Ehrenamt im Ronald McDonald Haus in Tübingen: „So sinnvoll!“

Ehrenamt

Ihr Lieben, Christina hatte immer das Bedürfnis, neben ihrer Arbeit und Familie auch noch etwas Gutes zu tun und sich sozial zu engagieren. Wie es dazu kam, dass sie sich nun im Ehrenamt des Ronald McDonald-Hauses in Tübingen engagiert, welche Aufgaben sie dort übernimmt und wie sie von der Arbeit profitiert, erzählt sie uns hier.

Liebe Christina, als ich neulich erzählte, dass ich im Ronald McDonald Haus in Köln war, wo Familien wohnen können, deren Kindern nebenan in der Kinderklinik liegen, da hast du erzählt, dass du als Ehrenamtliche im Ronald McDonald Haus in Tübingen arbeitest, wie kamst du dazu?

Liebe Lisa, es freut mich sehr, hier von meinem Ehrenamt im Ronald McDonald Haus in Tübingen zu erzählen! Die vergangenen sieben Jahre habe ich als „Kochmutter“ bei meinem Sohn in der Schulmensa alle zwei Wochen ehrenamtlich gearbeitet und war dort außerdem im Förderverein der Schule aktiv. Da die Einsatzzeiten unter der Woche immer schwerer mit meinem Job zu vereinbaren waren und mein Sohn die Oberstufe an einer anderen Schule fortführt war es auch für mich an der Zeit, dieses Kapitel zu schließen. 

Ich folge seit längerem dem Instagram Account von Diana „herzbubedaniel“. Diana ist für mich der Inbegriff einer Löwenmutter. Bewundernswert wie sie diese schwere Situation meistert, vor allem die Zeit des Wartens auf ein neues Herz für ihren Sohn Daniel. Die Stärke, die positive Einstellung, die Liebe, die von ihr ausgeht ist einzigartig.

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Neben den Bildern und Erlebnissen aus der Klinik hat Diana auch manchmal aus dem Ronald McDonald Haus in München berichtet. Dort hatte sie einen Rückzugsort, der enorm wichtig war für sie. Hier konnte sie Energie tanken, ein bisschen das Gefühl von zuhause spüren, sich mit anderen Eltern außerhalb des Klinikalltags austauschen und dann wieder gestärkt für Daniel da sein. 

Mir ist dann eingefallen, dass es in Tübingen auch ein Ronald McDonald Haus gibt und ich vielleicht dort diese tolle Einrichtung unterstützen könnte. Habe dann direkt aus dem Urlaub in den Weihnachtsferien eine Mail an die Ansprechpartnerin in Tübingen geschickt und kurze Zeit später wurde ich zum Kennenlerngespräch eingeladen. 

Was gibt dir ganz persönlich die Arbeit mit den Familien in dem Haus?

Ich arbeite seit über 25 Jahren in der Landesbank Baden-Württemberg im Risikomanagement. Meine Arbeit macht mir Spaß, aber es geht in erster Linie um Zahlen und Fakten. Der Konzern fördert zwar über Aktionen zahlreiche soziale Projekte – aber da bin ich ja nicht mitten drin dabei. Deswegen ist es mir immer wichtig gewesen, neben meinem Job auch noch einer sozialen Tätigkeit nachzugehen. 

Hier im Ronald McDonald Haus bin ich direkt bei den Menschen und kann sie unterstützen. Manchmal nur mit der Tatsache, dass ich die Kaffeemaschine reinige oder die Milch für den Cappuccino auffülle, ihnen eine Busfahrkarte ausgebe und die Eltern damit nachmittags mit dem Bus runter in die Stadt fahren können. Es ist ein schönes Gefühl, wenn die Eltern und Familien sich bei der Abreise bedanken und sagen, dass sie sich wohlgefühlt haben und man das auch wirklich spürt. 

Wie sehen deine Arbeitszeiten dort aus – und deine Aufgaben?

Gewünscht ist, dass jeder ehrenamtliche Mitarbeiter 3 Stunden pro Woche für das Ronald McDonald Haus tätig ist. Es gibt ganz viele verschiedene Einsatzmöglichkeiten: Wochenenddienst (An- und Abreisen), Kuchen backen, Unterstützung der hauptamtlichen Hauswirtschaftsmitarbeiterinnen (z. B. Zimmer für neue Gäste vorbereiten), Deko je nach Jahreszeit basteln und das Haus schmücken, Geschenke für die Eltern vorbereiten.

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Besonders schön finde ich die Idee mit dem Verwöhn-Abendessen. Donnerstags werden die Eltern bekocht und müssen sich um nichts kümmern und können den Abend und das vorbereitete Essen der Ehrenamtlichen genießen. 

Da ich unter der Woche arbeite, habe ich mich für den Wochenenddienst entschieden und bin dann in der Zeit Ansprechpartner für die Eltern vor Ort. Ich bin meistens sonntags für etwa zwei Stunden im Haus und übernehme die An- und Abreisen. Zeige den Familien, die zum ersten Mal da sind, das Haus, erkläre die Hausregeln und die Nutzung der Gemeinschaftsküchen und begleite sie in ihr Zimmer. Bei der Abreise schauen ich, ob das Zimmer sauber ist (die Familien sind selbst für die Reinigung der Zimmer zuständig) und nichts in den Schränken im Zimmer und der Küche vergessen wurde. 

Das Haus in Tübingen ist wunderschön, sehr hell und geräumig. Auf den drei Stockwerken lüfte ich morgens und auf dem Weg über das Treppenhaus desinfizieren ich das Geländer und die Türgriffe. Kurz bevor ich gehe, sind die meisten Familien fertig mit dem Frühstück und dann reinige ich die Kaffeemaschine, fülle Kaffee und Milch nach. Denn für den Kaffee zwischendurch sind alle Besucher dankbar und die Mitarbeiter auch!

Für die Dienste kann man sich online eintragen, es gibt keine fixe Vorschrift. So kann jeder seinen Einsatz passend zu den sonstigen privaten und beruflichen Terminen planen. Wenn mal eine Lücke entsteht, melden sich die Hauptamtlichen bei uns Ehrenamtlichen und fragen, wer kurzfristig noch unterstützen kann. Da springe ich, wenn ich es einrichten kann, auch zwischendrin mal ein. 

Was wird den Ehrenamtlichen, die sich dort engagieren, geboten?

Eine nette Gemeinschaft, auch wenn sich die Ehrenamtlichen untereinander nicht alle sehen und kennen. Möglichkeiten sich untereinander kennenzulernen gibt es aber immer wieder. Jedes Jahr gibt es eine Weihnachtsfeier für die Ehrenamtlichen in Tübingen und im Sommer einen gemeinsamen Ausflug. Aber es sind auch die kleinen Dinge, die besonders und nicht selbstverständlich sind, ein lieber Geburtstagsgruß oder eine kleine Aufmerksamkeit zu Weihnachten. 

Einmal im Jahr lädt die McDonald’s Kinderhilfe Stiftung die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ganz Deutschland (etwa 840) als Dankeschön zur „Sternfahrt“ ein. An dem Wochenende finden Workshops zur Weiterbildung statt. Das Angebot reicht vom Erste-Hilfe-Training über Fachvorträge von Medizinern, sozialen Fragen wie Umgang mit Familien in Krisen bis hin zu kulinarischen Schulungen. Ein Highlight ist der Gala-Abend. Bisher war ich noch nicht mit dabei, freue mich aber jetzt schon auf den Termin im Juli.

Wie ist der Zusammenhalt unter den Ehrenamtlichen? Aber auch zwischen den Ehrenamtlichen und den Hauptamtlichen?

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Es ist ein nettes und offenes Miteinander, das schätze ich sehr. Als ich die ersten Male im Haus war und beim „Schnuppern“ andere Ehrenamtliche bei ihren Aufgaben begleitet habe, wurde ich freundlich empfangen und mir wurde alles in Ruhe erklärt. 

Zwischen den Mitarbeitern und den Ehrenamtlichen ist es ein sehr wertschätzender Umgang. Sei es ein kleiner Post-ist mit DANKE auf dem Kuchenbehälter, wenn ein Kuchen mitgebracht wurde oder eine nette Nachricht für das kurzfristige Einspringen. Und auch als ich vor ein paar Wochen krankheitsbedingt meinen Einsatz am Vortag abgesagt hatte und damit die Kollegin der Bereitschaft einspringen musste, war sie so freundlich, dass ich kein schlechtes Gewissen hatte, als ich aufgelegt habe. 

An meinen Wochenenddiensten bin ich alleine, kann aber jederzeit eine der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen, die Bereitschaft hat, anrufen, wenn etwas unklar ist und ich Unterstützung brauche. Die Kommunikation erfolgt im Wesentlichen per Mail. Alle drei Monate findet ein sogenanntes TEAM statt, hier werden offene Fragen beantwortet und aktuelle Themen besprochen. 

Welches Schicksal hat dich bislang am meisten berührt?

Das kann ich so pauschal gar nicht sagen. Oft weiß ich nicht, wie lang die Familien schon da sind und welche Erkrankung ihr Kind hat, das sehe ich erst bei der Abreise. Die Familien, die über mehrere Wochen oder Monate zu Gast im Haus sind, werden natürlich groß von den hauptamtlichen Mitarbeitern des Hauses verabschiedet. 

Mich persönlich berührt es sehr, wenn ich die Geschwisterkinder sehe. Manchmal erzählen sie, dass ihr Bruder oder ihre Schwester noch im Krankenhaus sind. Die Eltern müssen auch stark für die Geschwisterkinder sein. Oft empfinde ich es sogar so, dass die Kinder stark für ihre Eltern sind. Das ist schön und traurig zugleich. Manche Eltern sind ganz offen und erzählen, anderen fällt es schwer überhaupt zu sprechen und kämpfen mit den Tränen. 

An die erste Anreise, die ich alleine bearbeitet habe, erinnere ich mich noch sehr gut. Es war eine Mutter, die erst vor wenigen Tagen ihr Kind entbunden hatte, das einen Herzfehler hat. Ihr standen mehrere Krankenhausaufenthalte bevor. Schon auf dem Weg in ihr Zimmer hat sie mir erzählt, dass sie sich Bilder im Internet von dem Haus angeschaut hat und sofort beruhigt war, dass es hier so schön ist. Jetzt ist sie einfach glücklich, hier so einen schönen Rückzugsort zu haben. Sie hat richtig gelöst und erleichtert gewirkt. 

Was ziehst du aus deiner Arbeit im Haus?

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Auf der einen Seite große Dankbarkeit, dass es mir und meiner Familie gut geht. Die eigenen Probleme (nicht erledigte Hausaufgaben, schlechte Stimmung am Morgen, unaufgeräumtes Zimmer des Teenagers) sind schnell vergessen und manchmal fühle ich mich auch schlecht weil ich mich über solche „Kleinigkeiten“ aufrege…  

Und ein zufriedenes Gefühl, wenn ich nach meinem Dienst nach Hause fahre, nette Begegnungen hatte und einem anderen Menschen etwas Gutes tun konnte. Das Wissen, dass das Ronald McDonald Haus nur in der Form für die Familien existiert, weil es Ehrenamtliche gibt, auf die die Mitarbeiter zählen können und ich auch ein Teil dieses Teams bin. 

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3 comments

  1. Nach der Geburt unserer ersten Tochter waren wir auch 2 Wochen in einem Ronald McDonald Haus. Wir wurden sehr liebevoll empfangen und fühlten uns sehr gut aufgehoben. Und auch als unser Kind leider verstorben ist waren die Mitarbeiter einfühlsam und spendeten uns etwas Trost und haben auch unsere Fragen beantwortet. Ich war sehr dankbar in dieser schlimmen Zeit Ansprechpartner zu haben bei denen man spürt dass sie mit dem Herzen dabei sind.
    Und selbst ein Jahr später am Jahrestag erreichte uns eine Karte und ein Buch um zu zeigen dass sie nicht vergessen wird<3
    Vielen Vielen Dank für eure soo wichtige Arbeit!

  2. Oh wie toll!
    Wir haben mit Kind 4 Wochen im RMDH in Aachen gewohnt! Auch da haben viele freiwillige und engagierte Menschen uns eine schwere Zeit „erleichtert“.

    Bei uns gab es einmal wöchentlich ein Frühstück aus einem anderen Land! So toll, mitten in dem Chaos durch so Kleinigkeiten abgelenkt zu werden!

    Die Häuser bieten nicht nur Betten und ein Dach, sondern – dank des Engagements – einen neutralen sicheren Hafen!

    Die immer saubere Kaffeemaschine kann einem schon mal Tränen in die Augen treiben. Schnell nen Kaffee ziehen, dem Geschwisterkind in dem liebevoll – von ehrenamtlichen- aufgeräumten Spielzimmer zusehen.

    Oder im Garten 4 Minuten Sonne genießen dürfen, der von den ehrenamtlichen in Schuss gehalten wird.

    Man fühlt sich umsorgt, gesehen, gehalten!

    Danke!!! ❤️❤️❤️

  3. Liebe Christina,

    ich war selbst mit meinem Mann für mehrere Wochen/Monate im
    RMD Haus Tübingen untergebracht, solange unser Sohn in der Klinik behandelt wurde.
    Vielleicht sind wir uns in dieser Zeit ja mal über den Weg gelaufen? Auf jeden Fall möchte ich nochmal betonen wie wichtig die ehrenamtliche Helfer für Alle sind. Von Herzen vielen vielen Dank für deinen/euren Einsatz <3

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