Ihr Lieben, wir ihr ja alle wisst, ist im Februar unser Nachzügler-Baby geworden. Nach einem meiner Schwangerschaft-Update-Artikel hat mich Philine angeschrieben. Wir sind gleich alt, waren ungefähr in der gleichen Schwangerschaftswoche und auch sie war mit einem Nachzügler-Baby schwanger. Sie fragte mich, ob ich auch Bedenken hätte, wie das alles werden soll. Ob ich auch manchmal Bammel hätte, wieder von vorne anzufangen und wie ich die Schwangerschaft mit 41 wegstecken würde.
Wir haben uns damals ausgetauscht und vor ein paar Tagen hat sie mich wieder angeschrieben. Ihre Tochter wurde ebenfalls Anfang 2023 geboren – Zeit also, jetzt einmal Bilanz zu ziehen, wie es sich so lebt mit unseren Nachzüglern…
Liebe Philine, dein drittes Kind wurde Anfang des Jahres geboren. Wie alt waren deine beiden größeren Kinder zu dem Zeitpunkt und wie lange war da schon der erneute Kinderwunsch?
Mein Sohn war 7 und meine Tochter 6. Obwohl meine Kinder immer älter wurden, konnte ich das Kapitel „Kinder kriegen“ nicht abschließen, die Babysachen habe ich aufbewahrt, konnte mich nicht davon trennen.
Vor zwei Jahren wurde der Kinderwunsch dann konkreter. Die Zeit davor brauchten mein Mann und ich, um uns vom Kleinkindalter zu erholen. Die ersten Großen sind nur 16 Monate auseinander, das war ein ganz schöner Ritt :-). Und dann war da ja auch noch Corona, ebenfalls eine krasse Zeit, in der meine Tochter auch Probleme hatte. Als sich dann alles wieder entspannte und ruhiger wurde, kam der Kinderwunsch also wieder konkret hervor.
Du hattest ja auch einige Bedenken. Was waren deine größten Bedenken?
Ja, das ist richtig. Ich war 40 und auch das Alter der größeren Kinder brachte mich immer wieder zum Nachdenken. Ich fragte mich: „Muss das jetzt wirklich noch einmal sein? Willst du wieder bei 0 anfangen? Wir haben jetzt wieder etwas Freizeit, die Kinder sind selbständiger. Ist es das wert? Schaffen wir das finanziell? Und muss ich das Risiko eingehen in meinem Alter? Was ist, wenn das Kind nicht gesund ist?“ Und ich fragte mich, ob es sinnvoll ist, ein weiteres Kind in die Welt zu setzen bei den politischen Unruhen und klimatischen Entwicklungen.
Ich war dann bei meiner Frauenärztin und sie sagte den entscheidenden Satz: „Ich habe viele schwangere Frauen und Mütter in Ihrem Alter, von mir bekommen Sie grünes Licht.“ Und dann sind wir es angegangen:-)
Neben den Bedenken, was stand denn auf deiner inneren Pro-Baby-Liste?
Auf jeden Fall, dass es einfach wunderbar ist, ein Kind auf seinem Weg zu begleiten. Ich liebe Kinder und wollte dieses Wunder noch einmal erleben. Außerdem fühlte ich mich nicht „vollständig“. Es fehlte einfach noch jemand in unserer Familie.
Welche deiner Bedenken sind denn wahr geworden?
Eigentlich keine :-). Sogar die Nächte sind akzeptabel. Die kleine Maus ist ein pflegeleichtes Kind und sie macht uns als Familie wirklich komplett.
Beschreib mal, wie die Geschwister mit dem Nachzügler umgehen?
Die Kinder lieben ihre kleine Schwester. Sie gehen sehr fürsorglich und liebevoll mit ihr um. Es gab bisher noch nie Eifersucht auf die Kleine. Ich denke, das liegt wirklich am größeren Altersunterschied.
Und wie erlebst du deinen Mann dieses Mal als Vater?
Ich glaube, er genießt es auch noch einmal richtig. Er hat noch zwei Töchter aus erster Ehe, die 19 und 17 sind. Er wäre also mittlerweile aus dem Gröbsten raus und jetzt geht’s wieder von vorne los :-). Aber seine schlimmsten Befürchtungen (unruhige Abende und schlechte Nächte) sind nicht wahr geworden. Daher ist er sehr entspannt und ausgeglichen.
Was machst du bei diesem Kind anders als bei den anderen?
Ich bin mit allem entspannter und erfahrener. Ich bin gereift und kann mich leichter von Anforderungen und Ansprüchen lösen. Was nicht heißt, dass es bei uns auch manchmal lauter wird. 🙂 Außerdem haben wir beim 3. Kind nicht alles im Voraus geplant, z.B. das Kinderzimmer eingerichtet.
Wir beide waren 41, als unsere Kinder geboren wurden und gehören damit ja zu den Spätgebärenden. Was steckst du heute wegen des Alters schlechter weg als früher?
Ich brauchte leider mehrere Anläufe, bis ich schwanger geworden bin. Die Schwangerschaft war dann auch insgesamt anstrengender. Ich hatte Schwangerschaftsdiabetes, VIELE Besenreiser (sind zu Glück wieder weggegangen) und bis zum Schluss Übelkeit. Mein Körper hat sich nach der Geburt etwas langsamer erholt. Ich habe zwar mein Ursprungsgewicht wieder, aber meiner Haut ging das zu schnell 🙂 Ansonsten war und ist der Schlafmangel ein Miesepeter für die Laune, daran hat sich nichts geändert.
Und warum ist es toll, eine ältere Mama zu sein?
Beim ersten Kind wollte ich alles richtig machen, alles war neu und aufregend. Oft war ich überfordert, wie ich was machen soll. Bei meinem zweiten Kind hatte ich dann zwei Pampers-Kids, eines rechts, eines links auf dem Arm. Damals konnte ich die Zeit nicht wirklich genießen. Bei meinem dritten Kind genieße ich es um so mehr. Ich halt bewusst inne und versuche die Momente zu speichern. Es ist sooo wunderschön und ich bin überglücklich, dass ich das noch einmal erleben darf.
Was möchtest du anderen Mamas sagen, die über einen Nachzügler nachdenken und sich noch nicht so richtig trauen?
Es ist es wert, auch würde sagen, es gibt nicht Schöneres! Hört auf euer Herz und lasst das grübeln sein! Man kann das Leben mit Kindern eh nicht durchplanen, von daher lasst los und vertraut. Es wird alles gut!
Philine ist übrigens Stilberaterin. Wer sich informieren mag, kann das hier tun: www.stilundstolz.de oder auf Instagram.
4 comments
wir überlegen auch, sind nun beide 40. Unsere Kinder sind 6 und 8. Ich bin mir so unsicher, habe auch Angst vor negativen Kommentaren anderer, obwohl es ja eigentlich niemanden etwas angehen würde …..
mir bereitet auch Sorge, dass das Kind ja erst 9 wäre, wenn ich meinen 50. Geburtstag feiere und ich frage mich, ob ich das dann wirklich alles noch so locker packe oder mir doch eher Ruhe wünsche. Mein Sohn ist 8 und ich weiß nicht, ob man einem Kind in diesem Alter mit 50 Jahren noch gerecht werden kann????
vielleicht könnten ihr dazu auch mal einen Erfahrungsbericht posten, wie Spätgebärende 10 Jahre später zu dem Nachzügler stehen bzw. wie sie dann so zurechtkommen.
Vielen Dank für den Artikel. Für uns wäre es zwar „nur“ das 2. Kind, aber wir sind nun mittlerweile auch Ende 30 bzw Mitte 40. So richtig getraut haben wir uns nicht. Aber auch ich wollte die Babysachen nicht weggeben mit der leisen Hoffnung im Hinterkopf, sie nochmal zu gebrauchen. Vielleicht wagen wir auch nochmal.
Vielen Dank für diesen schönen Beitrag. Es ist zu fast 100% die Geschichte von meinem Mann, mir und unseren mittlerweile 3 Kids.
Unser „Nachzügler“ wurde im Juli 2023 geboren und nun fühlen wir uns endlich komplett.
Leider lagen zwischen den beiden Großen und Nr. 3 zwei Fehlgeburten. Ansonsten passt der Beitrag 1:1.
Alles Liebe euch allen!
Und Mutmach-Wünsche an alle, die sich mit Ü40 noch ein Baby wünschen. Egal, ob es das erste Kind oder ein „Nachzügler“ ist.
Bei mir ist es ähnlich, ich liebe Babys und schwanger sein, hatte immer noch einen Kinderwunsch. Als 2020 unser Nachzügler geboren wurde, waren die anderen vier gerade aus dem gröbsten raus. Inzwischen kann auch der kleinste beim Spielenachmittag mitmachen und ich möchte jetzt wirklich nie mehr von Null anfangen.