals und heute verändert hat und was sie unbedingt mit ihrer Tochter und ihrem Baby richtig machen will, erzählt sie hier.
Du Liebe, erzähl doch mal, wer alles zu deiner Familie gehört.
Zu meiner, ich sag mal Kernfamilie, gehören meine beiden Kinder aus erster Ehe. Meine Tochter, sie ist 25 Jahre alt, und mein erwachsener Sohn, er ist gerade 23 geworden. Meine Tochter hat bereits einen kleinen Sohn, er ist nun 2,5 Jahre alt. Dann habe ich noch einmal geheiratet, und aus zweiter Ehe nun auch nochmal zwei Söhne. Der Ältere ist jetzt 12 Jahre alt geworden, der Kleinere ist 10 Jahre alt.
Dann gibt es aus erster Ehe von meinem Mann noch zwei – auch bereits erwachsene – Bonus-Töchter. Die Ältere ist schon 27 Jahre alt, die Jüngere ist 25. Mein Mann ist ein kleines bisschen älter als ich, er ist nun 57 Jahre alt. Das sieht man ihm aber überhaupt nicht an. 😉
Wie alt warst du, als du dein erstes Kind bekamst – und empfandest du dich zu der Zeit als recht jung zum Mutterwerden?
Ich war noch nicht mal Mitte 20, als ich schwanger wurde und steckte mitten in meinem Studium. Unter meinen Kommilitonen war ich als Schwangere damals die Ausnahme. In meinem weiteren Bekanntenkreis gab es allerdings schon auch jüngere Mütter, auch in meinem Alter. Generell empfand ich mich damals nicht als zu jung. Natürlich war ich absolut unerfahren, aber das sind wir wohl alle beim ersten Kind. Ich sag mal, ich wurde zwar für mich selbst unerwartet schwanger – aber meine Tochter war immer gewollt und willkommen, als ich es erfahren habe. Alles, was ich über Schwangerschaft und Kindererziehung fand, habe ich nachgelesen, wollte unbedingt alles richtig machen.
Schwer gemacht wurde mir alles eher durch die Umstände von außen, als mein Baby auf der Welt war. Es gab damals einfach noch keine geregelte Kinderbetreuung im Kleinkindalter, keine Krippen, bzw. nur sehr wenige. Ein Baby mal mitnehmen in eine Vorlesung, das ging schon mal. Aber ein lebhaftes Krabbelkind, da hörte es dann schon auf. Man wollte ja auch nicht die anderen stören :). Zurückgegriffen habe ich dann oft auf meine Familie. Das war oft nicht optimal, ich hatte ein schlechtes Gefühl bzw. ein schlechtes Gewissen meinem Kind gegenüber und fühlte mich auch zerrissen – nie richtig an dem Ort, an dem ich gerade war.
Ich sehe es an meiner Tochter heute, sie macht nach dem Abitur nun eine Ausbildung zur Erzieherin. Die jungen Mütter heute haben es da trotz aller Widrigkeiten sehr, sehr viel leichter und einfacher. Egal ob berufstätig oder in Ausbildung. Es ist nicht einfach, es ist holprig, sicher gibt es genug Luft nach oben, aber es ist viel besser möglich, beides zu kombinieren. Denn eigentlich hat man während eines Studiums oder einer schulischen Ausbildung schon auch ein bisschen die Freiheit, sich selbst Zeiten einteilen zu können. Man muss sich eben organisieren. Das muss man aber später natürlich auch. 🙂
Wie hast du die Baby- und Kleinkindphase in Erinnerung?
Sehr schön, wenn auch sehr anstrengend. 🙂 Ich habe mein Baby und Kleinkind damals einfach sehr oft einfach mitgenommen, wenn ich irgendwo eingeladen oder unterwegs war. Auch in die Bibliotheken. Natürlich war ich nicht mehr so flexibel, was beispielsweise Praktika anging, generell habe ich mir aber auch einfach weniger Gedanken über alles gemacht. Am Wochenende oder unter der Woche feiern gehen, das war dann allerdings für mich auch gestrichen. Schon weil ich selbst in meiner freien Zeit immer bei meinem Kind sein wollte.
Nun sind deine Kinder schon groß, wie war es, sie ziehen zu lassen, hast du da auch eine Art Empty-Nest-Syndrom verspürt?
Das war bei den großen Kindern gar nicht mal so furchtbar schwer, weil ich ja noch zwei hatte, die danach kamen. 🙂 Ich wurde außerdem selbst, als ich in dem Alter war, sozusagen emotional an der kurzen Leine geführt, wenn man das so sagen kann. Mir wurde immer vermittelt, die große, weite Welt sei nichts für mich. Das wollte und will ich bei meinen eigenen Kindern immer vermeiden: Wenn sie klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie groß sind, Flügel.
Natürlich sollen sie dann in die Welt hinaus. 🙂 Gerade bei meiner Tochter war da auch immer ein sehr großer Freiheitsdrang zu spüren. Ich war da auf so ziemlich alles vorbereitet. Naja, das dachte ich. Nun ist der Vater des Kindes Amerikaner, sie haben sich kennengelernt, als er hier in Deutschland stationiert war, bei der Army. Natürlich gab es dann Pläne meiner Tochter, nach dem Abi ohne Ausbildung mit ihm in die USA auszuwandern.
Das hat schon eine mentale Schnappatmung bei mir ausgelöst, noch mehr, als ihr Kind dann da war. 🙂 Ich habe ihr immer versucht zu erklären, wie schwierig es sein kann, mit Kleinkind in einem fremden Land zurechtzukommen. Hier hat sie Familie, sie hat Unterstützung, auch von väterlicher Seite sehr. Dort hat sie zwar ihren Mann und seine Familie, aber es ist eben auch in erster Linie die Familie ihres Mannes und nicht ihre eigene. Sie haben sich aber dann doch noch in Deutschland getrennt und sie hat ihre Ausbildung angefangen. Wie es nun weitergeht, wird man sehen, jedenfalls hat sie nun ein anderes Fundament.
Nun bist du mit Oma mit 47 geworden, wie hat dein Kind dir das mitgeteilt?
Sie hat mich angerufen und es mir gesagt. Wir reden ziemlich offen, ich versuche immer, mich mit möglicher Klugscheißerei zurückzuhalten, das weiß sie. 🙂 Also war es nie ein Thema, mir etwas zu erzählen – jedenfalls empfinde ich das so. Geahnt habe ich, dass da etwas im Busch ist und ein großer Wunsch danach.
Natürlich habe ich mich erstmal gefreut. Allerdings weiß ich auch, wie schwierig solche Pläne sein können. Klar habe ich mir auch Sorgen gemacht. Wenn du nun aber meinst, ich hätte ein Problem damit bekommen, selbst Oma zu werden, muss ich dich enttäuschen. Nein, habe ich nicht. 🙂
Wie hast du im ersten Moment reagiert und wie, als die Nachricht dann gesackt war – was hat das emotional mit dir gemacht?
Naja, wie gesagt: Sorgen habe ich mir gemacht um sie. Ich bin eben ihre Mutter, da kann ich auch nicht aus meiner Haut raus. Auch wenn ich das dann gerne mit mir alleine ausmache und von ihr fernhalte.
Dann war ich selbst ja fast im gleichen Alter damals, Vorhaltungen wären also auch nicht angebracht. Ich hatte auch nie ein Problem damit, offen zu kommunizieren, dass ich Oma werde. Im Gegenteil! Die Blicke und Reaktionen der Anderen in meinem Umfeld haben mich dann teilweise aber schon sehr amüsiert. 🙂
Wie eng hast du die Schwangerschaft miterlebt, welche Sorgen oder Ängste und welche Vorfreuden hattest du?
Gesundheitliche Ängste um meine Tochter hatte ich nie, sie ist eine gesunde, junge Frau. Natürlich habe ich mich auf das Baby gefreut, gleichzeitig war damals alles sehr schwammig, wie alles weitergehen soll. Ihre Zukunftspläne haben mir Kopfschmerzen gemacht. Ich habe ihr immer gepredigt, wie wichtig wirtschaftliche Unabhängigkeit gerade für eine Frau ist und dass nur das eine Beziehung auf Augenhöhe garantiere.
Und dann brennt sie sozusagen mit ihrem Mann nach Dänemark durch, heiratet quasi heimlich, und will mit ihm ohne Ausbildung in die USA auswandern. („Quasi“ heimliche Hochzeit, weil sie mich und ihren Vater erst aus Dänemark kurz vorher über ihre Pläne auch am Telefon informierte). Ich empfand das damals als unheimlich verletzend und als Vertrauensbruch. Ja, ich war wirklich sauer auf sie. Das habe ich sie dann auch merken lassen. Das hat aber trotzdem nie meine Liebe zu ihr und meine Freude über ihr Baby geschmälert. Tja ja, auch Eltern haben manches auszuhalten von ihren Kindern, nicht nur umgekehrt…
Mit Tipps und Ratschlägen hielt ich mich immer zurück. Ich kann mich noch gut erinnern, was das damals mit mir selbst gemacht hat, das wollte ich nie. Meine Tochter kann mich aber immer fragen und das hat sie auch getan. Ich erzähle ihr dann immer von meinen Erfahrungen, ihren Weg muss sie aber selbst finden.
Wie war das, als dann die Geburt anstand?
Das war während dieser unsäglichen Corona-Zeit. Ich war im Kreißsaal und davor, aber über WhatsApp quasi live dabei, versuchte, sie zu beruhigen, ihr beizustehen. Es war schon aufregend, das so noch einmal mitzuerleben. Die neuen Medien können auch mal für etwas nützlich sein 🙂 Ich hatte auch noch eine komplette Baby-Erstausstattung auf dem Speicher. Hab ich alles gewaschen und ihr gegeben. War meine Art der Fürsorge, vielleicht hat sie das damals auch etwas anders gesehen. Aber auch da kann ich nun mal nicht aus meiner Haut raus.
Wie war das erste Kennenlernen mit dem Enkelchen?
Sehr gut! Hatte ich doch selbst noch in Erinnerung, wie damals die ganze Verwandtschaft über mich hereinbrach und mich im Wochenbett praktisch überrollte. Eine junge Familie muss sich zuerst selbst finden, deshalb habe ich ihnen etwas Zeit gelassen. Ich bin also nicht die ersten drei Tage ins Krankenhaus gerannt. Was damals wegen Corona auch nicht so einfach gewesen wäre. 🙂 Ich hoffe heute noch, sie legt mir das nicht als Desinteresse aus. Der Kleine war und ist einfach Zucker. Er macht es einem sehr einfach, ihn zu lieben und zu mögen. Ich hab damals gesagt, was für ein Glück – die Babys gehen mir nie aus. 🙂
Hast du mit 47 überhaupt Zeit fürs Omasein, du arbeitest ja vermutlich noch…
Richtig. Damals hatte ich ja auch noch selbst Kinder in der Grundschule. Die Baby- und Kleinkindphase mit beiden war gefühlt gerade erst zu Ende. Was ich sagen möchte ist, es war nun nicht so, dass da 30 Jahre kein Baby mehr gewesen wäre. Zudem wohnt sie 150 Kilometer weiter weg, ich bin da nicht eben in zehn Minuten hingefahren. Trotzdem bin ich da für beide, zumindest versuche ich es. Ich muss aber sagen, sie wuppt das alles selbst sehr gut! Natürlich hakt es manchmal, aber das tut es überall. Sie hat ihr Leben weitgehend im Griff, und ich bin sehr stolz auf sie 🙂 Eine tolle, junge Frau!
Hat sich die Mutterschaft verändert, wenn du dich selbst damals mit deinem Kind mit Baby heute vergleichst?
Eltern haben es heute einfacher, gerade durch die Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Was für ein Glück, dass sich da etwas geändert hat im Vergleich zu damals! Natürlich ist vieles nicht optimal und es läuft auch nicht optimal. Aber alles besser als nichts, wie vor 25 Jahren. Wir sind auf dem Weg, das ist wichtig. Auch wenn vieles noch verbessert werden muss. Die Richtung stimmt aber.
Und ansonsten… ich bin nun, denke ich mal, nicht die typische Oma, die sagt, das haben wir damals aber so und so und anders gemacht. 🙂 Ich habe selbst lange gestillt, eine Einschlafbegleitung gemacht, Familienbett. Das ist alles noch sehr nah für mich, keine graue Vergangenheit. Und ich habe Verständnis für jede, die Dinge in Frage stellt und anders machen möchte.
Wie bereichert das frühe Oma-Sein dein Leben?
Der Kleine ist ein Sonnenschein, wir alle lieben ihn, auch die „kleinen Onkels“ übrigens. 🙂 Wir alle freuen uns immer sehr über gemeinsame Zeit, meine Jungs hier spielen auch gerne mit ihm. Gefühlt Win Win für alle! Auch wenn wir uns, durch die Distanz bedingt und das Leben, das oft dazwischenkommt, viel zu selten sehen. Ich hoffe, dass sich dieser Punkt noch ändert. 🙂
3 comments
Offenbar richtet sich dieser Blog eher an Akademikerinnen.
anders kann ich mir nicht erklären , dass man mit 47 nicht Oma sein kann bzw. es exotisch anmutet.
Mit Anfang 20 kann man locker nach dem Abitur eine abgeschlossene Ausbildung haben und ohne Abitur schon Jahre im Berufsleben stehen.
In der fruchtbarsten Zeit ist man ohnehin in dem Alter.
Und noch fit zu sein , wenn die Enkel kommen, ist auch super .
Bei den Müttern Ende 30 / Anfang 40 denke ich manchmal , dass es ziemlich anstrengend wird, wenn die Kinder in die Pubertät kommen und die eigenen Eltern vielleicht sogar pflegebedürftig. dann muss man mal schnell drei Generationen versorgen.
Noch vor ein paar Jahrzehnten lag das Durchschnittsalter für Erstgebärende irgendwo bei Anfang 20. Dementsprechend waren natürlich auch die Großmütter erst Anfang bis Mitte 40 beim ersten Enkelkind.
Meine eigenen Großmütter waren weit, weit unter 47 als sie zum ersten Mal Oma wurden. Sie hatten beide selbst noch Kleinkinder als das erste Enkelkind kam.
Die Mutter einer Freundin wurde tatsächlich mit 35! zum ersten Mal Oma. Das ist natürlich extrem früh!
Ich verstehe beim besten Willen nicht, was an einer 47jährigen Großmutter exotisch ist. Ich verstünde diese gewisse Erregung bei einer 30jährigen Großmutter, aber eine 47Jährige kann doch mit 24 ein Kind bekommen haben, das nun seinerseits mit 23 ein Kind bekommt. Beide könnten bereits mit beiden Beinen im Leben, in einer Berufstätigkeit angekommen sein und einen Platz im Leben gefunden haben. Meine Eltern wurden mit 45 Großeltern, beide natürlich vollzeitarbeitend. Sie bekamen mich mit 22 und ich bekam mit 23 mein erstes Kind, ein Studium hatte ich absolviert und war nahezu unkündbar verbeamtet.
Wäre ich mit 47 Großmutter geworden – das gilt für mich als heute 51Jährige im selben Maße – würde ich die Angelegenheit wie die Oma im hiesigen Beitrag handhaben.
Und das wäre sehr in Ordnung so!
Für Notfälle stände ich natürlich immer zur Verfügung, wie auch meine Eltern als sehr junge Großeltern immer zur Verfügung standen. Ansonsten möchte ich mein Leben leben. Das habe ich mir nämlich nach fast 28 Jahren als Mutter redlich verdient.