Ihr Lieben, Marlene ist nicht nur Grundschullehrerin, sondern bietet auch Kurse für Kinderyoga an. Und zwar gerade für Kinder, die von der Kita in die Grundschule wechseln oder für Kinder, die von der Grundschule in die weiterführende Schule gehen. Also in umwälzenden Lebensphasen. Wie sehr die Kinder davon profitieren und warum sie Yoga am liebsten als Unterrichtsfach etablieren würde, erzählt sie uns hier.
Liebe Marlene, du bist Grundschullehrerin, vielleicht kannst du uns kurz erzählen, wie die Kinder gerade drauf sind, haben sie die Coronazeit weitestgehend unbeschadet überstanden? Sind Klima und Krieg ein Thema? Ist da grad viel Unruhe im Klassenraum oder normalisiert sich so langsam wieder alles etwas?
Ich bin seit 13 Jahren Grundschullehrerin und mache meine Arbeit wirklich sehr gerne. Ich liebe es, mit Kindern zusammen zu sein und ihnen etwas auf ihren Lebensweg mitgeben zu dürfen. In der jetzigen Zeit ist mir dies ein besonderes Anliegen. Viele Kinder haben mit Ängsten zu tun und sind verunsichert. Umso wichtiger finde ich es, meinen Fokus auf diese Bereiche zu legen und jedes Kind für sich zu sehen und es zu unterstützen und ihm Sicherheit und Vertrauen zu schenken.
Neben deiner Arbeit als Grundschullehrerin unterrichtest du auch Kinderyoga, wie kam es dazu?
Ich durfte mich in einem Urlaub selbst von der Wirkung des Yogas überzeugen und habe dann während meiner Elternzeit eine Kinderyogaausbildung gemacht. Es hat mir großen Spaß gebracht und so habe ich meine Marke Regenbogen-Yoga entwickelt und nebenberuflich 2017 gegründet. Besonders Kinder sollten schon früh Werkzeuge kennenlernen, die helfen können, sich, ihre Emotionen und den eigenen Körper zu regulieren – und dafür ist mein ganzheitliches Konzept meiner Meinung nach sehr gut geeignet.
Du bietest unter anderem auch einen speziellen Schulübergangs-Yogakurs an, was hat es damit auf sich? Inwiefern profitieren die Kinder davon? Wie wird er angenommen?
Bei meiner Tätigkeit als Grundschullehrerin habe ich immer wieder mit sehr unterschiedlichen Kindern zu tun, die in ihrem Wesen einzigartig sind. Im täglichen Umgang mit ihnen nehme ich besonders am Ende der Grundschulzeit immer wieder wahr, dass sie mit eigenen Ängsten und Bedenken konfrontiert werden. Die Kinder haben viele Fragen und es treten häufiger Selbstzweifel und Unsicherheiten auf.
Der Übergang von der Grundschule in eine weiterführende Schule und auch der Übergang von der Vorschule in der Kita in die Grundschule ist für Kinder ein deutlicher Einschnitt, der zum Teil stark verunsichern und sie aus ihrer Mitte bringen kann. Es war mir ein Anliegen, die Ängste und Bedenken aufzugreifen.
Sie erhalten durch das von mir speziell entwickelte und geschützte Konzept ein Grundgerüst für den Übergang in die neue Schule, das ihnen Sicherheit und Vertrauen schenken kann. Ich habe deutlich gemerkt, dass die Kinder je nach Temperament unterschiedlich mit der Situation umgehen. Es gibt Kinder, die ziehen sich zurück und werden ruhiger und unsicherer und es gibt Kinder, die werden unruhiger und emotional ausfallender. Hier sollte man individuell auf die Kinder eingehen und sie dort abholen, wo sie sich gerade befinden. Sowohl als Eltern, als auch als Lehrkräfte und Erzieher:innen.
All das wird in meinem Schulübergangskurs aufgegriffen und thematisiert. Es erleichtert einen fließenden Übergang ohne Angst und fördert Vertrauen in sich selbst und das Leben sowie die Möglichkeit, sich mit dem Neuen auseinandersetzen zu können. Dabei helfen ihnen zwei Hauptcharaktere mit ihren Geschichten, die mit ihrer liebevollen Leichtigkeit Unterstützung zur Bewältigung und Übungen geben.
Magst du uns außerhalb vom Yoga nochmal ein paar Worte zu dieser besonderen Schul-Übergangszeit sagen? Wie können wir die Kinder gut begleiten, was ist für die Kinder essentiell wichtig in dieser Phase?
Es sollte einem erst einmal überhaupt bewusst sein, sowohl als Elternteil als auch als Erzieher.innen/ Lehrer:innen, dass das Verhalten der Kinder auch mit dem bevorstehenden neuen Lebensereignis zusammenhängen kann. Oftmals ist einem das gar nicht so bewusst. Die Kinder brauchen in dieser Phase ihres Lebens besonders viel Halt und Zuspruch, besonders, wenn zusätzlich etwas nicht so geklappt hat, wie sie es sich gewünscht haben. Das kann von „Nicht-mit-der-Freundin-oder-dem-Freund auf eine Schule-kommen“ bis zu „Die Wunschschule hat mich nicht angenommen“ gehen.
Nun sagt man ja, Kinder handelten vor allem noch sehr intuitiv. Meine eigene Yogalehrerin sagt öfter: Eigentlich wollen wir mit den Übungen genau wieder hin zur kindlichen Intuition, sie bewegen den Körper von sich aus richtig. Warum also braucht es schon für Kinder Yoga und Entspannungsübungen?
Ich denke, dass Kinder in dieser schnelllebigen Zeit genauso viel Entspannungsphasen erhalten sollten wie Erwachsene. Viele Kinder fühlen sich schon sehr früh gehetzt und weisen Stresssymptome auf. Meiner Meinung nach sollten sie deshalb Handlungsstrategien und Übungen kennenlernen, die ihnen dabei helfen können, wie sie sich selbst gut regulieren können und wie sie sich besser entspannen können. Dafür ist Yoga für Kinder und speziell das Regenbogen-Yogakonzept meiner Meinung nach perfekt geeignet.
Du hast 2017 eine eigene Marke gegründet: Regenbogenyoga. Was hat es damit auf sich?
Regenbogen-Yoga ist eine geschützte Marke und ein ganzheitliches Konzept, das genau diese Aspekte in den Mittelpunkt stellt. Neben Kinderyogaelementen bietet es auch viele persönlichkeitsfördernde Elemente.
Es ist mir ein großes Anliegen die Kinder von heute auf die Welt vorzubereiten und ihnen ein wertvolles Handwerkszeug mitzugeben. Das Besondere an meiner Arbeit ist die Ganzheitlichkeit. Nicht nur meine Yogastunden sind ganzheitlich aufgebaut, sondern auch ich betrachte die Kinder ganzheitlich. Es wäre zu eng gedacht, den Kindern einen Raum zu bieten, in dem sie sich entfalten können, ohne sie wirklich kennenlernen zu wollen.
Mit meiner Arbeit als Grundschullehrerin habe ich viele Erfahrungen mit Kindern sammeln können und betrachte sie in ihrem ganzen Wesen. Meine Feinfühligkeit unterstützt mich da zusätzlich. Das, was die Kinder ausmacht, wird in meinen Stunden hervorgehoben und von den Kindern und von mir benannt. Ich lege großen Wert auf ein freundliches und hilfsbereites Miteinander, so dass kein Kind bei mir Angst haben muss, ausgelacht zu werden.
Ich gehe auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder ein und sorge so dafür, dass sie sich selbst besser kennenlernen können um so besser mit unterschiedlichen Situationen umgehen zu lernen. Eine weitere Besonderheit ist mein Stofftier Rufus, das jedes Kind auf seiner Yogamatte zum Kuscheln hat. Von den Eltern meiner Yogaschüler:innen bekomme ich immer viel positives Feedback und Wertschätzung für meine Arbeit, was mich natürlich zusätzlich sehr freut.
Wenn es um Yoga geht, sind immer noch viele Vorurteile im Umlauf, es sei esoterisch oder eine „Ersatzreligion“. Was entgegnest du?
Ehrlich gesagt begegnen mir diese Vorurteile eher selten. Ich denke auch dadurch, dass immer mehr Erwachsene den Mehrwert von Yoga in ihrem Alltag erkennen und lieben lernen, da immer mehr Menschen unterschiedliche Yogarichtungen ausprobieren und es immer mehr unterschiedliche Richtungen gibt.
Du bringst Yoga auch mit in den Klassenraum deiner SchülerInnen. Welche Erfahrungen und Beobachtungen machst du da?
Ich habe durchweg positive Erfahrungen mit Yoga in meinem Klassenzimmer gemacht. In einer Schule habe ich morgens mit einer Yogaeinheit gemeinsam mit den Kindern in den Schultag gestartet und es hat mich sehr fasziniert, wie unterschiedlich im Gegensatz zu den anderen Tagen die Kinder lernen und arbeiten konnten.
Man muss dazu sagen, dass die Kinder bis dahin immer in meine Kurse kamen und ich sie nach meinen Yogakursen dann ja nicht mehr erleben durfte, mir aber die Eltern der Kinder immer wieder sehr positives Feedback drüber gegeben haben, wie entspannt und ausgeglichen ihre Kinder nach meinem Kurs zuhause waren.
Nun war es nach der ersten Yogaeinheit in der Schule das erste Mal, dass ich selbst quasi meine eigenen Früchte ernten durfte (wobei ja die Kinder auch immer selbstverständlich selber ihren Teil dazu beitragen) aber das hat mich schon sehr fasziniert und glücklich gemacht, was für eine tolle Lernatmosphäre in meinem Klassenraum vorherrschte.
Ich bin der Meinung, dass Kinderyoga viel mehr Platz in den Klassenräumen der Schulen finden sollte, z.B. als festes Unterrichtsfach etabliert. Außerdem sollte es meiner Meinung nach auch viel mehr Lehrerfortbildungen und im Übrigen auch Kitafortbildungen zu diesem Thema geben, denn es unterstützt die Kinder nachweislich beim Lernen und Zusammensein in der Schule.
Was möchtest du Eltern von Schulübergangskindern und GrundschülerInnen gern noch zum Abschluss mit auf den Weg geben?
Wenn ihr zum Ende der Grundschulzeit merkt, dass euer Kind Schwierigkeiten beim Übergang in die Schule oder in die weiterführende Schule hat, braucht es in dieser Zeit besonders viel Sicherheit und Halt, z.B. in Form von wiederkehrenden Ritualen. Hilfreich ist es bestimmt auch, über die Ängste und Sorgen zu sprechen oder sie in Form eines Tagebuches aufschreiben zu lassen.
Es ist in dieser Situation bestimmt auch hilfreich, den Prozess der Ablösung des Vergangenen (vorherige Schule/ Kita, vorherige Lehrer:innen/ Erzieher:innen, Freunde) gemeinsam mit dem Kind liebevoll zu gestalten. Gemeinsame Gespräche, sanftes Heranführen in die neuen Situationen (eventuell schon einmal zur neuen Schule fahren und sie besuchen, z.B. den Tag der offenen Tür besuchen oder Kontakt zu neuen Mitschüler:innen suchen und aufnehmen, können da bestimmt sehr hilfreich sein). Aber auch das Verabschieden ist in dieser Zeit bedeutsam und sollte liebevoll gestaltet werden.
Ich kann euch und euer Kind auch gerne zusätzlich mit meinem Schulübergangskurs unterstützen. Er beginnt in Kürze online. Meldet euch gerne unter www.regenbogenyoga-hamburg.de bei mir. Ich würde mich sehr freuen. Schaut euch gern auch bei Instagram oder Facebook um.
3 comments
Bei uns gibt es im SAPH Bereich (Klasse 1+2) jede Woche eine Stunde Yoga und meine Tochter hat es geliebt.
Wurde von der Klassenlehrerin begleitet und diese eine Stunde war gut investiert!
Die Kinder haben schon genug Unterrichtsfächer! Das kann man im Sportunterricht ( als Anfang oder Abschluss der Stunde) integrieren. Und soziale Kompetenzen werden ( eigentlich) generell in der Klasse vermittelt bzw spezifisch in Sachkunde ( Grundschule), Ethik und Religion ( weiterführende Schule). Man muss den Kindern nicht noch längere Unterrichtstage zumuten. Zumal gerade jüngere Kinder sich auch austoben wollen bzw den Wechsel zwischen verschiedenen Übungseinheiten in der Sportstunde mögen. Und gerade Mannschaftsspiele für den Teamgeist bzw das Miteinander auch gut sind.
PS.
Die Werte wurden in der Grundschule meines Sohnes ganz ohne Yoga vermittelt/ gelebt. Das sollten Grundschulpädagogen generell tun und können, ganz ohne Yoga ihre Klasse kennen und die einzelnen Kinder wahrnehmen? Und nicht jedes Kind mag Yoga bzw nicht für jedes Temperament ist Yoga geeignet. Das klingt hier bisschen wie das Rad neu erfinden.