Mein Name ist Jana und ich möchte Euch heute zum Roses Revolution Day meine Geschichre erzählen. Im Oktober 2015 sollte unsere erste Tochter zur Welt kommen. Wir planten die Geburt in einer Klinik, von der wir viel Gutes gehört hatten.
5 Tage vor dem Termin platzte die Fruchtblase. Vier Stunden später fuhren mein Mann und ich ins Krankenhaus. Ich hatte noch keine Wehen, aber es war unsere erste Geburt und wir waren so aufgeregt.
Ich wurde im Kreissaal kurz untersucht und dann in ein 3-Bett-Zimmer geschickt. Dann setzten die Wehen ein und die Schmerzen überrannten mich. Ich brauchte Unterstützung, deshalb gingen wir zurück zum Kreißsaal. Dort wurden wir immer wieder mit schlechter Laune und wenig Einfühlungsvermögen abgewiesen. Wir sollten auf dem Flur spazieren gehen oder aufs Zimmer gehen.
Auf dem Flur waren überall wildfremde Menschen, das Zimmer war auch voll – eine Frau hatte dort gerade Besuch von ihrer sehr großen Familie. Ich wollte mich mit meinem Mann zurück ziehen, aber wir wussten nicht wohin. Die Wehen wurden stärker, diese unfassbar großen Schmerzen, auf die man trotz Vorbereitungskurs einfach nicht vorbereitet ist. Und wir fühlten uns alleine. Ich hätte mir sooo sehr eine liebevolle Betreuung gewünscht.
Irgendwann waren die Hebammen von uns wahrscheinlich so genervt, dass sie anboten, mir ein angeblich schmerzlinderndes Medikament intravenös zu verabreichen. Bis heute wissen wir nicht, was das für ein Zeug war. Ich bekam eine Wehenflut, wurde noch ängstlicher, gleichzeitig war ich so erschöpft und mir wurde schwindlich. Insgesamt hatten wir vier Hebammen in der Nacht, die allesamt unfreundlich waren und mir eher noch Vorwürfe machten, weil ich die Wehen nicht richtig veratmen könne. Und weil ich panisch sei. Mein Mann machte mir immer wieder Mut, aber ich war echt am Ende.
Irgendwann hieß es, es wäre zu spät für eine PDA. Auf einmal füllte sich der Kreißsaal, aber keiner der Menschen in den weißen Kittenl, redete mit uns – nur Geflüster. Die Zimmertür vom Kreißsaal stand immer weit offen. Jemand sagte, die Herztöne vom Kind würden runter gehen. Eine Oberärztin kam und übernahm. Sie schnitt an meinen Damm und nahm die Saugglocke. Der Kinderarzt nahm einen Hocker, drängte meinen Mann beiseite und schob mit seinem Ellenbogen und seinem Körpergewicht meine Tochter "Richtung Ausgang". Dann wurde sie endlich geboren. 48cm groß und 2950g schwer. Kerngesund.
Sie legten das Baby kurz auf meinen Bauch, dann wollten die Ärzte die untersuchen und waschen. Mein Mann ging mit. Ich lag mutterseelenallein, blutend, mit beiden Beinen auf diesen Beinstützen wie beim Frauenarzt. Ohne Decke oder Laken, bei halb offener Tür im grellen Licht, ohne zugezogene Fenstern. Ich fühlte mich wie im Schlachthaus.
Und dann – nach einer furchtbaren Nacht im lauten Dreibettzimmer – durfte ich nach Hause und wir ließen die U2 beim Kinderarzt machen.
Lange konnte ich nicht über diese Erfahrung sprechen. Nur unter Tränen mit meiner Hebamme, die mich zu Haue betreute. Ich hatte ganz klar ein Trauma.
Ich habe noch zwei Kinder bekammen, in einem anderen Krankenhaus. Dort gibt es nur 1-2-Bett-Zimmer. Die Hebammen, Ärzte, Pflegerinnen waren sehr nett, einfühlsam und rücksichtsvoll. Ich wurde in dieser intimen, besonderen Situation der Geburt liebevoll gut gut begleitet. Das hat mich mit der ersten Geburt versöhnt und ich bin froh, dass ich nochmal solche Geburten erleben konnte.
6 comments
Liebe Jana,
das ist nichts Neues. Mein Sohn wurde 1988 in Berlin geboren. In einem Krankenhaus empfohlen und sehr gut bewertet in der Zeitschrift ELTERN.
Die Geburt dauerte über zwei Tage. Eine Hebamme (die wievielte weiß ich nicht mehr) versuchte mehrmals mit Gewalt den Muttermund zu öffnen, nachdem sonst nichts geholfen hatte. Die Schmerzen waren unbeschreiblich. Ich verlangte immer wieder, dass sie aufhören sollte und dass ich eine andere Hebamme will.
Dann wurde ich an einen Wehentropf gehängt. Als kurz darauf die Presswehen anfingen, war ich total alleine – keine Schwester, kein Arzt, keine Hebamme war noch auf der Station. Später habe ich erfahren, dass alle auf einer anderen Station einen Geburtstag feierten. Ich habe so laut geschrien wie noch nie in meinem Leben, die Schmerzen waren unterträglich.
Mein Mann war kurz an die frische Luft gegangen. Als er zurückkam, lief er über mehrere Stationen, bis er endlich einen Arzt fand, es war niemand da. Der ließ sich Zeit, um zu mir zu kommen und sagte zu meinem Mann, dass es sowieso noch dauern würde. Trotz Wehentropf und Presswehen ging die Geburt nicht voran. Daraufhin holte sich der Arzt einen Hocker, stieg darauf und ließ sich mit seinem ganzen Gewicht mit seinem Oberkörper auf meinen Bauch fallen. Sein wiederholter Kommentar zu mir: „Stellen Sie sich nicht so an und hören Sie endlich auf zu schreien! Eine Geburt ist etwas ganz normales!“
Plötzlich brach Panik aus, eine Ärztin erschien. Dann wurde festgestellt, dass bei meinem Sohn keine Herztöne mehr zu hören waren.
Mein Sohn wurde dann mit Saugglocke um 21:26 Uhr an einem Freitag geboren. Zum Glück waren die Abgarpunkte mit 9 und dann 10 ok.
Ich war derartig traumatisiert, dass ich alles tat, um ja nicht wieder schwanger zu werden. Selbst bin ich eines von vier Kindern und hatte mir immer zwei Kinder gewünscht. Das war mit diesem Erlebnis vorbei, unvorstellbar. Bis heute habe ich manchmal noch Gänsehaut, obwohl mein Sohn inzwischen 31 Jahre alt ist. Den Horror in dieser derartig gut beurteilten Klinik mit wahren Lobeshymnen angeblich liebevoller Geburtsbetreuung kann ich nicht vergessen.
Ich wünsche dir, dass du dieses Erlebnis irgendwie verarbeiten kannst – von ganzem Herzen!
Liebe Jana,
ich kann mich so gut in Dich hinein fühlen. Denn Schmerz sehr gut nachvollziehen.
Mir wurde auch Gewalt während der Geburt angetan.
Die Frauenärztin, welche mich während der Geburt betreute, habe ich verklagt.
Nur so konnte ich abschließen. Mein Sohn kam 2014 per spontan Geburt auf die Welt. Meine große Tochter war da schon 5 Jahre. Auch Sie wurde in diesem Krankenhaus geboren. Ihre Geburt war wirklich ok.
Mein Sohn war schon während der Schwangerschaft ein großes Baby und auch schwer. Normalerweise hätte ein Kaiserschnitt gemacht werden müssen. Das wurde aber nie angesprochen. Ich hatte wirklich Probleme das Kerlchen aus mir heraus zu pressen. Sie nahmen mir die PDA, angeblich war das Gerät defekt. Diese unwahrscheinlich schrecklichen Schmerzen, hatte ich nicht erleben wollen.
Dann musste ich. Aber nach der Geburt kam dann letztendlich das schlimmste was ich je Erleben musste. Ich hatte durch die Geburt einen hohen Scheidenriss Paravaginal erlitten. Die zuständige Frauenärztin hatte eine halbe Stunde nach der Geburt ein Hämatom in der Größe eines Kindkopfes in meiner Scheide eröffnet.
Sie legte mir keine Betäubung, behauptete das die PDA ja noch wirken müsste. Auch ich kam mir wie auf dem Schachthof vor.
4 Scheidenspreitzer rammte Sie in meinen Unterkörper. Ich autschte, denn ich hatte ja auch gerade eben erst meinen Sohn geboren, und wurde nur angemault, dass ich mich nicht so anstellen soll.
Letztendlich landetet ich im OP. Danach hatte ich weiterhin schmerzen. Ich merkte das etwas nicht stimmte. Meinen Sohn hatte ich nicht mehr gesehen danach. Fast 5 Stunden lag ich im Kreisaal nach der ersten OP, mit Schmerzen. Mit Hebammen die nicht kamen oder mich auch an maulten, weil ich immer wieder sagte das ich schmerzen habe. Teilweise wurde mir nicht geglaubt.
Mein Mann war zwar die ganze Zeit dabei, aber er unternahm nichts.
Eine Assistenzärztin, welche nach meiner Gerinnung immer wieder Blut abnahm, merkte dann das ich apathisch war.
Eine 2 OP folgte. Ich wurde in der ersten OP nicht richtig versorgt, sprich genäht, so das ich fast verblutet wäre. Insgesamt hatte ich 2 Liter Blut verloren, Mir ging es 8 Wochen nach dem ganzen Horrortrip noch schlecht. Musste Eisenpräparate nehmen und meine Babyzeit konnte ich nicht richtig geniessen.
Zudem kamen dann Eheprobleme, da ich meinem Mann schwere Vorwürfe machte.
Auch mit seiner Mutter habe ich mich zerstritten, was bis heute anhält.
Ich kann nur jedem Raten, der Gewalt in welcher Form auch immer, während der Geburt erlebt hat, nicht zu schweigen. Sich zu wehren und darüber zu sprechen.
Jana ich wünsche Dir, dass Du Dein schreckliches Geburtserlebnis gut verarbeiten kannst. Und es dauerhaft irgendwann vergessen kannst.
Alles Gute
sende ich Dir
Leidensgenossin
Liebe Jana,
ich kann total nachvollziehen, wie es dir ergangen ist. Auch ich war mit der Geburt meines ersten Kindes sehr unzufrieden aber zum Glück war es nicht ganz so heftig wie bei dir. Mir wurde geraten in einem großen Krankenhaus zu entbinden, da ich aufgrund einer Gestationsdiabetes eine Risikoschwangere war und die großen Häuser eine angeschlossene Kinderintensivstation haben. Beim ersten Kind ist man ja so verdammt unsicher und vertraut daher auf den Rat der Ärzte. Wer will sich schon hinterher vorwerfen müssen, dass er nicht alles mögliche getan hat um sein Kind zu schützen.
Die Geburt dauerte sehr lange. Wir kamen morgens in den Kreissaal und abends kam die Kleine dann. Zwischendurch war kaum jemand da. Alle paar Stunden kam mal eine Praktikantin und ist vorbei gehuscht. Keine Hilfe, als die Schmerzen schier unerträglich wurden, keine Vorschläge für einen Wechsel der Geburtsposition, keiner, der uns geholfen hat, als ich anfangen musste, mich zu übergeben. Ich habe einen Geburtsvobereitungskurs gemacht aber das ist eben alles nur Theorie und das meiste hatte ich im „Ernstfall“ vergessen. Mein Mann hat sein Bestes gegeben um mich zu unterstützen aber auch für ihn war es aufregend und sein „erstes Mal“. Ich hätte mir gewünscht, eine Hebamme als Ansprechpartnerin zu haben. Jemand, der mir erklärt, wie die Geburt voran schreitet. Oder mir Tipps gibt oder was auch immer. Nach Stunden der Quälerei kam dann eine mürrische Hebamme und meinte, der Muttermund sei offen aber die Wehen noch nicht stark genug. Sie bot mir an, die Fruchtblase zu öffnen und eine halbe Stunde später war unser Baby da. Ich war da schon so geschwächt, dass ich mich geweigert habe, meine Kind auf die Brust zu nehmen. Ich hatte solche Angst, dass meine Kraft nicht mehr reicht, sie zu halten. Mein Mann hat das dann übernommen und wenige Minuten später kam dann die schlecht gelaunte Hebamme wieder und rammte mir ihren Ellbogen in den Bauch. Hinterher erklärte sie kurz, dass die Nachgeburt noch fehlt und sie das ein bisschen beschleunigen wollte. Hat übrigens nicht funktioniert. Es hat eine weitere halbe Stunde gedauert, bis die vollständige Nachgeburt da war. Nur weil mein Mann eingeschritten ist, wurde ein Teil der Plazenta für die Nosoden, die wir anfertigen lassen wollten, aufgehoben. Wir hatten das am morgen gesagt aber bis zum Abend wusste das keiner mehr. Ich war übrigens den ganzen Tag allein im Kreissaal. Es ist also nciht so, dass die Angestellten übermäßig viel zu tun hatten.
Alle weiteren Geburten hatte ich im hiesigen Krankenhaus in dem auch meine Hebamme gearbeitet hat. Die Betreuung war viel besser, wofür ich mein Leben lang dankbar sein werde.
PS: Obwohl das Krankenhaus, in dem ich das erste Mal entbunden habe, als stillfreundlich ausgezeichnet (!) wurde, haben die Hebammen sich geweigert, mir mit dem Stillen zu helfen. Sie haben mir das Kind angelegt aber kein Wort darüber verloren, worauf ich achten muss. Die Kleine wollte nie von sich aus trinken und hat dadurch viel zu viel abgenommen. Statt mir die Stillerei ausführlich zu zeigen, wurde ich genötigt, mindestens alle 60 Minuten zu pumpen. Obwohl ich einen Tag länger als üblich (alos damals 4 Tage) im Krankenhaus war, hatte ich meinen Milcheinschuss erst zu Hause. Und der war so heftig, dass ich fast übergangslos in einen üblen Milchstau geraten bin. Zum Glück hatte ich zu Hause eine super fürsorgliche Hebamme, die sich wunderbar um mich gekümmert hat.
Liebe Jana
Es tut mir leid, dass man so mit dir umgegangen ist. Das ist einfach unentschuldbar. Das sollte keine Frau in einem Moment wie der Geburt erleben müssen, wo man im Mittelpunkt stehen sollte und einfach nur einfühlsame Begleitung braucht. Ich hatte damals auch einen vorzeitigen Blasensprung und ahne, was mir alles erspart geblieben ist, weil ich meine Tochter im Geburtshaus zur Welt gebracht habe. Hier am Ort haben wir auch nur so ein großes Krankenhaus, das ich niemals freiwillig betreten würde.
Aber: Du musstest doch nicht über Nacht bleiben. Du durftest immer gehen. Man muss sich auch wehren. Das ist nicht vorwurfsvoll gemeint, sondern als Aufruf, die Verantwortung über sich selbst nicht abzugeben, nur weil man ein Krankenhaus betreten hat. Ich weiß, es sollte anders sein – man sollte es betreten können und vertrauen dürfen. Aber solange das nicht so ist, braucht es wohl leider einen Roses Revolution Day.
Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute und freue mich, dass du auch schöne Geburten erleben durftest.
Unsicher
Klar muss man für sich selber einstehen aber wer hat dieses Selbstvertrauen schon bei der ersten Geburt? Ich jedenfalls nicht. Ich habe blind den Anweisungen von Ärzten, Hebammen und Schwestern vertraut, sofern den welche kamen. Das hätte ich bei der zweiten schon nicht mehr und bei der dritten habe ich offen der Hebamme widersprochen. Hat mir nur nichts genützt. Ich wurde trotzdem aus dem Kreissaal geschickt, was die gute Frau später bitter bereut hat. Sie musste aus dem OP-Saal eines geplanten Kaiserschnitts heraus geholt werden weil ich sonst ohne sie entbunden hätte. Mir hätte das nichts ausgemacht aber krankenhausintern wäre das vermutlich nicht so gern gesehen worden.
Rose Revolution Day Bericht von Jana
Hallo liebe Jana,
Oh man, es tut mir echt leid, was du für eine Erfahrung machen möchtest. Leider ist es mir 2005 bei der Geburt unserer ersten Tochter ähnlich ergangen in einem großen Klinikum. Erst die Geburten meiner zwei folgenden Kinder konnten mir darüber hinweg helfen. Nun warten wir auf No4 und es wird wieder eine Hausgeburt mit Hebamme, wie schon bei No3. Ich bin das erste mal völlig entspannt und angstfrei.
Von der Geburt in der Klinik von Kind No1 hatte ich mir 2016 den Geburtsbericht geben lassen und habe dort auch Sachen gelesen wo ich dachte Bitte? Und das alles ohne vernünftig mit mir zu sprechen unter der Geburt? Es ist unglaublich, was in Kliniken mit manchen Frauen unter der Geburt geschieht und das hat viele Ursachen: zu wenig Personal, zu schlechte Bezahlung usw…..
Alles Gute für euch 🙂