Ihr Lieben, ganz plötzlich sitzen wir nun alle mit unseren Kindern zu Hause und werden neben all unseren Aufgaben auch noch zu Homeschooling-Lehrerinnen. Wie kann das funktionieren? Was können wir daraus lernen? Und was macht das mit unseren Kindern?
Wir haben mal bei den Profis nachgefragt, bei denen das auch außerhalb von Corona-Zeiten mit dem Unterricht zu Hause funktioniert, bei der web-individualschule nämlich, der einzigen digitalen Schule deutschlandweit.
Hier werden Kinder unterrichtet, die durch eine Krankheit das Bett nicht verlassen können, Kinder mit Autismus, die Menschenmengen scheuen, solche, die vielleicht an Regelschulen gemobbt wurden.
Oder Schauspiel- oder Musikerkinder, die durch Konzerttouren oder Dreharbeiten eine Zeitlang nicht im normalen Unterricht sitzen können. So machten auch die Brüder Bill und Tom Kaulitz von Tokio Hotel an dieser Schule ihren Abschluss.
Jeder Schüler und jede Schülerin hat hier ihren eigenen Lehrer oder ihre eigene Lehrerin. Täglich reden sie ca. 20 Minuten via Skype miteinander, besprechen und verteilen Aufgaben – und dann wird eigenständig zu Hause gearbeitet.
Da wir uns jetzt alle in einer ähnlichen Lage befinden, haben wir Sarah Lichtenberger, die Schulleiterin einmal interviewt.
Liebe Frau Lichtenberger, Sie sind mit der web-individualschule wohl im Moment die einzige Schule deutschlandweit, die noch Unterricht für ihre SchülerInnen anbietet. Macht sich das bei Ihnen in irgendeiner Form bemerkbar?
Sarah Lichtenberger: Wir sind jedenfalls nur insofern von der NRW-Schulschließung betroffen, als dass auch unsere LehrerInnen ihre Kinder ab nun zu Hause betreuen. Diese LehrerInnen befinden sich im Homeoffice und unterrichten von dort aus.
Die Eltern unserer SchülerInnen haben wir informiert, dass es dadurch möglicherweise zu Störungen im gewohnten Ablauf kommen kann. Es ist ja schon anders, wenn ein dreijähriges Kind ständig durchs Bild läuft 😉 Aber auch das kriegen wir hin. Die Eltern waren bislang sehr verständnisvoll und froh, dass wir weiterarbeiten.
Die Auswirkungen der flächendeckenden Schulschließungen machen sich aber vor allem in unserem Sekretariat bemerkbar. Viele Eltern fragen nach einer Überbrückungsbeschulung.
Wie reagieren denn Ihre SchülerInnen darauf, dass sie gerade die einzigen sind, bei denen der Unterricht trotz Corona wie immer weitergeht?
Sarah Lichtenberger: Sehr unterschiedlich. Einige fluchen und hätten lieber schulfrei.
Für andere, gerade für unsere kranken SchülerInnen, wäre ein Ausfall emotional sehr heftig. Die Angst vor einer Erkrankung durch das Coronavirus ist bei diesen Schülern sehr groß, da sie durch die vorhandene Erkrankung als Risikopatient gelten.
Der Unterricht gibt ihnen ein Stück Normalität und eine tägliche Portion Ablenkung.
Ihr Lehren findet digital statt – inwiefern könnten herkömmliche Schulen von Ihrem System profitieren?
Sarah Lichtenberger: Wir arbeiten seit 18 Jahren digital und setzen uns seitdem mit allen Hürden, Problemen und Ausreden in diesem Bereich auseinander. Dadurch haben wir in der digitalen Wissensvermittlung mittlerweile reichlich Expertise gesammelt.
Ich denke, jeder Klassenlehrer kann mit entsprechender Anleitung seinen eigenen virtuellen Klassenraum erstellen. Die Schüler treten zu vereinbarten Zeiten per Rechner, Smartphone oder Tablet dem Raum bei, um die täglichen Inhalte durchzusprechen und tiefergehende Aufgaben dort zu erhalten. Für Rückfragen wäre dann die Kontaktmöglichkeiten via Chat oder E-Mail empfehlenswert.
Es braucht ambitionierte Lehrer, die die Vorteile des Digitalen sehen und bedarfsgerecht in ihren Unterricht einbauen. Derartige Ansätze sollten dann von den Schulleitern unterstützt werden. Mit dem Digitalpakt stehen auch ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung.
Nun unterrichten Sie ja auch hochaktuell und sehr individualisiert. Wenn jemand Mark Foster-Fan ist, wird in Physik seine Bühnen-Pyrotechnik erklärt, in Deutsch werden seine Texte analysiert und in Mathe seine Konzertkartenverkäufe potenziert. Steht Corona auch grad auf euren Lehrplänen, damit die Schüler begreifen, was das eigentlich ist?
Sarah Lichtenberger: Ja, aktuelle Themen fließen häufig in unseren Unterricht ein, beispielsweise auch Themen wie der Klimawandel oder die AFD.
Eine Art aktuelle Stunde ist wichtig, weil die Gespräche unter Gleichaltrigen außerhalb der regulären Schulthemen häufig entfallen.
Für die Aufklärung über das Coronavirus nutzen wir Infomaterial, das dem Wissensstand des jeweiligen Schülers entspricht.
Für unsere Kinder ist es neu, zu Hause zu lernen. Ihre SchülerInnen kennen das schon. Haben Sie vielleicht Tipps zur Selbstdisziplin für die, die jetzt zum ersten Mal zu Hause und ohne LehrerIn vor sich an der Tafel lernen sollen?
Sarah Lichtenberger: Gerade zu Beginn stellt diese neue Situation die SchülerInnen vor eine große Herausforderung.
Viele von ihnen lernen in ruhiger Umgebung, da sie dort mit hohem Tempo voranschreiten. Dabei werden mögliche Störer wie das Smartphone mit neuen Nachrichten räumlich getrennt.
Ich denke, wichtig ist eine gesunde Grundeinstellung zum Sinn von Schule – nämlich als Vorbereitung für die eigene Zukunft. Das sollte genügend Motivation für das freiwillige Lernen zuhause geben.
Zuhause lernen bedeutet ja nicht unbedingt isoliert zu lernen.
Die Schüler sollten die technischen Möglichkeiten nutzen, sich untereinander zu vernetzen und so virtuelle Lerngruppen zu bilden und so voneinander zu profitieren.
Rückt digital zusammen! Nutzt die Möglichkeiten des Internets!
Viele vermissen jetzt auch ihre FreundInnen, wie machen Ihre SchülerInnen das ohne dieses Gemeinschaftsgefühl? Oder gibt es bei Ihnen auch Gemeinschaftsaktionen?
Sarah Lichtenberger: Bei uns gibt es viele Gemeinschaftsaktionen.
Wir bauen beispielsweise gerade einen funktionstüchtigen Roboter: Die Körperteile werden im 3D-Drucker gedruckt, dann zusammengeschraubt und montiert. Im Anschluss erhält der Roboter durch Programmierung seine Funktionen.
Außerdem haben wir ein Schul-Orchester. Die SchülerInnen spielen ihre Tonspur – z.B. Geige, Klavier, Saxofon oder Gesang – zuhause ein. Am Ende wird alles zusammengelegt und es wird ein Stück draus.
Das erste hörbare Ergebnis war ein Weihnachtslied:
Seit einiger Zeit haben wir auch eine Schülerzeitung. Die Redaktion besteht zu einem Großteil aus unseren SchülerInnen und wird von einem Lehrer geleitet.
Die letzte Ausgabe mit dem Titelthema Transgender gibt es unter: http://indiview.de
Bietet ihr jetzt in Quarantäne-Zeiten auch übergangsweise SchülerInnen an, die zu unterrichten, wenn die Eltern zum Beispiel arbeiten müssen und zu Hause nicht helfen können?
Sarah Lichtenberger: Wir haben derzeit keine Beschulungsplätze frei, da die Inklusion an den Schulen in der Praxis nicht wunschgemäß läuft und wir dadurch auch ohne Coronavirus schon am Limit arbeiten.
Mit den jetzt geschlossenen Regelschulen erhalten wir die ersten Anfragen für eine Übergangsbeschulung. Diese müssen wir leider erstmal auf eine Warteliste setzen.
Grundsätzlich möchten wir natürlich helfen und tun dies durch den Einsatz unserer Expertise, indem wir anderen Schulen Tipps für den Online-Unterricht geben.
Was meinen Sie, lässt sich fürs deutsche Schulsystem aus dieser Krise lernen?
Sarah Lichtenberger: Mein Appell an das Schulsystem lautet:
Traut euch doch mal andere Wege zu gehen.
Traut euch doch mal Videokonferenzen mit euren SchülerInnen durchzuführen.
Lasst es euch ruhig von den SchülerInnen erklären – die können das nämlich 🙂
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Hallo ich heiße Daniela bin 42 alleinerziehende Mama von 16 jährige Tochter. wir sind doppel Nationalität Deutsch und Chile. Ich bin in Chile geboren meine Tochter in deutschland.ich lebte die ersten 7 Jahren in Chile dann sind wir nach Deutschland gezogen.dort lebte ich 19 Jahre lang.bin zurück nach Chile mit meine Tochter sie war 8 Monate alt.aber für mich war es dort nicht einfach und mussten zurück nach Deutschland gehen.hier sind wir seit 2016 meine Tochter geht zur Schule und haben Probleme.wegen Mobbing in der Schule fehlte meine Tochter oft zur Schule.jetzt habe ich das Jugendamt am Hals seit Mai mit Sorgerecht entzug.wegen Mobbing weiss es nicht nur die Schule sondern allen doch meine Tochter wird als Lügnerin gestellt und ich eine schlechte mutter.meine Tochter hat keine Lust mehr zur Schule zu gehen.siebleidet sehr drunter nicht nur mit Bauchweh.bin sogar auf die Idee gekommen umzuziehen. Da ichnkein Führerschein habe fehlt es mir schwer alles auch was auswandern geht in ein anderes land.ich möchte gerne das meine Tochter fernlernt aber ich weiß nicht weiter.da ich das Amt habe schon im Gericht war wegen Sorgerecht entzug.hilfe habe ich keine steh ganz alleine da und meine Tochter hat auch wie ich sehr viel Angst das sie mir weg genommen wird.schulwechsel wurde mir auch nicht erlaubt.das Schulamt Jugendamt Verfassungsbeistand sowie Richterin sind auf der Seite der Schule die meine Tochter hier geht.