Ihr Lieben, als Melanie Weilenmann sich durch ihre ausbleibende Periode mal tiefergehend mit dem Thema Frauengesundheit beschäftigte, hatte sie etliche Aha-Erlebnisse – leider der negativen Art. Denn vieles, was an Medikamenten oder Gesundheits-Konzepten empfohlen wird, ist eigentlich für den Prototyp Mann ausgelegt – und nicht auf Frauenkörper angepasst.
Mit all dem, was sie dabei erfahren und herausgekriegt hat, hat sie sich nebenberuflich als Frauengesundheitscoachin selbstständig gemacht, um Frauen zu helfen, ihren Körper besser kennen- und verstehen zu lernen. Sie lebt mit ihrem Mann in der Schweiz und arbeitet sonst Teilzeit als Pflegeexpertin APN in einer Klinik. Gerade erwartet sie ihr erstes Kind und ist gespannt auf all die Veränderungen, die es mit sich bringen wird. Hier kommt ihr Gastbeitrag:
Keine Periode nach dem Absetzen der Pille
«Wollen wir es nicht einmal mit Hormonen versuchen?». Es war im Winter 2020 und ich saß zum wiederholten Male bei meiner Gynäkologin. Zu diesem Zeitpunkt war ich 30 Jahre alt. Ich hatte zwei Jahre zuvor die Pille abgesetzt und hatte immer noch keine Periode.
Ich litt unter einer sogenannten sekundären Amenorrhoe. Die sekundäre Amenorrhoe bezeichnet das Ausbleiben der Regelblutung von mehr als drei Monaten bei Frauen, die zuvor bereits einen Zyklus hatten.
Ich war schon in meiner Jugend von unregelmäßigen Menstruationszyklen betroffen. Besonders in stressigen oder aufregenden Phasen (z.B. beim Reisen) blieben meine Tage oft monatelang aus. Dass es ein wenig dauern könnte, bis sich meine Periode nach der Pille wieder einpendelt, damit hatte ich bereits gerechnet. Dass sie so lange ausblieb, beunruhigte mich natürlich. War ich keine normale Frau? Würde ich nie Kinder bekommen können? Warum denn ich? All diese Gedanken jagten mir in diesem Moment durch den Kopf. Auch die befürchtete Spätfolge der Amenorrhoe, Osteoporose, machte mir große Angst.
Gesundheitsstudien: An Männern ausgerichtet, nicht an Frauen
Doch glücklicherweise hatte ich damals ein feines Stimmchen in mir, das sich wehrte. Ein Stimmchen, dass nicht einsah, wieso niemand eine Erklärung für mein Symptom hatte. Ein Stimmchen, das nicht wollte, dass ich einfach Hormone schlucke und so dieses Symptom überdecke. Ein Stimmchen, das der Sache auf den Grund gehen wollte. Also begab ich mich auf meinen eigenen Heilungsweg und übernahm selbst Verantwortung für meine Gesundheit.
Als Pflegewissenschaftlerin hatte ich glücklicherweise schon immer eine Leidenschaft für Gesundheitsthemen. Ich las viele Bücher und durchforstete stundenlang wissenschaftliche Studien. Was ich dabei entdeckte, entsetzte mich. Die meisten Gesundheitsstudien wurden hauptsächlich an Männern getestet und einfach auf Frauen adaptiert.
Frauengesundheit: Viele Empfehlungen und Dosierungen nicht für SIE
Frauen gelten aufgrund ihres Zyklus und der daraus folgenden Hormonschwankungen zu unberechenbar und unsicher für die Forschung. Im Vergleich dazu ist der Hormonspiegel eines Mannes meist ausgeglichen. Unser Gesundheitswissen orientiert sich also hauptsächlich am männlichen Modell. Dass das mit erheblichen Nachteilen für Frauen verbunden ist, lässt sich erahnen. So gibt es mittlerweile Erkenntnisse, dass Frauen mit Medikamenten oftmals überdosiert werden oder dass sie sogar teils falsch diagnostiziert werden, was im schlimmsten Fall tödlich enden kann.
Nicht nur im Krankheitsfall sind wir mit diesem Thema konfrontiert, auch im Alltag. Die wenigsten Frauen wissen, dass Trainings- und Ernährungsempfehlungen ebenfalls am Prototyp Mann getestet wurden und deshalb für uns Frauen nicht nur nutzlos sind, sondern sogar schädlich wirken können.
Weibliche Gesundheit: Der biologische Unterschied
Das gerade sehr gehypte Intervallfasten beispielsweise löst in empfindlichen Frauenkörpern eine Stresskaskade aus. Diese wiederum begünstigt ein Hormonungleichgewicht, das sich mit Haarausfall, Stimmungsschwankungen, Schlafproblemen, Gewichtsschwankungen oder Unregelmäßigkeiten im Zyklus äußern kann. Auch andere Gesundheits-Trends wie hochintensives Intervalltraining (HIIT), Low Carb oder Paleo mögen für Männer zwar gesundheitsförderlich sein, bewirken bei Frauen jedoch oft das Gegenteil.
Aufgrund meiner Erkenntnisse begann ich mich intensiv mit meiner Weiblichkeit und der weiblichen Gesundheit auseinanderzusetzen. Als emanzipierte Frau war ich es gewohnt, den Männern gleichzutun, sei es in der Arbeit oder bei meiner Freizeit. Den biologischen Unterschied hatte ich bis anhin komplett ignoriert und nicht erkannt, dass ich dadurch meinem Körper viel zu viel Stress zumutete. Insbesondere faszinierte mich der weibliche Zyklus, über den ich kaum Bescheid wusste. Und auch wenn ich gerade ohne einen Zyklus war, so nahm ich ihn nun als Wegweiser für mein Leben.
Schädliche Glaubenssätze überwinden
Im Laufe eines Zyklus gibt es Phasen der Ruhe und Regeneration gefolgt von Phasen mit großer Schaffenskraft. Wenn wir unter einer ausbleibenden oder unregelmäßigen Periode leiden, haben wir die Verbindung zu unseren natürlichen Rhythmen verloren. Wir funktionieren zwar meist gleich, und wirken nach außen hin leistungsfähig: Wir befinden uns aber immer im Graubereich, erleben nicht das Schwarz und Weiss des Frauseins.
Ich begann, wieder kritisch zu hinterfragen, was mir wirklich guttut und wieder mehr auf den eigenen Körper zu hören. Muss ich Tag für Tag gleich durchpowern? Darf es nicht auch Tage im Monat geben, wo ich es ein wenig ruhiger angehen lasse? Tut mir mir heute Rohkost wirklich gut? Oder soll es lieber ein warmes Essen sein? Zusätzlich setzte ich mich intensiv mit mir als Person auseinander und erkannte einige schädliche Glaubenssätze, die ich nun glücklicherweise in Schach halten kann.
„Plötzlich war mein Körper wieder im Gleichgewicht“
Es dauerte nur einige Monate, bis ich eines Morgens plötzlich das erste Mal das lang ersehnte Blut entdeckte. Ich fühlte mich nach Jahren endlich wieder wie eine richtige Frau und genoss dieses neue Lebensgefühl. Kurz danach blieb sie jedoch kurzzeitig wieder aus, da ich in alte Muster verfiel. Glücklicherweise erkannte ich schnell, was ich ändern musste. Die nächste Periode ließ dennoch lange auf sich warten, doch diesmal hatte es einen anderen Grund: Ich war schwanger! Wenn auch geplant, war das Ganze doch sehr überraschend für mich. Schließlich hatten sich all die Ärzte, die mir eine schwierige Kinderwunschzeit prophezeit hatten, tief in mein Unterbewusstsein gegraben.
Mittlerweile bin ich meiner ausbleibenden Periode sogar sehr dankbar. Nicht nur habe ich durch sie erkannt, welcher Lebensstil mir nicht so guttut. Vielmehr habe ich meinen Körper noch mehr kennen- und schätzen gelernt. Mir ist nun bewusst, dass ich ein zyklisches Wesen bin und ich nicht jeden Tag die gleiche Leistung erbringen kann und sollte.
Pausen und Vollgas im Wechsel
Ich plane mir bewusst mehr Pausen ein, gebe nicht immer Vollgas und höre auf meine Bedürfnisse. Ruhe zuzulassen fällt mir leichter, da ich weiß, dass ich später wieder mit mehr Energie und Tatendrang belohnt werde. Schon während meines Wegs wuchs in mir der Wunsch mein Wissen mit allen Frauen zu teilen. Es ist meine große Vision, so vielen Frauen wie möglich zu nachhaltiger Gesundheit zu verhelfen. Denn ich bin überzeugt, dass es weniger kranke und erschöpfte Frauen gäbe, wenn wir mehr nach unserer einzigartigen Natur leben würden.
1 comment
Das ist ja spannend.
Gibt es noch weiterführende links zu den Studien zu Intervallfasten, HIIT), Low Carb oder Paleo in Bezug auf Frauen?
Das wäre toll zu lesen.