Ihr Lieben, als Jenny aus dem Urlaub zurückkehrt, ist sie schwanger vom Tinderdate. Sollte sie das Kind kriegen? Ihr Lover schwankt zwischen Abtreibung und doch das Kind kriegen und ist ihr keine große Hilfe. Sie hingegen weiß ziemlich schnell, was sie will. Sie entscheidet sich FÜR das Kind, obwohl sie mit dem Kindsvater nie zusammen war. Hier erzählt sie uns, wie es ihr heute geht und wie das damals alles war entschieden,
Liebe Jenny, deine Tochter ist heute fast 3, du bist alleinerziehend, wie sieht euer Alltag zu zweit aus?
Ich bringe meine Tochter so gegen halb neun mit dem Fahrrad in die Kita und arbeite dann ab ca. 9 Uhr von zu Hause aus. Zwischen 15.30 und 16 Uhr hole ich sie dann ab und danach machen wir meistens noch was Schönes: Playdates auf dem Spielplatz, Einkaufen, Eis essen, zum Kinderturnen oder ins Familienzentrum.
Bei uns ist immer viel los. Dann Abendessen und Bettgehritual. Meistens ist es dann so 20.30 Uhr, bis sie eingeschlafen ist. Oft räum ich dann noch auf, arbeite noch was oder telefoniere mit meiner Freundin und falle hundemüde ins Bett. Einmal in der Nacht weckt sie mich noch auf und ich geh mit rüber in ihr Bett 🙂
Mit dem Vater deiner Tochter warst du nie zusammen, wie habt ihr euch damals kennengelernt?
Ganz unspektakulär über Tinder 😉 Nachdem wir uns drei Monate lang kannten, war ich schwanger.
Plötzlich warst du schwanger vom Tinderdate. Hast du ihm von deiner Schwangerschaft erzählt? Wenn ja, wie? Und wie war seine Reaktion?
Ja, wir waren damals zusammen im Urlaub, als ich zwei Tage überfällig war, aber noch nicht wusste, ob ich tatsächlich schwanger bin. Am nächsten Tag sind wir zurückgeflogen und direkt vom Flughafen zur Apotheke am Berliner Hauptbahnhof, da es ein Sonntag war…
Wir haben direkt zwei Schwangerschaftstests gekauft und sind in meine Wohnung gefahren. Beide Tests waren positiv und ich schwankte zwischen Heulen, Panik und Freude. Er war sehr schockiert und überfordert und ist dann auch bald gegangen.
Die nächsten Tage bestanden aus einem ewigen Hin und Her zwischen „Behalt das Kind und treib es ab“. Er war mir leider keine große Stütze in der Zeit. Ich war alleine bei der Schwangerschaftskonfliktberatung und auch bei den ersten Frauenarztbesuchen.
Ich habe mich dann bewusst für das Kind entschieden, egal ob mit oder ohne ihn.
Hattest du irgendwelche Unterstützung in der Schwangerschaft?
Zu Beginn hatte ich gute Freunde an meiner Seite, wobei sich die meistens allerdings zurückgezogen haben, weil sie nicht verstehen konnten, dass ich noch Kontakt zum Kindsvater habe. Meine Familie war mir eine emotionale Hilfe, aber die wohnt leider nicht vor Ort. Ich war viel alleine mit meinen Gedanken, Sorgen und Ängsten.
Warst du allein bei der Geburt oder hattest du eine Begleitung?
Der Kindsvater war mit bei der Geburt. Ich hatte einen Blasensprung und er hat mich dann direkt ins Krankenhaus gebracht. Bei der Geburt war er mir schon eine Stütze, allerdings kam meine Tochter im ersten Lockdown zur Welt und daher durfte er nicht mit auf Station.
Wie war die Wochenbett-Zeit für dich?
Wahnsinnig schön und anstrengend zugleich. Zu Beginn war ich mit meiner Tochter bei ihrem Vater in der Wohnung, was für mich die reinste Katastrophe war, weil er sein Leben einfach wie vorher gelebt hat und mir im Wochenbett keine große Hilfe war. Zum Glück ging es mir körperlich ganz gut, so konnte mich gut um mein Baby kümmern.
Wie schaust du heute auf eure Begegnung zurück? War es für dich Schicksal, weil genau dieses Kind zu dir wollte?
Auf jeden Fall. Ich wollte immer Mutter werden, zwar nie unter diesen Umständen und auch nicht mit diesem Mann. Aber rückblickend betrachtet bin ich mehr als froh, dass sie in mein Leben getreten ist und ich daran wachsen durfte. Ich bin heute ein anderer Mensch und ich genieße jede Sekunde mit ihr.
Haben deine Tochter und ihr Papa Kontakt?
Ja, den hatten sie immer. Mal mehr, mal weniger. Jetzt haben wir ein Umgangsmodell. Er nimmt sie jedes zweite Wochenende von Freitag bis Montagfrüh. Und in der Woche, in der ich sie auch am Wochenende habe, übernimmt er den Mittwoch. Sie freut sich immer sehr auf ihn und sie hat auch zu seiner Familie guten Kontakt.
Wie versteht ihr euch als Eltern?
Es ist ein ständiges Auf und Ab. Am besten ist es, wenn wir so wenig Kontakt wie möglich haben, da wir viele Dinge sehr unterschiedlich sehen und keine Einigung finden. Wichtiger ist aber, dass es der Kleinen gut geht. Sie erzählt nun immer öfter, was sie zusammen gemacht haben und wie es bei Papa war.
Wie reagiert euer Umfeld auf eure Geschichte?
Am Anfang gab es sehr viel Unverständnis, warum ich mich für diesen Weg entschieden habe und dazu auch noch Kontakt zum Kindsvater pflege. Seine Familie hat mich herzlich aufgenommen, auch wenn ich jetzt nur noch guten Kontakt zu einer seiner Schwestern pflege. Meine Freunde mögen ihn leider allesamt nicht, weil viel vorgefallen ist zwischen uns beiden. Meine Familie verhält sich neutral ihm gegenüber, wobei es da auch kaum Berührungspunkte gibt.
1 comment
schöne Geschichte, da es der Frau gut mit sich geht…viel Glück euch beiden!
ich finde den Mut der Frau einfach nur wahnsinnig toll und wünschte, jede hätte diese Einstellung und Kraft zum Leben💛
meine Anmerkung hat nicht mit dieser Frau direkt zu tun, ganz allgemein:
in meinem Kopf ist jeder Geschlechtsverkehr eine potentielle Schwangerschaft.
wie irgendjemand sich absolut sicher sein kann, nach Geschlechtsverkehr (im klassischen Sinn-> Spermium und Eizelle können sie treffen) nicht schwanger werden zu können, ist mir ein Rätsel.