Ihr Lieben, es gibt sie auch, die schönen Corona-Geschichten. Hier schreibt Jasmin über ihre ganz eigene, individuelle:
„Genießt das Kennenlernen!“ Ich habe wohl keinen anderen Satz häufiger zur Geburt unserer Tochter gehört als diesen. Charlie ist im September 2020 zur Welt gekommen – zu einer Zeit also, in der er noch eine ganz andere Dimension bekommt. Und ich gestehe: Ich HABE es genossen. Trotz (oder gerade wegen?!) Corona.
Wenn das Leben Kopf steht
Die Welt da draußen steht Kopf, aber nicht nur die. Auch die kleine, abgeschiedene Welt in unseren vier Wänden. Plötzlich ist da ein neuer Mensch, der volle Aufmerksamkeit braucht. Und ich kann nun sagen: Selten tut einem Abgeschiedenheit besser als in diesen wertvollen ersten Lebenstagen, in denen man gerade erst lernt, die Signale des neuen Mitbewohners zu entschlüsseln.
Windel voll? Hunger? Kuscheln? Corona hat uns gezwungen oder ermöglicht, je nach Blickwinkel, all das wirklich in Ruhe und nur im Kreise unserer neuen kleine Familie zu erleben und zu genießen.
Allein ist nicht gleich einsam
Allein haben wir uns dabei zu keiner Zeit gefühlt. Eher stark. Glücklich. Und irgendwie „fokussiert“ auf uns, auf diese neue WG mit dem so schutzbedürftigen Mitbewohner.
Du bekommst auch bald ein Kind und hast Angst, dass Familie und Freunde Dir fehlen werden? Klar ist Besuch von den Liebsten schön. Aber glaub mir, die ersten Wochen vergehen so schnell, dass Du wenig Zeit haben wirst, das überhaupt zu bemerken.
Im Gegenteil, ich möchte Euch sogar ermutigen, auch in einer Zeit nach Corona, Euch diese Auszeit bewusst zu nehmen. Bittet Besuch darum, erst nach 2 (oder 3 oder 4 …) Wochen zu kommen, ganz so wie Ihr Euch fühlt, denn so cheesy es auch klingt: Diese Zeit kommt nicht wieder.
All die vielen ersten Male sind noch viel schöner, wenn Ihr sie nicht zwischen „Schnell anziehen, gleich kommt Oma!“ und „Huch, da klingelt es schon wieder!“ erlebt.
Keine Angst, etwas zu verpassen
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber generell hat die durch das Virus erzwungene Entschleunigung um uns herum mich teilweise sogar beruhigt. The fear of missing out – die Angst, etwas zu verpassen – war weder während der Schwangerschaft noch in der Zeit nach der Geburt ein Thema.
Natürlich freuen auch wir uns wie verrückt darauf, Charlie irgendwann auf Opas Schoß Hoppe Hoppe Reiter spielen zu lassen oder laute und chaotische Playdates mit befreundeten Eltern auszumachen. Aber bis dahin genießen wir die Ruhe und nutzen die Zeit, um unsere Eltern-Kind-Bindung so sehr zu stärken, wie es uns ohne diese gesellschaftliche Auszeit und Arbeiten im Home-Office wohl nicht möglich gewesen wäre.
Macht Euch das Wochenbett schmackhaft
Übrigens: Ein Wochenbett ohne Besuch hat natürlich auch Nachteile. Die Wochenbettvisiten mit Essen (oberste Wochenbettregel!) entfallen leider. Mein Tipp daher, wenn Ihr es nicht sowieso vorhabt: vorkochen und vorbacken!
Ich habe im Mutterschutz 40 Muffins am Stück gebacken und portionsweise eingefroren. Beste. Entscheidung. Ever. Und vielleicht reichen sie sogar, bis irgendwann wieder ein Kaffeekränzchen mit Familie und Freunden möglich ist …
PS: Ja, tatsächlich haben wir – ganz persönlich – diese Zeit so empfunden. Es ist klar, dass das Wochenbett nicht immer so entspannt und harmonisch abläuft, sei es, weil es schon ein Geschwisterkind gibt, die Eltern wirtschaftliche Sorgen haben, unter der coronabedingten Trennung von lieben Menschen leiden oder aus sonstigen persönlichen Gründen! Dennoch möchte ich mit unserer Geschichte gerne den Frauen Mut machen, die sich Sorgen über das anstehende Wochenbett machen. Es möge sich bitte niemand auf den Schlips getreten fühlen <3.
12 comments
Liebe Jasmin, unser erster Sohn ist im Winter 2014 zur Welt gekommen. Auf Anregung unserer Hebamme haben wir beschlossen, in den ersten vier Wochen keinen Besuch zuzulassen, auch die Großeltern nicht. Es war herrlich, als neue kleine Familie ganz fokussiert zusammen zu wachsen. Ja, die restliche Familie war verständnislos und verstimmt, aber für uns war es genau richtig. Ich kann Dein Empfinden also sehr gut nachvollziehen und wer das Gefühl hat, dass dieser Weg auch für die eigene Familie das Richtige sein könnte, der sollte sich evtl. auch gegen Widerstände durchsetzen, es zu probieren. Diese Zeit ist sehr besonders. Man sollte sie so verbringen, dass es einem gut tut.
Ganz genau so sehe ich es auch, Ellie! Jede Familie sollte nach IHREM Gefühl gehen, nicht danach, was andere sich wünschen ♡
(Keine Ahnung wie man einen Kommentar als nicht Antwort schreibt)
Ich habe meine Tochter im April bekommen und wurde 4 Tage nach der Entbindung positiv auf Corona getestet. Vorher waren die Großeltern von beiden Seiten einmal da und ein paarmal meine Mutter, was mir sehr geholfen hat, aber dann waren wir für 2 Wochen alleine. Das war ziemlich heftig, weil ein „leichter“ Verlauf bei mir hieß, dass ich 2 Wochen durchgehend Fieber hatte und kaum aufstehen konnte. Nichtmal selbst ein Brot schmieren war drin, geschweige denn Wickeln oder irgendetwas fürs Baby tun außer Stillen, was auch nicht gerade problemlos geklappt hat sondern anfangs nur mit Hütchen, und Kuscheln. Den Rest musste mein Freund erledigen. Zum Glück konnte unsere Hebamme trotzdem kommen (in voller Schutzausrüstung) und unsere Verwandten haben für uns Wäsche gewaschen und gekocht. Wobei ich ohnehin kaum essen konnte und danach weniger wog als vor der Schwangerschaft. Als es Corona fast weg war, habe ich dann noch eine Nierenkolik bekommen und war 4 Tage im Krankenhaus. Nochmal ein Horrortrip der besonderen Art. Jedenfalls hatte ich eine absolut schreckliche Wochenbettzeit und wollte die Geschichte wohl mal loswerden… Falls ich noch ein Kind bekomme, ist mir echt egal viel Besuch kommt, Hauptsache ich bin gesund und kann selbst für mein Baby sorgen.
Liebe Jasmin, unser erster Sohn ist im Winter 2014 zur Welt gekommen. Auf Anregung unserer Hebamme haben wir beschlossen, in den ersten vier Wochen keinen Besuch zuzulassen, auch die Großeltern nicht. Es war herrlich, als Familie ganz fokussiert zusammen zu wachsen. Ja, die Familie war verständnislos und verstimmt, aber für uns war es genau richtig. Ich kann Dein Empfinden also sehr gut nachvollziehen und wer das Gefühl hat, dass dieser Weg auch für die eigene Familie das Richtige sein könnte, der sollte sich evtl. auch gegen Widerstände durchsetzen, es zu probieren. Diese Zeit ist sehr besonders. Man sollte sie so verbringen, dass es einem gut tut.
Liebe Autorin,
das freut mich für euch, dass ihr das so genießt und schön findet, euch auf euer Baby zu fokussieren. Diese erste Zeit ist ja auch so toll und besonders. Ich würde mir trotzdem wünschen, so allgemein, aus persönlichen Erfahrungen nicht immer gleich Regeln, Tipps und Verhaltensanweisungen für alle zu machen. Das passiert leider so oft.
Menschen sind einfach unterschiedlich und was für die eine schön ist, ist eben für die andere ganz und gar nicht schön. Als ich mit 26 mein erstes Kind bekommen habe, habe ich mich, neben all der Freude über den kleinen Menschen, doch auch recht einsam und isoliert gefühlt. Zum Glück gab es kein Corona!! Treffen mit anderen Menschen haben mir so gut getan und Auftrieb gegeben. ICH persönlich konnte dann die Zeit mit meinem Baby viel intensiver genießen, wenn ich im Austausch stand.ICH persönlich kann auch eher Geborgenheit und Liebe weitergeben, wenn ich mich selbst geborgen und geliebt fühle (und zwar nicht nur durch meinen Partner , sondern auch durch Freunde und Familie). Also ich denke, von eigenen Erfahrungen zu erzählen ist gut. Aber es muss nicht getan werden, als ob das jetzt die Wahrheit für alle wäre.
Liebe Franzi, danke für Dein Feedback! Du hast natürlich vollkommen Recht, dass jeder anders ist 🙂 Ich finde trotzdem, dass man Tipps (keine Regeln!) aus seiner eigenen Erfahrung heraus geben kann und darf. Wenn Neu-Eltern sich gerne mit anderen treffen möchten, werden sie das sicher auch tun – auf der anderen Seite habe ich schon oft mitbekommen, dass vor allem das „Nein“ sagen vielen schwerfällt bzw. auch schwergemacht wird, weil Besuch sich vielleicht sehr aufdrängt (nicht böse gemeint). Ich möchte einfach nur diejenigen ermutigen, denen das vielleicht schwerfällt, und ein wenig Mut machen, dass das Wochenbett auch in der aktuellen Situation schön sein kann.
Liebe Grüße
Jasmin
Ich habe im Juni eine Tochter bekommen und mir ging es genau so! Es war einfach herrlich das Wochenbett als Solches zu genießen, eine Woche im Bett, eine Woche am Bett und eine drumherum. Ich war auch psychisch viel besser unterwegs, als im Wochenbett meines Ältesten.
Sollte ich ein Drittes bekommen, werde ich es wieder so machen.
Alles Gute wünsche ich euch und viel Freude aneinander!
Danke, liebe Isa, und schön, dass es euch ähnlich ging! Das freut mich zu hören 🙂
Liebe Grüße
Jasmin
Total schön, dass es euch so geht! Ich hoffe, es bleibt so!!! Aber das ist nicht so selbstverständlich verallgemeinernde, wie hier geschrieben!
Ich fand das Wochenbett am Anfang krass! Nach 9(!) Tagen -ja, ich Rabenmutter- fiel mir zum ersten Mal die Decke auf den Kopf und ich musste kurz bei meiner besten Freundin n Kaffee (alleine) trinken. Weder mein Freund noch ich sind von der „Die Zeit vergeht ja so schnell-genießt -es-Fraktion. Ich war erschlagen von der plötzlichen Fremdbestimmung und froh über jeden, der kam!
Liebe Muttis, bitte habt kein schlechtes Gefühl, wenn ihr nicht genießend im nur-wir-drei-Wochenbett liegt. Alle anderen Gefühle (ich will weg) sind auch okay!!!
Liebe Rica,
selbstverständlich ist das so! Es soll sich hier bitte niemand angegriffen fühlen. Ich verstehe allerdings dein „verallgemeinernd“ nicht ganz – ich habe hier ja lediglich unsere subjektive und ganz persönliche Geschichte und Sicht der Dinge wiedergegeben. Ich möchte hier eigentlich anderen werdenden Mamas Mut machen, die sich vielleicht Sorgen vor dieser Zeit machen! 🙂
Liebe Grüße
Jasmin
Was für ein herzerwärmendes Foto!
Dankeschön 🙂