Ihr Lieben, es gibt ja Beiträge, die einem lange im Gedächtnis bleiben. So auch der Beitrag von Monique und ihrem Pflegesohn Mario, dessen leibliche Mama schwer drogensüchtig war. Monique hat 11 Jahre lang alles gegeben, um ihrem Pflegesohn Mario ein gutes Leben zu ermöglichen. Doch Mario wurde immer aggressiver, wurde seinen Pflegeeltern und der Schwestern gegenüber handgreiflich, zerstörte Wände, Möbel.
Als er schließlich versuchte, das Haus in Brand zu stecken, wusste Monique, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Mario lebt seitdem nicht mehr bei der Familie. Das alles hat sie uns letztes Jahr erzählt, wir haben mal nachgehört, was sich seitdem getan hat.
„Mein Sohn ist nun 13 Jahre alt. Seit einem Jahr ist er in einem sehr speziellen Programm für sehr spezielle Jugendliche. Dadurch hatten wir persönlich wenig Kontakt, haben aber sehr viel miteinander telefoniert.
Insgesamt finde ich, dass er seine Aggressionen oft schon richtig gut unter Kontrolle hat. Dennoch hatte er im letzten Jahr immer wieder Kontakte mit der Polizei, weil er gestohlen hat, jemanden (unabsichtlich) verletzt hat. Ich habe schon Angst davor, wenn er 14 wird und somit strafmündig ist…
Es sind die kleinen Erfolge, die ich feiere. Denn ich glaube weiterhin fest an ihn. An diese kleinen Erfolge muss ich mich klammern, wenn er wieder mal zerknirscht anruft, um mir zu erzählen, dass er Mist gebaut hat. Es sind immer zwei Schritte vor, ein Schritt zurück – aber auch so kommt man voran, wenn auch nur langsam…
Wir mussten den Pflegesohn loslassen
Ich habe es geschafft, von der Erziehungsberechtigten zur Begleiterin zu werden – und das tut uns als Familie, aber auch ihm gut. Mario ist in der neuen Situation angekommen und ich weiß heute nicht mehr, wie ich das früher alles emotional geschafft habe… Der Schritt, ihn gehen zu lassen, war definitiv der richtige. Wir konnten einfach nicht mehr.
Auch heute kommen Pädagogen und Sozialarbeiter, die jetzt für ihn zuständig sind, immer wieder an ihre Grenzen. Doch die gehen nach dem Dienst nach Hause, bei uns waren es 24 Stunden/7 Tage die Woche. Ohne Pause. Das kann man nicht ewig schaffen.
Für uns als Familie hat sich alles sehr beruhigt. Ich kann mich mittlerweile auch über schulfreie Tage freuen, habe keine Angst mehr vor den Ferien, weil Mario dann rund um die Uhr da war. Wir konnten hier in den letzten Monaten endlich mal zur Ruhe kommen, weil die Aggressionen nicht mehr an uns ausgelassen wurden. Das war vor allem für meine kleine Tochter wichtig. Sie sagte: „Mama, ich hab den Mario sehr lieb und seit er nicht mehr bei uns wohnt, muss ich auch nicht mehr so viel Angst vor ihm haben. Seitdem hat er mich nicht mehr gehauen“.
Diese Aussage war schmerzhaft, denn ich habe darüber nachgedacht, ob ich es nicht zu lange mit Mario ausgehalten habe, ob wir alle nicht zu lange zu viel eingesteckt haben. Auf der anderen Seite zeigen mir solche Aussagen auch immer wieder, wie richtig es war, dass wir uns Hilfe geholt haben und Mario nun nicht mehr bei uns lebt.
Wenn Mario da ist, bin ich angespannt
Nach den Sommerferien werden wir Mario wieder häufiger sehen. Ob und wann er wieder mal bei uns schlafen wird, weiß ich nicht. Derzeit kann ich mir das nicht vorstellen. Er möchte auch wieder mit uns auf Urlaub fahren – auch das ist für mich derzeit schwer vorstellbar. Denn selbst wenn Mario nur ein paar Stunden zu Besuch ist, fahren bei mir alle Antennen aus. Ich bin weiterhin sehr angespannt und in Alarmbereitschaft. Das zeigt sich in vielen Kleinigkeiten.
Wenn beide Kinder zum Beispiel beide gleichzeitig im Pool schwimmen möchten, bin ich immer in der Nähe. Ich glaube nicht, dass Mario heute noch seiner Schwester absichtlich weh tun würde, aber wenn seine Sicherungen plötzlich durchbrennen würden, würde ich für nichts garantieren und ein „Das wollte ich nicht!“ würde die Wunden nicht ungeschehen machen.
Mario ist immer noch ein Teil unserer Familie, aber er wohnt eben nicht mehr hier. Ich weiß, dass er in guten Händen ist, sehe und höre ihn regelmäßig und weiß heute, dass ich sehr viel richtig gemacht habe. Meine Schuldgefühle sind weg und wir alle sind auf einem guten Weg. Mario ist mitten in der Pubertät angekommen und um seinen Bezugsbetreuer zu zitieren: „Einfach wird es nicht, aber er wird es schaffen!