Ihr Lieben, neulich hatten wir hier einen Beitrag, in dem unsere Leserin den Vorteil getrennter Schlafzimmer beschrieben hat. Daraufhin hat sich Nicole gemeldet – sie hat mit ihrem Partner und dem Vater ihrer Tochter getrennte Wohnungen. Wie das genau läuft, erzählt sie hier.
Liebe Nicole, seit wann bist du mit deinem Mann zusammen und wie würdest du eure Beziehung beschreiben.
Wir sind seit Anfang 2017, also knapp 7 Jahre zusammen. Beschreiben würde ich unsere Beziehung als sehr harmonisch und erfüllend. Auch wenn es erst meine 3. Beziehung ist, würde ich ganz klar sagen, in dieser fühle ich mich am wohlsten von allen anderen.
Ihr wohnt in zwei unterschiedlichen Wohnungen. War das von Beginn an so?
Ja, wir hatten von Anfang an jeder seine eigene Wohnung bzw. er sein Haus.
Wie ist das ganz praktisch: Wer hat wieviel Platz und wie weit sind die Wohnungen auseinander?
Ich lebe mit meinen Kindern in einer 4-Zimmerwohnung auf knapp 85 Quadratmetern in einem Mehrfamilienhaus und er in einem alleinstehenden Haus mit ca. 160 Quadratmetern. Sein Haus und meine Wohnung trennen stolze 134 Kilometer.
Sind eure Wohnungen ganz unterschiedlich oder ähnlich?
Optisch gibt in den beiden Zuhausen gibt es tatsächlich wenig Ähnlichkeiten. Ich bin eher modern eingerichtet (Strukturecksofa, weißes Hochglanz-Sideboard und andere Hochglanz-Möbel, viel farblich abgestimmte Deko, Kerzen etc.) und mein Partner ist eher „klassisch“ eingerichtet (Ledersofa, Holztisch und andere Holzmöbel).
Obwohl wir da so unterschiedlich sind, fühlen wir uns im Zuhause des anderen wohl. Er ist mehr bei uns als wir bei ihm, daher hat er mehr Sachen bei uns als wir bei ihm.
Welche Vorteile hat es für dich, wenn man seine eigene Wohnung behält?
Jeder hat seinen eigenen, räumlich getrennten, Rückzugsort. Und damit meine ich, dass eben nicht einer ins Schlafzimmer geht und der andere im Wohnzimmer bleibt. Man muss nicht so viele Kompromisse eingehen und mehr so leben, wie man es selbst möchte, ohne ständig Rücksicht zu nehmen – sei es beim Thema Einrichtung oder auch beim Essen (er liebt und braucht Fleisch, ich versuche gänzlich drauf zu verzichten)
Und ein weiterer – und in meinen Augen der größte – Vorteil ist, dass man sich immer aufeinander freut.
Nun habt ihr eine einjährige Tochter. Wie läuft das? Pendelt sie?
Nein, sie pendelt nicht. Ich habe noch ein anderes Kind, das schon schulpflichtig ist – das heißt, ich bin nicht so flexibel. Der Vater unseres Kindes kommt also immer zu uns.
Gibt es manchmal auch blöde Kommentare von außen?
Blöde Kommentare nicht, aber Unverständnis gibt es durchaus. Vor allem von der älteren Generation. Mein Vater zum Beispiel kann das alles gar nicht verstehen. Für ihn muss man, sobald man eine Beziehung hat, zusammen leben – erst recht, wenn man ein Kind hat. Meine Freundinnen dagegen finden das toll und könnten sich vorstellen, ebenfalls in diesem Modell zu leben.
Könntest du dir auch mal vorstellen, mit deinem Mann zusammen zu ziehen?
Tatsächlich eher weniger. Das liegt aber nicht an meinem Partner, sondern viel mehr an mir selbst. Ich lebe seit vielen Jahren nun allein und sehe keinen Grund das ändern zu wollen. Ich bin durch und durch ein Gewohnheitstier 😉
Zumal es auch gar nicht machbar wäre. Mein Partner ist selbstständig und kann demnach nicht einfach mal so (mit seiner Firma umziehen) – obwohl er die Stadt, in der ich lebe, sehr toll findet.
Ich hingegen könnte es, möchte es aber wegen der großen Tochter und eben auch meinetwegen nicht. Aber wie sagt man so schön: Sag niemals nie 🙂
16 comments
Ich musste beim Lesen an die Familien hier im Ort denken, wo ein Ehepartner (meistens der Mann) Soldat ist. Die Frauen dieser Männer haben quasi dasselbe Lebensmodell wie hier beschrieben. Nur öfters noch härter, da die Männer durch lange Abwesenheiten auch bei wichtigen Ereignissen im Leben der Familie fehlen oder auch oft nie unter der Woche da sind, weil sie an anderen Standorten arbeiten. Nicht einfach für die Frauen, aber manche berichten auch von ähnlichen ‚Vorteilen‘ einer solchen Konstellation, wie Nicole. Und vor allem wird dieses Lebensmodell nie kritisiert oder gar als nicht-konservativ bezeichnet. Natürlich sind die Umstände automatisch durch die Arbeit als Soldat entstanden. Dadurch wird dies nicht hinterfragt oder als selbstgewählt betrachtet. Und es gibt oft auch kein zweites anderes ‚Zuhause‘ und die Frauen sind durch Heirat abgesichert. Aber irgendwie sind mir die Parallen gerade aufgefallen (und ist es ja doch auch selbstgewählt, man könnte sich ja auch eine andere Arbeit suchen), Unverständnis erleben diese Familien im Bezug auf ihr Modell jedoch i.d.R. nicht.
Das ist doch was ganz anderes. Ich kann als Soldatenfrau mich ja schlecht gemeinsam mit Kind und Mann in den Schützengraben legen. Und der Soldat hat ja immer längere Zeiten, in welchen er komplett zuhause ist.
Hier wird die Distanz ja freiwillig geschaffen, weil zwei Erwachsene zu egoistisch sind, das Wohl ihres Kindes über ihr eigenes zu stellen, obwohl es andere Lösungen gäbe.
Aber wieso ist denn davon auszugehen, dass das Wohl des Kindes unter dieser Lebenssituation leidet? Nur, weil der Vater (selbstgewählt) häufig woanders ist als im Zuhause des Kindes?
Das ist doch ne dramatische Annahme. Soldaten, Fernkraftfahrer, Saisonarbeiter, Führungskräfte mit zweitem Wohnsitz, die am Wochenende zu ihren Familien pendeln… dann wären ja all diese Familienkonstellationen schädlich für das Wohl des Kindes? Sehe ich nicht so, wenn das Kind eine oder auch weitere mehrere stabile Bezugspersonen Zuhause und im näheren Umfeld hat. Kann das auch durch Beobachtungen im Umfeld nicht bestätigen.
Oder Frage nochmal wegen dem Wohl des Kindes: triggert das ’selbstgewählte‘ so? Also davon auszugehen ist, dass das Kind darunter leidet und die Annahme besteht, dass es das besser akzeptieren könnte, wenn es wegen der Arbeit oder einer Notwendigkeit heraus ist?
So einfach ist es glaube ich nicht und es ist eine Fernziehung, die „beide“ beschlossen haben.
Wir (mein Mann und ich) könnten uns das auch nicht vorstellen, da wir es nicht anders kennen.
Auf der Internetseite: https://www.wipub.net/liebe-kennt-keine-entfernung-oder-vielleicht-doch/
kann man sich über Vor- und Nachteile einer Fernbeziehung informieren.
warum nicht phantasievoll im Swingerclub so ca auf halbem Weg treffen?
Mein Mann und ich sagen oft, dass wir gerne noch eine zweite Wohnung im selben Haus hätten, in dir wir uns dann beide mal zurückziehen könnten, wenn wir Rihe brauchen. Sowas fände ich super! Aber 130 Kilometer… da kümmert sich doch die Mutter sicher viel mehr um das gemeinsame Kind? Der Mann hat ständig kindfrei und kann in Ruhe sein Ding machen. Und sie?
Die Frage, die sich aufdrängt, sobald man von der Entfernung zwischen den beiden Wohnorten liest, wird leider überhaupt nicht beantwortet: „Wie oft sehen sich Vater und Kind?“
Eigentlich erwartet man, dass in einem Interview hier nachgehakt wird.
Das hat mich auch gewundert- bei der Entfernung und Selbstständigkeit des Mannes ist vermutlich die Frau hauptsächlich für alles zuständig.
Ich würde mir in einigen Interviews noch weitere Nachfragen von den stadtlandmamas wünschen.
An sich nicht schlecht besonders für eigenständige Menschen. Aber trotzdem wäre mir persönlich die Entfernung zu groß, die ( fast) tägliche Präsenz ist mir in der Partnerschaft wichtig. Sonst kann ich ja gleich allein leben. Und es intensiviert die Bindung, wenn man sich einigen muss, Kompromisse finden muss. Das aus Bequemlichkeit weg zu lassen?
So einfach ist es glaube ich nicht und es ist eine Fernziehung, die „beide“ beschlossen haben.
Wir (mein Mann und ich) könnten uns das auch nicht vorstellen, da wir es nicht anders kennen.
Auf der Internetseite: https://www.wipub.net/liebe-kennt-keine-entfernung-oder-vielleicht-doch/
kann man sich über Vor- und Nachteile einer Ferienwohnung informieren.
Fernbeziehung…sollte es heißen
Wir fehlt hier manchmal die journalistische Ader. uch habe das Gefühl, dass hier viele Artikel einfach eine blumige Beschreibung sind, wieso das eigenen Leben so unfassbar toll oder alternativ so unfassbar schrecklich ist.
Faktisch scheint es so, als würde sich der Mann ein schönes Leben machen und mal vorbeischauen wenn es in sein Leben passt, aber ansonsten sein Peben mit Haus und Firma leben, während die Frau in einer kleinen Wohnung Kind und Arbeit alleine vereinbaren muss. Das ist doch kein positives Lebensmodell auf Zeit was dem Kindeswohl zuträglich ist, das ja quasi keine Zeit mit Papa alleine hat und ihn in einer Verantwortungsposition erlebt?
So krass würde ich es nicht ausdrücken. Aber gerade die Nachfrage, wie oft sich beide bzw. Papa & Kind denn sehen, fehlt absolut.
Und ein bisschen sehe ich es wie Lisa…bei vielen Geschichten hier fehlen ganz relevante Teile, so dass man das Ganze manchmal überhaupt nicht einordnen kann. Auch bei einem „kleinen“ Format wie dem Blog hier, müsste das anders möglich sein.
Liebe Grüße
Das dachte ich mir auch. Er lebt im großen Haus auf 160qm und sie lebt mit 2 Kindern auf 85qm.
Getrennte Wohnungen kann ich mir auch vorstellen, als Paar. Eben auch aus dem Grund, dass man sich mehr aufeinander freut und nicht „nur“ den Alltag zusammen hat. Mit Kindern finde ich es nicht so schön, weil dann die meiste Arbeit an einem hängenbleibt. Und 130 km?! Das fände ich schlimm, wegen der ständigen Fahrerei, so viel verschenkte Zeit auf der Straße.
Puh, jedem das Seine und so, aber da denke ich auch eher konservativ und finde es hauptsächlich der Kinden wegen schöner, wenn Mama und Papa zusammen wohnen. Das bringt einfach mehr Routine in den Alltag, und natürlich mehr Präsenz. Wenn es funktioniert, super. Ich kann‘s mir gar nicht vorstellen.