Ihr Lieben, eine Freundin von mir ist letzte Woche zum ersten Mal Mutter geworden. Via Whatsapp berichtete sie mir von den ersten Wehen und dass sie dann doch wieder nach Hause geschickt wurde. Dass sie nochmal geschlafen habe und jetzt total unruhig sei. Dass die Haut jucke und sie jetzt endlich das Baby im Arm halten wolle.
Und ich – hunderte Kilometer entfernt – litt mit. Wusste, dass es noch ein weiter Weg von der ersten Wehe zum ersten Babyschrei ist. Ich kontrollierte minütlich mein Handy, immer in der Hoffnung, dass da endlich ein Foto der Kleinen geschickt würde.
Emotionen pur. Auf der einen Seite diese übergroße Freude für meine Freundin, die sich so sehr ein Baby gewünscht hatte und nun tatsächlich Mutter ist. Und dann die Erinnerungen an meine eigenen drei Geburten. An die vielen Runden, die ich übers Klinikgelände drehte. An die Verzweiflung, weil ich zwischendurch dachte, ich müsse vor Schmerzen sterben. Und an den Moment, als die Welt still stand und ich meinem Baby das erste Mal in die Augen sah. Dass ich drei Kinder auf die Welt gebracht habe, erfüllt mich mit so großer Dankbarkeit, mit so viel Liebe und Stolz.
Und dann ist da irgendwo ganz hinten in meinem Kopf eine kleine Kammer. Meist ist sie gut verschlossen, weil sich dahinter Baby Nr. 4 verbirgt. In den letzten Monaten habe ich oft darüber nachgedacht und musste mir dann eingestehen, dass ich ein viertes Kind wohl nicht mehr schaffen würde. Zu viele Krankheiten, zu viele schlaflose Nächte, zu viel Chaos, zu viel Durchwursteln, zu viele Abende, an denen ich arbeiten musss, gibt es jetzt schon. Ein viertes Kind würde ich wohl kräftemäßig nicht mehr packen.
Und trotzdem öffnete sich ab und zu diese verschlossene Tür und ich guckte vorsichtig hinein. Wo drei satt werden, werden es auch vier. Ach, was soll denn da so schwer dran werden, du weißt doch, wie es geht. Wäre schon süß, so ein Baby. Nochmal kuscheln, nochmal Babyduft, nochmal dieses Wunder erleben. Der Kopf ssagte: Du spinnst. Der Bauch: Versuch es doch.
In den letzten Tagen hat sich das verändert. Es ist so, als habe der Kopf gesiegt. Oder als habe er sich so lange gemeldet, bis mein Bauch sich überstimmen ließ. Tatsächlich habe ich nun wirklich das erste Mal das Gefühl, dass das Thema Familienplanung abgeschlossen ist. Nie wieder Babybauch, nie wieder Tritte von innen, nie wieder CTG, nie wieder Bauch streicheln, nie wieder Bodies in Größe 56, nie wieder Windeln Größe 1, nie wieder Babyhaut auf meiner.
Es tut ein bisschen weh, wie jeder Abschied irgendwie weh tut. Ein Kapitel in meinem Leben scheint nun vorbei zu sein. Jetzt könnte ich mich in diesen Pool der Wehmut legen und darin baden. Das könnte ich wahrscheinlich ziemlich gut. Aber ich habe mich entschlossen, das nicht zu tun. Sondern meinen Blick auf die Dinge zu lenken, die ich habe – anstatt auf die, die ich nicht mehr haben werden.
Und ich habe so viel. Drei Kinder. Drei Persönlichkeiten, die mein Leben so bereichern. Und ich habe mein Leben. Eins, das ich langsam wieder mehr spüre. Das wieder etwas selbstbestimmter wird. Und das, das muss ich zugeben, fühlt sich auch ganz gut an.
6 comments
Danke für diese Zeilen
Liebe Katharina, du schreibst mir aus der Seele. Leider bade ich momentan im Pool des Wehmuts statt meine drei gesunden Kinder zu genießen. Meine Gedanken schweifen ständig um das 4. Baby. Doch dann gibt es da auch diese Angst vor Komplikationen oder den eigenen Ressourcen und die Frage nach zu viel Leichtsinn. Ich würde so gerne noch ein weiteres kleines Wesen begleiten, aber muss mir eingestehen, dass ich dann unseren Dreien nicht mehr so gerecht werden würde. Und mir auch nicht. Deshalb versuche ich von der Lebensphase seit einem Jahr Abschied zu nehmen. Und darin bin ich gar nicht so gut. Leider.
Eigentlich war der Plan keine Kinder zu haben
Also ich kann das auch gut nachvollziehen ich wollte nie Kinder das gehörte nicht zu meiner Lebensplannung. Aber dann kam der richtige Mann und plötzlich mit 31 auch der Wunsch ein Kind zu bekommen und das war eine tolle Entscheidung und ich habe dann immer gedacht ja wenn du willst dann kannst du noch eins bekommen nun zehn Jahre später hat mein Körper entschieden das die Wechseljahre eintrudeln und somit auch das Kinder kriegen vorbei ist und das ist okay …den eigentlich wollte ich ja keine Kinder aber die Möglichkeit es selber zu entscheiden war schon toll nun ist es zu Ende und das war schwer, es zu sagen… vorbei die Freiheit der Entscheidung
Du sprichst mir aus der Seele.
Auch wir haben vor kurzem das Thema 3. Baby abgeschlossen. Wenn man es seit 4 Jahren immer im Sinn hat, es mal probiert, dann wieder nicht, hin und her überlegt – dann wird man leichtsinnig. Vor etwa 3 Wochen dachte ich auch wirklich – jetzt bin ich schwanger – 2 Wochen lang. Aber statt Freude zu empfinden, war ich verunsichert. „Bist Du irre? Mit 45 noch ein Baby – jetzt wo Du gerade beruflich nochmal voll am durchstarten bist und alle Kraft für den Job und Deine ersten 2 fantastischen Kinder brauchst?“, dachte ich. Mit ging es nicht gut und ich war am Hadern. Sollen wir das Kind wirklich bekommen? Meine Frauenärztin riet mir, erst mal abwarten… dann kam die Periode!!! Ich war so erleichtert – aber auch wehmütig. Aber es war heilsam und hat mir gezeigt: Jetzt ist für mich die Familienplanung abgeschlossen. Ich bin glücklich mit meinem Mann und meinen beiden Kindern. Wie Du schreibst ein Leben, das langsam wieder selbstbestimmter wird und mich bereichert.
Genau so
Danke für diese Zusammenfassung meiner Gefühle. Mein erster Sohn ist Asperger, daher haderte ich jahrelang mit dem Wunsch nach einem dritten Kind, das ja um mich herum fast alle schaffen, nur meine Kräfte reichen nicht. Vor einem Jahr war das Thema dann von heute auf morgen durch und statt Trauer ist da heute Erleichterung. Meine beiden Söhne entwickeln sich super, und die Chaos- und Dreck-ins-Haus-bring-Lücke schließt seit ein paar Tagen ein Welpe. Kein Ersatz für ein drittes Kind, aber ein guter Kompromis für mich
Das kann ich sehr gut
Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich war bei meiner 1. Geburt 34, mein Sohn war bis ins Teeniealter sehr anstrengend, so dass wir uns nie getraut haben, es mit Nr. 2 zu versuchen. Immer, wenn wir dachten, super, jetzt ist ein guter Moment für Kind Nr. 2, dann wurde unser Sohn krank und wir mussten uns eingestehen, dass 3 unruhige Nächte so sehr an unseren Nerven zerren, dass wir ein 2. Kind nicht packen würden. Fast 10 Jahre habe ich gebraucht, um diese Tür endgültig zu verschließen. Ich finde es sehr wichtig zu erkennen, wo die eigenen Grenzen sind. Und das Leben ist so wundervoll, wenn man sieht, wie aus Kindern junge Leute werden 😉
Liebe Katharina,
ich verstehe Deinen Wehmut sehr gut.
Mein erstes Kind bekam ich mit 30, das zweite (und somit auch letzte) Kind bekam ich mit 41.
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, nochmal Mutter zu werden und es tat weh, von werdenden Müttern die frohe Kunde zu erfahren, die Ultraschallfotos zu sehen, von der Geburt zu erfahren usw. Man durchlebt das alles immer wieder, weil es doch etwas wunderbares ist!
Ich bin sehr dankbar für mein zweites, unerwartetes Wunder und aufgrund meines Alters habe ich mit der weiteren Familienplanung abgeschlossen.
Ich habe kürzlich mit meiner Freundin darüber gesprochen, da sie auch diesen Wehmut verspürt. Der Bauch sagt Ja zu Kind Nummer 5, der Verstand Nein.
Aber auch wenn wir nie wieder Windeln in Größe 1 wickeln und nie wieder die ersten Schuhe kaufen, so ist das doch alles zeitlich begrenzt.
Wir werden irgendwann Oma sein und das ist doch auch etwas wunderbares!
Auch wenn es noch etwas dauert, bis ich Oma werde, so freue ich mich doch sehr auf diese Aufgabe!
Und bei 4 Kindern ist die Wahrscheinlichkeit höher, Oma zu werden als mit 2, sind wir mal ehrlich!
Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Liebe und noch viele wunderbare Jahre!