Ihr Lieben, ich weiß noch, wie unterschiedlich ich die Reaktionen der Menschen auf meine erste und auf meine zweite Schwangerschaft empfand. Während bei der ersten viele, viele liebe Leute aus meinem Umfeld gratulierten, sind mir aus der zweiten Schwangerschaft vor allem negative bzw. angstmachende Kommenatre im Gedächtnis geblieben – und zwar nicht von nahen Angehörigen, sondern eher von entfernteren Personen.
Zu Anfang hörte ich nicht nur einmal sowas wie: „Naja, viele Schwangerschaften beginnen ja als Zwillingsschwangerschaften und am Ende schafft es doch nur eins…“ (kein Witz! So etwas sagte man mir). Ab Mitte der Schwangerschaft ging es dann weiter mit Kommentaren wie: „Schau dir am besten schon mal eine Neonatologie an, damit du dich schon mal dran gewöhnen kannst, die meisten Zwillinge kommen ja zu früh“.
Ganz vielleicht waren diese Kommentare sogar gut gemeint, aber ihr merkt: Auch 15 Jahre später noch erinnere ich mich an diese Worte. Die Zeit der Schwangerschaft ist einfach eine besonders sensible und erfordert daher auch – oh, Überraschung! – einen empathischen Umgang von Mitmenschen. Genau darum geht es auch in diesem Gastbeitrag von Daniela. Viel Spaß beim Lesen!
Von übergriffigen Fragen in der Schwangerschaft
„Na, das wurde aber auch mal Zeit!„, wird meiner verheirateten Freundin Anfang 30 zugeworfen. „War das geplant oder ein Unfall?„, entgegnet es einer wiederum unverheirateten Freundin Ende 20. „Wie alt ist dein Sohn, wenn das zweite Baby geboren wird? Da wird ja was auf dich zukommen!„, bekomme ich zu hören.
Allesamt Kommentare, die wir zur Verkündung unserer Schwangerschaften erhalten haben und ich frage mich: Gäbe es jemals einen für die Gesellschaft passenden Zeitpunkt und wieso sind all diese Informationen so wichtig?
Faszination und Neugierde
Eine Schwangerschaft ist ein bedeutsames und lebensveränderndes Ereignis. Ganz klar. Nicht nur das Paar oder die werdende Mutter, sondern auch der Freundes- und Bekanntenkreis kann da seine Aufregung kaum verbergen. Aber weswegen fällt es manchen Menschen so schwer, ihre spontanen Gedanken zu dem Thema hinter dem Berg zu halten?
Es scheint, als dürfe man als Reaktion auf diese Information ungefiltert Gedanken in Worte umwandeln. Dabei ist die Entstehung einer Schwangerschaft – egal, auf welchem Weg – etwas ziemlich Intimes.
Mir ist nicht bewusst, dass man Frauen ohne Baby im Bauch fragt, wann sie zuletzt Sex hatten, ob sie an ein Kondom oder die Pille gedacht haben und ob sie sich auch sicher seien, in Zukunft möglicherweise darauf zu verzichten.
Nicht immer führt der Weg zum Ziel
Manche, nein, viele Paare brauchen Jahre bis zur Erfüllung des Kinderwunschs. Sie erleben traumatisierende Fehlgeburten, zahlen Summen im fünfstelligen Bereich, nehmen unzählige Medikamente, lassen schmerzhafte Eingriffe vornehmen. Ein Tabuthema.
„Na, das wurde aber auch mal Zeit„, kann in einem solchen Fall extrem verletzend sein.
Genauso wenig ist ungeplant gleichzusetzen mit ungewollt. Und ebenso unwichtig ist es, ob die Eltern miteinander verheiratet sind. Als könne man anhand dieser Informationen im Vorwege die entstehende Liebe zum Kind werten.
Ein Vorschlag: Lasst uns doch daher bitte die Tabuzone vom Kinderwunsch hin zum Kommentieren ohne Sinn und Verstand verschieben. Denn da wäre sie angebracht.
Echtes Interesse, bitte!
Eins ist klar. Das Motiv, absichtlich die werdenden Eltern vor den Kopf zu stoßen, hat wohl niemand. Mir ist bewusst, dass man auch keine negativen Gefühle damit vermitteln will. Aber Interesse zu den flashing news hin und oder her: Die oben genannten Beispiele, sowie viele weitere dieser Art, sind nicht nur distanzlos, sondern auch grenzüberschreitend.
Wisst ihr, womit ihr nichts falsch machen könnt? Wenn ihr aufrichtig fragt, wie diejenige sich fühlt und wie es ihr geht. Vor allem freut euch mit. Auch, wenn ihr möglicherweise mit dieser Verkündung nicht gerechnet habt. Es passiert etwas ganz Besonderes für die werdenden Eltern und das solltet ihr sie spüren lassen. Nehmt teil und interessiert euch. Aufrichtig und ehrlich.