Ihr Lieben, im nächsten Jahr macht das erste Stadt Land Mama-Kind seinen Schulabschluss, natürlich haben wir da jetzt schon viele im Freundeskreis, deren Kinder schon jetzt dran sind… das brachte uns auf die Idee, auch mal bei euch nachzufragen. Letzter Schultag! Wie geht es euch als Eltern damit?
Zwei Mütter haben uns dazu Gastbeiträge geschickt, der von Melanie aus Hamburg, die über ihre Tochter erzählt, erscheint hier jetzt. Der nächste ist von einer Jungsmama, den werden wir heute Mittag veröffentlichen. Schon krass, wie schnell das dann im Rückblick doch geht, bis die Kinder einfach ihre Schullaufbahn beenden…
Wow, wann ist unsere Tochter so groß geworden?
Sonntagabend, 21.30 Uhr, der Tatort ist fast vorbei. Mein Mann fragt: „Wann kommt die Große eigentlich nach Hause? Sie muss doch noch packen. Sie fährt auf Chorreise, dachte ich.“ Ich zücke mein Handy und frage sie per WhatsApp: „Wann kommst du?“. „Gegen 23.20 Uhr ;-)“.
Und dann denke ich: „Wow, wann ist das passiert, dass unsere große Tochter ihr Leben selbst in die Hand nimmt, sich selbst organisiert und ihr Ding macht?“ Gerade war noch Corona. Alle im Lockdown und ich hatte alle meine Schäfchen bei mir. Wir sind zu fünft. Mama, Papa und drei Mädels. Und ein Golden Retriever. Hier war so viel los.
Das Abnabeln begann nach der Pandemie
Zum Glück haben wir ein großes Haus, und auch beruflich hat uns die Pandemie nicht so arg mitgenommen. Die Große traf sich regelmäßig online mit ihren Leuten zum Minecraft spielen. Aber plötzlich, als wieder mehr ging, und man wieder rausdurfte und Konzerte stattfanden, nahm sich die Große alle Freiheit, die sie brauchte.
Sie fuhr täglich irgendwo hin und verabredete sich viel. Das war für uns schon ein Anzeichen dafür, dass es jetzt wohl richtig losging – das Abnabeln. Ich selbst fühlte mich gut damit. Die Tochter war glücklich, dann war die Mama das auch.
Sorgen bereitete es mir, dass die Schule dadurch an Priorität verlor. Der Fokus ging eher in die Richtung: Geld verdienen mit ‘nem Nebenjob, das erste eigene Bankkonto, der erste Freund, usw.… Aber ich konnte da zusammen mit meinem Mann gut einlenken.
Letzter Schultag: Sie will ihren Abschluss schaffen!
Jetzt, kurz vorm Abi, zeigt sie deutlich, dass sie den Schulabschluss schaffen will und für ihre Zukunft braucht. Es steht ein duales Studium im Hotelmanagement an. Wie es mir damit geht? Nun, viele erzählen vom Vermissen, so geht es mir nicht: Ich vermisse mein Kind nicht. Ich hatte meine Zeit mit ihr, als sie mich brauchte. Und ich habe es genossen. Als sie klein war, und all die Dinge in der großen Welt entdeckte.
Da war ich die Bezugsperson, der Anker und der Schutzraum für sie. Heute bin ich das sicher auch. Aber anders. Ich freue mich unendlich darüber, dass sie so viel Freude am Leben hat. Dass sie eine schöne letzte Zeit mit ihren MitschülerInnen hat. Dass sie reisen kann (9 Euro-Ticket bzw. 49 Euro-Ticket sei Dank). Dass sie auf Partys und Konzerte gehen kann. Am CSD teilnimmt. Dass sie Pläne schmiedet mit ihrem Freund.
Wir leben noch zusammen, sehen uns aber nicht mehr so viel
Bei uns hingegen ist es nun etwas ruhiger. Wir haben noch zwei weitere Kids (7 und 12 Jahre alt) und mein Mann hat noch eine 25jährige Tochter, die schon eine lange Weile nicht mehr bei uns wohnt. DIe beiden „Kleinen“ fragen häufig nach ihrer großen Schwester, erleben aber keinen Verlust, wenn sie mal wieder nicht da ist. Weil es kein Verlust ist und wir das auch nicht vorleben, glaube ich.
Umso mehr freuen sich alle aufeinander, wenn wir uns mal zum Essen verabreden. Oder zum gemeinsamen Filmabend. Und obwohl sie noch zu Hause wohnt, trifft man sich eben eher selten. Ihr Alltag ist nun ein anderer, und passt nicht mehr zum Familienalltag. Und das ist okay so für mich.
Heute steht der allerletzte Schultag in ihrem Leben an
Jetzt, am heutigen Freitag, hat sie ihren allerletzten Schultag. Ich glaube, sie selbst ist da wehmütiger als ich. Sie sagt oft selbst, dass ihr das alles viel zu schnell geht mit dem Großwerden… Dennoch freut sie sich auf das Abenteuer „Leben“. Sie sagt es so nicht, aber ich spüre es. Denn sie ist glücklich mit ihrer neuen Freiheit. Das beruhigt mich und macht mich ehrlich glücklich.
Nach einem Zitat von Wotan Wilke-Möhring: «Das Ziel von Kindererziehung ist ja, dass sie dich nicht mehr brauchen. Und das ist wahre Liebe: Dass du eben nichts von ihnen willst, außer dass sie sie werden und glücklich sind.»
1 comment
Toll, ich wünsche Deiner Tochter, dass sie einen herrlichen letzten Schultag heute hat und heute Abend hoffentlich noch eine schöne Party folgt! Dann geht es los mit den Abi- Prüfungen, dafür wünsche ich auch viel Erfolg. Ich erinnere mich noch sehr lebendig an diese Zeit bei mir, obwohl sie über 20 Jahre her ist. Die Späße mit den Lehrern am letzten Schultag, das Büffeln für die Prüfungen und dann der Abi- Ball! Ich habe diese Zeit genossen und das erste Mal in diesen langen Ferien nicht gejobbt, weil ich meinen Ausbildungsvertrag schon in der Tasche hatte. Am 01.08. ging dann mein Berufsleben los und noch heute schaue ich wehmütig auf die endlos langen Tage mit Müßiggang nach dem Abi zurück. Ich habe dann später noch berufsbegleitend an der Fernuni studiert, dabei meine Kinder bekommen etc… so unbeschwerte freie Zeit, wie dieser Sommer damals kam nie wieder! Toll, dass Du Dich mit ihr freuen kannst! Ich hoffe, ich bekomme das auch so hin, wenn meine Kinder an dem Punkt angekommen sind (da habe ich bis zum ersten Kind auch noch 6 Jahre). Ich wünsche Euch einen wunderbaren Sommer!