Ihr Lieben, der Begriff „Self-Care“ ist ja in aller Munde. Aber was bedeutet das genau und wie schafft man es, im stressigen Alltag zwischen Beruf und Familie auch noch Auszeiten einzubauen? Ann-Kathrin vom Blog www.inspiriermich.de hat uns hierzu einen sehr schönen Text geschrieben, aus dem wir alle noch ein bisschen was mitnehmen können.
„Wandern, frische Bergluft, ausschlafen. Selbstbestimmung, wann ich was machen will. In Ruhe essen. In Ruhe aufs Klo gehen. In Ruhe duschen. Keine Verantwortung für niemanden haben, außer für mich selbst. Ich weiß schon, was mir gut tut, und ich weiß auch, dass Selbstfürsorge die Grundlage dafür ist, dass ich eine ausgeglichenere und entspanntere Mutter bin. Ausgeglichen und entspannt ist gut. Mehr Mary Poppins, weniger Hulk.
Das Problem ist, dass es wirklich verdammt schwer ist, das im Alltag mit drei kleinen Kindern und ohne familiäre Unterstützung umzusetzen, ohne dabei dem Papa, der ja selbst auch aus dem letzten Loch pfeift, regelmäßig zu viel zuzumuten. Denn wenn sich einer rauszieht, muss der andere mehr machen.
Dass die Schwiegereltern mir ein lange Wochenende in Bayern als Mini-Kur durch ihre Unterstützung ermöglicht haben – unbezahlbar. Aber leider nicht jedes Wochenende möglich. Ich hab gefragt. Hab die Zwillinge in ihren niedlichsten Bärchen-Pyjamas „Zum Burtstag viel Gück, liebe Oooma“ trällern lassen und den 5-jährigen angehalten, eins seiner berühmten Penis-, äh, Leuchtturm-Bilder (mit Ball und Kokosnuss!) für sie zu malen. Ohne Erfolg, die nächsten Wochenenden sind wir leider wieder auf uns gestellt 🙂
Darum habe ich in letzter Zeit verstärkt gesucht, in mich reingehorcht, reflektiert, was hilft mir im Alltag auf dem Weg zu der Mutter, die ich sein will? Hier ein paar Erkenntnisse:
Emotionale Stabilität
Die Basis für meine Ausgeglichenheit als Mutter ist, dass es mir gut geht. Mir geht es gut, wenn ich genügend Schlaf, Ruhe, Essen, Sport und Zeit für mich (am liebsten in der Natur) habe. Spoiler: In den letzten 2 Jahren ging es mir nicht besonders gut.
Aber: Es wird. Das Alter der Kinder (z.B. im Gegensatz zum Baby auch mal warten zu können) und die Umstände (Kita) erlauben langsam mehr kleinere Freiräume. In der Theorie. In der Praxis füllt die Arbeit die Lücken, ist ständig irgendein Kind krank zu Hause, begleitet man bis über die eigene Bettgehzeit hinaus abends in den Schlaf und findet kein Fünkchen Energie mehr im Körper, um sowas wie Sport zu machen, auch wenn der Rücken danach schreit.
Aber: Nicht nur mir, sondern auch meiner Familie zuliebe versuche ich trotzdem immer wieder, gut für mich zu sorgen. Wie im Flugzeug, wo man ja auch erst sich selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen soll, um sich dann gut um die Kinder kümmern zu können. Heißt: So viel Unterstützung wie möglich durch Leih-Oma, Babysitter, Putzfrau, andere Eltern, und immer mal wieder die Großeltern. Kurze Pausen dank Sendung mit der Maus. Ansprüche reduzieren – dann wird eben doch mal länger geguckt oder später von der Kita abgeholt, wenn gar nichts mehr geht. (Wie meine Schwester zu sagen pflegt: „Die müssen ja in der Kita keine Kleidung im Keller nähen, sondern haben da eine gute Zeit.“)
Möglichst gesunde Ernährung, um Energie zu tanken (Nüsse sind gesund, oder? In Nutella sind doch Nüsse drin…?). Arbeitszeiten so legen, dass ich im besten Fall zwei Mal die Woche vormittags Sport machen kann (wenn wirklich mal alle drei in der Kita sind). Kreativ sein, klein denken: Der ganze Körper schmerzt, aber ich bin abends zu müde fürs Sportprogramm (umziehen, Sport, duschen)? Dann im Schlafanzug nur noch fünf kleine Übungen auf dem Teppich machen.
Austausch mit anderen Müttern – das hat so gefehlt in den letzten zwei Jahren! Unterstützende Gespräche, und nach erfolglosen Versuchen mit Johanniskraut und Schüssler Salzen auch ein stimmungsstabilisierendes, schmerzlinderndes Medikament. Die beste Entscheidung seit langem.
Akzeptanz
Leiden = Schmerz x Widerstand. Was heißt das? Um zufriedener zu sein, kann ich natürlich versuchen, das zu verändern/vermeiden, was „schmerzt“. Ein Beispiel: laut werden und dann wieder Schuldgefühle haben.
Ich versuche natürlich immer die Prävention, damit es gar nicht erst zu dem „Schmerz“ (= Problem) kommt (siehe Punkt 1). Aber nach etlichen Selbsthilfebüchern, Elterntrainings, Beratungen, nervenberuhigenden Mitteln etc. etc. bin ich inzwischen an dem Punkt, wo ich besser akzeptieren kann, wenn es mal nicht so läuft, wie ich mir das wünsche.
Damit erteile ich mir nicht die Erlaubnis, meine Kinder regelmäßig anzubrüllen, denn mit Akzeptanz ist nicht Resignation gemeint – ich arbeite jeden Tag an mir und versuche, mein Bestes zu geben. Wenn es dann aber doch nicht so läuft, wie ich es mir idealerweise wünsche, versuche ich mich nicht mehr zusätzlich mit Schuldgefühlen zu zermürben. Ich entschuldige mich, ich bleibe mit meinem Kind in Verbindung. Ich sage mir „Es ist, wie es ist“ und versuche es trotzdem, beim nächsten Mal besser zu machen.
Die Akzeptanz bezieht sich aber auch auf die unfassbar anstrengende Lebenssituation. Was natürlich leichter fällt, da einiges (aber nicht alles) zunehmend etwas einfacher wird (Fremdbetreuung, mehr eigenständiges Spiel, weniger Kita-Krankheiten, immer öfter durchschlafen). Das Hadern damit, wie unglaublich anstrengend alles ist und dass man es gern anders hätte, hilft leider schlichtweg nicht, sondern vergrößert nur das Leiden.
Auch wenn es immer noch Momente gibt, in denen ich mich wunderbar selbst bemitleiden kann. Meistens abends gegen 7. Und klar, wir gucken trotzdem ständig, ob wir noch an irgendeinem Schräubchen drehen können für ein wenig mehr Entlastung. Aber: Drei kleine Kinder, Zwillinge, Corona. Es ist, wie es ist.
Achtsamkeit
Das klingt so ausgelutscht, man hat es ja schon tausend Mal gelesen. Aber die Umsetzung im Alltag ist so schwer! Ich wünsche mir so oft mehr Leichtigkeit, mehr Freude, weniger Anstrengung. Der Schlüssel liegt wohl mitunter darin, die schönen, leichten, freudigen Momente im Alltagstrubel nicht einfach unbeachtet vorbeiziehen zu lassen. Kurz innezuhalten bei dem, was man gerade macht (Wäsche waschen, aufräumen…okay, realistischer: im Handy scrollen, heimlich Nutella aus dem Glas löffeln) und ganz in dem Moment zu sein, ganz beim Kind zu sein, weil es gerade ein neues Lied trällert, mit dem Geschwisterchen spielt und dabei freudig gluckst, dir die Welt erklären will…
Die Momente gehen so schnell vorbei, und schon muss wieder einer gewickelt werden, der andere schreit und der nächste fällt vom Stuhl. Aber diesen einen Moment habe ich bewusst genossen.
Aufteilen
Mein Schwager meinte mal: „Mit allen drei Kindern gleichzeitig rausgehen? Nur, wenn das Haus brennt“. Das muss man erstmal begreifen, dass alles, was man gleichzeitig mit drei kleinen Kindern macht (das Haus verlassen, bettfertig machen, baden, Ausflüge, spielen, essen), sauanstrengend ist, wenn sie noch so klein sind. Und dass eine Lösung ist, weniger mit allen zusammen zu machen. Das minimiert das Risiko für Stress durch Geschwisterstreit und maximiert die Aufmerksamkeit fürs Kind. Zwei sind schon weniger anstrengend als drei, aber die volle Aufmerksamkeit einem Kind widmen zu können, ist ein Geschenk, für mich und fürs Kind. Wenn man auf dem Spielplatz blitzschnell entscheiden muss, ob man zuerst Kind 2 hinterher sprintet, das gerade Richtung Straße flitzt, oder mit einem Hechtsprung Kind 3 vor einem Zusammenstoß mit der Schaukel rettet, während man Kind 1 schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat, weiß man, dass Unterzahl bei der Kleinkindbetreuung ne schlechte Sache ist.
Das lässt sich bei drei Kindern und zwei Erwachsenen nicht immer vermeiden, aber eine Babysitterin unterstützte uns zumindest bis vor kurzem an den Nachmittagen, wo jeweils einer von uns länger arbeiten musste. Zudem machen wir regelmäßig Ausflüge mit nur einem Kind. Der eine Zwilling ist außerdem allein beim Kinderturnen angemeldet, während die Schwester auf der Warteliste für einen Musikkurs steht. Mit dem Großen machen wir ohnehin viel allein, was meist so viel entspannter ist. Neulich bin ich mit ihm nach Holland zu meiner Schwester geflogen, was ich mit der Kleinen auch noch vor habe. Fast wie Urlaub, auf jeden Fall quality time! „
15 comments
Hallo ihr lieben,
ich finde den Artikel auch super vor allem da ich selber auch 4 Kinder habe und ich mich in vielen Situationen selbst wieder finde. Der große ist elf die Zwillinge vier und die kleine Maus zwei. Was mich auch immer wahrsinnlich stört sind immer die Sprüche der anderen. Die haben keine Ahnung wie oft man am Tag an seine Grenzen kommt und trotzdem sein bestes gibt um allen so gerächt wie möglich zu werden, dass da keine Zeit mehr für einen selbst bleibt ist doch normal. Was ich gelernt habe ist man muss sich wirklich nicht ständig rein reden lassen und auch noch sich Gedanken um die anderen zu machen. Es so zunehmen wie es gerade kommt und selbst nicht so kritisch mit sich selber sein soll. Nicht auf die Hilfe der Familie warten, die man früher unterstützt hat als sie selbst in der schwierigen Zeit waren, da kommt nämlich nichts. Sich nur noch um seinen eigenen Kram zu kümmern den da hat man alle Hände voll zu tun.
Ganz liebe Grüße
Ich frage mich immer, wie viel die Kinder eigentlich noch außerhalb der elterlichen Wohnung verbringen sollen und wie viel Me-Time noch normal ist?! Wofür möchte man Kinder bekommen, wenn es eigentlich einem Horrorfilm gleicht und die Mütter heute mit wirklich allem überfordert scheinen, statt die Zeit zu genießen und reflektieren sollte, dass es nicht die Aufgabe der Großeltern ist, die Kinder zusätzlich zur Kita, auch noch jedes Wochenende zu betreuen. Wirklich schade, wie störend heutzutage das Familienleben empfunden wird.
Ich finde mich in vielem wieder, was da geschrieben wurde. Habe selbst 2 Mädels, die nur 14 Monate auseinander sind, die Große ist knapp 2½ und die Kleine 14 Monate. Ich komme regelmäßig an meine Grenzen und will gar nicht wissen, wie es mit 3 Kindern und Zwillingen ist 😅
Ich finde die Strategie super, auch mal Exclusiv-Zeit mit nur einem Kind zu verbringen, da freuen sich die Kinder meist auch sehr drüber. Stelle mir aber auch die Frage: Wo sind bzw. was machen die anderen beiden in der Zeit?
Das Familienleben wurde auch „früher“ schon als anstrengend, überfordernd und erschöpfednd wahrgenommen, nur hat unsere Eltern- und Grosselterngeneration nicht darüber gesprochen. Das war ein Tabu! Familie und insbesondere die Mutterrolle hatte erfüllend zu sein! Und mehr Erfüllung und Sinnhaftigkeit wurde Frauen oftmals nicht ermöglicht. Solche Artikel brechen dieses Tabu und rühren an tief verwurzelten Denkmustern… Das tut manchmal weh und manchmal tut es gut – es gehört zu einer gesunden Kultur der Reflexion der eigenen Gefühlswelt – etwas das es „früher“ leider auch nicht gab.
👍
Es gibt ja auch noch den Papa 😉 Der ist Lehrer und hat somit zum Glück recht familienfreundliche Arbeitszeiten. Und am WE hat er ja auch frei.
Oh ja, hier sind es *2013, *2015 und Zwillinge *2017… Aber es wird tatsächlich anders und auch ein bisschen einfacher mit der Zeit 🙂
Das Medikament würde mich auch interessieren….
Hallo, ich finde den Artikel auch sehr passend geschrieben, mein Highlight ist der Spruch der Schwester: Die Kinder nähen in der Kita keine Kleidung im Keller, sondern haben eine gute Zeit dort! Genau so ist es tatsächlich… ich habe mich auch öfter überschlagen, die Kinder früh zu holen, während mein Mann ganz gelassen meinte, wir zahlen dafür und sie haben eine gute Zeit dort, also mach langsam! Ich genieße jetzt beim jüngeren Kind auch mehr die Zeit, die sie nach der Schule mit ihren Klassenkameraden in der Nachmittagsbetreuung hat… es geht so schnell vorbei und sie kommen in der weiterführenden Schule mittags heim und man selber spielt nach den Hausaufgaben Elterntaxi zu Verabredungen oder zum Sportverein (obwohl ich da beim Sohn jetzt auch langsam am Ende der 5. Klasse Hoffnung habe, dass er das bald selbstständig organisiert bekommt). Bei mir hilft auch oft die Gewissheit, dass alles eine Phase ist und es immer wieder anders wird… wie meine Schwiegermutter so schön sagt!
yey, starke und soooo wahre worte! ich fühle mit dir und weiß genau, wie es sich anfühlt 😉 haben auch drei jungs (zwillinge 2019 + großer bruder 2013). und ja, drei kinder sind echt ne nummer, vorallem die zwillinge und dazu noch corona. aber hey, es wird besser, jeden tag, und stressige phasen gabs auch schon ohne oder mit nur einem kind (jaaaa, da muss ich auch schmunzeln). lasst uns zusammenhalten und ehrlich miteinander sein, es ist so schlimm wenn noch der allgegenwärtige konkurrenzkampf unter uns müttern hinzukommt. EIN HOCH AUF UNS MAMAS!
Danke Sandra! Dem stimme ich voll zu! Ein Hoch auf die Ehrlichkeit und ein zweites Hoch auf uns Mamas!
Der Spruch des Schwagers ist wirklich super, merke ich mir! Kann man auch durch „zwei Kinder“ ersetzen. 😉
Wirklich ein toller Artikel voller guter Erkenntnisse, die man sich immer wieder bewusst machen muss. Wir Mütter leisten so viel und denken trotzdem noch, wir machen es nicht gut genug… Lässt uns alle gnädiger und liebevoller mit uns selbst umgehen! <3
Hallo, was für Gute Ideen! Darf ich fragen, was für ein Medikament das ist?
Liebe Grüße und weiter so!
So ein schöner Artikel! Danke dafür!
Den Spruch des Schwagers merke ich mir, der ist genial.
Liebe Grüße und gutes Durchhalten 🥳!
Das ist Duloxetin, wirkt antidepressiv und schmerzhemmend.