Seit ein paar Tagen ist meine Große nun Drittklässlerin. Manchmal kann ich das gar nicht richtig glauben. Es fühlt sich so an, als sei es erst gestern gewesen, dass wir Eltern aufgeregt beim allerersten Elternabend in der Schule waren.
In den letzten zwei Jahren ist viel passiert. Aus meiner schüchternen Erstklässlerin ist eine selbstbewusste Drittklässlerin geworden, die mehr und mehr ihren eigenen Weg geht und jeden Tag selbstständiger wird.
Bisher war es selbstverständlich, dass ich meine Tochter in die Schule/zu Hobbies/Freundinnen fahre und auch wieder abhole. Manchmal fühlte ich mich deshalb wie ein Taxiunternehmen und sehnte den Tag herbei, an dem die Kinder diese Wege alleine bewältigen können.
Dieser Tag ist nun da – jedenfalls, wenn es nach meiner Tochter geht. Ich dagegen zögere (und das, obwohl ich die Idee eigentlich so gut finde!). Wie wohl jede Mutter habe ich ein kleines Helikopter-Gen in mir. Loslassen gehört nicht unbedingt zu meiner Stärke, das Kopfkino spult gefährliche Situationen ab, in die meine Tochter geraten könnte. Zu oft lese ich von Kindern, die im Straßenverkehr verletzt oder getötet werden.
Meine Tochter dagegen hat gar keine Angst. Sie kennt die Wege in-und auswendig, weiß, dass sie beim Straße-Überqueren nicht trödeln darf, sie kennt jede Ausfahrt, jeden Bordstein. Als ich sie mal fragte, warum es ihr so wichtig sei, dass sie diese Wege alleine laufen oder fahren darf, sagte sie: „Das gibt mir so ein gutes Gefühl. Ich fühle mich dann viel größer.“
Hach, ich kann das wirklich so gut verstehen. Und dass Kinder an solchen Aufgaben wachsen, bestätigen auch alle Lehrer, Erzieher und Erziehungswissenschaftler. Und natürlich möchte ich, dass meine Kinder zu selbstbewussten, selbstständigen Menschen heranwachsen.
Aber: Wir leben in Berlin. Wenn meine Tochter zu ihrer besten Freundin möchte, muss sie eine vierspurige Straße überqueren. Und auch ihr Schulweg sind nicht die 300 Meter, die ich früher zu bewältigen hatte – sondern führt sie über mehrere große Kreuzungen. Und doch – das weiß ich – ist es nicht die Lösung, meine Tochter bis zum Abitur zur Schule zu fahren.
Die Lösung ist dann doch viel eher: Die Wege mit den Kindern üben, ihnen die Verkehrsregeln erklären, mögliche Gefahrensituationen besprechen und Notfall-Pläne entwickeln (z.B. wohnt bei uns eine befreundete Familie etwa auf der Hälfte des Weges – da könnte meine Tochter im Notfall klingeln und mich anrufen).
Und weil es ja auch immer gut ist, wenn jemand „Cooles“ (also nicht Mama :-)) über solche Sachen spricht, habe ich mit den Kindern Videos mit dem beliebten KIKA-Moderator Tobias Krell zum Thema Straßenverkehr angeguckt. Die Videos entstanden in Zusammenarbeit mit Volvo Car Germany, die übrigens seit 2011 die Hilfsorganisation BILD hilft e. V. „Ein Herz für Kinder“ mit Spenden- und Sonderaktionen unterstützt.
Dieses Jahr geht es bei Volvo Car Germany um Kindersicherheit im Straßenverkehr – in den fünf produzierten Videos „Abenteuer Strasse“ erklärt Tobias Krell alltägliche Fallbeispiele. Hier zum Beispiel: „Wie überquere ich einen Zebrastreifen richtig?“
Auch ganz wichtig: „Was mache ich, wenn ich bei Grün losgelaufen bin, die Ampel aber plötzlich auf Rot springt?“
Um die Sache zu verdeutlichen, zeigt Tobias Krell immer einen richtigen und einen falschen Weg – und bespricht dann mit Kindern, welches Verhalten besser war. In diesem Video geht es um das sichere Überqueren einer Straße, wenn keine Ampel und kein Zebrastreifen in der Nähe ist, dafür aber jede Menge parkende Autos, die die Situation ganz schon unübersichtlich machen:
Ihr seht: Die Videos sind lustig, leicht verständlich, meine Kids haben munter mitgeraten.
Da wir wissen, dass bei vielen von Euch auch gerade darüber gesprochen wird, ab wann die Kinder alleine losziehen dürfen, können wir nur sagen: Zeigt Euren Kindern diese Videos (Hier der Link für alle Videos der Volvo-Serie), sprecht mit Euren Kindern darüber, welche Gefahren es im Straßenverkehr gibt und auf was sie achten müssen.
Und erzählt uns, wie Ihr das geregelt habt: Ab welcher Klasse sind Eure Kinder alleine zur Schule, welche Wege legen Eure Kinder selbstständig zurück? Wir freuen uns auf Eure Tipps und Erfahrungen.
1 comment
Selbständigkeit ist wichtig!
Ich finde es extrem wichtig, dass die Kinder (sofern es von der Länge der Strecke geht) selbständig in die Schule gehen.
Bei uns wohnt leider keine Schulfreundin direkt in der Nähe. Daher habe ich sie im ersten Schuljahr immer morgens zu einer Freundin gebracht, die etwa 500m von der Schule entfernt wohnt. Das lag auf meinem Arbeitsweg und so konnte meine Tochter mit der Freundin und noch drei weiteren Kindern von dort alleine zur Schule laufen.
Die erste Woche ist immer ein Elternteil bis zur Ampel mitgelaufen, da dort eine vierspurige Straße zu queren ist.
Nachdem klar war, dass die Kinder dort sicher über die Fußgängerampel gehen, sind sie immer alleine gelaufen.
Im zweiten Schuljahr begann es, dass meine Tochter gerne alleine nach Hause (1,5km) kommen wollte und dazu ihren Roller mitnahm. Wir haben uns dazu erstmal auf halbem Weg getroffen, da dort eine andere Kreuzung über eine vierspurige Straße ist, bei der es in einem Teilstück keine Fußgängerampel, nur einen farbig markierten Überweg gibt. Nachdem ich gesehen hatte, dass sie dies gut meistert, kam meine Tochter meist alleine nach Hause.
ab dem Frühjahr forderte sie es auch ein morgens alleine von zu Hause mit dem Roller zu fahren.
Seitdem ist dies die Regel und sie hat es das ganze dritte Schuljahr so gemacht. Einzig an dem Tag, an dem sie Schwimmzeug und Instrument zur Schule mitnehmen musste, wurde sie gebracht.
Seitdem verabredet sie sich auch selbständig mit Freundinnen im Stadtteil an der Eisdiele oder beim Spielplatz.
Sie hat ihre Uhr dabei und wir vereinbaren eine Zeit wann sie zu Hause sein soll.
Wir haben erlebt was ihr dies an Selbständigkeit gebracht hat und mit was für einer Selbstverständlichkeit sie sich nun im Stadtteil bewegt und auch Fahrten zum Sport für sie direkt mit einer Verabredung mit nahe wohnenden Vereinskameraden verbunden ist. Sie sammeln sich gegenseitig ein und fahren mit Roller oder Fahrrad zum Sport.
Sie ist daran so gewachsen und wir sind so froh, dass wir ihr diese Möglichkeit gegeben haben, das Vertrauen geschenkt haben.
Und ja, als sie das erste mal 10 Minuten zu spät kam von einer Eis- und Spielplatzverabredung, da habe ich ihr auch klar gesagt, dass ich mich spätestens 10 Minuten später auf die Suche nach ihr gemacht hätte. Das war für sie auch wichtig zu sehen, dass wir uns dann Sorgen machen. So bekam die vereinbarte Zeit nochmal etwas mehr Gewicht und wird seitdem auch gut eingehalten.