Muttergefühle: „Wie sich mein autistischer Sohn zum ersten Mal verliebte“

Erste große Liebe

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Ihr Lieben, wie fühlt sich das an, wenn dem eigenen Kind das Herz gebrochen wird? Wir haben eine Mama gefragt, die gern anonym bleiben würde. Hier erzählt sie vom ersten Herzflimmern ihres Teenagers

„Wir haben zwei Söhne und eine Tochter. Unsere Jungs sind fast drei Jahre auseinander. Inzwischen sind sie schon 20 und 18 Jahre alt. Doch ich kann mich noch gut erinnern, als sie das erste Mal verliebt waren. Dies war ausgerechnet fast zur gleichen Zeit. Der „Kleine“ war 14, fast 15. Er ist Asperger Autist und ich erkannte ihn gar nicht wieder.

Er hatte dieses Mädchen beim Football Training gesehen. Sie war eigentlich wegen einem anderen Jungen dort, doch hatte offensichtlich Interesse an meinem Sohn gefunden. Mein Kind lief mit einem Dauergrinsen und Herzchen-Augen durch die Welt. Plötzlich waren Gespräche möglich, die er sonst abblockte.

Unser Sohn hat sich verliebt

Er machte Witze mit und über seinen Bruder. Beim Abendessen beteiligte er sich an Gesprächen, die er sonst zwar wahrnahm, sich jedoch kaum beteiligte. Man könnte sagen, er blühte auf. Sein Kontakt zu diesem Mädchen war zunächst ausschließlich über verschiedene soziale Medien. Jedoch kam sie häufiger zum Training und zu dem ein oder anderen Spiel.

Mein Mann und ich bemerkten seine Veränderung und sprachen mit ihm darüber. Er schwärmte ein bisschen von ihr und als sie zu einem Training kam, zeigte er sie mir. Natürlich so, dass es niemand mitbekam. Ich sollte sofort sagen, was ich von ihr hielt. Es schien ihm wichtig zu sein.

Ich erklärte ihm, dass sie ganz nett ausschaut. Aber ohne mit ihr zu sprechen, es mir unmöglich ist, zu sagen, was ich von ihr halte. So kam es, dass sie an einem Nachmittag zu uns kam. Unser Sohn hatte zwei Nachmittage sein Zimmer aufgeräumt, umgestellt, die Fenster geputzt, das Bett frisch bezogen, gesaugt und gewischt. Er war stolz wie Bolle und nervös.

Der erste Besuch des Mädchens

Als sie hereinkam, stellte sie sich kurz vor und die zwei verschwanden eine Etage höher in seinem Zimmer. Zwei Stunden später wurde sie abgeholt. Die zwei mochten sich nicht wirklich voneinander trennen und so kam es, dass mein Kind nur noch mit Kopfhörern auf den Ohren herumlief, weil die zwei dauernd via sozialer Medien telefonierten. Am Wochenende haben es die zwei geschafft, 12 Stunden online zu telefonieren, dass sie darüber eingeschlafen sind. So wie in dieser Werbung.

Ich fand es schön, wie sehr verliebt mein Kind doch sein kann. Nachdem wir so einiges an Erfahrung machen mussten und er so viel lernen musste, was für andere Menschen ganz normal ist. Blickkontakt, Körperkontakt, Nähe zulassen. Mit ihr fiel es ihm so leicht und ich hatte richtig Freude daran, es zu beobachten. Sie war gerne bei uns gesehen, fühlte sich bei uns wohl und auch mein Kind war gerne bei ihr.

Die Beziehung bröckelt

Irgendwann erzählte mir mein Sohn dann, dass sein Mädchen einen besten Freund habe. Er würde diesen Jungen aber nicht als Konkurrenten sehen, Freunde kann ja jeder haben, aber irgendwie passte da was nicht in ihre Erzählungen.

Mein Kind beschrieb mir, welche Situationen er komisch findet und ich erklärte ihm, wie Freundschaft und Beziehung halt auch unterschiedlich sein können. Mein Rat war, offen mit ihr zu sprechen. Leider war hier das soziale Netzwerk schneller. Freunde von ihr schrieben meinen Sohn an, dass sein Mädchen ihren besten Freund geküsst habe…. Und das Schicksal nahm seinen Lauf.

So schnell, wie die neuen Medien sind, so schnell konnte ich ihn gar nicht auffangen. Chatverläufe, Beschimpfungen, Blockierungen, Fotos gingen hin und her.

Liebeskummer und Enttäuschung

Irgendwann riefen uns die Eltern an, verbaten unserem Sohn den Kontakt zur Tochter. Ich fragte, ob ich die Situation aus unserer Sicht erzählen dürfe. Der Vater war ganz Ohr und wurde in seiner Emotionalität wieder etwas nüchterner, konnte ich doch glaubhaft versichern, dass mein Kind nur auf die Dinge reagiert hat, die ihm zugetragen wurden und niemals seine Freundin derart angreifen wollte.

Ich hatte am Küchentisch ein Häufchen Elend sitzen. Er weinte, zeterte und war von aller Welt maßlos enttäuscht. Nie mehr würde er sich verlieben. Nie mehr würde er sein Herz verschenken. Nie mehr würde er sich trauen sich zu öffnen. Er hatte das Gefühl, jeder trampelte auf ihm herum. Mein Mann und ich hörten zu, hielten ihn im Arm, trockneten Tränen und verschwiegen sämtliche klugen Ratschläge, die er eh nicht hören wollte.

Enttäuschte Liebe: Wie geht es weiter?

Seither hat er es noch ein paar Mal mit den Mädchen probiert, vorsichtig, so gut wie möglich nichts von sich preisgebend. Die nächste hatte einen Ex-Freund der meinem Sohn mit Freunden ständig auflauerte und drohte. Da hat er aufgegeben und das Mädchen in die Wüste geschickt und ich habe meinem Kind „verboten“, sich mit Mädchen einzulassen, bevor er 18 Jahre alt ist.

Zunächst war das als Scherz gemeint, doch es entwickelte sich, dass es für meinen Sohn einfacher war, mit der Situation umzugehen. So konnte er, wenn es nicht gleich passte, sich darauf beziehen, nicht zu dürfen und die Sache war geritzt. Ich bin mir sicher, wenn es in der Zeit heftig gefunkt hätte, hätte er sich auch auf das Mädchen eingelassen und ich hätte einen Kopfstand machen können, es wäre ihm egal gewesen. Was absolut berechnet von mir war.

„Sein Mädchen ist da draußen“, ist sich die Mama sicher

Inzwischen ist er 18. An seinem Geburtstag ist er offiziell einer Singlebörse beigetreten. Auch hier hat er sich mit einigen „Matches“ getroffen. Doch das ist nix für ihn. So erklärte er mir. Er möchte nicht mehr suchen, konzentriert sich auf seine Ausbildung und meint, dass SEIN Mädchen erst noch gebacken werden muss. Es mangelt ihm nicht an Interessierten, er will einfach nicht, sagt er.

Als Mama sage ich: sein Mädchen läuft da draußen herum. Er wird sie finden, wenn es aufgehört hat nach ihr zu suchen. Ich freue mich darauf, ihn wieder mit Dauergrinsen und Herzchen-Augen zu sehen.“

Mögt ihr auch noch die Liebesgeschichte ihres zweiten Sohnes lesen? Dann schreibt uns in den Kommentaren und wir setzen uns ran…

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5 comments

  1. Was für eine schöne Geschichte!
    Ich finde den Schreibstil sehr angenehm zu lesen, konnte dabei richtig mitfühlen und musste teilweise grinsen. Ich würde sehr gerne noch die zweite Geschichte lesen 🙂

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