Leben am Existenzminimum: Angi war noch nie mit den Kindern im Urlaub

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Liebe Angi, beschreib mal, wie Ihr als Familie gerade lebt.

Ich bin 41 Jahre alt und lebe in Gelsenkirchen. Ich bin gelernte Altenpflegerin. Bis Mitte April habe ich als Haushaltshilfe bei einem ambulanten Pflegedienst gearbeitet, dann kam Corona und ich habe meinen Job verloren. Ich lebe mit meinen beiden Töchtern (16 und 6 Jahre) in einer 3 1/2 Zimmer Wohnung (knapp 70 Quadratmeter)

Die Kleine schläft bei dir im Schlafzimmer, fehlt Dir manchmal ein Rückzugsort?

Ja, absolut. Und meiner Tochter fehlt er auch. Die Große hat ihr eigenes Zimmer, aber aufgrund der 10 Jahre Altersunterschied kann sich die Kleine nicht mit der Großen das Zimmer teilen. Mit 16 braucht man einfach Raum für sich…Deshalb ist es nun eben so wie es ist.

Du hast dich auf einen Artikel gemeldet, in dem eine Mutter davon schreibt, wie es ist „arm“ zu sein. Würdest du Euch auch als arm bezeichnen?

Arm-sein ist schon ein heftiger Begriff. Sagen wir es mal so: Selbst als ich noch meinen Job als Haushaltshilfe hatte, musste ich mit Arbeitslosengeld 2 aufstocken. Das Geld reicht bei uns zum Leben, ich kann aber nichts sparen. Und Extraausgaben sind auch nicht drin. Ich kann mit den Kinder nicht ins Kino oder in einen Freizeitpark. Für Geburtstagsgeschenke muss ich an anderer Stelle sparen. Wünscht sich ein Kind mal ein etwas größeres Geschenk, kann ich das nicht erfüllen.

Ihr habt zum Beispiel noch nie Urlaub gemacht. Ist das Thema bei Euch zu Hause? Und wie sähe dein Traumurlaub aus? 

Oh ja, es ist oft ein Thema. Die Freunde meiner Kinder fahren fast jedes Jahr in den Urlaub und nach den Ferien erzählen alle Kinder in der Klasse von ihren Urlaubserlebnissen. Das ist für meine Kinder schon schwer.

Die Große würde so gerne mal nach Italien, der Kleinen ist das Ziel egal, Hauptsache sie kann mal das Meer sehen. Und ich würde super gerne mal nach Norwegen.

Du bist nach dem Wegfall deines Jobs nun ganz auf staatliche Unterstützung angewiesen…

Ja, ich bekomme Kindergeld und Arbeitslosengeld. Außerdem bekomme ich auch Unterhaltsvorschuss, da der Vater der Kinder keinen Unterhalt zahlt. Er hat seit Jahren keinen Kontakt zu den Kindern und will nicht zahlen…

Was ist dir in deiner Familie besonders wichtig?

Meine Kinder sind für mich das größte Glück und ich möchte, dass sie glücklich sind – auch wenn wir nicht viel Materielles besitzen. Sie wissen, dass wir immer zusammen halten, auch wenn es schwer ist und dass ich immer für sie da bin. Ich glaube, das ist auch sehr sehr wertvoll….

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15 comments

  1. ALG 2 Regelsatz für eine Frau mit 2 Kindern sind insgesamt 1068 Euro bar auf die Hand. Jeden Monat. Miete wird zusätzlich gezahlt. Obendrauf bekommt man noch Sportvereine, Nachhilfe, Schulbedarf, Mittagsverpflegung für die Kinder gezahlt. Das finde ich schon ganz ordentlich ehrlich gesagt… Davon kann man sich meines Erachtens alles leisten. Wer arbeiten geht hat auch nicht unbedingt mehr und muss für alle Vereine etc.noch selbst aufkommen. Ich denke man sollte sich nicht beklagen, sondern froh sein das es diese Leistungen gibt. Aus anderen Ländern wandern Menschen gezielt hier ein weil es hier diese Leistungen gibt.

    1. 1.068 € klingt nice, aber das sind am Ende pro Person „nur“ etwa 350 €. Davon kann man leben, klar, und das schreibt sie auch. Ich kann aber verstehen, dass es auf Dauer wenig ist und wünsche ihr viel Erfolg, da „raus“ zu kommen.

  2. Hallo!
    Habt ihr mal an eine Mutter-Kind-Kur gedacht? Das Huus Achtern Diek in Norddeich nimmt Kinder bis 17 Jahre auf und liegt an der Nordsee.
    Die Mutter-Kind-Kur ist eine Vorsorgemaßnahme, das heißt, man muss nicht erst schlimm krank sein um die Zusage der Krankenkasse zu erhalten. Es geht darum z.B alleinerziehende Mütter zu entlasten. Der Hausarzt oder Organisationen wie Awo, Caritas etc beraten hier.

    Und ansonsten: Wir würden uns an einer Spendenaktion beteiligen!

    Liebe Grüße!!

  3. Ich würde auch was beitragen!

    Als Idee: Ferienfreizeit für Kinder über kreisjugendring oder Kirchengemeinde sind schön und günstig.

  4. Ich möchte es nicht kleinreden, jedoch habe ich selbst als Alltagsbegleiterin für Senioren gearbeitet, verdient habe ich als ungelernte Kraft weniger als die ausgebildeten Altenpfleger. Aber es hat ausgereicht. Ich denke, wenn man in diesem Beruf voll arbeitet, ist man nicht unbedingt von der Stütze abhängig, Kindergeld kommt dann ohne Anrechnung wie beim Hartz4 hinzu. Und Altenpfleger werden immer gebraucht. Mich ärgert es jedoch, dass Berufe wie dieser, die ein Volk von unten stützen, nicht gut genug bezahlt werden. Mieten und teils Lebensmittelpreise steigen an, aber die Gehälter nicht oder nur gering. Hier sollte der Staat eine echte Entlastung ermöglichen, wie zum Beispiel Mieten den Gehältern anpassen. In unserem Mietshaus zahlen die Akademiker aufgrund des Gehalts mehr Miete, Arbeiter wie ein Maurer und seine Familie weniger. Es läuft seit Jahren sehr gut so und es herrscht daher eine angenehme Durchmischung. Natürlich wäre diese Art nicht in jeder Stadt, jedem Bezirk, jedem Kiez möglich. Aber es kann Lösungen geben, wenn es auch wirklich von oben gewollt wäre.

    1. Es gibt sicherlich genügend Stellen als Altenpflegerin, diese sind jedoch häufig im Schichtdienst, als alleinerziehende ist das furchtbar und kaum lösbar.
      Ich werde nun auch auf meine geliebte Gruppe verzichten und dadurch auf den Staat angewiesen sein, weil die Zuschläge verloren gehen.
      Es ist alleinerziehend in Pflegeberufen nicht einfach.

  5. Meine Tochter (9) hat gefragt, ob man was spenden könne?
    Kann man?

    Ich hatte früher auch Zeiten, wo Pfandflaschen zurück gebracht werden mussten, um Brot zu kaufen, aber jetzt ginge es gerade.
    War selbst ein Kind, dass leise wurde nach den Ferien. Ich war in der Regel 5 Wochen bei der Oma in Niederbayern.

    1. Ich lebe mit 2 Kindern J7+M10,in einer 65qm 3raum Wohnung. Beide Kinder haben ein eigenes Zimmer, weil es wichtig ist, das jeder seinen Rückzugsort hat. Ich habe mein Bett im Wohnzimmer. Das Wohnzimmer dient zum schlafen für mich, als Familienraum und es gibt einen extra Tisch zum Essen und Schulaufgaben machen.
      Das geht wunderbar und Zeit für mich hab ich wenn die Kinder schlafen.
      Hab noch 2 große Kinder,16+17,die beim Vater leben und wir haben auch noch nie Urlaub gemacht.
      Es ist traurig, das man seinen Kindern sowas nie bieten kann, aber wir nutzen andere Möglichkeiten, wie Ausflüge, Wanderungen usw.

  6. Auch wenn dies in USA und Co verbreiteter ist: Wäre ein GoFundMe o. ä. für die Urlaubsfinanzierung vielleicht eine Option? Ich wäre dabei!

    1. Wir waren auch noch nie im Urlaub.Wir gehen jetzt beide Arbeiten aber beim meinem niedrigen Lohn ist auch kein Urlaub für 6 Personen drine .Klar machen wir mal Ausflüge u.so man muss sich Prioritäten setzen.Und meine Kinder feiern lieber einen großen Geburtstag oder gehen in den Zoo z.b.Es wird halt gespart wenn es geht und irgendwann klappt es auch mal mit einem Urlaub .Wenn wir was spenden können dann helfe ich auch gerne.

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