Tablet, TV, Totalalarm: Kinder, jetzt legt doch mal die verdammten Handys weg!!!

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Ihr Lieben, ich habe mal darüber geschrieben, wie das war, als unsere Große ein Handy bekam. Ich habe auch neulich mal darüber nachgedacht, wie schön das war, als sich die Jungs ein selbsterlegtes Tabletverbot für Montag-bis Freitag aussprachen. Da staunt ihr?

Ja, ich habe auch gestaunt. Und leider hat diese Regel auch nicht lang angehalten. Das ist hier ähnlich wie in der Politik. Erstmal lässt man es auf Freiwilligkeit basieren, bis man merkt: Hm, klappt ja irgendwie gar nicht. Und dann gibt es feste Regeln und Frust. Und ja, noch mehr Frust. Frust, Frust, Frust.

Während ich diesen Text hier tippe, streiten sich gerade die Söhne über den nächsten Transfer für ihr Fußballspiel auf dem Ipad. Wir haben nur eins, sie müssen sich also nicht nur das Ding teilen (wenn sie es mal haben dürfen), sondern dann eben auch die strategischen Entscheidungen für ihre digitale Fußballkarriere.

Ja, es ist kein Ballerspiel, sondern ein Ballspiel, das freut mich. Aber nur ein bisschen. Denn der Suchtfaktor ist trotzdem immens.

Die meisten Spiele, die schon für Kinder gemacht sind, sind genau so konzipiert, dass sie immer wieder dran müssen, um am Ball zu bleiben. „Nur noch das eine Spiel, Mama“. „Noch eben bis zum Abpfiff“, „Darf ich nochmal GANZ kurz ran, ich muss da nochmal ein Ergebnis checken“. Wer größere Kinder hat, wird das kennen und auf Dauer macht es einfach nur noch mürbe.

Und dabei bin ich überhaupt kein Verteufler der neuen Medien! Ich liebe das Internet. Ich hab schon an vielen Orten gewohnt und halte sehr gern Kontakt zu Menschen. Ich kann übers Netz Kontakt halten zu Freunden aus Berlin, Bogotá oder auf den Bahamas.

Ich bin selbst unglaublich viel am Laptop oder Handy, das Netz ermöglicht es mir, überhaupt so viel Zeit mit meinen Kindern zu verbringen, weil sich vieles in meinem Job dadurch von zu Hause erledigen lässt.

Ich bin FÜR einen guten Umgang von Kindern mit Medien, ich will, dass sie sich damit auskennen, ich bin stolz, wenn sie ein Musikvideo drehen und es danach mit einer App schneiden – das konnte ich mit neun Jahren noch nicht! Ich bin glücklich, wenn sie etwas über Vulkane wissen wollen – und sich dann bei Youtube eine Doku dazu anschauen. Aber alles hat seine Grenzen. Manchmal könnte ich verzweifeln.

Wenn sie morgens nach dem Aufwachen direkt dran wollen. Wenn sie grad daddeln und quasi nicht ansprechbar sind.

Es ist ja auch fast unmöglich, sich dem Ding zu entziehen. Gut, sie haben ihre Handys erst seit fünf Wochen, weil sie demnächst mit dem Linienbus zur Schule und zurück fahren werden. Da ist also noch die Faszination des Neuen. Aber ich habe das Gefühl, die große Begeisterung, dieses magnetische Hingezogenfühlen wird sich auch nach Monaten nicht ändern, denn das Ding ist ja multifunktional!

„Wir wollen draußen ein Wettrennen machen, dürfen wir das Handy mitnehmen, um die Zeit zu stoppen?“

„Wir wollen den Einkaufszettel nachrechnen, dürfen wir das Handy eben für die Taschenrechner-App haben?“

„Wir wollen gar nicht zocken, wir wollen nur eben ein Hörspiel über Spotify hören“

Ja, wie soll man da argumentieren? Es ist eine Wahnsinns-Herausforderung! Ein täglicher Drahtseilakt, eine Kraftanstrengung. Weil wir selbst nicht mit den Dingern aufgewachsen sind, weil wir nur ahnen können, was es mit ihnen macht, wenn sie ständig an den Dingern rumhängen.

Weil wir doch alle irgendwie noch Bullerbü im Kopf haben und wollen, dass sie draußen sind, dass mit aufgeschürften Knien nach Hause kommen, dass sie in Pfützen hüpfen, dass sie im Wald Räuber und Gendarm spielen, dass sie Eichhörnchen beim Nussknacken zusehen, dass sie sich mit Blättern bewerfen, dass sie mit den Nachbarskindern auf dem Bolzplatz kicken.

Und wenn das Handy dann weg ist, sitzen sie da wie amputiert. Kein lachender Flummi hüpft da durch den Raum, der Frösche fressen muss und damit Punkte sammeln kann, die zu einem direkten Erfolgserlebnis führen.

Es gibt keine Siegeshymnen oder Punkte oder Geldausschüttungen, wenn die Spülmaschine adäquat eingeräumt wurde. Und dementsprechend langweilig gestaltet sich eben auch all der analoge Alltag, der neben der Daddelei eben auch noch ansteht. „Was sollen wir denn jetzt machen?“ Meist endet das dann auch noch im Geschwisterstreit, weil der Frust zu groß ist, weil die angestaute Energie raus muss, die auf dem Sofa sitzend eben nicht gefordert wird.

Verpassen sie ihre Kindheit? Oder ist unser Bild von Kindheit einfach überholt? Ist es gerade diese Kombination aus Schule, Hobby und Zocken, die eben heute normal ist – und nicht zu gravierenden Spätfolgen, sondern zu einem abwechslungsreichen Leben führt? Wie kann man für den richtigen Umgang mit den Dingern sorgen, wenn die Kinder ihn selbst nicht finden? Darüber müssen Eltern, müssen wir alle heute täglich nachdenken.

Es ist eine eigene Welt, die sie sich unsere Kinder da erschließen, das ist gar nicht so leicht auszuhalten, weil wir das selbst so nie erlebt haben.

In Momenten, in denen ich darüber explodieren könnte, denke ich dran, dass auch Bücher und Hörspiele mal als Alltagsflucht verteufelt wurden. Dass auch Eltern früher über den TV-Konsum ihrer Kinder verzweifelt sind. Und irgendwie ist die Welt dadurch ja trotzdem nicht stehen geblieben. Versuchen wir also, optimistisch zu bleiben.

 

 

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5 comments

  1. Finde die Eltern sind mit das Problem…
    Meine Tochter ist 10, grad aufs Gymnasium gekommen und hatte bis dato kein Handy da sie das in der Grosstadt nicht wirklich braucht. Eigentlich sollte sie es auch erst zum 11.Geburtstag bekommen aber diverse Nachmittagtermine in der Schule und Absprachen haben ihr nun auch ein Smartphone beschert, ABER: Sie hat kein Internet. Warum auch? Unterwegs braucht sie das nicht, zu Hause kann sie fragen ob sie na den Rechner darf um etwas zu recherschieren. Am ersten Elternabend haben die Lehrer auch von einem Klassenchat abgeraten und es kam beifälliges Nicken. Aber was ist die Realität? Fast alle Kinder haben eine Flatrate, teilweise bessere Smartphones als ich da ja die Eltern immer einen Grund für ein eigenes neues Handy haben und ihr abgelegtes weitergeben, in der ersten Woche wurde ein Klassenchat eingerichtet so dass Kinder nicht mal mehr anrufen sondern nur hin-und herschreiben und die Eltern, die bei jedem Pups von ihren Kids angerufen warden wollen haben die Dinger auch ständig in der Hand. Und wir rden hier nicht von irgendwelchen bildungsfernen Gegenden. Macht das Handy dümmer? Keine Ahnung, aber wenn ich sehe, dass sich innerhalb weniger Wochen die Kids nicht mehr normal unterhalten / anrufen/ austauschen können ist es einfach nur traurig. Das Handy meiner Tochter kann im Augenblick telefonieren und SMS schreiben, natürlich auch mal ein Foto machen aber das wars – und das ist auch gut so.

  2. Genau das Thema unserer Sommerferien
    Meine beiden Jungs, 7 und 4, sind auch total scharf drauf. Angesichts der Möglichkeit, auf dem Laptop Filmchen zu schauen, sind Freibad, Badesee, alles andere langweilig. So traurig.

  3. Smarthones machen unglücklich
    Mein Mann und ich haben uns vorgenommen, dass Smartphones vor der weiterführenden Schule gar kein Thema werden sollen. Wie es dann aussieht, wissen wir allerdings auch noch nicht.

    Was mich unruhig macht, ist die Tatsache, dass Smartphone unglücklich machen. Ist es überhaupt eine Tatsache? Hm… Vielleicht ist es auch nur ein Gefühl. Man muss immer wieder checken, ob jemand geschrieben hat, wie der Spielstand ist, ob jemand das Foto geliked hat, was es so im Onlineshop gibt, was bei Facebook geschrieben wird ect. Man verbringt Stunden um Stunden an dem Ding, regt sich über Menschen im Internet auf oder scrollt gelangweilt mal hier und mal dort.

    Dass man coole Tools dank Smartphone nutzen kann, stelle ich dabei nicht in Frage. Das ist wiederum toll.

  4. sehr kritisch
    Ich kenne jetzt nicht das genaue Alter der Kinder, deswegen kann ich nichts zu dem konkreten Fall sagen. Aber meiner Meinung nach gehen die meisten Eltern heutzutage mit den (neuen) Medien zu sorglos um – insbesondere wenn es um Spiele geht. Ich habe selbst meinen jüngeren Bruder an die Internetsucht „verloren“ und deswegen werde ich bei meinen Söhnen höllisch aufpassen. Dass die (neuen) Medien die Gehirnstruktur verändern, die Aufmerksamkeitsspanne verkürzen und die Empathiefähigkeit reduzieren, ist hinlängst bekannt. Darum versuchen wir, unsere Kinder so analog wie möglich zu erziehen – Hörspielkassetten statt MP3, Bücher statt Fernsehen, Festnetztelefon statt Handy (oder wenn es denn irgendwann nicht anders geht einen Knochen, aber so lange wie möglich kein Smartphone). Ok, unser älterer Sohn ist noch nicht mal 4, daher kann ich vielleicht noch nicht wirklich mitreden. Aber bereits jetzt stelle ich fest, dass er im Vergleich zu Gleichaltrigen, die schon regelmäßig zuhause (Batman-)Serien o.ä. schauen dürfen oder mit dem Ipad das Wochenende verbringen (ja das gibts!), viel unbeschwerter wirkt. Meine Meinung: Je digital- und werbefreier eine Kindheit, desto besser!

    1. … das dachte ich auch lange…
      … und auch wir haben es so gehandhabt bzw. auch gut handhaben können (mangels Zuträgen durch das Umfeld) bis unsere Große ungefähr 5 1/2 war. Jetzt ist sie 7. Gerade in die zweite Klasse gekommen.
      Seit der ersten Klasse haben die Kinder eine Mathe und Deutsch Lern App. Von der Schule genutzt. Und diese soll auch ab und an zu Hause genutzt werden. Und schon sind wir dabei – mit der Nutzung des Laptops bzw. Tablets. Das war sooo auch nicht geplant von uns 🙂 In den Sommerferien standen wir vor der Frage nach dem unterwegs-Musik/Hörbuch-hören. Ich hab einen alten MP3-Player ausgekramt. Den kann sie einfach noch nicht bedienen. Also hab ich von einem ganz alten Smartphone alles gelöscht bis auf den Musikplayer. Nun hört sie darüber ihre Musik – aber nur, wenn sie davon keine CD hat! Dennoch, für sie ist es ein Handy. Und auch wenn dort gerade nichts anderes drauf geht, weiß sie, dass es auch mehr Funktionen haben kann. Zack. Schon wieder sind wir dabei 🙂
      Zwei Mädchen in ihrer Klasse haben nun ein Handy (weil sie es dürfen, nicht weil sie es brauchen! und natürlich kein „Knochen“, sondern ein Smartphone). Wir wussten, der Tag würde schneller kommen als es uns lieb ist, und wir wussten auch, dass die Mehrheit der Eltern keinen „Knochen“ ausgräbt, sondern ein altes/einfaches Smartphone weiterreichen wird. Nur dass er so schnell kommt, das hatten wir nicht auf dem Schirm. Schade. Denn nun gehen sie los, die Diskussionen. Nicht ständig, aber immer mal wieder. Wir werden es noch ein Weilchen aushalten. Nur wird das Weilchen dann sicherlich doch nicht so lange sein, wie vor zwei oder drei Jahren mal geplant 🙂
      Und dann gibts ja noch die Kleine, die bereits ganz anders aufwächst mit dem Thema, nicht nur durch ihre große Schwester, sondern auch weil wir Eltern seit ein paar Jahren auch Smartphones haben. Und schnell mala m Tablet was nachsehen anstatt erst zum PC zu laufen. Und ja, sie weiß auch, wie man auf den Teilen „wischt“ 🙂 Und darf (sehr selten!) auch gern mal eine App bespielen. Generell können wir zum Glück noch sagen, dass im Frühjahr und Sommer so gut wie alle elektronischen Geräte uninteressant sind und wenn dann eher in der dunklen Jahreszeit einmal mehr danach gegriffen wird. Ich schließe mich also euch allen an:
      Die Schwierigkeit ist wirklich, wie findet man den richtigen zeitlichen Umgang damit. Und ich glaube, hier muss wirklich jede Familie ihren eigenen Weg finden, und den gar nicht erst anfangen zu diskutieren. Andere Familie, andere Regeln. Und das ist völlig ok so. So lange wir uns des Themas bewusst sind (und somit ja uns auch damit beschäftigen), ist der erste Schritt zum achtsamen Umgang ja schon mal getan.

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