Mein Name ist Heidi, ich lebe in Österreich und ich unterrichte meine Kinder freiwillig zu Hause – und das schon vor Corona. „Warum tust du das?“, werde ich häufig gefragt – mit dem Unterton „Bist du komplett irre?“
Neulich tauchte wieder mal diese Frage im Bekanntenkreis auf und mein Ältester meinte prompt: „Was ist eigentlich so schwer daran zu verstehen? Du tust das, weil du uns liebst.“ Diese Bemerkung war so simpel, so wahr und gleichzeitig komplex, tiefgründig, wie die Geschichten aller Familien, die mit dem Homeschoolen beginnen.
Wie also war das bei uns? Im Jahr 2017 sind wir ins kalte Wasser gesprungen und starteten unsere Homeschoolkarriere. Eigentlich sah mein Lebenskonzept damals komplett anders aus. Nie wollte ich Hausfrau sein, nie den ganzen Tag zu Hause verbringen, sondern immer in meinem Beruf als Raum- und Stadtplanerin tätig sein.
Wir haben drei Söhne und zwei davon sind „children outside the box“ – besondere Kerle eben. Sie sind originell, auffällig, kreativ, impulsiv, liebenswert, laut, anstrengend, lebendig, außerhalb der Norm und schwer in ein System zu pressen. Deshalb gerieten wir mit unserem Ältesten in der 2. Klasse Grundschule in eine schreckliche Situation. Mobbing und miserable Noten machten unser aller Familienleben zu einem Alptraum. Es war so schlimm, dass wir irgendwann die Notbremse zogen und begannen ihn zu Hause zu unterrichten.
Zu Hause konnte ich ihn ganz speziell unterstützen, was in der Schule einfach aufgrund des Fachkräftemangels nicht möglich gewesen wäre. Wir haben das so gut hinbekommen, dass er nach vier Jahren Homeschooling seit einem Jahr wieder in die Schule geht.
Bei meinem Mittleren wurde nun ADHS diagnostiziert. Es war klar, dass auch seine schulische Laufbahn nicht „normal“ ablaufen würde. Gemeinsam mit der Direktorin der Schule haben wie daher beschlossen, auch ihn erstmal zu Hause zu unterrichten.
Inzwischen kenne ich viele Homeschooler, bin in entsprechenden Netzwerken aktiv und stelle fest: Dort treffe ich viele besondere Kinder und Familien mit besonderen Herausforderungen. Mit und ohne Diagnose tummeln sich dort Legastheniker, Asperger, Kinder mit Dyspraxie, ADHS, Dyskalkulie und und und. Das heißt wiederum: Die meisten Kinder werden also zu Hause beschult, weil sie keinen Platz im Regelschulbetrieb haben. Homeschooler wird man also nicht, weil man seine Kinder von anderen Kindern oder Einflüssen fernhalten will oder aus religiösem Wahn heraus – die allerallermeisten tun das zunächst aus einer Not heraus. Eltern merken einfach, dass ihre Kinder mehr Hilfe brauchen und diese nicht in der Schule bekommen.
Ich weiß, dass viele Eltern gerne ebenfalls zu Hause unterrichten würden, sich das aber finanziell gar nicht leisten können, weil sie auf beide Gehälter angewiesen sind. Auch bei uns ist das ein Thema. Mein Mann ist eigentlich Künstler, nimmt nun Projekte an, die ihn kreativ nicht besonders fordern, aber eben Geld bringen. Wir leben bescheiden, haben keinen Luxus. Wir fahren ein altes Schrottauto und verbringen unsere Urlaube im Zelt. Wir müssen genau wirtschaften – aber das ist es mir wert.
Ich möchte damit jetzt nicht sagen, dass jedes Kind zu Hause beschult werden sollte oder dass Homeschooling ein zwangsläufiger Liebesbeweis an die Kinder ist. Jede Familie und jedes Kind ist anders. Ich möchte Mut machen, unkonventionell zu denken, wenn das Kind nicht ins System passt. Uns geht es auf jeden Fall so viel besser, seit wir die „üblichen“ Vorstellungen losgelassen haben und uns auf den Weg begeben haben, der zu uns passt.
Wer mehr von Heidi lesen will, kann dies in ihrem Blog: www.stroh-im-kopf.at
39 comments
Es gibt ganz viele homeschooling Kinder, die sehr erfolgreiche Menschen geworden sind.
Meist sehr kreative Berufe. Schauspieler, Musiker, Maler oder sogar Erfinder.
Dass man nicht zur Schule geht, bedeutet ja nicht, dass man keinen Abschluss machen oder studieren kann.
Es bedeutet vielmehr, dass man nicht mehr mit 20 oder 30 anderen Kindern, die man vielleicht noch nicht mal leiden kann, täglich 4-8 Stunden verbringt und sich stundenlang mit Themen beschäftigen muss, die einen gar nicht interessieren, einen auch nicht weiter bringen.
Vor 150 Jahren war Homeschooling ein Privileg der Adeligen. Das musste man sich erstmal leisten können.
Heute wird man belächelt.
Aber gerade in Zeiten von Corona sollte man vorsichtig sein mit Hochmut. Denn in 10 Jahren, wenn unsere jetzigen Grundschüler ins arbeitsreife Alter kommen, wird man sich nicht unbedingt um die reißen, die damals wochenlang nicht in der Schule waren. Da werden möglichweise die interessant sein, deren individueller Unterricht reibungslos weiter lief 😉
1. Die Adligen konnten sich je nach Stand und Vermögen teils erstklassige Hauslehrer leisten.
2. Die Arbeitgeber werden in 10 Jahren gewiss nicht danach fragen, ob jemand in der Grundschule mal ein paar Wochen verpasst hat, sondern nach der Abitursnote. Genau wie heute auch.
3. Schön, dass die Homeschooling-Kids teils ihre Marktnische in Kunst, Schauspiel und Malerei finden. Ist ihnen ja zu gönnen. Es erscheint mir aber nicht als tragfähiges Lebensmodell für die große Masse der Gesellschaft.
1. Auch 2020 gibt es noch Hauslehrer. Im Volksmund Nachhilfelehrer genannt. Wenn man sich also nicht zutraut nach 9 oder mehr Jahren Schule seinen Kindern den Schulstoff selbst weiter zu vermitteln, kann man diese durchaus beauftragen.
2. Na wollen wirs hoffen. Bei uns im Bezirk suchen die Handwerker oft gezielt nach Schulabbrechern oder Homeschoolern. Weil die Kipferl, die aus der sogenannten Neuen Mittelschule kommen das Fach „Logisches und selbständiges Handeln und Denken“ nicht belegt haben.
3. Wer will schon zur großen Masse gehören? Auch in Österreich reden die Politiker immer wieder darüber den häuslichen Unterricht verbieten zu wollen. Warum sie das wohl stört? Vielleicht weil Querdenker nicht so einfach manipulierbar sind.
Ich verfolge die Diskussion hier mit Interesse. Gibt ja gute Argumente pro und Contra. Aber jetzt aus den zuhause beschulten Kindern die großen freiheitlichen kreativen Querdenker (hoffentlich nicht Corona-Leugner) zu konstruieren, während die doofen Normalos nur mit dem Strom schwimmen und nicht logisch denken können, das ist weit hergeholt und fast schon böse, liebe Christina. So eine überhebliche Attitude ist der Sache sicher nicht förderlich. Ich befürchte immer eher, wenn ich von so was lese, dass die Gefahr, im eigenen Saft zu schmoren, sehr groß ist. Und die Erfahrungen mit der Vielfalt der Welt außerhalb des eigenen Dunstkreises vielleicht zu klein.
Liebe Franzi, ich denke, dass Christina lediglich auf die Sorge derer antworten wollte (und die hören wir Homeschooler oft), dass sich manche fragen, wie sich solche Kinder dann später einmal zurecht finden. Es gibt viele Homeschoolkinder, die später erfolgreich sind. Das ist ein Fakt! Auf den Homeschoolseminaren, die ich besuchte, habe ich viele aufgeweckte, sozial kompetente Kinder gesehen. DIe meisten, die keine Homeschooler kennen, denken, dass Homeschoolkinder sozial eins an der Klatsche haben. Zwangsläufig! Das ist ein echter Irrglaube! Aber natürlich sind auch die ‚Normalos‘ wie du sie nennst super. Sie gehen halt einen anderen Weg und der ist weder schlechter noch besser und, dass viele Regelschüler als Erwachsene erfolgreich sind, ist ja auch ein Fakt. Ich finde, dass Wahlfreiheit für manche, die in der Schule untergehen die Rettung sein kann. Denn, dass das Schulsystem nicht immer das gelbe vom Ei ist, ist ja auch Fakt. Wir Homeschooler kämpfen gegen viele Vorurteile und bekommen von vielen dafür, dass wir uns für unsere Kinder einsetzen und auf vieles verzichten häufig noch eins über die Rübe. Das ist schon frustrierend und traurig.
1. Mir machen weniger die Leute Sorgen, die sich NICHT trauen nach nur 9 Jahren Schule den Schulstoff an ihre Kinder weiterzuvermitteln, sondern eher die Leute, die sich das mal eben so locker zutrauen. Abgesehen davon will auch ein Nachhilfelehrer bezahlt sein. Homeschooling damals wie heute also die unsolidarische Variante für die Bessergestellten.
2. Den Handwerker, der gezielt nach Schulabbrechern und Homeschoolern sucht, den musst Du mir dann doch erstmal zeigen.^^
3. Aktuell schwenken sogenannte „Querdenker“ auf ihren Demos Reichskriegsflaggen. Da bin ich lieber Mainstram-Schlafschaf.
Ins System passen….
Die Mehrzahl von uns möchte ihr Lebensmodell freu wählen und ich vermute die meisten finden sie habe eine Recht auf freie Wahl. Mit wem sie leben und wie (Stichwort heterosexuell, homosexuell, Ehe oder Partnerschaft). Keiner würde sich das mehr vorschreiben lassen wollen, so wie das einmal war.
Hier nimmt sich (mittlerweile) jede/r die Freiheit selbstbestimmt zu leben und wenn nicht, dann ist der Tenor klar: Toleranz. Ohne lockdown hätte ich mich nicht getraut meine Kinder daheim zu unterrichten. Jetzt habe ich die Erfahrung. Ich fühle mich bereichert! Und ich habe Achtung vor der Liebe und Bereitschaft dieser Eltern, die in ihre Kinder investiert (hat). Denn der älteste Sohn ist ja wieder in der Schule, was zeigt, dass es mehr geben kann und sollte, zwischen schwarz und weiss. Für jedes Kind eine absolute Schulpflicht? Das erscheint mir zu einseitig. Ich bin dankbar, dass Österreich mit der Unterrichtspflicht das ganze weniger dogmatisch festlegt.
Als meine Frau (Autorin des Beitrags) mit dem Unterricht zu Hause begann war ich eher skeptisch. Ich hatte selbst eine sehr harte Schulzeit hinter mir und dachte da müsse man halt durch. Nur war es ebenso, dass unser ältester Sohn nach nur zwei Jahren Grundschule in der Nacht nicht mehr schlafen konnte, so fertig war er. Wir waren bei den Schulbehörden, den Schulpsychologen wir haben alles gemacht, um eine Lösung zu finden. Wir haben 18 alternative Schule „abgeklappert“ auf der Suche nach einem besseren Ort für Ihn. Keine wollte ein Kind aus einer Regelschule nehmen. Uns blieb nur mehr das Wagnis Homeschooling. Es ist jetzt das vierte Jahr das meine Frau zuhause unterrichtet. Ich bin mittlerweile der Überzeugung, dass das die beste Entscheidung war, die wir zum Wohle unserer Söhne getroffen haben. Mittlerweile geht der Älteste wieder in die Regelschule und hat viele Freude. Der Jüngste hat soeben mit der Vorschule bei uns im Ort begonnen und es macht ihm riesig Spaß. Der Mittlere – der noch zu Hause unterrichtet wird, kommt nächstes Jahr auch wieder in eine „richtig“ Schule. Menschen die homeschoolen werden im öffentlichen Tenor oft (und das liest man auch aus einigen Kommentaren heraus) als fanatische Spinner, die overprotective sind, dargestellt. Das finde ich schade.
Ich selbst habe grundsätzlich die Einstellung, dass es von ganz zentraler Bedeutung ist, sich ins große Ganze zu integrieren zu können, d.h. als Kind eben auch in die Gemeinschaft der Mitschüler usw., und dass man schon von klein an in der Gruppe für das spätere Erwachsenenleben lernt. Gleichzeitig glaube ich aber auch, dass es Kinder gibt, bei denen das trotz maximaler Bemühungen kaum möglich ist. Ob Heimbeschulung die Lösung dafür ist, da bin ich mir nicht sicher und kenne mich auch pädagogisch nicht aus. Ich glaube aber, wer seine Kinder zu Hause beschult, sollte mit ihnen früher oder später auch darüber sprechen, was die problematischen Aspekte bzw. Nachteile daran sind. Spätestens ein Teenager sollte in meinen Augen in der Lage sein, für sich eine informierte Entscheidung zu treffen, ob er weiter eine Sonderstellung einnehmen oder doch Teil der Gemeinschaft werden möchte.
Aus meiner Sicht als Psychologin kann es – vor allem später im Erwachsenenalter – problematisch werden, wenn ein Kind oder Jugendlicher die Einstellung entwickelt, „Ich bin so besonders und deshalb müssen die Rahmenbedingungen immer ganz genau auf mich zugeschnitten sein, damit es mir gut geht“.
Liebe Mona, diese Sorge haben viele und ich verstehe das auch. Nur haben diese Sorge vor allem Menschen, die sehr wenige oder keine echten Homeschooler kennen. Es gibt viele Möglichkeiten soziales Verhalten und Integrieren in eine Gruppe zu erlernen. Mein Mittlerer besucht beispielsweise mittags den Hort und ministriert. Mein Ältester war von der Schule traumatisiert. Wir konnten ihn daheim langsam wieder aufpäppeln. Für ihn war anfangs die Teilnahme im Sportverein problematisch und das nicht wegen dem Homeschoolen, sondern den Erfahrungen in der Schule. Ich war erschrocken, welche Verhaltensweisen er dort durch seine Mobbingerfahrungen erlernte. Zb die Lehrerin lächerlich zu machen ist eine Möglichkeit doch noch in die Gruppe der Mitschüler integriert zu werden. Wir haben ihn 2 Jahre daheim unterrichtet. Den Stoff, den er in der Schule verpasst hat, nachgeholt und ihn allmählich wieder an Gruppen herangeführt. Nun geht er wieder seit 1,5 Jahren in eine Schule. Ich finde es schade und bedenklich, dass so viele Menschen den festen Glaubenssatz pflegen, dass nur in der Schule soziale Kompetenzen oder Kontakte geknüpft werden.
Liebe Mona,
von auf die ganz genau zugeschnittenen Rahmenbedingungen sind wir weit entfernt. Ich unterrichte an einem Berufskolleg und wir haben volle Klassen mit Schüler*innen, die ohne Abschluss oder nur mit einem 9er Abschluss aus den Zubringerschulen kommen. Meine Kaufleute für Büromanagement können teilweise keinen Dreisatz und in anderen Ausbildungsberufen nicht mal flüssig lesen nach 10 Jahren Schule. Ich finde man muss neben Idealbildern mal die Realität sehen und die ist traurig. Individuelle Konzepte für perfekte kleine Menschen müssten her, egal welche Begabung oder Besonderheiten sie haben…
Toll, wie du das geschafft hast, deine eigenen Vorstellungen vom Leben abzulegen um so ganz für deine Kinder da zu sein und sie in ihrer Entwicklung bestmöglich zu unterstützen! Als Ergotherapeutin weiß ich, dass die Schule für manche Kinder nicht der beste Ort zum lernen ist. Auch wenn es oft nicht mal an „der Schule“ als Institution liegt, sondern am Mangel ausgebildeter Fachkräfte oder ganz einfach daran, dass nicht genug Gelder zur Verfügung stehen. Ich hoffe sehr, dass auch Deutschland dies irgendwann einsieht und flexiblere Lernwege ermöglicht…
Liebe Lisa, so war es auf alle Fälle bei meinem Mittleren. Wir arbeiteten gut mit der Lehrerin und der Direktorin zusammen. Aber der Schule wurden keine Stützkräfte bewilligt. Wir haben alles versucht. Doch momentan wird gerne im Bildungssystem zumindest an der Basis gespart. Ich möchte aber sagen, dass mir, meinem Mann und den Kindern, das Homeschooling eine neue Welt geöffnet hat. Wir haben alle davon profitiert und sehen das Leben mit neuen Augen. Durch die Not und Enge, die wir erlebten, durften wir neue Horizonte entdecken.
Ich will ja nicht fies sein, aber ich frage mich, was diese Kinder später einmal machen, wenn sie „viel zu individuell“ für´s Berufsleben sind.
Und ja… man fragt sich auch, ob es nicht doch ein Bisschen was mit der Erziehung zu tun hat, wenn Kinder in der Welt außerhalb des geschützten Familienkreises so gar nicht klar kommen.
Ich selbst war ja auf der Regelschule lange Zeit alles andere als ein einfacher Schüler und habe dort eine Menge Negatives erlebt und auch eine Menge Mist gemacht. Aber rückblickend bin ich überzeugt davon, dass ich genau daran gewachsen bin, dass man mich da nicht rausgeholt und in einem behüteten Umfeld in Watte gepackt hat. Ich musste mich durchbeißen. Ich habe mich durchgebissen. Und von dem was ich dabei gelernt habe, profitiere ich noch heute.
Ich habe noch einmal darüber nachgedacht, warum mir die Einstellung dieser Homeschool-Mutter hier so derart gegen den Strich geht.
Eine Antwort habe ich interessanterweise auf ihrem eigenen Blog gefunden. In einem Artikel mit dem Titel „Die Homeschool-Mum“ vom 01.04.2020 beschreibt sie die Schwierigkeiten mit denen sie auf ihrem Weg zu kämpfen hat und wie sie sich selbst deshalb als „Heldin“ sieht.
Sie schreibt:
„Helden sind nur Helden, weil sie Canyons durchschwimmen und die höchsten Berge erklimmen. Helden müssen zwangsläufig mal hoffnungslos und verzweifelt sein. Erst der Gang durchs finstere Tal, erst die schweißtreibende Kletterei, führt uns auf den Olymp.“
Ein Held ist also eine Person, die sich in einer gefährlichen, widrigen und oftmals feindseligen Umgebung bewährt. Und ja: Das Regelschulsystem kann manchmal eine ziemlich feindselige Umgebung sein.
Indem sie sich als „Heldin“ geriert und ihre Kinder vor den Widrigkeiten des Regelschulsystems schützt, nimmt sie ihren Kindern die Chance, selbst Helden zu werden.
Das finde ich bedauerlich, selbst wenn ihre Kinder sich dabei subjektiv glücklich fühlen mögen.
Leider ist der Satz bzgl. Heldin aus dem Kontext gerissen. Ich empfehle den gesamten Artikel zu lesen und im richtigen KOntext zu zitieren
. Völlig aus dem Schulsystem gerissen werden, geht gar nicht, da ja die Externistenprüfung garantiert, dass auch Homeschoolkinder im Lehrplan sind, mit allen Vor und Nachteilen. Ich sehe mich nicht als Heldin, die die Kinder vor den Widrigkeiten des Schulystems schützt. Ich sehe mich in der Verantwortung meinen Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen, die es ihnen ermöglicht ihr Fähigkeiten zu entfalten. Ich finde es interessant, dass Sie ihre Kinder aus Prinzip im System lassen würden auch wenn sie dabei drauf gehen. Interessante Einstellung. Mir ist es ein Anliegen authentisch zu schreiben und auch darüber, dass Homeschooling nicht nur eine Gartenparty ist. Ja manchmal fühle ich mich wie jemand der durch tiefe Schluchten wandern muss insbesondere vor der Externistenprüfung, die HOmeschooler sehr hart ran nimmt. Wenn wir dann den Gipfel erklommen haben, fühlen wir uns alle wie Helden. Ja und da haben wir dann auch echt was geleistet. Aber das versteht wohl nur der, der sich auch auf den Gedankengang einlässt und zuhören kann, was der andere tatsächlich zu sagen hat.
Den Artikel habe ich gelesen, fand jedoch nur diesen einen Satz zitatwürdig, da er aus einem Text, der sich für mich sonst eher wie eine Beschreibung eigener Befindlichkeiten vermischt mit einer Prise Eigenlob liest, in bemerkenswerter Weise heraussticht und so etwas wie eine diskussionswürdige Erkenntnis enthält. Die Ausführungen darüber, ob Dein Mann nun in Corona-Zeiten die Wäsche macht, ob Du Deine Kinder nun mit einer Glocke zum Lernen rufst oder welche Probleme Ihr mit der Division hattet fand ich, mit Verlaub, weniger erhellend. Es ist schön für Euch, dass Ihr Euch in Eurem trauten Familienkreis wie Helden fühlt, wenn Ihr irgendwas erreicht habt, aber den Maßstab dafür was als Heldentum gelten kann, setzt eben just die Gesellschaft, vor der Ihr Euch in einen schützenden Kokon einigelt.
Leider weichst Du meinem Argument, dass Du Deine Kinder genau vor den Negativerfahrungen behütest an denen sie wachsen könnten aus, indem Du mit einem Vorwurf antwortest. Dein Vorwurf lautet, dass ich meine Kinder auf Gedeih und Verderb im Schulsystem belassen würde, auch wenn sie dabei „drauf gehen“.
Darauf antworte ich gerne:
1. Lebe ich in Deutschland und hier gilt die Schulpflicht. Ob ich meine Kinder „im Schulsystem belasse“ liegt also nicht wirklich in meiner Entscheidung.
2. Ist das Schulsystem kein Gulag. „Drauf gehen“ steht also gar nicht zur Debatte. Wenn überhaupt geht es um die klassischen Schulprobleme die viele Kinder haben und die sie dank ihrer oftmals unterschätzten Resilienz doch am Ende meist ganz gut meistern.
3. Sehe ich es als meine Aufgabe als Vater, meinen Kindern die notwendigen „Überlebensfähigkeiten“ mitzugeben, sich im Schulsystem auch gegen Widrigkeiten behaupten zu können.
Vergleichen wir es mit einer Himalayaexpedition, die in ein paar Schwierigkeiten geraten ist. Ich unterstütze meine Kinder vom Basislager aus, im festen Vertrauen darauf, dass sie aus eigener Kraft den Gipfel erreichen. Mir scheint, dass Du lieber gleich die ganze Expedition mit dem Helikopter evakuierst.
Nur mal ein Denkanstoß: Warum besagt denn der in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschriebene Ansatz der Inklusion, dass auch Kinder mit neurologischen Besonderheiten möglichst gemeinsam mit ihren „normalen“ Altersgenossen unterrichtet werden sollten?
Lieber Flo, anscheinend weißt du nicht sehr viel über Kinder mit Asperger…Manchmal muss man abwägen, lässt man sein Kind „stark werden“ unter sehr schwierigen Bedingungen oder sucht man andere Wege. Der Satz „was mich nicht umbringt, macht mich stark“ ist nicht an jeden anzuwenden. Es gibt sehr viele Menschen, die durch schwierige Zeiten gegangen sind und darauß nicht als starke Menschen rausgegangen sind…Als Mutter habe ich diese schwierige Aufgabe zu erkennen: ist das jetzt eine Chance für mein Kind oder sollen wir an der Situation etwas verändern?…Es gibt keine einfachen Antworten. Manchmal stellt man fest, man hätte etwas lieber anders gemacht, manchmal ist man froh darüber, so gehandelt zu haben. Aber pauschal zu urteilen was besser wäre ist sehr gewagt und überheblich.
@ Tanja:
Einfache Antworten mag es nicht geben, aber klare Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention, die auf Inklusion statt auf Aussonderung setzt, gibt es schon.
Was ich in Bezug auf diese Diskussion über Kinder mit Asperger weiß ist, dass der Großteil dieser Kinder normal beschult werden kann und auch normal beschult wird, ggf. mit Unterstützung von Integrationshelfern.
Weiterhin weiß ich, dass es für Menschen mit Asperger Fördermöglichkeiten gibt, in denen professionell mit deren spezifischen Problemen umgegangen werden kann.
Gerade bei einem Kind mit erhöhtem Förderbedarf ist es doch die Frage, ob ein Homeschooling in einem solchen Fall überhaupt zu verantworten ist. Meines Erachtens fehlt da die soziale Kontrolle, die durch einen gelegentlichen Externistentest nicht gewährleistet ist.
Außerdem macht die Autorin das ja nicht nur mit dem Asperger-Kind, sondern auch mit dem mittleren Kind, welches kein Asperger hat.
Mir scheint daher, dass das Homeschooling bei ihr nicht nur ein aus der Not geborener Ausweg aus einer besonderen Situation, sondern viel mehr Ausdruck einer Ideologie ist, die ich hoch problematisch finde. Sonst würde sie sich ja auch nicht in einem eigenen Blog dafür als Heldin feiern.
Nur so ein Gedanke, der mir bei diesem „Mein Kind kann nicht in einer Gruppe lernen und ich finde das okay so“ – Thema immer einfällt…
Muss immer und unentwegt auf mein Kind hochindividuell eingegangen werden? Passt das zum Gedanken von Rücksichnahme und Zurückstecken und Solidarität? Mein Kind geht auf eine Regelschule. Er ist einer der stärksten der Klasse und bekommt manchmal besondere Förderaufgaben. Manchmal muss er aber einfach das nochmal machen, was er schon kann, weil viele andere eben noch eine Erklärung brauchen und die Lehrerin nicht noch mal differenzieren kann. Ich finde das okay. Das ist für mich Solidarität und Rücksicht.
Folgender Artikel zeigt, was aus Kindern wird, die zu Hause unterrichtet werden. 🙂
https://www.stroh-im-kopf.at/das-kind-und-der-mutanfall/
Wir sind in einem Netzwerk von Homeschooler. Ich kenne einige, die jetzt im aktiv und erfolgreich im Beruf sind. Oft kann man sich nur das vorstellen was man kennt. Es gibt viele Wege und viele Kinder die im Schulsystem vor die Hunde gehen. Es ist schade wenn Eltern als Versager was Erziehung betrifft gesehen werden. Doch das ist nunmal eine einfache Antwort.
Ich finde das schön für Heidi, dass sie und ihre Jungs mit ihrem Leben zufrieden sind.
Trotzdem frage ich mich, wie Kinder sind, die nicht „ins Schulsystem passen“? Wie sind denn Kinder, die ins Schulsystem passen ? Ist das was Negatives? Oder etwas Positives? Überhaupt: Was bedeutet das eigentlich: Das „Schulsystem“???
Wir sind in einem Netzwerk von Homeschooler. Ich kenne einige, die jetzt im aktiv und erfolgreich im Beruf sind. Oft kann man sich nur das vorstellen was man kennt. Es gibt viele Wege und viele Kinder die im Schulsystem vor die Hunde gehen. Es ist schade wenn Eltern als Versager was Erziehung betrifft gesehen werden. Doch das ist nunmal eine einfache Antwort.
Ich würde das nicht werten. Mein Ältester Sohn hat Asperger und mein Mittlerer ADHS. Wir sind eben in der Schule sehr an unsere Grenzen gestossen. Mein Ältester litt aufgrund von Mobbing an Schlafstörungen. Aufgrund des Unterrichts daheim könnte er sich erholen und geht jetzt wieder in die Schule. Den Mittleren unterrichte ich nun sogar auf Empfehlung der Schule zu Hause.mittags geht er in den Hort. Meine Kinder lernen effizienter daheim
sorry Katrin. Die Antwort war eigentlich für FLo… . Bin da mit den ANtwort Button durcheinander geraten
Wie sieht es mit der Schulpflicht aus?
Das wüsste ich auch gern – wie man das (vermeindlich so einfach und unproblematisch) allein nur mit der Direktorin beschließen kann oder besser darf. Ansonsten danke für den kurzen Einblick in dieses Beschulungsmodell – könnte ich mir prinzipiell auch vorstellen. Andererseits gibt es mittlerweile auch soviele andere Schulkonzepte – weit weg von Regelschule, dass es (je nach Wohnlage vermutlich) für jeden die richtige Beschulung auch innerhalb des Ortes „Schule“ und somit der Schulpflicht geben kann und m.E.n. auch muss. Denn eines bekommt man daheim bzw. mti dem eigenen Umfeld nicht vollständig vermittelt – soziale Kompetenzen, Frustrationen aushalten bzw. damit umgehen lernen…
Die Familie lebt in Österreich. Die Schulpflicht ist dort eher eine „Unterrichtspflicht“ und dieser Unterricht kann eben auch zuhause stattfinden, wenn gewisse Voraussetzungen gegeben sind.
Das ist aufgrund der Bildungspflicht auch ohne Zustimmung der Direktorin möglich. Wir haben uns das mit dem Homeschooling gründlich überlegt. Viele Schulen mit alternativen bildungskonzepten nehmen keine Quereinsteiger. Teilweise wäre es für uns auch logistisch unmöglich gewesen….
In Österreich ist Bildungspflicht. Am Ende des Jahres müssen wir eine Jahresprüfung ablegen und nachweisen, dass das Kind alle Lerninhalte der jeweiligen Klasse beherrscht. Wer durchfällt darf nicht mehr Homeschoolen und das Kind muss die Klasse wiederholen
Liebe Heidi,
ich finde das super spannend und toll, dass es dir möglich ist Homeschooling
für deine Kinder zu machen. Aber geht das so „einfach“? Ich meine damit darf man das „einfach so“ machen oder muss man bestimmte Vorraussetzungen erfüllen? Denn es gibt doch in Deutschland die Schulpflicht.
Ich würde mich sehr freuen wenn du davon berichtest, wie es möglich gemacht werden kann.
Dir und deiner Familie alles Liebe, Maria
Hallo Maria!
Schau mal ganz unten im Bericht, da steht die HP von Heidi – die endet mit „at“. Heidi lebt also in Österreich und die haben eventuell andere Gesetze bzgl Schule etc.
LG
Nadine
Ganz richtig Nadine, in Österreich ist Bildungspflicht, keine Schulpflicht! Ich selbst bin Deutsche. Die Liebe hat mich nach Österreich verschlagen. Ich war auch erst entsetzt bei der Vorstellung, dass Eltern ihre Kinder zu Hause unterrichten. Doch dann habe ich meine Vorurteile abgelegt und entdeckt, was für ein Segen das sein kann.
Hallo Heidi!
Schön, dass du und dein Mann hier „mitdiskutiert“. Das fehlt leider oft bei anderen Autoren.
Unsere beiden jüngsten Söhne sind auch Asperger, der Älteste und unsere kleine Tochter sind noch in der Testung.
Das Homeschooling wegen Corona lief hier wirklich gut, die Kinder haben sich wohl gefühlt.
Da hier in Deutschland aber Schulpflicht besteht, gehen sie auch wieder zur Schule. Allerdings seit August auf eine neue Schule. Der Kleine ist von der Grundschule dorthin und die beiden anderen haben wir aus ihrer weiterführenden Schule genommen, da diese überhaupt nicht für Asperger und solche, die eben ähnlich sind, geeignet war. Jetzt gehen sie auf ein ganz tolles Privat-Gymnasium. Das die Kinder so annimmt, wie sie sind und in ihren Stärken fördert. Digital ist die Schule auf dem neusten Stand und so läuft phasenweises Homeschooling sehr gut.
Es wäre schön, wenn es mehr solcher Schulen geben würde, gerade weil hier in Deutschland die Schulpflicht ist. Da steht man als Eltern oft ratlos da. Ein mögliches Homeschooling sollte immer individuell möglich sein, wenn es dem Kind hilft.
LG
Nadine
Hallo Nadine, das freut mich wirklich sehr hier noch eine Mama mit einem Kind mit Asperger zu treffen. Wir haben für ihn jetzt auch eine echt tolle Schule gefunden. Da haben wir echt Gück!Wir homeschoolen gerade, weil wir wieder Lockdown haben. Das geht gut, weil die Schule gut organisiert ist und wir sehr gut zusammenarbeiten, was leider nicht selbstverständlich ist. Bin aber sehr dankbar, dass für uns Homeschooling individuell möglich war und ist, weil das für viele Kinder wichtig ist. Eigentlich alle Homeschoolerfamilien, die ich kenne, haben mit dem Homeschoolen angefangen, weil es eine große Not in der Schule gab. Manche bleiben dann ganz dabei. Viele machen es auch nur eine Zeit lang.
Liebe Maria, ich freue mich sehr über deine positive Reaktion. In Deutschland ist Homeschooling leider nicht möglich. Ich finde das sehr schade, denn es ist für viele Kinder mit Legasthenie, ADHS oder sonstigen Teilleistungsstörungen oft ein besserer Weg, da sie mehr lernen können und zu Hause auch ihr Fähigkeiten besser entfalten können. Das ist natürlich eine ziemliche Investition von seiten der Eltern. Aber mir ist es das wert!
Man ist immer dazu geneigt, nur das Schulsystem zu kritisieren. Aber eigentlich ist das ein gesellschaftliches Armutszeugnis. Survival of the fittest. Der Rest füllt nur auf, „darf“ sich um individuelle Lösungen bemühen. Schön, dass es in diesem Fall gut funktioniert und die Kids eine positive Grundeinstellung zum Lernen bekommen.
Liebe Claudia, ich sehe das auch so. Ich war auch sehr traurig, dass meine Kinder nicht zu denen gehören und ins Schema passen. Ich selbst finde, dass sie sehr viel drauf haben. Allerdings nicht das was und wie es gefordert wird. Nicht alle Kinder können daheim unterrichtet werden. So manches Kind geht unter. Ich kenne auch solche Kinder und habe dazu einen Beitrag geschrieben. Ich bin froh, dass ich meine Kinder fit machen kann und doch auch traurig, dass sie nicht dabei sind und noch trauriger für alle die keine Chance haben
https://www.story.one/de/u/heidi-collon-5882/kleine-lady
Vorallem für Jungs ist das am besten wenn man bedenkt das ihre Eigenschaften in Schulen nur mehr 2. Rangig sind und Medien, Werbungen usw. keine Familien mit Söhnen mehr zeigt , auch ein Grund das ich kein Fernsehen mehr sehe , weil bei uns in Österreich der Sexismus gegen kleine Jungs immer weiter zu nimnt , stören tut es auch niemand weil der Ekelhafte Sexismus nur gegen Jungs geht.