Als meine erste Tochter ein paar Wochen alt war, gab es keinen Satz, den ich so sehr gehasst habe wie "Das ist alles nur eine Phase." Für mich hörte sich dieser Satz immer an wie "Ja, ist gerade echt blöd, aber ich weiß auch nicht, was man da tun kann. Warte einfach ab, mit Glück geht es bald wieder vorbei."
Beim ersten Kind war mir das aber zu "wenig". Ich war aus dem Job gewohnt, dass es zu jedem "Problem" eine Lösung gibt. Dieses Abwarten war so gar nicht meins. Das Akzeptieren, dass man Kinder eben nicht einfach an-und ausschalten kann, dass man gewisse Dinge einfach hinnehmen muss, auch nicht. Eine wichtige Lektion im Leben, die ich erst als Mutter gelernt habe.
Tatsächlich ist es nun so, dass ich den Satz "Alles ist eine Phase" heute ganz anders verstehe, ihn beinahe tröstlich finde. Denn heute höre ich aus ihm: "Es ist gerade hart, aber es wird besser. Es geht vorbei, es wird nicht so bleiben."
Gerade stecken wir in einer Phase, die ich so noch nicht erlebt habe. Ich glaube ja, dass jede Familie ihr eigenes Hauptthema hat. Bei den einen ist es das Schlafen, bei anderen die Schule. Manche Familien haben mit extremer Schüchternheit zu tun, bei anderen ist gesunde Ernährung oder ein kontrollierter Medienkonsum immer wieder Thema. Bisher waren wir als Familie beim Thema Schlaf unglaublich verwöhnt. Die ersten Monate mit einem Baby waren natürlich immer hammerhart, aber meine Kinder sind von Beginn an alleine in ihren Betten eingeschlafen und haben mit etwa 8-10 Monaten dann auch dort durchgeschlafen. Es gab bei uns nie Probleme beim Einschlafen, ich musste nie am Bettchen sitzen, um die Kinder in den Schlaf zu begleiten.
Seit etwa 4 Wochen ist das anders. Meine Kleinste will einfach nicht mehr alleine einschlafen, also setze ich mich derzeit so lange dazu, bis sie weggeschlummert ist. Ein Zustand, den ich nicht ideal finde. Zum einen, weil ich noch zwei große Kinder habe, denen ich normalerweise in dieser Zeit vorlese, zum anderen, weil ich müde bin und mich nach meinem gewohnt schnellen Feierabend sehne. An manchen Tagen kann der Papa da übernehmen, aber leider eben nicht immer.
Meist dauert es dann etwa eine halbe Stunde, bis die Kleine eingeschlafen ist. Das wäre verschmerzbar, wenn sie im Laufe des Abends und der Nacht nicht ständig aufwachen und weinen würde. Ich muss also ständig in ihr Zimmer und sie beruhigen. Selbst wenn ich sie mit ins Elternbett nehme und ihr die Hand halte (was ich irgendwann auch mache – nämlich dann, wenn ich selbst ins Bett gehe) wacht sie regelmäßig auf und weint.
Komischerweise kann ich mir diese Schlaf-Veränderung so gar nicht erklären – in der letzten Zeit llief alles seinen gewohnten Gang, es gab keine Veränderungen, keine emotionalen Belastungen – nichts. Und deshalb versuche ich ruhig zu bleiben und mir immer wieder zu sagen: Es ist nur eine Phase.
Dennoch spüre ich gerade wieder diese ganz gemeine Art der Müdigkeit, die Schlafentzug so mit sich bringt. Die Müdigkeit, die einem durch den ganzen Körper kriecht, die den Kopf breiig werden lässt und die Nerven dünn.
Glücklicherweise haben meine Großen dafür ein feines Gespür und haben die Häufigkeit ihrer Streiereien total zurück gefahren, was mir enorm hilft. Vielleicht waren diese heftigen Streits der beiden ja auch nur eine Phase, die sich nun langsam dem Ende neigt? Das wäre uns allen zu wünschen.
Und mitten in dieser Schlaflos-in-Berlin-Phase spielte mir das Autoradio gestern "Hey" von Andreas Bourani. Darin heißt es:
Wenn jeder Tag dem andern gleicht – Und ein Feuer der Gewohnheit weicht- Wenn lieben grade kämpfen heißt -Dann bleib-Es geht vorbei- Es geht vorbei
Ich finde, das sind Zeilen, die jeder Mutter, die gerade eine harte Zeit hat, total ins Herz gehen, oder? Daher: Wenn es Euch gerade ähnlich geht – wenn Ihr gerade auch zu wenig schlaft, zu viel arbeitet, Euer Herz schwer ist, nicht weiter wisst – dann haltet durch. Es wird wieder anders. Versprochen.
Foto: Leni Moretti
3 comments
Hier auch!
Liebe Katharina,
Wenn ich mich richtig erinnere dann sind unsere Töchter etwa 5 Wochen auseinander…
Ich kann sehr gut mit dir mitfühlen. Einschlafen geht hier seit Ende Juli auch nur noch an mich gekuschelt oder Händchen haltend und bis vor 1 Woche wurde sie jede Nacht wach und ist dann nur noch bei uns im Bett wieder eingeschlafen. Auch dort immer dieser aufgewacht und Körperkontakt gesucht. Einschlafen ist weiterc ein Problem aber ein paar Nächte konnten wir wenigstens alle wieder durchschlafen.
Ich hoffe auf ein baldiges Ende dieser Phase denn ich muss abends dringend mal wieder raus oder wenigstens mit der besten Freundin telefonieren!
Ich schicke dir gute Gedanken und drücke auch euch die Daumen!
Dieser Satz kann Fluch &
Dieser Satz kann Fluch & Segen zugleich sein. Wir machen mit unserem ersten Kind auch grade diese Erfahrungen & durchleben diese Phasen. Ich denke, groß werden ist nicht leicht & jedes Kind ist anders & durchläuft diese Phasen anders & zu anderen Zeitpunkten.
Alles Liebe, Richard & Hugo (vom vatersohn.blog).
Hier ganz ähnlich
Liebe Katharina,
bevor ich Mama wurde, fand ich diesen Phasenspruch auch total dämlich. In den ersten Monaten konnte ich auch nicht glauben, dass diese plötzlichen Veränderungen, die einem den letzten Nerv rauben können, wirklich genauso plötzlich wieder vorbei sind. Aber inzwischen weiß auch ich, es ist eine Phase und wir stehen das durch. Unsere Tochter ist auch von Anfang an im eigenen Bett eingeschlafen und hat bereits mit 7 Wochen durchgeschlafen. Zwischendurch gab es mal Zeiten, in denen das Einschlafen nicht klappte oder sie nachts plötzlich mehrmals wach wurde. Im Moment braucht sie meistens abends noch jemanden, der nochmal ( oder auch zweimal) mit ihr kuschelt und sich mit ihr unterhält und dann schläft sie irgendwann. In den letzten beiden Nächten wurde sie irgendwann wach und konnte nur bei uns wieder einschlafen. Es beunruhigt mich nicht mehr in der Hinsicht, dass ich weiß, sie wird irgendwann wieder in ihrem Bett durchschlafen, vielleicht heute, vielleicht morgen oder nächste Woche. Aber ich weiß sie brütet etwas aus: ich hoffe es sind nur die letzten Zähne.
Liebe Grüße und viel Durchhaltevermögen,
Stephanie