Übernachtungsparty? Nicht mit mir! Und nicht bei uns!

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Lisas Kinder haben Pyjamapartys für sich entdeckt. Warum sie diese bei sich zu Hause nicht erlauben kann? Das erzählt sie hier…

„Mama, darf ich heute bei Anna übernachten? Die macht ´ne Pyjamaparty mit 13 Mädels.“ „Klar, darfst du“, antworte ich. Und wenn ich eine Comicfigur wäre, würde nun mein Hirn zu dampfen anfangen und in der Gedankenblase über mir erschienen lauter Giftzeichen und explodierende Metallspiralen. 13 Mädels? Eine ganze Nacht? Die werden ja kein Auge zu tun! Bei mir gäbe es so etwas nicht.

Um die Warnzeichen in meinem Kopf zu verstehen, muss man wissen, dass bei mir nach drei eigenen Kindern in zwei Jahren – darunter Zwillinge – ein mittelschweres Schlafmangel-Trauma aus den ersten Babyjahren übrig geblieben ist. Mein Schlaf ist mir heilig seit dieser Zeit, in der ich bis zu 18 Mal pro Nacht geweckt wurde und ich irgendwann nicht mehr wusste, ob überhaupt Tag oder Nacht war. Weil die Kinder keinen Unterschied machten. Und weil ich tags wie nachts so müde war, dass sich das ganze Gehirn so klebrig anfühlte wie Kaugummi.

Nun ist mein Schlaf eh ein ziemlich leichter. Ein fremdes Geräusch – und ich sitze hellwach im Bett. Mein Mann nannte mich einmal „Die Schlafheilige“, weil er in der Babyzeit morgens so oft mit einem „Ach, die Nacht war aber gut“ erwachte und ich ihn dann mit einem „Ja, also bis auf die fünf Still-Unterbrechungen“ überraschte. Er glaubte irgendwann, ich schlafe gar nicht, sondern falle nur in eine Art Dämmerzustand, der mich bei jedem Geräusch hellwach werden und die Kinder beruhigen ließe. Dass ich das auch in der 425. Nacht noch so hinkriegte, dafür nannte er mich „heilig“. Ich würde es eher Mutterinstinkt nennen. Aber dieser ist eben auch heute noch besonders ausgeprägt.

Ich kann mich nicht entspannen, wenn wir ein Kind über Nacht zu Besuch haben. Ich schlafe schlecht, weil ich nicht weiß, ob das Besuchskind vielleicht Heimweh bekommt. Ob es nachts schlafwandelnd unsere Treppe runterfällt. Ob es Durst bekommt. Schließlich habe ich die Verantwortung! Ich habe also immer ein Ohr im Kinderzimmer und das strengt mich an. Ich finde keine Ruhe. Das Problem bin eindeutig ich.

Die Vorstellung, mehr als ein weiteres Kind neben unseren eigenen Dreien nachts bei uns im Haus zu haben, sondern gleich 13, lässt mich wirklich erschaudern. Denn es gibt zwar dieses romantische Bild mehrerer Kinder auf Matratzen, die sich zusammen im Pyjama unter ihre Decken kuscheln, die Köpfe noch zusammenstecken und dann allesamt fröhlich einschlafen. Doch in Wahrheit kichern 13 Mädels doch bis morgens um 3 Uhr und stehen dann um 7 Uhr wieder auf der Matte. Völlig übermüdet für die nächsten drei Tage.

Und wenn sie das nicht tun und wirklich um zehn Uhr einschlafen (hahaha!), dann erschließt sich mir der Sinn der Übernachtungsparty erst recht nicht. Dann schlafen sie doch! Da merkt man doch gar nicht, dass der Freund oder die Freundin zu Besuch ist? Oder geht es vielleicht doch eher um das heimliche Wachbleiben? Das mag ja schön sein für die Kinder, aber für uns als Eltern?

Vielleicht liegt mein Unverständnis auch einfach in der Tatsache begründet, dass ich selbst früher ein Heimweh-Kind war. Bis ich 13 war, wollte ich nicht woanders schlafen. Ich habe es immer wieder versucht, aber nicht geschafft. Ich verbinde mit Übernachtungspartys also nur die Sehnsucht nach meiner Mama – und kann deswegen vielleicht auch einfach nicht so gut nachvollziehen, was so toll daran sein soll, in fremden Betten bei anderen Leuten zu schlafen. Dass ich mich schließlich mit 15 Jahren für ein Jahr in den Schüleraustausch ins Ausland verabschiedete – kein Heimweh mehr weit und breit – das zeigt mir nur, dass sich solche Angewohnheiten ändern können. Wer weiß, vielleicht spreche ich in zwei Jahren auch schon ganz anders über Übernachtungspartys bei uns im Haus? Ich schließe das nicht aus. Aber noch brauche ich nachts meinen Schlaf.

Bei uns sind wirklich immer alle willkommen. Tagsüber können hier gern auch mal sechs oder von mir aus auch 13 Kinder spielen und durch den Garten rennen. Ich setze meine Bedürfnisse oft und gern hinter die der Kinder, plane Dinge um, versuche für alle möglichst viel zu ermöglichen. Aber nachts, da will ich meine Ruhe. Und da setze ich mich durch – auch wenn das besonders die drei besten Freunde unseres jüngsten Sohnes neulich schockte. Sie hatten bei ihren Eltern schon eine Übernachtungsparty bei uns angekündigt und gesagt: „Die Lisa, die erlaubt ja sowieso immer alles“. Als sie dann ein „Nein“ von mir hörten, konnten sie es nicht glauben. Wieso denn bloß nicht?

Ich habe ihnen nicht erklärt, dass ich tagsüber nur so viel erlauben und geduldig sein kann, weil ich nachts meinen heiligen Schlaf bekomme. Ich habe mich einfach mit ihren Eltern kurzgeschlossen und war ganz ehrlich: Übernachtungspartys? Bei uns bitte nicht. Also machten wir ab, dass die Kinder bis zum Abend bei uns spielen würden – und dann als Nachtwanderung zum Haus der Freundin laufen würden. Ich würde sie begleiten und hätte nachts meine Ruhe. Die andere Mutter freute sich, denn „nachts schlafen sie ja eh“. Und ich freute mich erst recht, denn ich bekäme nach dem Actiontag mit den Kindern meinen heiß ersehnten Schlaf.

 

Dieser Beitrag erschien ursprünglich in der Zeitschrift Eltern Family.

Foto: pixabay

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7 comments

  1. Ich unterschreibe jeden Satz! Ich habe vier Kinder und oft ist tagsüber richtig viel los bei uns, 7 Kinder und mehr kommt schon vor und ist für mich auch kein Problem. Nur BITTE nicht über Nacht! Ich mag es nicht. Ich bin auch selbst nicht gerne bei anderen über Nacht zu Besuch und schon als Kind konnte ich nichts spaßiges daran finden. Nur leider wollen meine Kinder bzw. insbesondere mein Ältester (11 Jahre) meinen Standpunkt nicht akzeptieren. Meistens beginnen schon am Freitagmittag nach der Schule die Diskussionen…. :/

  2. Verstehe Lisa
    Meine Kids sind zwar deutlich jünger, aber im Grunde bin ich wie Lisa: Tagsüber darf bei uns gerne Halli Galli sein, da mache ich mit den Kids und Gästen auch gerne jeden Blödsinn mit… ich koche auch Wunschgerichte und habe auch immer einen 3. Kindersitz im Kofferraum für Spontanverabredungen unserer Beiden- aber nachts, da will ich nur meine Kids in der Verantwortung haben… wir schlafen nämlich morgens gern bis mind. 08:00 Uhr- das wissen unsere Beiden und meist klappt es auch so! Nicht mal meine Nichte (eine Laute Frühaufsteherin) möchte ich da „an der Backe“ haben ;-)! Ich hoffe wir können das Übernachtungsthema noch lange schieben… Ach ja, tagsüber dürfen Besuchskinder genau das, was unsere Kinder dürfen- nur wenn sie im Begriff sind unseren kompletten Süßigkeitenvorrat zu vernichten, da bremse ich ;-)! Umgekehrt bringen unsere Kids auch mal ein paar Eindrücke von Spielauswärtsbesuchen mit ;-)!

  3. Eine Freundin lässt auf den
    Eine Freundin lässt auf den großen Wunsch ihrer Tochter Übernachtungsgäste seit dem 5. Geburtstag zu. Die Gastkinder hatten dann mitten in der Nacht so schlimm Heimweh, dass sie ins Bett meiner Freundin krabbelten und dort die Nacht verbrachten. Als ich das gehört habe, habe ich das Übernachtungsthema auf unbestimmte Zeit verschoben…

  4. Kann ich gut verstehen
    Unsre Große ist dieses Jahr drei geworden und die ersten Kinderbesuche ohne Mama waren für mich auch ehrlich gesagt recht stressig. Ständig bin ich am schauen das sie Spaß haben, am überlegen ob es wirklich nur ein Apfel und was trockenes zum knabbern sein darf, oder ist evtl. doch eine Süßigkeiten okay. Wenn wir draußen unterwegs sind kommt mir auf einmal jedes Klettergerüsst zu hoch vor etc. Ehrlich nervig, mich stresst die Verantwortung für fremde Kinder deutlich mehr als die für meine eignen. Und das obwohl ich jahrelang Jugendleitung war, Babysittererin und selbst im Job Menschen betreue. Die kenne ich und eben auch Ihre und meine Grenzen. Fremde Kinder verleiten mich zur Helikoptermama zu werden und das lehne ich normalerweise völlig ab. Kita, Kiga, Großeltern und auch spielen lassen bei anderen kein Problem für mich. Das Gefühl es anderen Müttern recht machen zu müssen damit unsere Kinder ja nicht ausgeschlossen werden spielt hier evtl. eine Rolle, noch nie war es mir so wichtig zur Masse zugehören wie als Mama. Mal schauen wie sich das entwickelt evtl. kommt mit der Erfahrung die Ruhe, wollen wir es hoffen denn verbieten will ich es ja Tagsüber auf keinen Fall.

    1. Super Beschreibung
      Genauso ergeht es mir. Treffender hätte ich es nicht beschreiben können, Sabrina! Bin immer nur froh, wenn der Kinderbesuch meines Sohnes wieder gegangen ist. Dann bin ich erleichtert und falle in eine Regenerationsphase….bis zur nächsten Verabredung.

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