Ihr Lieben, heute vor 13 Jahren kam mein erstes Kind auf die Welt. Es war eine anstrengende Geburt, weil sie drei Wochen zu früh eingeleitet wurde und sich lange hinzog. Zehn Tage vor Weihnachten kam dann unsere Tochter mit gerade mal 2500 Gramm an einem bitterkalten Tag in Berlin zur Welt und machte uns zu Eltern.
Ich weiß noch, dass es sich so anfühlte, als sei die Welt stehen geblieben. Nichts war mehr wie noch am Abend zu vor. Unser Leben hatte sich komplett verändert und wir würden nun den Rest unseres Lebens Mama und Papa sein. Umso absurder fand ich, dass sich die Welt draußen einfach weiterdrehte, im Radio noch die gleichen Lieder gespielt wurden wie vor der Geburt und die Menschen weiterhin durch die Vorweihnachtszeit hetzten. Ich konnte nicht fassen, dass andere Menschen einfach so weiter machten, wo sich doch alle verändert hatte…
Vor 13 Jahren wurde ich erstmals Mutter
Ich war 29 Jahre alt, als ich das erste Mal Mutter wurde. Wenn ich Bilder von damals sehe, finde ich mich wahnsinnig jung. Das erste Jahr mit Baby empfand ich als aufregend und unglaublich zehrend und langweilig zugleich.
Das alles ist nun 13 Jahre her. Heute wird unsere Große 13 Jahre alt, sie ist ein Teenager. In den letzten Jahren habe ich oft darüber nachgedacht, wie ich selbst so mit 13 war und da ist mir vor allem aufgefallen, wie viel klüger meine Tochter heute mit 13 ist. Und mit klüger meine ich nicht, dass sie nonstop tolle Noten mit nach Hause bringt. Ich meine mit klüger, dass sie schon so viel bewusster durchs Leben geht als ich damals. Sie weiß ganz genau, was sie gut findet und was nicht. Sie hat den Mut, auch mal unbequem zu sein, ist definitiv keine Mitläuferin. Ich wollte in diesem Alter einfach nur in der Masse untergehen, hatte zu wenig eine eigene Meinung und wollte vor allem von allen gemocht werden.
Meine Tochter ist da ganz anders. Sie macht den Mund auf, wenn andere unfair behandelt werden. Macht Dinge nicht mit, hinter denen sie nicht steht – auch wenn alle anderen mitmachen. Sie ist extrem hilfsbereit, engagiert sich schon immer für Jüngere oder Schwächere. Schon heute sagt sie, dass sie gerne später mal im sozialen Bereich arbeiten würde – das finde ich toll.
Ich hatte immer Bammel vor der Pubertät, hatte wenig Lust auf Türen schmeißen und Augenrollen. Das gibt es hier momentan noch nicht, aber ich weiß, es wird noch kommen. Und trotzdem habe ich viel Hoffnung, dass wir mit unserer Tochter immer wieder ins Gespräch kommen werden, dass wir diskutieren und uns nicht anschreien. Dass wir uns austauschen anstatt zu schweigen.
Diese Generation hat schon einige Krisen gesehen
Ich glaube, die Generation meiner Tochter ist auch deshalb viel klüger als ich damals, weil sie schon ein paar heftige Jahre hinter sich hat. Pandemie, geschlossene Schulen, monatelang kaum Freunde, dazu der Klimawandel, der diese Generation übel treffen wird. Der Ukraine-Krieg und die geflüchteten Kinder, die plötzlich in die Klassen integriert werden mussten, jetzt der Krieg in Nahost. Diese Generation bekommt so viel mehr mit als wir damals, sie wissen längst, dass unsere Welt nicht heil ist. Und ich finde, diese Generation hilft viel selbstverständlicher mit, all die kleinen Dinge im Alltag zum Besseren zu wenden als so mancher in meiner Generation oder drüber.
Ich habe also gerade keine Angst, nun einen Teenager im Haus zu haben. Ich bin gespannt auf all die neuen Themen, die uns nun begegnen werden. Glücklicherweise hat Lisa da ja etwas Erfahrungsvorsprung, ich werde sie bestimmt das ein oder andere Mal um Rat fragen, wenn ich nicht weiter weiß. Aber so weit sind wir heute noch nicht. Heute freuen wir uns einfach über 13 Jahre Elternschaft – über 13 Jahre mit diesem Kind, über all das, was wir durch sie gelernt haben und über all die schönen Momente mit ihr. Heute feiern wir einfach die für uns tollste, liebste und beste 13-jährige Tochter der Welt.
5 comments
ich denke dass wir heute einfach auch mehr und anderst mit unseren Kindern sprechen. Bestimmt gab es zu unserer Zeit als Kind auch solche Eltern.
Aber zumindest ich habe einfach noch sehr stark zuhause erlebt wie meine Eltern durch ihre Eltern welche den Krieg noch erlebt haben sehr geprägt sind. Dass da Gefühle und eigene Wünsche und Bedürfnisse einfach noch nicht gezählt haben.
Ich bin auch nicht toll aufgewachsen, habe ziemlich viel schlechtes erlebt ( auch ohne Bürgerkrieg oder Pandemie oder sowas, einfach subjektiv) und denke ich begleite meine Kinder nicht perfekt, aber ich versuche sie besser zu begleiten und ihnen die Welt zu erklären, damit sie ihre eigene Sichtweise finden können.
ich finde das eine sehr gute Entwicklung dass die Kinder immer mehr bei sich sein können und auch in jüngeren Jahren schon eine eigene gute Persönlichkeit haben können.
Happy Birthday für die Tochter! Mein Sohn wird nächste Woche 13 und ich musste bei vielem in Deinem Text nicken.
Nur der Tatsache, dass unsere Kinder mehr trifft, als uns Eltern in dem Alter kann ich so nicht uneingeschränkt zustimmen. Ich hatte in dem Alter schon einen politischen Umbruch miterlebt, der meine Lebenswelt komplett verändert hat. Das Land, in dem ich geboren bin, in dem meine Eltern aufgewachsen waren, gab es nicht mehr. Sie haben in meinem Alter das Land, in dem wir nun lebten nie gekannt. Ich habe miterlebt, wie meine Eltern euphorisch waren und zu gleich tiefe Existenzsorgen hatten. Wie die Berufstätigkeit von ihnen immer wichtiger wurde, weil soviel davon abhing. Wie mein Vater sich selbstständig machte, dadurch Urlaube unplanbar waren, meine Mutter nach einem Jahr zu Hause, in dem sie unglücklich war und an sich zweifelte plötzlich Schichten arbeitete. Wie unsere Wohnung in einem Plattenbaugebiet, in die wir erst ein paar Jahre zuvor gezogen waren und glücklich waren so etwas schönes im Erstbezug zu haben, etwas wurde, was heute als sozialer Brennpunkt beschrieben wird, Wie die Irakkriege uns ängstigten, wie wir Kinder in die Klasse bekamen, die vor dem Balkankrieg geflüchtet sind und unvorstellbares erlebt haben. Wie Asylbewerberheime brannten und Neonazis durch das kleine Dorf, in das ich mit 13 mit meinen Eltern zog, marschierten…. Was ich sagen will, ist dass die Welt leider oft nicht ideal für Kinder ist. Sie uns prägt. Ich bin mit all meinen Erfahrungen zuversichtlich, dass auch unsere Kinder ihren Weg gehen werden können, dass es bei all den Krisen auch noch viel Schönes gibt, was wir nur sehen wollen sollten! Und was wir unseren Kindern zeigen sollten, damit sie von all den Krisen nicht entmutigt und überrollt werden. Also liebe Katharina ich wünsche euch heute einen wunderschönen Geburtstag mit Euerm großen Mädchen!
Vielen Dank für deinen Text. Das sehe ich genau so……jede Generation hat ihre Bürden zu tragen. Dazu kommt, dass jeder auch noch mehr oder weniger betroffen ist von den den verschiedenen Situationen. Ganz vergessen geht bei vielen Leuten auch, dass auch schon Kinder persönlich schlimme Schicksalsschläge ereilen können.
Danke Kathrin, in letzter Zeit beschäftige ich mich sehr damit, dass die Parameter „deutscher Elternschaft“ oder Kindheit sehr unterschiedlich sein können. Du bringst es gut auf den Punkt, wie wichtig eine differenzierte Betrachtung unterschiedlicher Biografien und damit auch Ressourcen z.B. im Kontext geteiltes Deutschland oder Migration derzeit sind.
Herzlichen Glückwunsch liebe Katharina, dass du heute 13 Jahre Mama bist! Und natürlich einen lieben Geburtstagsgruß an deine Tochter!
Wie toll, dass deine Tochter so ein empathisches, soziales Kind ist.
Bei deinem Bericht musste ich darüber nachdenken, was wir mit 13 Jahren gesellschaftspolitisch erlebt hatten,ich bin ebenso wie du 1981 geboren und finde, dass wir in dem Alter auch schon viel mitgemacht haben (Wiedervereinigung, was natürlich sehr toll war, aber plötzlich auch nochmal sehr anders sozialisierte Menschen ins Rheinland gebracht hat, Golfkrieg, Jugoslawien-Krieg und rechtsradikale Anschläge).
Also was ich eigentlich sagen möchte ist, dass sicherlich auch gesellschaftliche Umstände deine Tochter geprägt haben, aber dass du und dein Mann natürlich auch einen großen Anteil daran habt, dass sie so toll ist, wie du sie beschreibst.